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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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XV. Die Ta-ku-Festen.
Graf zu Eulenburg und von Bunsen, Dr. Lucius, Maler Berg, Herrn
Marques, Dr. Kloekers, und einige Officiere und Cadetten der Ar-
kona an Bord, welche die Ta-ku-Forts besehen wollten; ihr Boot
und ein zweites mit einigen Ordonnanzen und dem kleinen
Gepäck der Gesandtschaft führte Numero treize im Schlepptau.
Arkona salutirte mit neunzehn Schüssen, und das Dampferchen 2)
tanzte, die Nase in der Luft, tapfer prustend auf den zackigen
Wogen, die der widrige Wind ihm entgegenwälzte. Viel Wasser
schlug in die Boote, deren Insassen hoffentlich Sturzbäder liebten.
-- Wir begegneten hier wieder den tritonenhaften Fischern, die,
auf einem durch ihr Gewicht unter Wasser gedrückten Floss
sitzend, von Wind und Wogen umhergetrieben werden, bis ein
Boot sie wieder aufnimmt; ein frostiges Gewerbe in dieser Jahres-
zeit; uns fror in trockenen Kleidern. -- Nach anderthalbstündiger
Fahrt erreichte Treize die Barre, über welche die Fluth ihr hin-
weghalf, und bald darauf das ruhige Wasser der Pei-ho-
Mündung
.

Zu beiden Seiten der Einfahrt liegen die äusseren Ta-ku-
Forts, der Schauplatz der englischen und französischen Angriffe in
drei aufeinander folgenden Jahren. Die Fluth bespült den Fuss
der Wälle; die Ebbe legt einen breiten von Gräben durchschnitte-
nen schlammigen Uferstreifen bloss, den die Chinesen durch Wolfs-
gruben und eiserne Krähenfüsse noch unwegsamer gemacht hatten.
1858 drangen die Alliirten in den Fluss ein, landeten oberhalb der
hinten offenen Werke und rollten deren Besatzung auf; 1859 konn-
ten die Kanonenboote nicht eindringen, geriethen zum Theil auf
Grund und sanken unter dem wohlgezielten Kreuzfeuer der Festen,
während die auf dem tiefen Uferschlamm unterhalb des Südforts lan-
denden Truppen theils in den Gräben und Wolfsgruben, theils im
Kartätschfeuer der unnahbaren Wälle untergingen. 1860 wurden
die äusseren Forts nur durch einige Kanonenboote auf weiten Ab-
stand beschäftigt, während die Landmacht der Verbündeten, nörd-
lich von Pe-tan kommend, zuerst das innere Nordfort stürmte, dann
das äussere ohne Widerstand besetzte, worauf die drei Südforts
geräumt wurden; die Werke waren damals auf allen Seiten ge-
schlossen und sehr fest. -- Seit dem Kriege hatten sie nun eng-

2) Diese eisernen Kanonenboote wurden, in mehrere Stücke zerlegt, auf Trans-
portschiffen über den Ocean geführt und erst in China zusammengesetzt.

XV. Die Ta-ku-Festen.
Graf zu Eulenburg und von Bunsen, Dr. Lucius, Maler Berg, Herrn
Marques, Dr. Kloekers, und einige Officiere und Cadetten der Ar-
kona an Bord, welche die Ta-ku-Forts besehen wollten; ihr Boot
und ein zweites mit einigen Ordonnanzen und dem kleinen
Gepäck der Gesandtschaft führte Numero treize im Schlepptau.
Arkona salutirte mit neunzehn Schüssen, und das Dampferchen 2)
tanzte, die Nase in der Luft, tapfer prustend auf den zackigen
Wogen, die der widrige Wind ihm entgegenwälzte. Viel Wasser
schlug in die Boote, deren Insassen hoffentlich Sturzbäder liebten.
— Wir begegneten hier wieder den tritonenhaften Fischern, die,
auf einem durch ihr Gewicht unter Wasser gedrückten Floss
sitzend, von Wind und Wogen umhergetrieben werden, bis ein
Boot sie wieder aufnimmt; ein frostiges Gewerbe in dieser Jahres-
zeit; uns fror in trockenen Kleidern. — Nach anderthalbstündiger
Fahrt erreichte Treize die Barre, über welche die Fluth ihr hin-
weghalf, und bald darauf das ruhige Wasser der Pei-ho-
Mündung
.

Zu beiden Seiten der Einfahrt liegen die äusseren Ta-ku-
Forts, der Schauplatz der englischen und französischen Angriffe in
drei aufeinander folgenden Jahren. Die Fluth bespült den Fuss
der Wälle; die Ebbe legt einen breiten von Gräben durchschnitte-
nen schlammigen Uferstreifen bloss, den die Chinesen durch Wolfs-
gruben und eiserne Krähenfüsse noch unwegsamer gemacht hatten.
1858 drangen die Alliirten in den Fluss ein, landeten oberhalb der
hinten offenen Werke und rollten deren Besatzung auf; 1859 konn-
ten die Kanonenboote nicht eindringen, geriethen zum Theil auf
Grund und sanken unter dem wohlgezielten Kreuzfeuer der Festen,
während die auf dem tiefen Uferschlamm unterhalb des Südforts lan-
denden Truppen theils in den Gräben und Wolfsgruben, theils im
Kartätschfeuer der unnahbaren Wälle untergingen. 1860 wurden
die äusseren Forts nur durch einige Kanonenboote auf weiten Ab-
stand beschäftigt, während die Landmacht der Verbündeten, nörd-
lich von Pe-taṅ kommend, zuerst das innere Nordfort stürmte, dann
das äussere ohne Widerstand besetzte, worauf die drei Südforts
geräumt wurden; die Werke waren damals auf allen Seiten ge-
schlossen und sehr fest. — Seit dem Kriege hatten sie nun eng-

2) Diese eisernen Kanonenboote wurden, in mehrere Stücke zerlegt, auf Trans-
portschiffen über den Ocean geführt und erst in China zusammengesetzt.
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[9/0023] XV. Die Ta-ku-Festen. Graf zu Eulenburg und von Bunsen, Dr. Lucius, Maler Berg, Herrn Marques, Dr. Kloekers, und einige Officiere und Cadetten der Ar- kona an Bord, welche die Ta-ku-Forts besehen wollten; ihr Boot und ein zweites mit einigen Ordonnanzen und dem kleinen Gepäck der Gesandtschaft führte Numero treize im Schlepptau. Arkona salutirte mit neunzehn Schüssen, und das Dampferchen 2) tanzte, die Nase in der Luft, tapfer prustend auf den zackigen Wogen, die der widrige Wind ihm entgegenwälzte. Viel Wasser schlug in die Boote, deren Insassen hoffentlich Sturzbäder liebten. — Wir begegneten hier wieder den tritonenhaften Fischern, die, auf einem durch ihr Gewicht unter Wasser gedrückten Floss sitzend, von Wind und Wogen umhergetrieben werden, bis ein Boot sie wieder aufnimmt; ein frostiges Gewerbe in dieser Jahres- zeit; uns fror in trockenen Kleidern. — Nach anderthalbstündiger Fahrt erreichte Treize die Barre, über welche die Fluth ihr hin- weghalf, und bald darauf das ruhige Wasser der Pei-ho- Mündung. Zu beiden Seiten der Einfahrt liegen die äusseren Ta-ku- Forts, der Schauplatz der englischen und französischen Angriffe in drei aufeinander folgenden Jahren. Die Fluth bespült den Fuss der Wälle; die Ebbe legt einen breiten von Gräben durchschnitte- nen schlammigen Uferstreifen bloss, den die Chinesen durch Wolfs- gruben und eiserne Krähenfüsse noch unwegsamer gemacht hatten. 1858 drangen die Alliirten in den Fluss ein, landeten oberhalb der hinten offenen Werke und rollten deren Besatzung auf; 1859 konn- ten die Kanonenboote nicht eindringen, geriethen zum Theil auf Grund und sanken unter dem wohlgezielten Kreuzfeuer der Festen, während die auf dem tiefen Uferschlamm unterhalb des Südforts lan- denden Truppen theils in den Gräben und Wolfsgruben, theils im Kartätschfeuer der unnahbaren Wälle untergingen. 1860 wurden die äusseren Forts nur durch einige Kanonenboote auf weiten Ab- stand beschäftigt, während die Landmacht der Verbündeten, nörd- lich von Pe-taṅ kommend, zuerst das innere Nordfort stürmte, dann das äussere ohne Widerstand besetzte, worauf die drei Südforts geräumt wurden; die Werke waren damals auf allen Seiten ge- schlossen und sehr fest. — Seit dem Kriege hatten sie nun eng- 2) Diese eisernen Kanonenboote wurden, in mehrere Stücke zerlegt, auf Trans- portschiffen über den Ocean geführt und erst in China zusammengesetzt.

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/23>, abgerufen am 24.11.2024.