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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Denkschriften gegen des Kaisers Flucht. XIX.
ist, nicht erwarten, dass die Polizei der Landstrassen in vollkommener
Ordnung sei. Eine Reise nach Dzehol wurde seit derjenigen des dahin-
geschiedenen Kaisers Tau-kwan vor vierzig Jahren nicht gemacht; die
grosse Zahl der Wagen und Pferde wird die Bewohner der Gegenden
durch welche sie kommen, sehr überraschen und erschrecken. Es
heisst ferner, dass die Bevölkerung bei Dzehol bei weitem nicht mehr
so ordnungsliebend ist, wie früher. Räubereien an den Landstrassen
sind häufig geworden. Die durch den Ausfall in den Bergwerken dem
Elend preisgegebenen Menschen rotten sich zu Zehn und zu Hunderten
zusammen und treiben sich Unruhen erregend herum.

Wenn Deiner Majestät ein plötzliches Unglück zustiesse oder
wenn Spione die Nachricht von Deiner Abwesenheit brächten, so wür-
den die Barbaren zu neuen Unternehmungen ermuthigt werden.

Wenn die Erörterungen über den Austausch der Verträge zu
erfolgreichem Abschluss gebracht werden sollten, so würde es grosse
Missstände verursachen, wenn auf Deiner Majestät Befehle lange ge-
wartet werden müsste.

Das ist der dritte Grund gegen die Reise.

Seit Beginn des Krieges (wörtlich, des Aufruhrs) wurde der
Schatz mehr und mehr belastet, und es ist sehr schwierig die noth-
wendigen Ausgaben in der Hauptstadt zu bestreiten.

Dzehol ist der Sammelplatz der Mongolen, welche, wie es heisst,
in den Zeiten des Kien-lon und Kia-kin bei jeder Reise mit Ge-
schenken im Belang von mehrmals zehn Millionen bedacht wurden.
Der Zustand der Finanzen würde jetzt nicht erlauben diese Regel zu
befolgen, und es wäre schwierig, die Unzufriedenheit der Tribut-
pflichtigen über den Verlust des Geschenkes Deiner Majestät zu be-
schwichtigen.

Ferner: das erforderliche Geleit an Officieren, Truppen und
Trabanten würde über 10,000 stark sein, von denen Viele, wenn Mangel
an Vorräthen einträte, nicht am Durchgehen verhindert werden könnten.

Endlich: ein grosses Stück Weges liegt längs der Grenze, wo
sich Banditen nach Willkür herumtreiben, durch welche irgend ein
unerwarteter Streich ausgeführt werden könnte.

Diese Betrachtungen bilden den vierten Grund gegen die vor-
geschlagene Reise.

Möge nicht vorausgesetzt werden, dass Deine Minister ge-
wichtige Argumente ohne Rücksicht auf Deiner Majestät Gefahr in einer
bedenklichen Lage geltend machen, noch dass sie irgend etwas gegen
eine gewöhnliche friedliche Reise vorbringen würden, wie sie in früheren
Zeiten üblich war.

Denkschriften gegen des Kaisers Flucht. XIX.
ist, nicht erwarten, dass die Polizei der Landstrassen in vollkommener
Ordnung sei. Eine Reise nach Džehol wurde seit derjenigen des dahin-
geschiedenen Kaisers Tau-kwaṅ vor vierzig Jahren nicht gemacht; die
grosse Zahl der Wagen und Pferde wird die Bewohner der Gegenden
durch welche sie kommen, sehr überraschen und erschrecken. Es
heisst ferner, dass die Bevölkerung bei Džehol bei weitem nicht mehr
so ordnungsliebend ist, wie früher. Räubereien an den Landstrassen
sind häufig geworden. Die durch den Ausfall in den Bergwerken dem
Elend preisgegebenen Menschen rotten sich zu Zehn und zu Hunderten
zusammen und treiben sich Unruhen erregend herum.

Wenn Deiner Majestät ein plötzliches Unglück zustiesse oder
wenn Spione die Nachricht von Deiner Abwesenheit brächten, so wür-
den die Barbaren zu neuen Unternehmungen ermuthigt werden.

Wenn die Erörterungen über den Austausch der Verträge zu
erfolgreichem Abschluss gebracht werden sollten, so würde es grosse
Missstände verursachen, wenn auf Deiner Majestät Befehle lange ge-
wartet werden müsste.

Das ist der dritte Grund gegen die Reise.

Seit Beginn des Krieges (wörtlich, des Aufruhrs) wurde der
Schatz mehr und mehr belastet, und es ist sehr schwierig die noth-
wendigen Ausgaben in der Hauptstadt zu bestreiten.

Džehol ist der Sammelplatz der Mongolen, welche, wie es heisst,
in den Zeiten des Kien-loṅ und Kia-kiṅ bei jeder Reise mit Ge-
schenken im Belang von mehrmals zehn Millionen bedacht wurden.
Der Zustand der Finanzen würde jetzt nicht erlauben diese Regel zu
befolgen, und es wäre schwierig, die Unzufriedenheit der Tribut-
pflichtigen über den Verlust des Geschenkes Deiner Majestät zu be-
schwichtigen.

Ferner: das erforderliche Geleit an Officieren, Truppen und
Trabanten würde über 10,000 stark sein, von denen Viele, wenn Mangel
an Vorräthen einträte, nicht am Durchgehen verhindert werden könnten.

Endlich: ein grosses Stück Weges liegt längs der Grenze, wo
sich Banditen nach Willkür herumtreiben, durch welche irgend ein
unerwarteter Streich ausgeführt werden könnte.

Diese Betrachtungen bilden den vierten Grund gegen die vor-
geschlagene Reise.

Möge nicht vorausgesetzt werden, dass Deine Minister ge-
wichtige Argumente ohne Rücksicht auf Deiner Majestät Gefahr in einer
bedenklichen Lage geltend machen, noch dass sie irgend etwas gegen
eine gewöhnliche friedliche Reise vorbringen würden, wie sie in früheren
Zeiten üblich war.

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[218/0232] Denkschriften gegen des Kaisers Flucht. XIX. ist, nicht erwarten, dass die Polizei der Landstrassen in vollkommener Ordnung sei. Eine Reise nach Džehol wurde seit derjenigen des dahin- geschiedenen Kaisers Tau-kwaṅ vor vierzig Jahren nicht gemacht; die grosse Zahl der Wagen und Pferde wird die Bewohner der Gegenden durch welche sie kommen, sehr überraschen und erschrecken. Es heisst ferner, dass die Bevölkerung bei Džehol bei weitem nicht mehr so ordnungsliebend ist, wie früher. Räubereien an den Landstrassen sind häufig geworden. Die durch den Ausfall in den Bergwerken dem Elend preisgegebenen Menschen rotten sich zu Zehn und zu Hunderten zusammen und treiben sich Unruhen erregend herum. Wenn Deiner Majestät ein plötzliches Unglück zustiesse oder wenn Spione die Nachricht von Deiner Abwesenheit brächten, so wür- den die Barbaren zu neuen Unternehmungen ermuthigt werden. Wenn die Erörterungen über den Austausch der Verträge zu erfolgreichem Abschluss gebracht werden sollten, so würde es grosse Missstände verursachen, wenn auf Deiner Majestät Befehle lange ge- wartet werden müsste. Das ist der dritte Grund gegen die Reise. Seit Beginn des Krieges (wörtlich, des Aufruhrs) wurde der Schatz mehr und mehr belastet, und es ist sehr schwierig die noth- wendigen Ausgaben in der Hauptstadt zu bestreiten. Džehol ist der Sammelplatz der Mongolen, welche, wie es heisst, in den Zeiten des Kien-loṅ und Kia-kiṅ bei jeder Reise mit Ge- schenken im Belang von mehrmals zehn Millionen bedacht wurden. Der Zustand der Finanzen würde jetzt nicht erlauben diese Regel zu befolgen, und es wäre schwierig, die Unzufriedenheit der Tribut- pflichtigen über den Verlust des Geschenkes Deiner Majestät zu be- schwichtigen. Ferner: das erforderliche Geleit an Officieren, Truppen und Trabanten würde über 10,000 stark sein, von denen Viele, wenn Mangel an Vorräthen einträte, nicht am Durchgehen verhindert werden könnten. Endlich: ein grosses Stück Weges liegt längs der Grenze, wo sich Banditen nach Willkür herumtreiben, durch welche irgend ein unerwarteter Streich ausgeführt werden könnte. Diese Betrachtungen bilden den vierten Grund gegen die vor- geschlagene Reise. Möge nicht vorausgesetzt werden, dass Deine Minister ge- wichtige Argumente ohne Rücksicht auf Deiner Majestät Gefahr in einer bedenklichen Lage geltend machen, noch dass sie irgend etwas gegen eine gewöhnliche friedliche Reise vorbringen würden, wie sie in früheren Zeiten üblich war.

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/232>, abgerufen am 23.11.2024.