[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.Die englische Politik. XIII. führender Macht ihm keine Ehre, und der Theehandel, welchemdie Expedition neue Wege öffne, keinen Nutzen gebracht haben würde; dagegen sei der Seidenhandel für Frankreich äusserst wichtig, und die Säuberung der Seidendistricte von den nur auf Mord und Plünderung ausgehenden Aufrührern müsse ihm zum höchsten Ruhme gereichen. -- Der französische Obergeneral be- klagte tief, dass der englische Einfluss in Paris sein Vorhaben ver- eitele. Damals hätten wohl einige Tausend Mann disciplinirter Truppen die Tae-pin vernichten können, und Schade ist, dass es nicht geschah. Der von den Franzosen den Engländern allgemein gemachte Vorwurf, dass sie den Verfall von China begünstigten, um im Trüben zu fischen, war aber ganz ungegründet. Die eng- lische Regierung befolgte hier nur ihre principielle Politik der Nicht- Einmischung; sie wünschte dem Sturz der Tsin-Dynastie auf jede Weise vorzubeugen und empfahl ihren Bevollmächtigten die grösste Vorsicht; Diese coquettirten niemals im geringsten mit den Tae-pin, verboten sogar ihren Untergebenen jeden Privatverkehr mit den- selben. Später trug die englische Regierung durch Beurlaubung von Officieren ihrer Armee zum activen Dienst gegen die Rebellen wesentlich zu deren Vernichtung bei. Mit besonders scheelen Augen betrachteten die Franzosen Die englische Politik. XIII. führender Macht ihm keine Ehre, und der Theehandel, welchemdie Expedition neue Wege öffne, keinen Nutzen gebracht haben würde; dagegen sei der Seidenhandel für Frankreich äusserst wichtig, und die Säuberung der Seidendistricte von den nur auf Mord und Plünderung ausgehenden Aufrührern müsse ihm zum höchsten Ruhme gereichen. — Der französische Obergeneral be- klagte tief, dass der englische Einfluss in Paris sein Vorhaben ver- eitele. Damals hätten wohl einige Tausend Mann disciplinirter Truppen die Tae-piṅ vernichten können, und Schade ist, dass es nicht geschah. Der von den Franzosen den Engländern allgemein gemachte Vorwurf, dass sie den Verfall von China begünstigten, um im Trüben zu fischen, war aber ganz ungegründet. Die eng- lische Regierung befolgte hier nur ihre principielle Politik der Nicht- Einmischung; sie wünschte dem Sturz der Tsiṅ-Dynastie auf jede Weise vorzubeugen und empfahl ihren Bevollmächtigten die grösste Vorsicht; Diese coquettirten niemals im geringsten mit den Tae-piṅ, verboten sogar ihren Untergebenen jeden Privatverkehr mit den- selben. Später trug die englische Regierung durch Beurlaubung von Officieren ihrer Armee zum activen Dienst gegen die Rebellen wesentlich zu deren Vernichtung bei. Mit besonders scheelen Augen betrachteten die Franzosen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0442" n="420"/><fw place="top" type="header">Die englische Politik. 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Die englische Politik. XIII.
führender Macht ihm keine Ehre, und der Theehandel, welchem
die Expedition neue Wege öffne, keinen Nutzen gebracht haben
würde; dagegen sei der Seidenhandel für Frankreich äusserst
wichtig, und die Säuberung der Seidendistricte von den nur auf
Mord und Plünderung ausgehenden Aufrührern müsse ihm zum
höchsten Ruhme gereichen. — Der französische Obergeneral be-
klagte tief, dass der englische Einfluss in Paris sein Vorhaben ver-
eitele. Damals hätten wohl einige Tausend Mann disciplinirter
Truppen die Tae-piṅ vernichten können, und Schade ist, dass es
nicht geschah. Der von den Franzosen den Engländern allgemein
gemachte Vorwurf, dass sie den Verfall von China begünstigten,
um im Trüben zu fischen, war aber ganz ungegründet. Die eng-
lische Regierung befolgte hier nur ihre principielle Politik der Nicht-
Einmischung; sie wünschte dem Sturz der Tsiṅ-Dynastie auf jede
Weise vorzubeugen und empfahl ihren Bevollmächtigten die grösste
Vorsicht; Diese coquettirten niemals im geringsten mit den Tae-piṅ,
verboten sogar ihren Untergebenen jeden Privatverkehr mit den-
selben. Später trug die englische Regierung durch Beurlaubung
von Officieren ihrer Armee zum activen Dienst gegen die Rebellen
wesentlich zu deren Vernichtung bei.
Mit besonders scheelen Augen betrachteten die Franzosen
die Yaṅ-tse-Expedition: sie sei hinter ihrem Rücken unternom-
men; das mit den Tae-piṅ getroffene Abkommen sei unloyal u. s. w.
Das Unternehmen trug aber gute Früchte, der Handel auf dem
Yaṅ-tse gedieh zu hoher Blüthe. Ein Bevollmächtigter der Han-
delskammer von Shang-hae, welcher Sir James Hope nach Han-
kau begleitete und dort blieb, schrieb schon nach einem Jahre.
»Der Anblick des Yaṅ-tse ist jetz ein ganz anderer als damals, da
das Geschwader ihn befuhr. Eine so kurze Frist seit jener Zeit
verstrich, — da Alles still war wie das Grab, — so zeigen sich
doch schon, wenn auch nicht gerade reges Treiben herrscht, die
unzweideutigsten Zeichen erwachender Lebenskraft. Flotten ein-
heimischer Fahrzeuge unter fremder Flagge, mit dem Eigenthum
von Ausländern beladen, trifft man überall. Einige Dutzend Dampfer
befahren den Strom; noch mehr werden erwartet. Ungeheure Flösse
von Bauholz mit Häusern darauf, schwimmenden Dörfern ähnlich,
treiben den Strom hinab, dem wachsenden Bedürfniss nach Bau-
material in Shang-hae zu genügen.«
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