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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Seetreffen bei Tsuen-pi.

Ein Dschunken-Geschwader von beträchtlicher Stärke lag,
die englischen Schiffe bedrohend, unter Admiral Kwan bei Tsuen-pi;
dort gingen nun auch die englischen Kriegsschiffe Volage und Hyacinth
zu Anker. Der commandirende Officier Capitän Smith richtete unter
Elliot's Mitwirkung eine Vorstellung an den kaiserlichen Commissar,
welche Admiral Kwan sogleich zu befördern versprach. Lin
befand sich in der Nähe. -- Dem höflichen Ersuchen, dass
die englischen Kriegsschiffe etwas weiter stromabwärts ankern
möchten, entsprach Capitän Smith, um seine friedlichen Absichten
zu bekunden. Am Abend des 2. November und am folgenden
Morgen versuchten die Chinesen wiederholt neue Verhandlungen
anzuknüpfen, erhielten jedoch die Antwort, dass die Engländer
ihren Mittheilungen nichts hinzuzufügen hätten. Darauf verliess
Kwan seine Stellung und setzte sich gegen die englischen Schiffe
in Bewegung, welche ihm entgegenfuhren. Die 29 Kriegs-Dschunken
warfen in guter Ordnung Anker und es folgte ein kurzer Noten-
wechsel, in welchem die Chinesen peremtorisch die Auslieferung
eines Engländers forderten. -- Capitän Smith hielt es für bedenk-
lich, ein so starkes Geschwader über Nacht im Besitze des Flusses
zu lassen, wo es offen die englische Handelsflotte bedrohte; einer
auf Einschüchterung zielenden Bewegung gegenüber den Rückzug
anzutreten, hätte sich mit der Ehre der Flagge nicht vertragen.
Um die Chinesen auf ihren früheren Ankerplatz zu drängen, gab er
deshalb gegen Mittag das Signal zum Angriff. Der Wind war
günstig. Die Engländer segelten, volle Breitseiten feuernd, vorwärts
und rückwärts die chinesische Schlachtlinie entlang. Eine Dschunke
flog auf Pistolenschussweite in die Luft; drei andere sanken und
viele wurden leck. Admiral Kwan kappte sein Kabel und griff
tapfer an; aber nach Dreiviertel-Stunden suchte das ganze Ge-
schwader retirirend seinen alten Ankerplatz zu gewinnen. Die
Engländer, welche die Dschunken auch am folgenden Tage noch
leicht zerstören konnten, liessen sie unbehelligt. Solche Schonung
aber legen die Chinesen immer als Schwäche aus: sie hielten sich
für die Sieger und mochten in diesem Wahn durch die Abfahrt
der englischen Schiffe nach Macao bestärkt werden, wo jetzt die
Einschiffung der britischen Unterthanen zu decken war.

Nun untersagte der kaiserliche Commissar jeden Verkehr
mit den Briten. Eine Zeit lang nahmen noch americanische Schiffe
die Ladung der englischen an Bord und führten sie nach Kan-ton,

Seetreffen bei Tšuen-pi.

Ein Dschunken-Geschwader von beträchtlicher Stärke lag,
die englischen Schiffe bedrohend, unter Admiral Kwan bei Tšuen-pi;
dort gingen nun auch die englischen Kriegsschiffe Volage und Hyacinth
zu Anker. Der commandirende Officier Capitän Smith richtete unter
Elliot’s Mitwirkung eine Vorstellung an den kaiserlichen Commissar,
welche Admiral Kwan sogleich zu befördern versprach. Lin
befand sich in der Nähe. — Dem höflichen Ersuchen, dass
die englischen Kriegsschiffe etwas weiter stromabwärts ankern
möchten, entsprach Capitän Smith, um seine friedlichen Absichten
zu bekunden. Am Abend des 2. November und am folgenden
Morgen versuchten die Chinesen wiederholt neue Verhandlungen
anzuknüpfen, erhielten jedoch die Antwort, dass die Engländer
ihren Mittheilungen nichts hinzuzufügen hätten. Darauf verliess
Kwan seine Stellung und setzte sich gegen die englischen Schiffe
in Bewegung, welche ihm entgegenfuhren. Die 29 Kriegs-Dschunken
warfen in guter Ordnung Anker und es folgte ein kurzer Noten-
wechsel, in welchem die Chinesen peremtorisch die Auslieferung
eines Engländers forderten. — Capitän Smith hielt es für bedenk-
lich, ein so starkes Geschwader über Nacht im Besitze des Flusses
zu lassen, wo es offen die englische Handelsflotte bedrohte; einer
auf Einschüchterung zielenden Bewegung gegenüber den Rückzug
anzutreten, hätte sich mit der Ehre der Flagge nicht vertragen.
Um die Chinesen auf ihren früheren Ankerplatz zu drängen, gab er
deshalb gegen Mittag das Signal zum Angriff. Der Wind war
günstig. Die Engländer segelten, volle Breitseiten feuernd, vorwärts
und rückwärts die chinesische Schlachtlinie entlang. Eine Dschunke
flog auf Pistolenschussweite in die Luft; drei andere sanken und
viele wurden leck. Admiral Kwan kappte sein Kabel und griff
tapfer an; aber nach Dreiviertel-Stunden suchte das ganze Ge-
schwader retirirend seinen alten Ankerplatz zu gewinnen. Die
Engländer, welche die Dschunken auch am folgenden Tage noch
leicht zerstören konnten, liessen sie unbehelligt. Solche Schonung
aber legen die Chinesen immer als Schwäche aus: sie hielten sich
für die Sieger und mochten in diesem Wahn durch die Abfahrt
der englischen Schiffe nach Macao bestärkt werden, wo jetzt die
Einschiffung der britischen Unterthanen zu decken war.

Nun untersagte der kaiserliche Commissar jeden Verkehr
mit den Briten. Eine Zeit lang nahmen noch americanische Schiffe
die Ladung der englischen an Bord und führten sie nach Kan-ton,

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[73/0095] Seetreffen bei Tšuen-pi. Ein Dschunken-Geschwader von beträchtlicher Stärke lag, die englischen Schiffe bedrohend, unter Admiral Kwan bei Tšuen-pi; dort gingen nun auch die englischen Kriegsschiffe Volage und Hyacinth zu Anker. Der commandirende Officier Capitän Smith richtete unter Elliot’s Mitwirkung eine Vorstellung an den kaiserlichen Commissar, welche Admiral Kwan sogleich zu befördern versprach. Lin befand sich in der Nähe. — Dem höflichen Ersuchen, dass die englischen Kriegsschiffe etwas weiter stromabwärts ankern möchten, entsprach Capitän Smith, um seine friedlichen Absichten zu bekunden. Am Abend des 2. November und am folgenden Morgen versuchten die Chinesen wiederholt neue Verhandlungen anzuknüpfen, erhielten jedoch die Antwort, dass die Engländer ihren Mittheilungen nichts hinzuzufügen hätten. Darauf verliess Kwan seine Stellung und setzte sich gegen die englischen Schiffe in Bewegung, welche ihm entgegenfuhren. Die 29 Kriegs-Dschunken warfen in guter Ordnung Anker und es folgte ein kurzer Noten- wechsel, in welchem die Chinesen peremtorisch die Auslieferung eines Engländers forderten. — Capitän Smith hielt es für bedenk- lich, ein so starkes Geschwader über Nacht im Besitze des Flusses zu lassen, wo es offen die englische Handelsflotte bedrohte; einer auf Einschüchterung zielenden Bewegung gegenüber den Rückzug anzutreten, hätte sich mit der Ehre der Flagge nicht vertragen. Um die Chinesen auf ihren früheren Ankerplatz zu drängen, gab er deshalb gegen Mittag das Signal zum Angriff. Der Wind war günstig. Die Engländer segelten, volle Breitseiten feuernd, vorwärts und rückwärts die chinesische Schlachtlinie entlang. Eine Dschunke flog auf Pistolenschussweite in die Luft; drei andere sanken und viele wurden leck. Admiral Kwan kappte sein Kabel und griff tapfer an; aber nach Dreiviertel-Stunden suchte das ganze Ge- schwader retirirend seinen alten Ankerplatz zu gewinnen. Die Engländer, welche die Dschunken auch am folgenden Tage noch leicht zerstören konnten, liessen sie unbehelligt. Solche Schonung aber legen die Chinesen immer als Schwäche aus: sie hielten sich für die Sieger und mochten in diesem Wahn durch die Abfahrt der englischen Schiffe nach Macao bestärkt werden, wo jetzt die Einschiffung der britischen Unterthanen zu decken war. Nun untersagte der kaiserliche Commissar jeden Verkehr mit den Briten. Eine Zeit lang nahmen noch americanische Schiffe die Ladung der englischen an Bord und führten sie nach Kan-ton,

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/95>, abgerufen am 27.11.2024.