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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Die Portugiesen von Macao. XIX.
ist die Einfahrt zu seicht. -- Die Strassen sind winklig, die Häuser
hoch und luftig gebaut, mit wenigen Fenstern und freundlichen
Altanen wie im südlichsten Europa. Stattliche Kirchen und Klöster
mit schattigen Gärten liegen in der Stadt zerstreut. Die Strassen
am inneren Hafen sind vorwiegend von Chinesen bewohnt und
sehr belebt; in denen der Portugiesen hört man unheimlich den
eigenen Tritt.

Die Gründung Macao's und das Verhältniss der Colonie zur
chinesischen Regierung wurde in einem früheren Abschnitt berührt,
ihre Ansprüche auf Oberheit scheinen die Kaiser bis in neuere Zeit
nicht aufgegeben zu haben. Säcke mit portugiesischen Goldstücken,
der Grundzins der Colonisten, der bis 500 Tael jährlich betragen
haben soll, wurden von den Alliirten 1860 in Yuan-min-yuan gefun-
den. Die portugiesischen Behörden regieren nur ihre eigenen Unter-
thanen; die Chinesen, weitaus die Ueberzahl der Bevölkerung,
stehen unter Jurisdiction der in der Stadt wohnenden, von der
Bezirksregierung der Insel Hian-san und dem Vicekönig von Kuan-
tun
delegirten Mandarinen. Dieses Verhältniss führte beständig
zu Conflicten; der Vortheile des Handels wegen aber liessen sich
die Portugiesen die ärgsten Uebergriffe gefallen. Die Opium-Einfuhr
war in Macao ursprünglich erlaubt und blieb auch nach dem Ver-
bot noch lange auf diese Colonie beschränkt, die erst in Verfall
gerieth, seitdem die Eifersucht der Portugiesen die englischen
Schmuggler nach der Insel Lin-tin vor der Mündung des Tsu-kian
trieb. Seit Gründung von Hong-kong und den neueren Verträgen
beschränkt sich der Handel von Macao auf wenige Einfuhr-Artikel
von den Sunda-Inseln und Indien, welche die Chinesen hier am
besten einschmuggeln können. Träge und hochmüthig sollen die
Portugiesen der Colonie in grosser Armuth leben; viele der jüngeren
Männer sind ihrer Kenntniss des Chinesischen wegen in den grossen
Handlungshäusern von Hong-kong und Kan-ton angestellt, die
übrigen fristen ihr Dasein im süssen Nichtsthun kleiner Bedien-
stungen, an welchen die Colonialregierung reich zu sein scheint.46)

46) Die Garnison kostete 1830 nach Gützlaff 29,622 Tael, die Civilverwaltung
24,470 Tael; Kirchen und Klöster kosteten 8730 Tael, die ausserordentlichen Aus-
gaben betrugen 46,629 Tael, die Ausgabe im Ganzen also 109,451 Tael gegen eine
Einnahme von 69,183 Tael. -- Die Bevölkerung betrug damals 1202 "Weisse" Männer,
2149 "Weisse" Frauen, keineswegs lauter reinblütige Kaukasier, 350 männliche, 779
weibliche Sclaven; 30 Männer und 118 Frauen verschiedener Abstammung. Die
chinesische Bevölkerung wurde damals auf 30,000 Köpfe geschätzt.

Die Portugiesen von Macao. XIX.
ist die Einfahrt zu seicht. — Die Strassen sind winklig, die Häuser
hoch und luftig gebaut, mit wenigen Fenstern und freundlichen
Altanen wie im südlichsten Europa. Stattliche Kirchen und Klöster
mit schattigen Gärten liegen in der Stadt zerstreut. Die Strassen
am inneren Hafen sind vorwiegend von Chinesen bewohnt und
sehr belebt; in denen der Portugiesen hört man unheimlich den
eigenen Tritt.

Die Gründung Macao’s und das Verhältniss der Colonie zur
chinesischen Regierung wurde in einem früheren Abschnitt berührt,
ihre Ansprüche auf Oberheit scheinen die Kaiser bis in neuere Zeit
nicht aufgegeben zu haben. Säcke mit portugiesischen Goldstücken,
der Grundzins der Colonisten, der bis 500 Tael jährlich betragen
haben soll, wurden von den Alliirten 1860 in Yuaṅ-miṅ-yuaṅ gefun-
den. Die portugiesischen Behörden regieren nur ihre eigenen Unter-
thanen; die Chinesen, weitaus die Ueberzahl der Bevölkerung,
stehen unter Jurisdiction der in der Stadt wohnenden, von der
Bezirksregierung der Insel Hiaṅ-šan und dem Vicekönig von Kuaṅ-
tuṅ
delegirten Mandarinen. Dieses Verhältniss führte beständig
zu Conflicten; der Vortheile des Handels wegen aber liessen sich
die Portugiesen die ärgsten Uebergriffe gefallen. Die Opium-Einfuhr
war in Macao ursprünglich erlaubt und blieb auch nach dem Ver-
bot noch lange auf diese Colonie beschränkt, die erst in Verfall
gerieth, seitdem die Eifersucht der Portugiesen die englischen
Schmuggler nach der Insel Lin-tin vor der Mündung des Tšu-kiaṅ
trieb. Seit Gründung von Hong-kong und den neueren Verträgen
beschränkt sich der Handel von Macao auf wenige Einfuhr-Artikel
von den Sunda-Inseln und Indien, welche die Chinesen hier am
besten einschmuggeln können. Träge und hochmüthig sollen die
Portugiesen der Colonie in grosser Armuth leben; viele der jüngeren
Männer sind ihrer Kenntniss des Chinesischen wegen in den grossen
Handlungshäusern von Hong-kong und Kan-ton angestellt, die
übrigen fristen ihr Dasein im süssen Nichtsthun kleiner Bedien-
stungen, an welchen die Colonialregierung reich zu sein scheint.46)

46) Die Garnison kostete 1830 nach Gützlaff 29,622 Tael, die Civilverwaltung
24,470 Tael; Kirchen und Klöster kosteten 8730 Tael, die ausserordentlichen Aus-
gaben betrugen 46,629 Tael, die Ausgabe im Ganzen also 109,451 Tael gegen eine
Einnahme von 69,183 Tael. — Die Bevölkerung betrug damals 1202 »Weisse« Männer,
2149 »Weisse« Frauen, keineswegs lauter reinblütige Kaukasier, 350 männliche, 779
weibliche Sclaven; 30 Männer und 118 Frauen verschiedener Abstammung. Die
chinesische Bevölkerung wurde damals auf 30,000 Köpfe geschätzt.
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[200/0214] Die Portugiesen von Macao. XIX. ist die Einfahrt zu seicht. — Die Strassen sind winklig, die Häuser hoch und luftig gebaut, mit wenigen Fenstern und freundlichen Altanen wie im südlichsten Europa. Stattliche Kirchen und Klöster mit schattigen Gärten liegen in der Stadt zerstreut. Die Strassen am inneren Hafen sind vorwiegend von Chinesen bewohnt und sehr belebt; in denen der Portugiesen hört man unheimlich den eigenen Tritt. Die Gründung Macao’s und das Verhältniss der Colonie zur chinesischen Regierung wurde in einem früheren Abschnitt berührt, ihre Ansprüche auf Oberheit scheinen die Kaiser bis in neuere Zeit nicht aufgegeben zu haben. Säcke mit portugiesischen Goldstücken, der Grundzins der Colonisten, der bis 500 Tael jährlich betragen haben soll, wurden von den Alliirten 1860 in Yuaṅ-miṅ-yuaṅ gefun- den. Die portugiesischen Behörden regieren nur ihre eigenen Unter- thanen; die Chinesen, weitaus die Ueberzahl der Bevölkerung, stehen unter Jurisdiction der in der Stadt wohnenden, von der Bezirksregierung der Insel Hiaṅ-šan und dem Vicekönig von Kuaṅ- tuṅ delegirten Mandarinen. Dieses Verhältniss führte beständig zu Conflicten; der Vortheile des Handels wegen aber liessen sich die Portugiesen die ärgsten Uebergriffe gefallen. Die Opium-Einfuhr war in Macao ursprünglich erlaubt und blieb auch nach dem Ver- bot noch lange auf diese Colonie beschränkt, die erst in Verfall gerieth, seitdem die Eifersucht der Portugiesen die englischen Schmuggler nach der Insel Lin-tin vor der Mündung des Tšu-kiaṅ trieb. Seit Gründung von Hong-kong und den neueren Verträgen beschränkt sich der Handel von Macao auf wenige Einfuhr-Artikel von den Sunda-Inseln und Indien, welche die Chinesen hier am besten einschmuggeln können. Träge und hochmüthig sollen die Portugiesen der Colonie in grosser Armuth leben; viele der jüngeren Männer sind ihrer Kenntniss des Chinesischen wegen in den grossen Handlungshäusern von Hong-kong und Kan-ton angestellt, die übrigen fristen ihr Dasein im süssen Nichtsthun kleiner Bedien- stungen, an welchen die Colonialregierung reich zu sein scheint. 46) 46) Die Garnison kostete 1830 nach Gützlaff 29,622 Tael, die Civilverwaltung 24,470 Tael; Kirchen und Klöster kosteten 8730 Tael, die ausserordentlichen Aus- gaben betrugen 46,629 Tael, die Ausgabe im Ganzen also 109,451 Tael gegen eine Einnahme von 69,183 Tael. — Die Bevölkerung betrug damals 1202 »Weisse« Männer, 2149 »Weisse« Frauen, keineswegs lauter reinblütige Kaukasier, 350 männliche, 779 weibliche Sclaven; 30 Männer und 118 Frauen verschiedener Abstammung. Die chinesische Bevölkerung wurde damals auf 30,000 Köpfe geschätzt.

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/214>, abgerufen am 24.11.2024.