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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Conflicte. -- Der Topaze.
wurden verwundet an Bord gebracht; die Chinesen hatten zwei
Todte und vier Verwundete. Der Commandant des Topaze
richtete eine Beschwerde an den Vice-König; dieser lehnte jede
Mittheilung desselben ab, drohte dagegen das Ausschuss-Comite
verantwortlich zu machen und den Handel zu verbieten, bis zwei
Engländer vom Topaze zur Sühne ausgeliefert würden. Nach
fruchtlosen Gegenvorstellungen beschlossen die Beamten der eng-
lischen Factorei, sich an Bord ihrer Schiffe zu begeben; am
11. Januar 1822 wurde in Kan-ton die englische Flagge ge-
strichen; das Handelsgeschwader fuhr den Strom hinab und legte
sich bei der zweiten Barre vor Anker. Der Vice-König änderte
darauf den Ton und erklärte schon am 13. Januar, durch die Abreise
der Factorei-Beamten die Ueberzeugung gewonnen zu haben, dass
sie keine Gewalt über das Kriegsschiff hätten; er ersuche sie des-
halb zurückzukehren; der Handel könne jedoch erst wieder be-
ginnen, wenn zwei Engländer ausgeliefert wären. Darauf ging
man natürlich nicht ein, und der Vice-König suchte neue
Auskunftsmittel. Als die Fregatte nach Macao ging, liess er
verbreiten, sie habe sich versteckt; darauf legte sich Capitän
Richardson wieder vor den Perl-Fluss. Den Vorschlag, die Sache
zur Entscheidung nach England zu berichten, wies der Vice-König
zurück und liess durch eine Deputation von Hon-Kaufleuten aber-
mals die Auslieferung fordern. Da lichteten die englischen Schiffe
die Anker und segelten stromabwärts, mit geladenem Geschütz
und gefechtsklar für den Fall eines Angriffs von den Strand-
batterieen.

Die chinesischen Behörden hatten mit Abbruch der Ver-
handlungen gedroht, wenn das Geschwader den Fluss verliesse,
forderten aber schon am 29. Januar die Engländer auf, eine Mit-
theilung an den Vice-König zu richten, dass zwei Seeleute von der
Fregatte verschwunden seien; er werde solche als die Schuldigen
ansehen und sich damit in Pe-kin rechtfertigen können. Nach Ab-
lehnung dieses sauberen Vorschlages bat man, dass die Fregatte
sich nur auf einige Tage entferne, damit der Vice-König berichten
könne, sie sei geflüchtet. Der Ausschuss aber beharrte auf seinem
Beschluss, nicht eher nach Kan-ton zurückzukehren, bis man ihn
von jeder Verantwortlichkeit für die Kriegsschiffe entbände und
den Handel ohne Bedingung freigäbe. Um falschen Auslegungen
vorzubeugen, erklärte jetzt Capitän Richardson, dass seine Instruc-

III. 4

Conflicte. — Der Topaze.
wurden verwundet an Bord gebracht; die Chinesen hatten zwei
Todte und vier Verwundete. Der Commandant des Topaze
richtete eine Beschwerde an den Vice-König; dieser lehnte jede
Mittheilung desselben ab, drohte dagegen das Ausschuss-Comité
verantwortlich zu machen und den Handel zu verbieten, bis zwei
Engländer vom Topaze zur Sühne ausgeliefert würden. Nach
fruchtlosen Gegenvorstellungen beschlossen die Beamten der eng-
lischen Factorei, sich an Bord ihrer Schiffe zu begeben; am
11. Januar 1822 wurde in Kan-ton die englische Flagge ge-
strichen; das Handelsgeschwader fuhr den Strom hinab und legte
sich bei der zweiten Barre vor Anker. Der Vice-König änderte
darauf den Ton und erklärte schon am 13. Januar, durch die Abreise
der Factorei-Beamten die Ueberzeugung gewonnen zu haben, dass
sie keine Gewalt über das Kriegsschiff hätten; er ersuche sie des-
halb zurückzukehren; der Handel könne jedoch erst wieder be-
ginnen, wenn zwei Engländer ausgeliefert wären. Darauf ging
man natürlich nicht ein, und der Vice-König suchte neue
Auskunftsmittel. Als die Fregatte nach Macao ging, liess er
verbreiten, sie habe sich versteckt; darauf legte sich Capitän
Richardson wieder vor den Perl-Fluss. Den Vorschlag, die Sache
zur Entscheidung nach England zu berichten, wies der Vice-König
zurück und liess durch eine Deputation von Hoṅ-Kaufleuten aber-
mals die Auslieferung fordern. Da lichteten die englischen Schiffe
die Anker und segelten stromabwärts, mit geladenem Geschütz
und gefechtsklar für den Fall eines Angriffs von den Strand-
batterieen.

Die chinesischen Behörden hatten mit Abbruch der Ver-
handlungen gedroht, wenn das Geschwader den Fluss verliesse,
forderten aber schon am 29. Januar die Engländer auf, eine Mit-
theilung an den Vice-König zu richten, dass zwei Seeleute von der
Fregatte verschwunden seien; er werde solche als die Schuldigen
ansehen und sich damit in Pe-kiṅ rechtfertigen können. Nach Ab-
lehnung dieses sauberen Vorschlages bat man, dass die Fregatte
sich nur auf einige Tage entferne, damit der Vice-König berichten
könne, sie sei geflüchtet. Der Ausschuss aber beharrte auf seinem
Beschluss, nicht eher nach Kan-ton zurückzukehren, bis man ihn
von jeder Verantwortlichkeit für die Kriegsschiffe entbände und
den Handel ohne Bedingung freigäbe. Um falschen Auslegungen
vorzubeugen, erklärte jetzt Capitän Richardson, dass seine Instruc-

III. 4
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[49/0071] Conflicte. — Der Topaze. wurden verwundet an Bord gebracht; die Chinesen hatten zwei Todte und vier Verwundete. Der Commandant des Topaze richtete eine Beschwerde an den Vice-König; dieser lehnte jede Mittheilung desselben ab, drohte dagegen das Ausschuss-Comité verantwortlich zu machen und den Handel zu verbieten, bis zwei Engländer vom Topaze zur Sühne ausgeliefert würden. Nach fruchtlosen Gegenvorstellungen beschlossen die Beamten der eng- lischen Factorei, sich an Bord ihrer Schiffe zu begeben; am 11. Januar 1822 wurde in Kan-ton die englische Flagge ge- strichen; das Handelsgeschwader fuhr den Strom hinab und legte sich bei der zweiten Barre vor Anker. Der Vice-König änderte darauf den Ton und erklärte schon am 13. Januar, durch die Abreise der Factorei-Beamten die Ueberzeugung gewonnen zu haben, dass sie keine Gewalt über das Kriegsschiff hätten; er ersuche sie des- halb zurückzukehren; der Handel könne jedoch erst wieder be- ginnen, wenn zwei Engländer ausgeliefert wären. Darauf ging man natürlich nicht ein, und der Vice-König suchte neue Auskunftsmittel. Als die Fregatte nach Macao ging, liess er verbreiten, sie habe sich versteckt; darauf legte sich Capitän Richardson wieder vor den Perl-Fluss. Den Vorschlag, die Sache zur Entscheidung nach England zu berichten, wies der Vice-König zurück und liess durch eine Deputation von Hoṅ-Kaufleuten aber- mals die Auslieferung fordern. Da lichteten die englischen Schiffe die Anker und segelten stromabwärts, mit geladenem Geschütz und gefechtsklar für den Fall eines Angriffs von den Strand- batterieen. Die chinesischen Behörden hatten mit Abbruch der Ver- handlungen gedroht, wenn das Geschwader den Fluss verliesse, forderten aber schon am 29. Januar die Engländer auf, eine Mit- theilung an den Vice-König zu richten, dass zwei Seeleute von der Fregatte verschwunden seien; er werde solche als die Schuldigen ansehen und sich damit in Pe-kiṅ rechtfertigen können. Nach Ab- lehnung dieses sauberen Vorschlages bat man, dass die Fregatte sich nur auf einige Tage entferne, damit der Vice-König berichten könne, sie sei geflüchtet. Der Ausschuss aber beharrte auf seinem Beschluss, nicht eher nach Kan-ton zurückzukehren, bis man ihn von jeder Verantwortlichkeit für die Kriegsschiffe entbände und den Handel ohne Bedingung freigäbe. Um falschen Auslegungen vorzubeugen, erklärte jetzt Capitän Richardson, dass seine Instruc- III. 4

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/71>, abgerufen am 25.11.2024.