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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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XVIII. Takahasi.
in der Nacht stark geregnet hatte und noch keineswegs hell wurde,
vertraute sich die eingeladene Gesellschaft doch Morgens den
Booten der beiden Kriegsschiffe an. Graue Wolken verhüllten den
Gipfel. -- Auf der Spitze der kleinen Ratteninsel war ein Zelt auf-
geschlagen, aus dem die Gesellschaft alsbald durch heftige Güsse
vertrieben wurde; man setzte nach einem bewohnten Inselchen über
und suchte Schutz im Hause des Ortsvorstehers, wo mit der bei
verregneten Landparthieen üblichen heiteren Laune gefrühstückt
wurde. Unsere Musik lockte das ganze Dörfchen herbei; Einer
nach dem Anderen schlich sich ein, bis das Haus gepfropft voll
Japaner war. Unterdessen goss es sachte weiter, man kehrte schon
früh nach Desima zurück.

Am Vormittag des 31. October machte der Gouverneur
Takahasi mit seinem O-metske, dem Vice-Gouverneur und
grossem Gefolge einen Besuch an Bord der Arkona. Capitän Sunde-
wall
führte ihn nach der Begrüssung im Schiffe herum und liess
die Seesoldaten einige Exercitien machen. Einem jungen Samrai,
welcher begonnen hatte, bei einem deutschen Kaufmann unsere
Sprache zu lernen um sich als Dolmetscher auszubilden, war er-
laubt worden an Bord zu kommen. Er bedurfte zum Eintritt in
den Dolmetscherdienst der Gunst des Gouverneurs, dem er
jetzt am Boden liegend seine Wünsche demüthig vortrug. Taka-
hasi
gab gütigen Bescheid. Beim Frühstück in der Kajüte zeigte
sich derselbe sehr aufgeräumt und sprach ganz männlich dem Cham-
pagner zu; beim Abschied erklärte er lachend, dass er noch etwas
auf Deck herumwandeln müsse um mit Sicherheit die Schiffstreppe
hinabzusteigen.

Nach einem Tempelchen, dessen Lage in dichtbewachsener
Felsschlucht uns beim Vorbeifahren oft gelockt hatte, unternahm
Graf Eulenburg mit einigen Begleitern am Nachmittag des 1. No-
vember eine Bootsfahrt. Gegen zwanzig rothgestrichene Holz-
pförtchen schmücken den kurzen steilen Weg vom Ufer bis zur Ca-
pelle, in der rohe Bildwerke von Füchsen und Pferden stehen.
Im Fuchs, Inari, ist nach dem japanischen Volksglauben ein Dämon
verkörpert, dem alles mögliche Unheil, aber auch wohlthätige Ein-
wirkungen auf die Schicksale der Menschen angedichtet werden.
Der Glauben an seine bezaubernde Kraft ist allgemein auch bei
gebildeten Japanern eingewurzelt. -- Von dem Fuchstempel fuhren
wir nach dem südöstlichen Ufer der Bai, wo sich aus der Ab-

IV. 12

XVIII. Takahasi.
in der Nacht stark geregnet hatte und noch keineswegs hell wurde,
vertraute sich die eingeladene Gesellschaft doch Morgens den
Booten der beiden Kriegsschiffe an. Graue Wolken verhüllten den
Gipfel. — Auf der Spitze der kleinen Ratteninsel war ein Zelt auf-
geschlagen, aus dem die Gesellschaft alsbald durch heftige Güsse
vertrieben wurde; man setzte nach einem bewohnten Inselchen über
und suchte Schutz im Hause des Ortsvorstehers, wo mit der bei
verregneten Landparthieen üblichen heiteren Laune gefrühstückt
wurde. Unsere Musik lockte das ganze Dörfchen herbei; Einer
nach dem Anderen schlich sich ein, bis das Haus gepfropft voll
Japaner war. Unterdessen goss es sachte weiter, man kehrte schon
früh nach Desima zurück.

Am Vormittag des 31. October machte der Gouverneur
Takahasi mit seinem O-metske, dem Vice-Gouverneur und
grossem Gefolge einen Besuch an Bord der Arkona. Capitän Sunde-
wall
führte ihn nach der Begrüssung im Schiffe herum und liess
die Seesoldaten einige Exercitien machen. Einem jungen Samrai,
welcher begonnen hatte, bei einem deutschen Kaufmann unsere
Sprache zu lernen um sich als Dolmetscher auszubilden, war er-
laubt worden an Bord zu kommen. Er bedurfte zum Eintritt in
den Dolmetscherdienst der Gunst des Gouverneurs, dem er
jetzt am Boden liegend seine Wünsche demüthig vortrug. Taka-
hasi
gab gütigen Bescheid. Beim Frühstück in der Kajüte zeigte
sich derselbe sehr aufgeräumt und sprach ganz männlich dem Cham-
pagner zu; beim Abschied erklärte er lachend, dass er noch etwas
auf Deck herumwandeln müsse um mit Sicherheit die Schiffstreppe
hinabzusteigen.

Nach einem Tempelchen, dessen Lage in dichtbewachsener
Felsschlucht uns beim Vorbeifahren oft gelockt hatte, unternahm
Graf Eulenburg mit einigen Begleitern am Nachmittag des 1. No-
vember eine Bootsfahrt. Gegen zwanzig rothgestrichene Holz-
pförtchen schmücken den kurzen steilen Weg vom Ufer bis zur Ca-
pelle, in der rohe Bildwerke von Füchsen und Pferden stehen.
Im Fuchs, Inari, ist nach dem japanischen Volksglauben ein Dämon
verkörpert, dem alles mögliche Unheil, aber auch wohlthätige Ein-
wirkungen auf die Schicksale der Menschen angedichtet werden.
Der Glauben an seine bezaubernde Kraft ist allgemein auch bei
gebildeten Japanern eingewurzelt. — Von dem Fuchstempel fuhren
wir nach dem südöstlichen Ufer der Bai, wo sich aus der Ab-

IV. 12
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[177/0191] XVIII. Takahasi. in der Nacht stark geregnet hatte und noch keineswegs hell wurde, vertraute sich die eingeladene Gesellschaft doch Morgens den Booten der beiden Kriegsschiffe an. Graue Wolken verhüllten den Gipfel. — Auf der Spitze der kleinen Ratteninsel war ein Zelt auf- geschlagen, aus dem die Gesellschaft alsbald durch heftige Güsse vertrieben wurde; man setzte nach einem bewohnten Inselchen über und suchte Schutz im Hause des Ortsvorstehers, wo mit der bei verregneten Landparthieen üblichen heiteren Laune gefrühstückt wurde. Unsere Musik lockte das ganze Dörfchen herbei; Einer nach dem Anderen schlich sich ein, bis das Haus gepfropft voll Japaner war. Unterdessen goss es sachte weiter, man kehrte schon früh nach Desima zurück. Am Vormittag des 31. October machte der Gouverneur Takahasi mit seinem O-metske, dem Vice-Gouverneur und grossem Gefolge einen Besuch an Bord der Arkona. Capitän Sunde- wall führte ihn nach der Begrüssung im Schiffe herum und liess die Seesoldaten einige Exercitien machen. Einem jungen Samrai, welcher begonnen hatte, bei einem deutschen Kaufmann unsere Sprache zu lernen um sich als Dolmetscher auszubilden, war er- laubt worden an Bord zu kommen. Er bedurfte zum Eintritt in den Dolmetscherdienst der Gunst des Gouverneurs, dem er jetzt am Boden liegend seine Wünsche demüthig vortrug. Taka- hasi gab gütigen Bescheid. Beim Frühstück in der Kajüte zeigte sich derselbe sehr aufgeräumt und sprach ganz männlich dem Cham- pagner zu; beim Abschied erklärte er lachend, dass er noch etwas auf Deck herumwandeln müsse um mit Sicherheit die Schiffstreppe hinabzusteigen. Nach einem Tempelchen, dessen Lage in dichtbewachsener Felsschlucht uns beim Vorbeifahren oft gelockt hatte, unternahm Graf Eulenburg mit einigen Begleitern am Nachmittag des 1. No- vember eine Bootsfahrt. Gegen zwanzig rothgestrichene Holz- pförtchen schmücken den kurzen steilen Weg vom Ufer bis zur Ca- pelle, in der rohe Bildwerke von Füchsen und Pferden stehen. Im Fuchs, Inari, ist nach dem japanischen Volksglauben ein Dämon verkörpert, dem alles mögliche Unheil, aber auch wohlthätige Ein- wirkungen auf die Schicksale der Menschen angedichtet werden. Der Glauben an seine bezaubernde Kraft ist allgemein auch bei gebildeten Japanern eingewurzelt. — Von dem Fuchstempel fuhren wir nach dem südöstlichen Ufer der Bai, wo sich aus der Ab- IV. 12

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/191>, abgerufen am 24.11.2024.