lich die im Vertrage anzugelobende Freundschaft halten und in solchem Falle seine guten Dienste zu Gunsten Siam's interponiren. Die Worte des Königs wurden vom zweiten Phra-klan leise Herrn Smith wiederholt, der die Antworten des Gesandten auf demselben Wege zurückgab. -- Zum Schluss las der König aus einem grossen Buch die dem Gesandten übergebene Antwort auf seine Anrede ab.
"Der Gesandtschaft des Königs von Preussen sei kund gethan!
Schon vor einigen Jahren wurde in Siam aus sicherer Quelle bekannt, dass Seine Majestät der König von Preussen den Wunsch hegten, mit Uns, dem König von Siam, Freundschaft zu schliessen; dass Er eine Gesandtschaft mit drei Schiffen geschickt habe, einen Freundschaftsvertrag mit uns abzuschliessen, um so dem Verkehr zwi- schen den Unterthanen beider Länder eine Bahn zu öffnen und den- selben zum Vortheil beider zu fördern, auf dass den vertragschliessenden Völkern Ruhm daraus erwachse. Nach Empfang dieser Nachricht haben wir, König von Siam, und unsere Minister schon vor mehr als einem Jahr mit Vergnügen Vorbereitungen für den Empfang der preussischen Gesandtschaft getroffen.
Nunmehr sind der Gesandte Graf zu Eulenburg und andere hohe Beamten in diesem Lande angekommen und in meiner Gegen- wart erschienen, sowie in Gegenwart der königlichen Prinzen und der Minister, die sämmtlich in standesgemässem Anzug, versehen mit allen Abzeichen ihres Ranges und ihrer Würde sich eingefunden haben, um hier in diesem grossen Audienzsaal das Schreiben und die Ge- sandtschaft des Königs von Preussen mit Ehren zu empfangen.
Wir, König von Siam, nahmen so eben aus den Händen des Gesandten ein Schreiben Seiner Majestät des Königs von Preussen in Empfang, und sind hoch erfreut über die uns durch dasselbe er- wiesene Ehre. Von dem Wunsche geleitet, die gebotene Freundschaft anzunehmen, werden wir uns den Inhalt des Briefes zu eigen machen und wollen gern den von Seiner Majestät dem König von Preussen aus- gesprochenen Wünschen in Allem willfahren, was zulässig ist. Wir wollen befähigte Männer ernennen, einen Vertrag zu berathen und abzuschliessen, ähnlich den mit den Herrschern anderer europäischer Staaten bereits geschlossenen Verträgen. Diese Personen sollen Voll- machten erhalten, sich mit dem Gesandten Preussens zu verständigen und unverzüglich einen Vertrag zu schliessen. -- Ferner vernahmen wir, dass das Betragen der Beamten, welche beauftragt waren, den Gesandten zu empfangen und das königliche Schreiben mit gebührenden Ehren bis vor uns zu geleiten, Allen zur Zufriedenheit gereicht hat, was uns zu besonderem Wohlgefallen gereicht.
XXI. Feierliche Audienz.
lich die im Vertrage anzugelobende Freundschaft halten und in solchem Falle seine guten Dienste zu Gunsten Siam’s interponiren. Die Worte des Königs wurden vom zweiten Phra-klaṅ leise Herrn Smith wiederholt, der die Antworten des Gesandten auf demselben Wege zurückgab. — Zum Schluss las der König aus einem grossen Buch die dem Gesandten übergebene Antwort auf seine Anrede ab.
»Der Gesandtschaft des Königs von Preussen sei kund gethan!
Schon vor einigen Jahren wurde in Siam aus sicherer Quelle bekannt, dass Seine Majestät der König von Preussen den Wunsch hegten, mit Uns, dem König von Siam, Freundschaft zu schliessen; dass Er eine Gesandtschaft mit drei Schiffen geschickt habe, einen Freundschaftsvertrag mit uns abzuschliessen, um so dem Verkehr zwi- schen den Unterthanen beider Länder eine Bahn zu öffnen und den- selben zum Vortheil beider zu fördern, auf dass den vertragschliessenden Völkern Ruhm daraus erwachse. Nach Empfang dieser Nachricht haben wir, König von Siam, und unsere Minister schon vor mehr als einem Jahr mit Vergnügen Vorbereitungen für den Empfang der preussischen Gesandtschaft getroffen.
Nunmehr sind der Gesandte Graf zu Eulenburg und andere hohe Beamten in diesem Lande angekommen und in meiner Gegen- wart erschienen, sowie in Gegenwart der königlichen Prinzen und der Minister, die sämmtlich in standesgemässem Anzug, versehen mit allen Abzeichen ihres Ranges und ihrer Würde sich eingefunden haben, um hier in diesem grossen Audienzsaal das Schreiben und die Ge- sandtschaft des Königs von Preussen mit Ehren zu empfangen.
Wir, König von Siam, nahmen so eben aus den Händen des Gesandten ein Schreiben Seiner Majestät des Königs von Preussen in Empfang, und sind hoch erfreut über die uns durch dasselbe er- wiesene Ehre. Von dem Wunsche geleitet, die gebotene Freundschaft anzunehmen, werden wir uns den Inhalt des Briefes zu eigen machen und wollen gern den von Seiner Majestät dem König von Preussen aus- gesprochenen Wünschen in Allem willfahren, was zulässig ist. Wir wollen befähigte Männer ernennen, einen Vertrag zu berathen und abzuschliessen, ähnlich den mit den Herrschern anderer europäischer Staaten bereits geschlossenen Verträgen. Diese Personen sollen Voll- machten erhalten, sich mit dem Gesandten Preussens zu verständigen und unverzüglich einen Vertrag zu schliessen. — Ferner vernahmen wir, dass das Betragen der Beamten, welche beauftragt waren, den Gesandten zu empfangen und das königliche Schreiben mit gebührenden Ehren bis vor uns zu geleiten, Allen zur Zufriedenheit gereicht hat, was uns zu besonderem Wohlgefallen gereicht.
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solchem Falle seine guten Dienste zu Gunsten Siam’s interponiren.
Die Worte des Königs wurden vom zweiten Phra-klaṅ leise Herrn
Smith wiederholt, der die Antworten des Gesandten auf demselben
Wege zurückgab. — Zum Schluss las der König aus einem grossen
Buch die dem Gesandten übergebene Antwort auf seine Anrede ab.
»Der Gesandtschaft des Königs von Preussen sei kund gethan!
Schon vor einigen Jahren wurde in Siam aus sicherer Quelle
bekannt, dass Seine Majestät der König von Preussen den Wunsch
hegten, mit Uns, dem König von Siam, Freundschaft zu schliessen;
dass Er eine Gesandtschaft mit drei Schiffen geschickt habe, einen
Freundschaftsvertrag mit uns abzuschliessen, um so dem Verkehr zwi-
schen den Unterthanen beider Länder eine Bahn zu öffnen und den-
selben zum Vortheil beider zu fördern, auf dass den vertragschliessenden
Völkern Ruhm daraus erwachse. Nach Empfang dieser Nachricht
haben wir, König von Siam, und unsere Minister schon vor mehr als
einem Jahr mit Vergnügen Vorbereitungen für den Empfang der
preussischen Gesandtschaft getroffen.
Nunmehr sind der Gesandte Graf zu Eulenburg und andere
hohe Beamten in diesem Lande angekommen und in meiner Gegen-
wart erschienen, sowie in Gegenwart der königlichen Prinzen und der
Minister, die sämmtlich in standesgemässem Anzug, versehen mit
allen Abzeichen ihres Ranges und ihrer Würde sich eingefunden haben,
um hier in diesem grossen Audienzsaal das Schreiben und die Ge-
sandtschaft des Königs von Preussen mit Ehren zu empfangen.
Wir, König von Siam, nahmen so eben aus den Händen des
Gesandten ein Schreiben Seiner Majestät des Königs von Preussen in
Empfang, und sind hoch erfreut über die uns durch dasselbe er-
wiesene Ehre. Von dem Wunsche geleitet, die gebotene Freundschaft
anzunehmen, werden wir uns den Inhalt des Briefes zu eigen machen und
wollen gern den von Seiner Majestät dem König von Preussen aus-
gesprochenen Wünschen in Allem willfahren, was zulässig ist. Wir
wollen befähigte Männer ernennen, einen Vertrag zu berathen und
abzuschliessen, ähnlich den mit den Herrschern anderer europäischer
Staaten bereits geschlossenen Verträgen. Diese Personen sollen Voll-
machten erhalten, sich mit dem Gesandten Preussens zu verständigen
und unverzüglich einen Vertrag zu schliessen. — Ferner vernahmen
wir, dass das Betragen der Beamten, welche beauftragt waren, den
Gesandten zu empfangen und das königliche Schreiben mit gebührenden
Ehren bis vor uns zu geleiten, Allen zur Zufriedenheit gereicht hat,
was uns zu besonderem Wohlgefallen gereicht.
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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/283>, abgerufen am 16.02.2025.
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