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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Fane's Reiter. XVIII.
Siebold, den die Regierung des Taikun als Rathgeber berufen
hatte. Herr von Siebold sollte auch für Japan die Verhandlungen
mit den fremden Gesandten leiten, die sich aber weigerten, denselben
in amtlicher Eigenschaft zu empfangen.

Sehr bezeichnend für die Schlauheit der japanischen Beamten
war folgender Zwischenfall. Auf ihrer Reise nach Yeddo kamen
die beiden Diplomaten an den Ort, wo das Gepäck der nach ihren
Gütern reisenden Daimio's untersucht wird, die bekanntlich keine
Frauen mitführen dürfen. Hier sollten nach dem Ansinnen der
Yakunine Alle von den Pferden steigen und entblössten Hauptes
einzeln an der Wache vorübergehen; nur die Gesandten dürften
ihres hohen Ranges wegen die Mützen aufbehalten. Die Diplomaten
verwahrten sich dagegen im Voraus und die Yakunine schienen
nachzugeben. Nah bei dem Fluss, an dessen Ufer jene Wache
postirt ist, baten sie nun die Gesandten zu kurzer Rast in ein
Theehaus einzutreten, bis die Boote zur Ueberfahrt bereit gestellt
wären. Herr de Witt sah bald darauf vor die Thür tretend, dass
alle Pferde abgesattelt, die Sättel und Zäume aber verschwunden
waren, und die Yakunine erklärten ganz unschuldig, das sei zu
schnellerer Beförderung geschehen, die kurze Strecke bis zu den
Booten könne man wohl zu Fuss gehn. Natürlich liessen sich die
Herren nicht überlisten und setzten ihren Willen durch; so albern
diese Dinge an und für sich scheinen, so kann doch ohne wesent-
lichen Schaden kein Pünctchen nachgegeben werden; denn es han-
delt sich immer darum, die Fremden in den Augen des Volkes
herabzuwürdigen.

Am 23. October kam unerwartet der Vulcan mit Fane's Re-
giment; das Schiff hatte einen Sturm bestanden und lief Nanga-
saki
an um Kohlen zu laden. Die indischen Reiter fanden grosses
Gefallen an Japan und konnten nicht begreifen, dass England es
nicht nähme. -- Am folgenden Tage lief auch das englische Kriegs-
schiff Centaur ein, das achtzehn Train-Soldaten mit Pferden und
Ausrüstung zu Bewachung der Gesandtschaft in Yeddo brachte.

Am 25. October besuchten der Gesandte und Capitän Sunde-
wall
mit den Attaches und einigen Officieren der Arkona den neuen
Gouverneur, Takahasi Mimasaka no Kami. Okabe Surunga no
Kami
, den wir im Februar kennen lernten, war vor Kurzem
abgelöst worden, verweilte aber zu Ueberleitung der Geschäfte noch
in Nangasaki. Takahasi empfing seine Gäste mit der gewohn-

Fane’s Reiter. XVIII.
Siebold, den die Regierung des Taikun als Rathgeber berufen
hatte. Herr von Siebold sollte auch für Japan die Verhandlungen
mit den fremden Gesandten leiten, die sich aber weigerten, denselben
in amtlicher Eigenschaft zu empfangen.

Sehr bezeichnend für die Schlauheit der japanischen Beamten
war folgender Zwischenfall. Auf ihrer Reise nach Yeddo kamen
die beiden Diplomaten an den Ort, wo das Gepäck der nach ihren
Gütern reisenden Daimio’s untersucht wird, die bekanntlich keine
Frauen mitführen dürfen. Hier sollten nach dem Ansinnen der
Yakunine Alle von den Pferden steigen und entblössten Hauptes
einzeln an der Wache vorübergehen; nur die Gesandten dürften
ihres hohen Ranges wegen die Mützen aufbehalten. Die Diplomaten
verwahrten sich dagegen im Voraus und die Yakunine schienen
nachzugeben. Nah bei dem Fluss, an dessen Ufer jene Wache
postirt ist, baten sie nun die Gesandten zu kurzer Rast in ein
Theehaus einzutreten, bis die Boote zur Ueberfahrt bereit gestellt
wären. Herr de Witt sah bald darauf vor die Thür tretend, dass
alle Pferde abgesattelt, die Sättel und Zäume aber verschwunden
waren, und die Yakunine erklärten ganz unschuldig, das sei zu
schnellerer Beförderung geschehen, die kurze Strecke bis zu den
Booten könne man wohl zu Fuss gehn. Natürlich liessen sich die
Herren nicht überlisten und setzten ihren Willen durch; so albern
diese Dinge an und für sich scheinen, so kann doch ohne wesent-
lichen Schaden kein Pünctchen nachgegeben werden; denn es han-
delt sich immer darum, die Fremden in den Augen des Volkes
herabzuwürdigen.

Am 23. October kam unerwartet der Vulcan mit Fane’s Re-
giment; das Schiff hatte einen Sturm bestanden und lief Naṅga-
saki
an um Kohlen zu laden. Die indischen Reiter fanden grosses
Gefallen an Japan und konnten nicht begreifen, dass England es
nicht nähme. — Am folgenden Tage lief auch das englische Kriegs-
schiff Centaur ein, das achtzehn Train-Soldaten mit Pferden und
Ausrüstung zu Bewachung der Gesandtschaft in Yeddo brachte.

Am 25. October besuchten der Gesandte und Capitän Sunde-
wall
mit den Attachés und einigen Officieren der Arkona den neuen
Gouverneur, Takahasi Mimasaka no Kami. Okabe Suruṅga no
Kami
, den wir im Februar kennen lernten, war vor Kurzem
abgelöst worden, verweilte aber zu Ueberleitung der Geschäfte noch
in Naṅgasaki. Takahasi empfing seine Gäste mit der gewohn-

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[174/0188] Fane’s Reiter. XVIII. Siebold, den die Regierung des Taikun als Rathgeber berufen hatte. Herr von Siebold sollte auch für Japan die Verhandlungen mit den fremden Gesandten leiten, die sich aber weigerten, denselben in amtlicher Eigenschaft zu empfangen. Sehr bezeichnend für die Schlauheit der japanischen Beamten war folgender Zwischenfall. Auf ihrer Reise nach Yeddo kamen die beiden Diplomaten an den Ort, wo das Gepäck der nach ihren Gütern reisenden Daimio’s untersucht wird, die bekanntlich keine Frauen mitführen dürfen. Hier sollten nach dem Ansinnen der Yakunine Alle von den Pferden steigen und entblössten Hauptes einzeln an der Wache vorübergehen; nur die Gesandten dürften ihres hohen Ranges wegen die Mützen aufbehalten. Die Diplomaten verwahrten sich dagegen im Voraus und die Yakunine schienen nachzugeben. Nah bei dem Fluss, an dessen Ufer jene Wache postirt ist, baten sie nun die Gesandten zu kurzer Rast in ein Theehaus einzutreten, bis die Boote zur Ueberfahrt bereit gestellt wären. Herr de Witt sah bald darauf vor die Thür tretend, dass alle Pferde abgesattelt, die Sättel und Zäume aber verschwunden waren, und die Yakunine erklärten ganz unschuldig, das sei zu schnellerer Beförderung geschehen, die kurze Strecke bis zu den Booten könne man wohl zu Fuss gehn. Natürlich liessen sich die Herren nicht überlisten und setzten ihren Willen durch; so albern diese Dinge an und für sich scheinen, so kann doch ohne wesent- lichen Schaden kein Pünctchen nachgegeben werden; denn es han- delt sich immer darum, die Fremden in den Augen des Volkes herabzuwürdigen. Am 23. October kam unerwartet der Vulcan mit Fane’s Re- giment; das Schiff hatte einen Sturm bestanden und lief Naṅga- saki an um Kohlen zu laden. Die indischen Reiter fanden grosses Gefallen an Japan und konnten nicht begreifen, dass England es nicht nähme. — Am folgenden Tage lief auch das englische Kriegs- schiff Centaur ein, das achtzehn Train-Soldaten mit Pferden und Ausrüstung zu Bewachung der Gesandtschaft in Yeddo brachte. Am 25. October besuchten der Gesandte und Capitän Sunde- wall mit den Attachés und einigen Officieren der Arkona den neuen Gouverneur, Takahasi Mimasaka no Kami. Okabe Suruṅga no Kami, den wir im Februar kennen lernten, war vor Kurzem abgelöst worden, verweilte aber zu Ueberleitung der Geschäfte noch in Naṅgasaki. Takahasi empfing seine Gäste mit der gewohn-

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/188>, abgerufen am 24.11.2024.