späteren; nur mussten die Engländer auf dem Teppich am Boden sitzen und dreimal grüssend mit erhobenen Händen die Stirn be- rühren. Der König that herkömmliche Fragen und schloss mit der Aeusserung, er freue sich einen Gesandten des General-Gouverneurs zu sehen; dem Phra-klan möge derselbe seine Anträge machen; Siam brauche vor Allem Feuerwaffen. -- Während der Audienz hatte es geregnet; nachher wurden die Engländer zwei Stunden lang in den weitläufigen Strassen und Plätzen der königlichen Stadt, deren Herrlichkeiten sie bewundern sollten, ohne Schuhe durch Pfützen und über glühende Steinplatten herumgezerrt.
Crawfurd's Anträge gingen auf freien Handelsverkehr und Ermässigung der Zölle. Anfangs wollte man ihm gar keine schrift- lichen Zusagen geben, sondern den General-Gouverneur nur brief- lich auf die mündlichen Verabredungen mit seinem Agenten ver- weisen. Dieser erwirkte endlich ein Schreiben des Zolldirectors, das bindende Kraft haben sollte: alle englischen Schiffe müssten in Paknam visitirt werden und ihre Geschütze und Waffen ausliefern; dann würde der Zolldirector in Bankok die Geschäfte der fremden Kaufleute fördern; die Zölle sollten nicht erhöht werden. In der portugiesischen Uebersetzung stand von der Vermittelung des Zoll- directors kein Wort; nach ihr schien der freie Verkehr wirklich zugestanden. -- Mündlich hatte der Phra-klan zwar nicht diesen Punct, wohl aber die Ermässigung der Einfuhrzölle von 8 auf 6 Procent versprochen, welche zwei Jahre vorher einem portugie- sischen Agenten gewährt wurde. Seitdem war aber kein portu- giesisches Schiff erschienen und der Phra-klan steifte sich lange darauf, dass für englische die Ermässigung nur eintreten solle, wenn jährlich fünf Schiffe kämen. In jenem Schreiben stand kein Wort davon. -- Practische Folgen hatte die Sendung durchaus nicht; der Phra-klan, welcher die Verhandlungen leitete, zog allzugrossen Vortheil aus den herkömmlichen Bedrückungen. Auf consularische Vertretung zu dringen trug Crawfurd Bedenken we- gen der Misshelligkeiten, die aus der Behandlung eines Repräsen- tanten der englischen Regierung erwachsen könnten: ein portugie- sischer Consul, den die Siamesen nach einem 1820 getroffenen Ab- kommen als Vorsteher der angesiedelten Gemeinde duldeten, genoss gar kein Ansehn und musste sich Alles bieten lassen.
Zu einer schriftlichen Erwiederung an den General-Gou- verneur liess der König sich nicht herab; der Phra-klan wollte
späteren; nur mussten die Engländer auf dem Teppich am Boden sitzen und dreimal grüssend mit erhobenen Händen die Stirn be- rühren. Der König that herkömmliche Fragen und schloss mit der Aeusserung, er freue sich einen Gesandten des General-Gouverneurs zu sehen; dem Phra-klaṅ möge derselbe seine Anträge machen; Siam brauche vor Allem Feuerwaffen. — Während der Audienz hatte es geregnet; nachher wurden die Engländer zwei Stunden lang in den weitläufigen Strassen und Plätzen der königlichen Stadt, deren Herrlichkeiten sie bewundern sollten, ohne Schuhe durch Pfützen und über glühende Steinplatten herumgezerrt.
Crawfurd’s Anträge gingen auf freien Handelsverkehr und Ermässigung der Zölle. Anfangs wollte man ihm gar keine schrift- lichen Zusagen geben, sondern den General-Gouverneur nur brief- lich auf die mündlichen Verabredungen mit seinem Agenten ver- weisen. Dieser erwirkte endlich ein Schreiben des Zolldirectors, das bindende Kraft haben sollte: alle englischen Schiffe müssten in Paknam visitirt werden und ihre Geschütze und Waffen ausliefern; dann würde der Zolldirector in Baṅkok die Geschäfte der fremden Kaufleute fördern; die Zölle sollten nicht erhöht werden. In der portugiesischen Uebersetzung stand von der Vermittelung des Zoll- directors kein Wort; nach ihr schien der freie Verkehr wirklich zugestanden. — Mündlich hatte der Phra-klaṅ zwar nicht diesen Punct, wohl aber die Ermässigung der Einfuhrzölle von 8 auf 6 Procent versprochen, welche zwei Jahre vorher einem portugie- sischen Agenten gewährt wurde. Seitdem war aber kein portu- giesisches Schiff erschienen und der Phra-klaṅ steifte sich lange darauf, dass für englische die Ermässigung nur eintreten solle, wenn jährlich fünf Schiffe kämen. In jenem Schreiben stand kein Wort davon. — Practische Folgen hatte die Sendung durchaus nicht; der Phra-klaṅ, welcher die Verhandlungen leitete, zog allzugrossen Vortheil aus den herkömmlichen Bedrückungen. Auf consularische Vertretung zu dringen trug Crawfurd Bedenken we- gen der Misshelligkeiten, die aus der Behandlung eines Repräsen- tanten der englischen Regierung erwachsen könnten: ein portugie- sischer Consul, den die Siamesen nach einem 1820 getroffenen Ab- kommen als Vorsteher der angesiedelten Gemeinde duldeten, genoss gar kein Ansehn und musste sich Alles bieten lassen.
Zu einer schriftlichen Erwiederung an den General-Gou- verneur liess der König sich nicht herab; der Phra-klaṅ wollte
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XXI. Crawfurds Erfolge.
späteren; nur mussten die Engländer auf dem Teppich am Boden
sitzen und dreimal grüssend mit erhobenen Händen die Stirn be-
rühren. Der König that herkömmliche Fragen und schloss mit der
Aeusserung, er freue sich einen Gesandten des General-Gouverneurs
zu sehen; dem Phra-klaṅ möge derselbe seine Anträge machen; Siam
brauche vor Allem Feuerwaffen. — Während der Audienz hatte es
geregnet; nachher wurden die Engländer zwei Stunden lang in den
weitläufigen Strassen und Plätzen der königlichen Stadt, deren
Herrlichkeiten sie bewundern sollten, ohne Schuhe durch Pfützen
und über glühende Steinplatten herumgezerrt.
Crawfurd’s Anträge gingen auf freien Handelsverkehr und
Ermässigung der Zölle. Anfangs wollte man ihm gar keine schrift-
lichen Zusagen geben, sondern den General-Gouverneur nur brief-
lich auf die mündlichen Verabredungen mit seinem Agenten ver-
weisen. Dieser erwirkte endlich ein Schreiben des Zolldirectors,
das bindende Kraft haben sollte: alle englischen Schiffe müssten in
Paknam visitirt werden und ihre Geschütze und Waffen ausliefern;
dann würde der Zolldirector in Baṅkok die Geschäfte der fremden
Kaufleute fördern; die Zölle sollten nicht erhöht werden. In der
portugiesischen Uebersetzung stand von der Vermittelung des Zoll-
directors kein Wort; nach ihr schien der freie Verkehr wirklich
zugestanden. — Mündlich hatte der Phra-klaṅ zwar nicht diesen
Punct, wohl aber die Ermässigung der Einfuhrzölle von 8 auf 6
Procent versprochen, welche zwei Jahre vorher einem portugie-
sischen Agenten gewährt wurde. Seitdem war aber kein portu-
giesisches Schiff erschienen und der Phra-klaṅ steifte sich lange
darauf, dass für englische die Ermässigung nur eintreten solle,
wenn jährlich fünf Schiffe kämen. In jenem Schreiben stand kein
Wort davon. — Practische Folgen hatte die Sendung durchaus
nicht; der Phra-klaṅ, welcher die Verhandlungen leitete, zog
allzugrossen Vortheil aus den herkömmlichen Bedrückungen. Auf
consularische Vertretung zu dringen trug Crawfurd Bedenken we-
gen der Misshelligkeiten, die aus der Behandlung eines Repräsen-
tanten der englischen Regierung erwachsen könnten: ein portugie-
sischer Consul, den die Siamesen nach einem 1820 getroffenen Ab-
kommen als Vorsteher der angesiedelten Gemeinde duldeten, genoss
gar kein Ansehn und musste sich Alles bieten lassen.
Zu einer schriftlichen Erwiederung an den General-Gou-
verneur liess der König sich nicht herab; der Phra-klaṅ wollte
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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/261>, abgerufen am 16.02.2025.
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