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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Kaiserliches Decret. XIX.
wie die Ereignisse erheischten. Ohne Zweifel würde er die abscheu-
liche Brut vom Angesicht der Erde fortfegen und seine früheren Fehler
gut machen. Er richtet diese geheime Denkschrift an Deine Majestät,
um Deine Entscheidung darüber zu erhalten u. s. w.

Er wagt nicht, dieses durch den gewöhnlichen Boten zu senden,
sondern vertraut es, nachdem er es ehrerbietig gesiegelt, dem Kuo-sui
zu persönlicher Ueberreichung an u. s. w." (Datirt vom 26. August.)

Der Vorschlag, die Mongolen-Fürsten herbeizurufen, war es
wohl vorzüglich, der San-ko-lin-sin bei den Fremden verdäch-
tigte. Hien-fun scheint sich dazu nicht entschlossen zu haben.
Den Vorsatz der Flucht bekämpften wohl die meisten Räthe des
Kaisers und scheuten sich nicht, deren feige Bemäntelung mit dem
äussersten Freimuth in scharfen Worten zu brandmarken. Der
Entwurf des ersten in den Denkschriften erwähnten "Zinober-
Decretes" wurde in Yuan-min-yuan erbeutet; vom zweiten bringt
die Eingabe des Tsao-tun-yun den Wortlaut. Sie geben mit den
anderen Documenten ein deutliches Bild jener Tage, beweisen aber
auch, dass wenigstens damals noch, trotz der durch den Abbruch
der Verhandlungen in Tien-tsin und das Vorrücken der Alliirten
auf die Hauptstadt erweckten Bestürzung, neben den Gegnern des
Prinzen von Kun, welche zur Flucht trieben, auch viele andere
Würdenträger zum Kriege drängten, welche die Flucht widerriethen.
Die Macht der Fremden wurde von allen unterschätzt. Gegen
San-ko-lin-sin's Person enthalten die Denkschriften kein Wort;
im Gegentheil zeigen alle unbedingtes Vertrauen in seine Tüchtig-
keit und Loyalität. Die "Personen in der Umgebung des Kaisers",
welche zur Flucht drängen, bezeichnen sicher Su-tsuen und seine
Clique.

Entwurf eines kaiserlichen Decretes in Zinoberschrift, in
Hien-fun's Zimmern gefunden.

"Wir haben die Eingabe des Kwei-lian und seiner Amts-
genossen gelesen, in welcher sie sich über das Zusammenbrechen der
Barbarenfrage verbreiten, und unsere Entrüstung ist grösser als wir
ausdrücken können. Um die Bevölkerung dieses, des Bezirkes der
Hauptstadt, vor den verderblichen Wirkungen des Giftes (Krieges) zu
bewahren, hatten wir, in unserer Noth gezwungen, dem Versuche eines
Ausgleichs unsere Zustimmung gegeben. Diese Barbaren bestanden
nichtsdestoweniger mit rücksichtsloser Gewalt auf gewissen Zugeständ-
nissen, so dass nichts übrig bleibt, als sie zum Tode zu bekämpfen.

Kaiserliches Decret. XIX.
wie die Ereignisse erheischten. Ohne Zweifel würde er die abscheu-
liche Brut vom Angesicht der Erde fortfegen und seine früheren Fehler
gut machen. Er richtet diese geheime Denkschrift an Deine Majestät,
um Deine Entscheidung darüber zu erhalten u. s. w.

Er wagt nicht, dieses durch den gewöhnlichen Boten zu senden,
sondern vertraut es, nachdem er es ehrerbietig gesiegelt, dem Kuo-šui
zu persönlicher Ueberreichung an u. s. w.« (Datirt vom 26. August.)

Der Vorschlag, die Mongolen-Fürsten herbeizurufen, war es
wohl vorzüglich, der Saṅ-ko-lin-sin bei den Fremden verdäch-
tigte. Hien-fuṅ scheint sich dazu nicht entschlossen zu haben.
Den Vorsatz der Flucht bekämpften wohl die meisten Räthe des
Kaisers und scheuten sich nicht, deren feige Bemäntelung mit dem
äussersten Freimuth in scharfen Worten zu brandmarken. Der
Entwurf des ersten in den Denkschriften erwähnten »Zinober-
Decretes« wurde in Yuaṅ-miṅ-yuaṅ erbeutet; vom zweiten bringt
die Eingabe des Tsao-tuṅ-yuṅ den Wortlaut. Sie geben mit den
anderen Documenten ein deutliches Bild jener Tage, beweisen aber
auch, dass wenigstens damals noch, trotz der durch den Abbruch
der Verhandlungen in Tien-tsin und das Vorrücken der Alliirten
auf die Hauptstadt erweckten Bestürzung, neben den Gegnern des
Prinzen von Kuṅ, welche zur Flucht trieben, auch viele andere
Würdenträger zum Kriege drängten, welche die Flucht widerriethen.
Die Macht der Fremden wurde von allen unterschätzt. Gegen
Saṅ-ko-lin-sin’s Person enthalten die Denkschriften kein Wort;
im Gegentheil zeigen alle unbedingtes Vertrauen in seine Tüchtig-
keit und Loyalität. Die »Personen in der Umgebung des Kaisers«,
welche zur Flucht drängen, bezeichnen sicher Su-tšuen und seine
Clique.

Entwurf eines kaiserlichen Decretes in Zinoberschrift, in
Hien-fuṅ’s Zimmern gefunden.

»Wir haben die Eingabe des Kwei-liaṅ und seiner Amts-
genossen gelesen, in welcher sie sich über das Zusammenbrechen der
Barbarenfrage verbreiten, und unsere Entrüstung ist grösser als wir
ausdrücken können. Um die Bevölkerung dieses, des Bezirkes der
Hauptstadt, vor den verderblichen Wirkungen des Giftes (Krieges) zu
bewahren, hatten wir, in unserer Noth gezwungen, dem Versuche eines
Ausgleichs unsere Zustimmung gegeben. Diese Barbaren bestanden
nichtsdestoweniger mit rücksichtsloser Gewalt auf gewissen Zugeständ-
nissen, so dass nichts übrig bleibt, als sie zum Tode zu bekämpfen.

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[214/0228] Kaiserliches Decret. XIX. wie die Ereignisse erheischten. Ohne Zweifel würde er die abscheu- liche Brut vom Angesicht der Erde fortfegen und seine früheren Fehler gut machen. Er richtet diese geheime Denkschrift an Deine Majestät, um Deine Entscheidung darüber zu erhalten u. s. w. Er wagt nicht, dieses durch den gewöhnlichen Boten zu senden, sondern vertraut es, nachdem er es ehrerbietig gesiegelt, dem Kuo-šui zu persönlicher Ueberreichung an u. s. w.« (Datirt vom 26. August.) Der Vorschlag, die Mongolen-Fürsten herbeizurufen, war es wohl vorzüglich, der Saṅ-ko-lin-sin bei den Fremden verdäch- tigte. Hien-fuṅ scheint sich dazu nicht entschlossen zu haben. Den Vorsatz der Flucht bekämpften wohl die meisten Räthe des Kaisers und scheuten sich nicht, deren feige Bemäntelung mit dem äussersten Freimuth in scharfen Worten zu brandmarken. Der Entwurf des ersten in den Denkschriften erwähnten »Zinober- Decretes« wurde in Yuaṅ-miṅ-yuaṅ erbeutet; vom zweiten bringt die Eingabe des Tsao-tuṅ-yuṅ den Wortlaut. Sie geben mit den anderen Documenten ein deutliches Bild jener Tage, beweisen aber auch, dass wenigstens damals noch, trotz der durch den Abbruch der Verhandlungen in Tien-tsin und das Vorrücken der Alliirten auf die Hauptstadt erweckten Bestürzung, neben den Gegnern des Prinzen von Kuṅ, welche zur Flucht trieben, auch viele andere Würdenträger zum Kriege drängten, welche die Flucht widerriethen. Die Macht der Fremden wurde von allen unterschätzt. Gegen Saṅ-ko-lin-sin’s Person enthalten die Denkschriften kein Wort; im Gegentheil zeigen alle unbedingtes Vertrauen in seine Tüchtig- keit und Loyalität. Die »Personen in der Umgebung des Kaisers«, welche zur Flucht drängen, bezeichnen sicher Su-tšuen und seine Clique. Entwurf eines kaiserlichen Decretes in Zinoberschrift, in Hien-fuṅ’s Zimmern gefunden. »Wir haben die Eingabe des Kwei-liaṅ und seiner Amts- genossen gelesen, in welcher sie sich über das Zusammenbrechen der Barbarenfrage verbreiten, und unsere Entrüstung ist grösser als wir ausdrücken können. Um die Bevölkerung dieses, des Bezirkes der Hauptstadt, vor den verderblichen Wirkungen des Giftes (Krieges) zu bewahren, hatten wir, in unserer Noth gezwungen, dem Versuche eines Ausgleichs unsere Zustimmung gegeben. Diese Barbaren bestanden nichtsdestoweniger mit rücksichtsloser Gewalt auf gewissen Zugeständ- nissen, so dass nichts übrig bleibt, als sie zum Tode zu bekämpfen.

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/228>, abgerufen am 23.11.2024.