Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.XXI. Rückkehr der siamesischen Gesandten. Saigun gehen werde. -- Das Kriegsschiff mit der siamesischenGesandtschaft hatte auch französiche Truppen für Cochinchina an Bord. Die Gesandten brachten ein Schreiben des Kaisers Napoleon, das Grosskreuz der Ehrenlegion für den Ersten und das Officier- kreuz für den Zweiten König; das Schreiben wurde in feierlicher Procession eingeholt und mit den Ordens-Insignien dem Ersten König von seinen heimkehrenden Grossen überreicht. -- Der Capitän des französischen Kriegsschiffes hatte irrthümlich geglaubt an dieser Feierlichkeit Theil nehmen zu müssen, und kam mit 17 Officieren und 50 Soldaten nach Bankok; die überraschten Behörden sahen sich genöthigt, denselben auf des Consuls dringendes Ersuchen das für die preussische Gesandtschaft bestimmte Haus einzuräumen. Zum feierlichen Empfang der Franzosen war keine Veranlassung; sie hatten keinen Auftrag an den König und besuchten die Stadt nur zu ihrem Vergnügen; denn das kaiserliche Schreiben und die Ordens-Insignien wurden den siamesischen Gesandten schon in Paris eingehändigt. Der Erste König ertheilte den Officieren jedoch eine Privataudienz und verliess bald darauf Bankok, um weiteren Berüh- rungen auszuweichen. Die Reibungen mit den französischen Behörden dauerten noch Portugiesische Ansiedler sollen schon während der Belage- 56) Das Buch der Mrs. Leonowens, The English governess at the Siamese court,
London 1870, giebt darüber weiteren Aufschluss. XXI. Rückkehr der siamesischen Gesandten. Saigun gehen werde. — Das Kriegsschiff mit der siamesischenGesandtschaft hatte auch französiche Truppen für Cochinchina an Bord. Die Gesandten brachten ein Schreiben des Kaisers Napoleon, das Grosskreuz der Ehrenlegion für den Ersten und das Officier- kreuz für den Zweiten König; das Schreiben wurde in feierlicher Procession eingeholt und mit den Ordens-Insignien dem Ersten König von seinen heimkehrenden Grossen überreicht. — Der Capitän des französischen Kriegsschiffes hatte irrthümlich geglaubt an dieser Feierlichkeit Theil nehmen zu müssen, und kam mit 17 Officieren und 50 Soldaten nach Baṅkok; die überraschten Behörden sahen sich genöthigt, denselben auf des Consuls dringendes Ersuchen das für die preussische Gesandtschaft bestimmte Haus einzuräumen. Zum feierlichen Empfang der Franzosen war keine Veranlassung; sie hatten keinen Auftrag an den König und besuchten die Stadt nur zu ihrem Vergnügen; denn das kaiserliche Schreiben und die Ordens-Insignien wurden den siamesischen Gesandten schon in Paris eingehändigt. Der Erste König ertheilte den Officieren jedoch eine Privataudienz und verliess bald darauf Baṅkok, um weiteren Berüh- rungen auszuweichen. Die Reibungen mit den französischen Behörden dauerten noch Portugiesische Ansiedler sollen schon während der Belage- 56) Das Buch der Mrs. Leonowens, The English governess at the Siamese court,
London 1870, giebt darüber weiteren Aufschluss. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0249" n="235"/><fw place="top" type="header">XXI. Rückkehr der siamesischen Gesandten.</fw><lb/><hi rendition="#k"><placeName>Saigun</placeName></hi> gehen werde. — Das Kriegsschiff mit der siamesischen<lb/> Gesandtschaft hatte auch französiche Truppen für <placeName>Cochinchina</placeName> an<lb/> Bord. Die Gesandten brachten ein Schreiben des Kaisers <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118586416">Napoleon</persName>,<lb/> das Grosskreuz der Ehrenlegion für den Ersten und das Officier-<lb/> kreuz für den Zweiten König; das Schreiben wurde in feierlicher<lb/> Procession eingeholt und mit den Ordens-Insignien dem Ersten<lb/> König von seinen heimkehrenden Grossen überreicht. — Der Capitän<lb/> des französischen Kriegsschiffes hatte irrthümlich geglaubt an dieser<lb/> Feierlichkeit Theil nehmen zu müssen, und kam mit 17 Officieren<lb/> und 50 Soldaten nach <hi rendition="#k"><placeName>Baṅkok</placeName></hi>; die überraschten Behörden sahen<lb/> sich genöthigt, denselben auf des Consuls dringendes Ersuchen das<lb/> für die preussische Gesandtschaft bestimmte Haus einzuräumen.<lb/> Zum feierlichen Empfang der Franzosen war keine <choice><sic>Veranlassuug</sic><corr>Veranlassung</corr></choice>;<lb/> sie hatten keinen Auftrag an den König und besuchten die Stadt<lb/> nur zu ihrem Vergnügen; denn das kaiserliche Schreiben und die<lb/> Ordens-Insignien wurden den siamesischen Gesandten schon in <placeName>Paris</placeName><lb/> eingehändigt. Der Erste König ertheilte den Officieren jedoch eine<lb/> Privataudienz und verliess bald darauf <hi rendition="#k"><placeName>Baṅkok</placeName></hi>, um weiteren Berüh-<lb/> rungen auszuweichen.</p><lb/> <p>Die Reibungen mit den französischen Behörden dauerten noch<lb/> Jahre; im Palast kam es zu peinlichen Auftritten, der gekränkte<lb/> König gab seinem Aerger schriftlich den heftigsten Ausdruck.<note place="foot" n="56)">Das Buch der Mrs. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119152959">Leonowens</persName>, The English governess at the Siamese court,<lb/><placeName>London</placeName> 1870, giebt darüber weiteren Aufschluss.</note><lb/> Zwischen <hi rendition="#k"><placeName>Siam</placeName></hi> und <placeName>Frankreich</placeName> lebt eben ein alter Groll.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Portugiesische Ansiedler sollen schon während der Belage-<lb/> rung von <placeName>Malacca</placeName> nach <hi rendition="#k"><placeName>Siam</placeName></hi> gekommen sein, wo sie in verschie-<lb/> denen Landestheilen Factoreien gründeten und Kirchen bauten.<lb/> Die Landesherren scheinen die Einwanderung begünstigt und selbst<lb/> der Bekehrung ihrer Unterthanen zum Christenthum nicht entgegen-<lb/> gewirkt zu haben; in der Hauptstadt <hi rendition="#k"><placeName>Ayutia</placeName></hi> wuchs eine zahlreiche<lb/> Gemeinde heran, die sich durch Heirathen mit den Landestöch-<lb/> tern stark vermehrte. Portugiesische Feldhauptleute und Söldner<lb/> dienten im 16. Jahrhundert vielfach den siamesischen Königen;<lb/> der Handel der Portugiesen blühte bis zur Ankunft der Holländer,<lb/> welche auch hier von ihnen verschwärzt und angefeindet wurden.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [235/0249]
XXI. Rückkehr der siamesischen Gesandten.
Saigun gehen werde. — Das Kriegsschiff mit der siamesischen
Gesandtschaft hatte auch französiche Truppen für Cochinchina an
Bord. Die Gesandten brachten ein Schreiben des Kaisers Napoleon,
das Grosskreuz der Ehrenlegion für den Ersten und das Officier-
kreuz für den Zweiten König; das Schreiben wurde in feierlicher
Procession eingeholt und mit den Ordens-Insignien dem Ersten
König von seinen heimkehrenden Grossen überreicht. — Der Capitän
des französischen Kriegsschiffes hatte irrthümlich geglaubt an dieser
Feierlichkeit Theil nehmen zu müssen, und kam mit 17 Officieren
und 50 Soldaten nach Baṅkok; die überraschten Behörden sahen
sich genöthigt, denselben auf des Consuls dringendes Ersuchen das
für die preussische Gesandtschaft bestimmte Haus einzuräumen.
Zum feierlichen Empfang der Franzosen war keine Veranlassung;
sie hatten keinen Auftrag an den König und besuchten die Stadt
nur zu ihrem Vergnügen; denn das kaiserliche Schreiben und die
Ordens-Insignien wurden den siamesischen Gesandten schon in Paris
eingehändigt. Der Erste König ertheilte den Officieren jedoch eine
Privataudienz und verliess bald darauf Baṅkok, um weiteren Berüh-
rungen auszuweichen.
Die Reibungen mit den französischen Behörden dauerten noch
Jahre; im Palast kam es zu peinlichen Auftritten, der gekränkte
König gab seinem Aerger schriftlich den heftigsten Ausdruck. 56)
Zwischen Siam und Frankreich lebt eben ein alter Groll.
Portugiesische Ansiedler sollen schon während der Belage-
rung von Malacca nach Siam gekommen sein, wo sie in verschie-
denen Landestheilen Factoreien gründeten und Kirchen bauten.
Die Landesherren scheinen die Einwanderung begünstigt und selbst
der Bekehrung ihrer Unterthanen zum Christenthum nicht entgegen-
gewirkt zu haben; in der Hauptstadt Ayutia wuchs eine zahlreiche
Gemeinde heran, die sich durch Heirathen mit den Landestöch-
tern stark vermehrte. Portugiesische Feldhauptleute und Söldner
dienten im 16. Jahrhundert vielfach den siamesischen Königen;
der Handel der Portugiesen blühte bis zur Ankunft der Holländer,
welche auch hier von ihnen verschwärzt und angefeindet wurden.
56) Das Buch der Mrs. Leonowens, The English governess at the Siamese court,
London 1870, giebt darüber weiteren Aufschluss.
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