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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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XVIII. Gouverneur Takahasi.
ten Artigkeit vornehmer Japaner; auf der einen Seite des Zimmers
nahmen die Deutschen, auf der anderen der Gouverneur und sein
Gefolge Platz. Die Tische füllten sich mit Theeschalen, Saki-
Gläsern und buntem Zuckerwerk. Takahasi, ein ältlicher Herr
mit gutmüthigem Gesicht, entwickelte eine Kenntniss der Zeit-
geschichte, die wir weder in China noch in Yeddo bei den höchsten
Staatsbeamten fanden: er fragte nach den Rebellen von San-tun
und von Nan-kin, nach dem americanischen Krieg, dem Suez-
Canal
, dem Isthmus von Panama, ja nach der Bedeutung eines "in
der Nähe von Australien" geführten Krieges; -- er meinte den
neuseeländischen. Die genaue Auskunft, die er auf Befragen des
Gesandten über die an den preussischen Vertragsverhandlungen be-
theiligt gewesenen Bunyo's ertheilte, bewies die Unwahrheit eines
früheren Gerüchtes, dass sie sämmtlich das Harakiri vollzogen
hätten: Sakai bekleide noch sein früheres Amt, Muragaki den
Gouverneur-Posten in Hakodade. Graf Eulenburg bat Taka-
hasi
, nach Yeddo zu melden, dass er die amtliche Benachrichtigung
der japanischen Regierung über die nach den europäischen Staaten
gehende Gesandtschaft in Tien-tsin empfangen und darüber an
den preussischen Minister des Auswärtigen berichtet habe. -- Der
Gouverneur versprach, den Gesandten auf der Arkona zu be-
suchen.

Am 27. October veranstalteten die deutschen und die hollän-
dischen Bewohner von Desima ein Fest auf dem 1200 Fuss hohen
Berge Kompira östlich von Nangasaki und luden dazu den Ge-
sandten, seine Begleiter und die Officiercorps der Arkona und
der holländischen Kriegsbrigg Cachelot ein. Gegen zehn Uhr Mor-
gens versammelten wir uns auf Desima und stiegen mit dem
Musikcorps der Arkona zunächst die östlich von der Stadt gele-
genen Friedhöfe hinan, von wo ein gepflasterter Weg durch ter-
rassenförmig angebautes Land bequem weiter hinaufführt. Die
Bucht lag in ihrer ganzen Länge zu unseren Füssen; mit jedem
Schritt wurde der Blick nach Westen herrlicher, Vorgebirge ent-
faltet sich auf Vorgebirge und die Meereslinie steigt immer höher.
In einem Tempel auf dem zweiten Drittel der Höhe war ein Imbiss
bereitet, uns für den steilen Marsch auf den Gipfel zu stärken.
Hier sieht schon die Bai von Mogi mit dem 7000 Fuss hohen
Wuntsen-take über den Bergrücken südlich. -- Der Weg wird
beschwerlicher und die Octobersonne brannte noch heftig; aber

XVIII. Gouverneur Takahasi.
ten Artigkeit vornehmer Japaner; auf der einen Seite des Zimmers
nahmen die Deutschen, auf der anderen der Gouverneur und sein
Gefolge Platz. Die Tische füllten sich mit Theeschalen, Saki-
Gläsern und buntem Zuckerwerk. Takahasi, ein ältlicher Herr
mit gutmüthigem Gesicht, entwickelte eine Kenntniss der Zeit-
geschichte, die wir weder in China noch in Yeddo bei den höchsten
Staatsbeamten fanden: er fragte nach den Rebellen von Šan-tuṅ
und von Nan-kiṅ, nach dem americanischen Krieg, dem Suez-
Canal
, dem Isthmus von Panama, ja nach der Bedeutung eines »in
der Nähe von Australien« geführten Krieges; — er meinte den
neuseeländischen. Die genaue Auskunft, die er auf Befragen des
Gesandten über die an den preussischen Vertragsverhandlungen be-
theiligt gewesenen Bunyo’s ertheilte, bewies die Unwahrheit eines
früheren Gerüchtes, dass sie sämmtlich das Harakiri vollzogen
hätten: Sakai bekleide noch sein früheres Amt, Muragaki den
Gouverneur-Posten in Hakodade. Graf Eulenburg bat Taka-
hasi
, nach Yeddo zu melden, dass er die amtliche Benachrichtigung
der japanischen Regierung über die nach den europäischen Staaten
gehende Gesandtschaft in Tien-tsin empfangen und darüber an
den preussischen Minister des Auswärtigen berichtet habe. — Der
Gouverneur versprach, den Gesandten auf der Arkona zu be-
suchen.

Am 27. October veranstalteten die deutschen und die hollän-
dischen Bewohner von Desima ein Fest auf dem 1200 Fuss hohen
Berge Kompira östlich von Naṅgasaki und luden dazu den Ge-
sandten, seine Begleiter und die Officiercorps der Arkona und
der holländischen Kriegsbrigg Cachelot ein. Gegen zehn Uhr Mor-
gens versammelten wir uns auf Desima und stiegen mit dem
Musikcorps der Arkona zunächst die östlich von der Stadt gele-
genen Friedhöfe hinan, von wo ein gepflasterter Weg durch ter-
rassenförmig angebautes Land bequem weiter hinaufführt. Die
Bucht lag in ihrer ganzen Länge zu unseren Füssen; mit jedem
Schritt wurde der Blick nach Westen herrlicher, Vorgebirge ent-
faltet sich auf Vorgebirge und die Meereslinie steigt immer höher.
In einem Tempel auf dem zweiten Drittel der Höhe war ein Imbiss
bereitet, uns für den steilen Marsch auf den Gipfel zu stärken.
Hier sieht schon die Bai von Mogi mit dem 7000 Fuss hohen
Wuntsen-take über den Bergrücken südlich. — Der Weg wird
beschwerlicher und die Octobersonne brannte noch heftig; aber

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[175/0189] XVIII. Gouverneur Takahasi. ten Artigkeit vornehmer Japaner; auf der einen Seite des Zimmers nahmen die Deutschen, auf der anderen der Gouverneur und sein Gefolge Platz. Die Tische füllten sich mit Theeschalen, Saki- Gläsern und buntem Zuckerwerk. Takahasi, ein ältlicher Herr mit gutmüthigem Gesicht, entwickelte eine Kenntniss der Zeit- geschichte, die wir weder in China noch in Yeddo bei den höchsten Staatsbeamten fanden: er fragte nach den Rebellen von Šan-tuṅ und von Nan-kiṅ, nach dem americanischen Krieg, dem Suez- Canal, dem Isthmus von Panama, ja nach der Bedeutung eines »in der Nähe von Australien« geführten Krieges; — er meinte den neuseeländischen. Die genaue Auskunft, die er auf Befragen des Gesandten über die an den preussischen Vertragsverhandlungen be- theiligt gewesenen Bunyo’s ertheilte, bewies die Unwahrheit eines früheren Gerüchtes, dass sie sämmtlich das Harakiri vollzogen hätten: Sakai bekleide noch sein früheres Amt, Muragaki den Gouverneur-Posten in Hakodade. Graf Eulenburg bat Taka- hasi, nach Yeddo zu melden, dass er die amtliche Benachrichtigung der japanischen Regierung über die nach den europäischen Staaten gehende Gesandtschaft in Tien-tsin empfangen und darüber an den preussischen Minister des Auswärtigen berichtet habe. — Der Gouverneur versprach, den Gesandten auf der Arkona zu be- suchen. Am 27. October veranstalteten die deutschen und die hollän- dischen Bewohner von Desima ein Fest auf dem 1200 Fuss hohen Berge Kompira östlich von Naṅgasaki und luden dazu den Ge- sandten, seine Begleiter und die Officiercorps der Arkona und der holländischen Kriegsbrigg Cachelot ein. Gegen zehn Uhr Mor- gens versammelten wir uns auf Desima und stiegen mit dem Musikcorps der Arkona zunächst die östlich von der Stadt gele- genen Friedhöfe hinan, von wo ein gepflasterter Weg durch ter- rassenförmig angebautes Land bequem weiter hinaufführt. Die Bucht lag in ihrer ganzen Länge zu unseren Füssen; mit jedem Schritt wurde der Blick nach Westen herrlicher, Vorgebirge ent- faltet sich auf Vorgebirge und die Meereslinie steigt immer höher. In einem Tempel auf dem zweiten Drittel der Höhe war ein Imbiss bereitet, uns für den steilen Marsch auf den Gipfel zu stärken. Hier sieht schon die Bai von Mogi mit dem 7000 Fuss hohen Wuntsen-take über den Bergrücken südlich. — Der Weg wird beschwerlicher und die Octobersonne brannte noch heftig; aber

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/189>, abgerufen am 24.11.2024.