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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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XVIII. Die Ta-ku-Forts.

Den Pei-ho belebten auf der ganzen Strecke viele Dschunken
von den südlichen Küsten, auch siamesische mit Reisladung. Als
der Clown Nachmittags die Mündung erreichte, verbot der niedrige
Wasserstand die Fahrt über die Barre; erst mit der Fluth am fol-
genden Morgen konnte er hinüber. Graf Eulenburg und seine Be-
gleiter nahmen deshalb die gastfreie Einladung des englischen
Commandanten von Ta-ku, Major Eager und seiner Kameraden
vom 31. Regiment an, die Nacht über ihr Quartier im südlichen
Aussenfort zu theilen. -- Am Nachmittag stattete der Gesandte
dem französischen Commandanten Capitän Bourgois einen Be-
such im äusseren Nordfort ab, und wurde bei seiner Rückkehr
in das englische Quartier mit einem Salut von funfzehn Schüs-
sen empfangen, den die über eine Meile entfernte Arkona sofort
erwiederte.

Zur Besichtigung der historisch merkwürdigen Festen gab
es volle Musse. Die Lage ist trostlos eine unabsehbare braune
Wüste mit Salzlachen, das flache sumpfige Ufer bespült von trüben
Wellen. Kaum eine halbe Stunde flussaufwärts von der Mündung
liegt der grosse Flecken Ta-ku, eine lehmgraue Häusermasse. Die
Wälle der beiden äusseren unmittelbar an der Flussmündung liegen-
den Werke werden bei Hochwasser vom Meere genetzt; zur Zeit
der Ebbe bleibt ein breiter Streifen tiefen Schlammes frei, welchen
mehrere den Wällen parallele Gräben und zwei Reihen von Wolfs-
gruben durchfurchen. Zum Ueberfluss hatten die Chinesen über
diesen Strand Tausende eiserner "Krähenfüsse" ausgestreut, welche
in jeder Lage eine Spitze nach oben kehren.

Die Werke selbst sind ganz aus Lehm und Holz; ein dicker
Erdwall mit Zinnen, in welchem gedeckte Kanonenräume liegen,
bildet die Enceinte. Im südlichen Aussenfort, dessen Grundriss
länglich und unregelmässig ist, läuft auf der Landseite noch ein
zweiter etwas höherer Wall, der die Bedienungsmannschaften vor
dem Feuer der Schiffe sichern sollte, innerhalb mit der Enceinte
parallel. Vier Cavaliere überragen letztere in diesem Fort um das
Doppelte; das französische am Nordufer hat deren zwei. Im Innern
der Werke stehen Reihen von Lehmhütten gleich umgestürzten
Backtrögen, wo die chinesische Besatzung wohnte. Wie weit diese
das Vertrauen ihrer Führer genoss beweist das Geständniss eines
höheren Officiers, dass die Ta-ku-Werke, welche 1858 und 1859
auf den Flanken und im Rücken offen waren, nicht zur Abwehr

XVIII. Die Ta-ku-Forts.

Den Pei-ho belebten auf der ganzen Strecke viele Dschunken
von den südlichen Küsten, auch siamesische mit Reisladung. Als
der Clown Nachmittags die Mündung erreichte, verbot der niedrige
Wasserstand die Fahrt über die Barre; erst mit der Fluth am fol-
genden Morgen konnte er hinüber. Graf Eulenburg und seine Be-
gleiter nahmen deshalb die gastfreie Einladung des englischen
Commandanten von Ta-ku, Major Eager und seiner Kameraden
vom 31. Regiment an, die Nacht über ihr Quartier im südlichen
Aussenfort zu theilen. — Am Nachmittag stattete der Gesandte
dem französischen Commandanten Capitän Bourgois einen Be-
such im äusseren Nordfort ab, und wurde bei seiner Rückkehr
in das englische Quartier mit einem Salut von funfzehn Schüs-
sen empfangen, den die über eine Meile entfernte Arkona sofort
erwiederte.

Zur Besichtigung der historisch merkwürdigen Festen gab
es volle Musse. Die Lage ist trostlos eine unabsehbare braune
Wüste mit Salzlachen, das flache sumpfige Ufer bespült von trüben
Wellen. Kaum eine halbe Stunde flussaufwärts von der Mündung
liegt der grosse Flecken Ta-ku, eine lehmgraue Häusermasse. Die
Wälle der beiden äusseren unmittelbar an der Flussmündung liegen-
den Werke werden bei Hochwasser vom Meere genetzt; zur Zeit
der Ebbe bleibt ein breiter Streifen tiefen Schlammes frei, welchen
mehrere den Wällen parallele Gräben und zwei Reihen von Wolfs-
gruben durchfurchen. Zum Ueberfluss hatten die Chinesen über
diesen Strand Tausende eiserner »Krähenfüsse« ausgestreut, welche
in jeder Lage eine Spitze nach oben kehren.

Die Werke selbst sind ganz aus Lehm und Holz; ein dicker
Erdwall mit Zinnen, in welchem gedeckte Kanonenräume liegen,
bildet die Enceinte. Im südlichen Aussenfort, dessen Grundriss
länglich und unregelmässig ist, läuft auf der Landseite noch ein
zweiter etwas höherer Wall, der die Bedienungsmannschaften vor
dem Feuer der Schiffe sichern sollte, innerhalb mit der Enceinte
parallel. Vier Cavaliere überragen letztere in diesem Fort um das
Doppelte; das französische am Nordufer hat deren zwei. Im Innern
der Werke stehen Reihen von Lehmhütten gleich umgestürzten
Backtrögen, wo die chinesische Besatzung wohnte. Wie weit diese
das Vertrauen ihrer Führer genoss beweist das Geständniss eines
höheren Officiers, dass die Ta-ku-Werke, welche 1858 und 1859
auf den Flanken und im Rücken offen waren, nicht zur Abwehr

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[165/0179] XVIII. Die Ta-ku-Forts. Den Pei-ho belebten auf der ganzen Strecke viele Dschunken von den südlichen Küsten, auch siamesische mit Reisladung. Als der Clown Nachmittags die Mündung erreichte, verbot der niedrige Wasserstand die Fahrt über die Barre; erst mit der Fluth am fol- genden Morgen konnte er hinüber. Graf Eulenburg und seine Be- gleiter nahmen deshalb die gastfreie Einladung des englischen Commandanten von Ta-ku, Major Eager und seiner Kameraden vom 31. Regiment an, die Nacht über ihr Quartier im südlichen Aussenfort zu theilen. — Am Nachmittag stattete der Gesandte dem französischen Commandanten Capitän Bourgois einen Be- such im äusseren Nordfort ab, und wurde bei seiner Rückkehr in das englische Quartier mit einem Salut von funfzehn Schüs- sen empfangen, den die über eine Meile entfernte Arkona sofort erwiederte. Zur Besichtigung der historisch merkwürdigen Festen gab es volle Musse. Die Lage ist trostlos eine unabsehbare braune Wüste mit Salzlachen, das flache sumpfige Ufer bespült von trüben Wellen. Kaum eine halbe Stunde flussaufwärts von der Mündung liegt der grosse Flecken Ta-ku, eine lehmgraue Häusermasse. Die Wälle der beiden äusseren unmittelbar an der Flussmündung liegen- den Werke werden bei Hochwasser vom Meere genetzt; zur Zeit der Ebbe bleibt ein breiter Streifen tiefen Schlammes frei, welchen mehrere den Wällen parallele Gräben und zwei Reihen von Wolfs- gruben durchfurchen. Zum Ueberfluss hatten die Chinesen über diesen Strand Tausende eiserner »Krähenfüsse« ausgestreut, welche in jeder Lage eine Spitze nach oben kehren. Die Werke selbst sind ganz aus Lehm und Holz; ein dicker Erdwall mit Zinnen, in welchem gedeckte Kanonenräume liegen, bildet die Enceinte. Im südlichen Aussenfort, dessen Grundriss länglich und unregelmässig ist, läuft auf der Landseite noch ein zweiter etwas höherer Wall, der die Bedienungsmannschaften vor dem Feuer der Schiffe sichern sollte, innerhalb mit der Enceinte parallel. Vier Cavaliere überragen letztere in diesem Fort um das Doppelte; das französische am Nordufer hat deren zwei. Im Innern der Werke stehen Reihen von Lehmhütten gleich umgestürzten Backtrögen, wo die chinesische Besatzung wohnte. Wie weit diese das Vertrauen ihrer Führer genoss beweist das Geständniss eines höheren Officiers, dass die Ta-ku-Werke, welche 1858 und 1859 auf den Flanken und im Rücken offen waren, nicht zur Abwehr

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/179>, abgerufen am 25.11.2024.