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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Abfahrt von Tsi-fu. XVIII.
unsere Kräfte durch die Qualen in Tien-tsin so gänzlich erschöpft,
dass dem Aufenthalt im tropischen Bankok nothwendig eine Er-
frischung vorausgehen musste. Das Klima von Siam ist erschlaffend,
wir konnten ihm nicht sogleich die nöthige Spannkraft entgegentra-
gen. Zudem hatte der Südwest-Monsun noch nicht umgesetzt;
es war die Zeit der wechselnden Winde, in welche die heftigsten
Wirbelstürme fallen; erst mit dem Nordost-Monsun konnte die
weite Strecke nach Hong-kong schnell und sicher zurückgelegt
werden. Lebensmittel und Wasser hatte die Arkona in Tsi-fu
nicht erhalten, wie Capitän Sundewall sicher erwartete; und da
die Elbe ihres Leckes wegen nicht nach Nangasaki dirigirt werden
konnte, so musste Arkona dort auch mit den für die ferneren Reisen
erforderlichen Kohlen und mit Holz für den Schiffsbedarf versehen
werden.

Bei hellem Vollmond dampfte Arkona am 14. October in die
spiegelglatte See hinaus. Wir machten die Nacht über schnelle
Fahrt, passirten bei Morgengrauen Cap San-tun und genossen den
ganzen Tag des herrlichsten Wetters. Während in Tien-tsin und
Pe-kin die Nächte schon kühl waren wehte hier milder Sommer-
wind. Pfeilschnell furchte das Schiff die dunkelblaue Fluth, und
mit Lust athmete man nach den dicken staubigen Dünsten der chi-
nesischen Städte die reine erquickende Seeluft. -- Um sieben Uhr
Abends musste am 15. October die Schraube ausgehoben werden,
weil die Lager zu heiss wurden; nach Ersetzung des geschmolzenen
Antimons wurde sie um halb vier Uhr Morgens wieder in Gang
gebracht; gegen sieben erhob sich frischer Nordostwind, so dass
das Schiff unter Segel Cours halten konnte. In der Nacht zum
17. October passirten wir Alceste-Eiland. Am frühen Morgen
wurde der Wind stärker, starb aber gegen acht Uhr gänzlich fort.
Einer starken Dünung preisgegeben, gegen welche die Schraube
nicht wirken konnte, trieben wir nun unter der grossen Insel Quel-
part
nach Süden, ohne dem Ziele näher zu kommen. Die Kreuzung
der Wellen aus Nordost und Nordwest erzeugte den hässlichsten
Seegang. Am 18. October sprang wieder Nordostwind auf; das
Schiff wurde hart an den Wind gebracht, konnte aber doch nicht
Cours halten und trieb noch weiter südlich; es schaukelte auf den
mächtigen Wogen, dass man kaum stehen konnte. Alles was nicht
niet- und nagelfest war, taumelte in den Kajüten unverständig durch-
einander, und als das Musikcorps zur Feier des doppelt festlichen

Abfahrt von Tši-fu. XVIII.
unsere Kräfte durch die Qualen in Tien-tsin so gänzlich erschöpft,
dass dem Aufenthalt im tropischen Baṅkok nothwendig eine Er-
frischung vorausgehen musste. Das Klima von Siam ist erschlaffend,
wir konnten ihm nicht sogleich die nöthige Spannkraft entgegentra-
gen. Zudem hatte der Südwest-Monsun noch nicht umgesetzt;
es war die Zeit der wechselnden Winde, in welche die heftigsten
Wirbelstürme fallen; erst mit dem Nordost-Monsun konnte die
weite Strecke nach Hong-kong schnell und sicher zurückgelegt
werden. Lebensmittel und Wasser hatte die Arkona in Tši-fu
nicht erhalten, wie Capitän Sundewall sicher erwartete; und da
die Elbe ihres Leckes wegen nicht nach Naṅgasaki dirigirt werden
konnte, so musste Arkona dort auch mit den für die ferneren Reisen
erforderlichen Kohlen und mit Holz für den Schiffsbedarf versehen
werden.

Bei hellem Vollmond dampfte Arkona am 14. October in die
spiegelglatte See hinaus. Wir machten die Nacht über schnelle
Fahrt, passirten bei Morgengrauen Cap Šan-tuṅ und genossen den
ganzen Tag des herrlichsten Wetters. Während in Tien-tsin und
Pe-kiṅ die Nächte schon kühl waren wehte hier milder Sommer-
wind. Pfeilschnell furchte das Schiff die dunkelblaue Fluth, und
mit Lust athmete man nach den dicken staubigen Dünsten der chi-
nesischen Städte die reine erquickende Seeluft. — Um sieben Uhr
Abends musste am 15. October die Schraube ausgehoben werden,
weil die Lager zu heiss wurden; nach Ersetzung des geschmolzenen
Antimons wurde sie um halb vier Uhr Morgens wieder in Gang
gebracht; gegen sieben erhob sich frischer Nordostwind, so dass
das Schiff unter Segel Cours halten konnte. In der Nacht zum
17. October passirten wir Alceste-Eiland. Am frühen Morgen
wurde der Wind stärker, starb aber gegen acht Uhr gänzlich fort.
Einer starken Dünung preisgegeben, gegen welche die Schraube
nicht wirken konnte, trieben wir nun unter der grossen Insel Quel-
part
nach Süden, ohne dem Ziele näher zu kommen. Die Kreuzung
der Wellen aus Nordost und Nordwest erzeugte den hässlichsten
Seegang. Am 18. October sprang wieder Nordostwind auf; das
Schiff wurde hart an den Wind gebracht, konnte aber doch nicht
Cours halten und trieb noch weiter südlich; es schaukelte auf den
mächtigen Wogen, dass man kaum stehen konnte. Alles was nicht
niet- und nagelfest war, taumelte in den Kajüten unverständig durch-
einander, und als das Musikcorps zur Feier des doppelt festlichen

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[168/0182] Abfahrt von Tši-fu. XVIII. unsere Kräfte durch die Qualen in Tien-tsin so gänzlich erschöpft, dass dem Aufenthalt im tropischen Baṅkok nothwendig eine Er- frischung vorausgehen musste. Das Klima von Siam ist erschlaffend, wir konnten ihm nicht sogleich die nöthige Spannkraft entgegentra- gen. Zudem hatte der Südwest-Monsun noch nicht umgesetzt; es war die Zeit der wechselnden Winde, in welche die heftigsten Wirbelstürme fallen; erst mit dem Nordost-Monsun konnte die weite Strecke nach Hong-kong schnell und sicher zurückgelegt werden. Lebensmittel und Wasser hatte die Arkona in Tši-fu nicht erhalten, wie Capitän Sundewall sicher erwartete; und da die Elbe ihres Leckes wegen nicht nach Naṅgasaki dirigirt werden konnte, so musste Arkona dort auch mit den für die ferneren Reisen erforderlichen Kohlen und mit Holz für den Schiffsbedarf versehen werden. Bei hellem Vollmond dampfte Arkona am 14. October in die spiegelglatte See hinaus. Wir machten die Nacht über schnelle Fahrt, passirten bei Morgengrauen Cap Šan-tuṅ und genossen den ganzen Tag des herrlichsten Wetters. Während in Tien-tsin und Pe-kiṅ die Nächte schon kühl waren wehte hier milder Sommer- wind. Pfeilschnell furchte das Schiff die dunkelblaue Fluth, und mit Lust athmete man nach den dicken staubigen Dünsten der chi- nesischen Städte die reine erquickende Seeluft. — Um sieben Uhr Abends musste am 15. October die Schraube ausgehoben werden, weil die Lager zu heiss wurden; nach Ersetzung des geschmolzenen Antimons wurde sie um halb vier Uhr Morgens wieder in Gang gebracht; gegen sieben erhob sich frischer Nordostwind, so dass das Schiff unter Segel Cours halten konnte. In der Nacht zum 17. October passirten wir Alceste-Eiland. Am frühen Morgen wurde der Wind stärker, starb aber gegen acht Uhr gänzlich fort. Einer starken Dünung preisgegeben, gegen welche die Schraube nicht wirken konnte, trieben wir nun unter der grossen Insel Quel- part nach Süden, ohne dem Ziele näher zu kommen. Die Kreuzung der Wellen aus Nordost und Nordwest erzeugte den hässlichsten Seegang. Am 18. October sprang wieder Nordostwind auf; das Schiff wurde hart an den Wind gebracht, konnte aber doch nicht Cours halten und trieb noch weiter südlich; es schaukelte auf den mächtigen Wogen, dass man kaum stehen konnte. Alles was nicht niet- und nagelfest war, taumelte in den Kajüten unverständig durch- einander, und als das Musikcorps zur Feier des doppelt festlichen

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/182>, abgerufen am 25.11.2024.