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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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XIX. Landparthie.
er des englischen, französischen oder americanischen Consuls Bei-
stand anrufen, der nur aus Courtoisie gewährt wurde. Anspruch
darauf hatte Niemand; der deutsche Ansiedler war auf die persön-
liche Gunst fremder Beamten angewiesen, welche der Wortlaut der
von ihren Regierungen geschlossenen Verträge keineswegs zu Unter-
stützung fremder Staatsangehörigen berechtigte. Die Schwierigkeit,
diesen Schutz zu erlangen, wuchs mit den Fortschritten des deut-
schen Handels. -- Dass im preussischen Vertrage für die Hanse-
Städte eine gesonderte consularische Vertretung stipulirt war, be-
dauerten alle Hanseaten in China; denn sie konnten von den hei-
mathlichen Regierungen die Absendung diplomatischer Consuln nicht
erwarten und blieben somit fast in der früheren Lage. Man hatte
in den Hanse-Städten diese Frage nicht verstanden und sogar jede
Theilnahme am preussischen Vertrage abgelehnt, wenn nicht die ge-
sonderte Vertretung zu erwirken wäre.

Dem Trinkspruch des Gesandten folgten viele andere; die
preussische Armee und Marine wurden nicht vergessen. Man trennte
sich erst in später Nacht.

Ein glänzendes Frühstück, zu welchem Herr Overbeck den
Gesandten einlud, vereinigte die deutsche Gesellschaft von Hong-
kong
am 18. November in einem an der Westseite der Insel hoch
am Bergeshang gelegenen Hause, das nur als Zielpunct für Land-
parthieen dahin gebaut ist. Morgens bald nach neun Uhr brachen
wir theils zu Fuss, theils in Tragstühlen auf. Der trefflich gehaltene
Weg steigt gemächlich bergan; immer herrlicher wird die Aussicht.
Nach einer Strecke verliert man den Blick auf die Stadt; dafür
erschliesst sich das inselbesäte Meer nach Süden in grenzenloser
Weite. -- Alle Quellen am Wege sind sorgfältig eingefasst und
durch Röhren in eiserne oder gemauerte Behälter geleitet, von wo
das Wasser in die Stadt fliesst.

Nach anderthalb Stunden erreichten wir das Ziel und waren
angenehm überrascht einen schattigen Garten zu finden. So weit
das Auge reicht, fällt die Insel in kahlen schroffen Hängen
hinab. -- Nach dem Frühstück wurde ein Tempelchen in der Nähe
besucht, wo der vom Berge herabrauschende Bach sich in eine
Schlucht stürzt. Man verbrachte mehrere Stunden in heiterem Ge-
nuss der Gegenwart und trat gegen vier Uhr den Heimweg an. --
Abends war Subscriptionsball im Clubhause; die festlich beleuchte-
ten Räume und die glänzende Bewirthung liessen nichts zu wünschen

XIX. Landparthie.
er des englischen, französischen oder americanischen Consuls Bei-
stand anrufen, der nur aus Courtoisie gewährt wurde. Anspruch
darauf hatte Niemand; der deutsche Ansiedler war auf die persön-
liche Gunst fremder Beamten angewiesen, welche der Wortlaut der
von ihren Regierungen geschlossenen Verträge keineswegs zu Unter-
stützung fremder Staatsangehörigen berechtigte. Die Schwierigkeit,
diesen Schutz zu erlangen, wuchs mit den Fortschritten des deut-
schen Handels. — Dass im preussischen Vertrage für die Hanse-
Städte eine gesonderte consularische Vertretung stipulirt war, be-
dauerten alle Hanseaten in China; denn sie konnten von den hei-
mathlichen Regierungen die Absendung diplomatischer Consuln nicht
erwarten und blieben somit fast in der früheren Lage. Man hatte
in den Hanse-Städten diese Frage nicht verstanden und sogar jede
Theilnahme am preussischen Vertrage abgelehnt, wenn nicht die ge-
sonderte Vertretung zu erwirken wäre.

Dem Trinkspruch des Gesandten folgten viele andere; die
preussische Armee und Marine wurden nicht vergessen. Man trennte
sich erst in später Nacht.

Ein glänzendes Frühstück, zu welchem Herr Overbeck den
Gesandten einlud, vereinigte die deutsche Gesellschaft von Hong-
kong
am 18. November in einem an der Westseite der Insel hoch
am Bergeshang gelegenen Hause, das nur als Zielpunct für Land-
parthieen dahin gebaut ist. Morgens bald nach neun Uhr brachen
wir theils zu Fuss, theils in Tragstühlen auf. Der trefflich gehaltene
Weg steigt gemächlich bergan; immer herrlicher wird die Aussicht.
Nach einer Strecke verliert man den Blick auf die Stadt; dafür
erschliesst sich das inselbesäte Meer nach Süden in grenzenloser
Weite. — Alle Quellen am Wege sind sorgfältig eingefasst und
durch Röhren in eiserne oder gemauerte Behälter geleitet, von wo
das Wasser in die Stadt fliesst.

Nach anderthalb Stunden erreichten wir das Ziel und waren
angenehm überrascht einen schattigen Garten zu finden. So weit
das Auge reicht, fällt die Insel in kahlen schroffen Hängen
hinab. — Nach dem Frühstück wurde ein Tempelchen in der Nähe
besucht, wo der vom Berge herabrauschende Bach sich in eine
Schlucht stürzt. Man verbrachte mehrere Stunden in heiterem Ge-
nuss der Gegenwart und trat gegen vier Uhr den Heimweg an. —
Abends war Subscriptionsball im Clubhause; die festlich beleuchte-
ten Räume und die glänzende Bewirthung liessen nichts zu wünschen

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[187/0201] XIX. Landparthie. er des englischen, französischen oder americanischen Consuls Bei- stand anrufen, der nur aus Courtoisie gewährt wurde. Anspruch darauf hatte Niemand; der deutsche Ansiedler war auf die persön- liche Gunst fremder Beamten angewiesen, welche der Wortlaut der von ihren Regierungen geschlossenen Verträge keineswegs zu Unter- stützung fremder Staatsangehörigen berechtigte. Die Schwierigkeit, diesen Schutz zu erlangen, wuchs mit den Fortschritten des deut- schen Handels. — Dass im preussischen Vertrage für die Hanse- Städte eine gesonderte consularische Vertretung stipulirt war, be- dauerten alle Hanseaten in China; denn sie konnten von den hei- mathlichen Regierungen die Absendung diplomatischer Consuln nicht erwarten und blieben somit fast in der früheren Lage. Man hatte in den Hanse-Städten diese Frage nicht verstanden und sogar jede Theilnahme am preussischen Vertrage abgelehnt, wenn nicht die ge- sonderte Vertretung zu erwirken wäre. Dem Trinkspruch des Gesandten folgten viele andere; die preussische Armee und Marine wurden nicht vergessen. Man trennte sich erst in später Nacht. Ein glänzendes Frühstück, zu welchem Herr Overbeck den Gesandten einlud, vereinigte die deutsche Gesellschaft von Hong- kong am 18. November in einem an der Westseite der Insel hoch am Bergeshang gelegenen Hause, das nur als Zielpunct für Land- parthieen dahin gebaut ist. Morgens bald nach neun Uhr brachen wir theils zu Fuss, theils in Tragstühlen auf. Der trefflich gehaltene Weg steigt gemächlich bergan; immer herrlicher wird die Aussicht. Nach einer Strecke verliert man den Blick auf die Stadt; dafür erschliesst sich das inselbesäte Meer nach Süden in grenzenloser Weite. — Alle Quellen am Wege sind sorgfältig eingefasst und durch Röhren in eiserne oder gemauerte Behälter geleitet, von wo das Wasser in die Stadt fliesst. Nach anderthalb Stunden erreichten wir das Ziel und waren angenehm überrascht einen schattigen Garten zu finden. So weit das Auge reicht, fällt die Insel in kahlen schroffen Hängen hinab. — Nach dem Frühstück wurde ein Tempelchen in der Nähe besucht, wo der vom Berge herabrauschende Bach sich in eine Schlucht stürzt. Man verbrachte mehrere Stunden in heiterem Ge- nuss der Gegenwart und trat gegen vier Uhr den Heimweg an. — Abends war Subscriptionsball im Clubhause; die festlich beleuchte- ten Räume und die glänzende Bewirthung liessen nichts zu wünschen

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/201>, abgerufen am 27.11.2024.