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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Hun-dzin, der Kan-wan. XIII.
ders, dass in der Hauptstadt nicht gepredigt werde. -- Bei späteren
Besuchen sprach er offener: sein königlicher Herr wolle das Land
evangelisiren, dieses Ziel aber auf seine Art durch einheimische
Lehrer verfolgen. Jährlich sollten in Gegenwart aller Beamten
Prüfungen stattfinden, bei denen der Bibeltext zur Grundlage diente;
nach ihrer Kenntniss der heiligen Schriften sollten die Candidaten
beurtheilt und angestellt werden. Die Beamten würden dann das
Volk unterrichten. Auf alle Einwendungen der Missionare ant-
wortete Hun-dzin: Jenes sei des Tien-wan Willen, den er für
vollkommen achte; man wolle sich nicht auf fremden Beistand
stützen; das Volk verschmähe, das Evangelium von Fremden an-
zunehmen; durch Chinesen müsse es bekehrt werden. Gern möchte
er Freundschaft halten mit den Missionaren, aber ihre Ansichten
seien so verschieden, deshalb wolle er seinen eigenen Weg gehen.
Einstweilen wenigstens möchten keine Missionare nach Nan-kin
kommen, die Stadt sei jetzt nur ein Lager; und wenn er auch seine
besonderen Freunde gern zuweilen bei sich sähe, so könne er dem
Plane, die Hauptstadt zum Mittelpunct des Bekehrungswerkes zu
machen, durchaus keinen Vorschub leisten.

So sprach Hun-dzin, auf welchen die Missionare ihre gröss-
ten Hoffnungen setzten. Unter den älteren Tae-pin aus Kuan-si
fanden sie noch Männer von ernster Gesinnung, die freilich eben
so fest an des Tien-wan Offenbarungen als an die Lehren der
Bibel glaubten, die Entartung und Barbarei des Heeres aber tief
beklagten. Der Kan-wan, welcher in Hong-kong Jahre lang pre-
digte und die christliche Lehre genau kannte, mochte sich des
Tien-wan angemaasster Göttlichkeit vor den Missionaren schämen;
dieser Glauben, meinte er entschuldigend, müsse zur Förderung
der grossen Sache noch eine Weile fortbestehen; der Tien-wan
sei ein Mann von höchster Geisteskraft, ohne welchen Alles aus-
einanderfiele; ihm müsse man folgen. Hun-dzin gestand, ihm auch
im Puncte der Vielweiberei schon gehorcht zu haben; jetzt wolle
der Himmelsfürst ihm noch zwei Frauen aufdringen, die er beharr-
lich zurückweise; übrigens habe er seine vier Gemalinnen und
seine Officiere nach gründlichem Unterricht getauft und bete mit
ihnen früh und spät.

Den dem alten kaiserlichen nachgeahmten unvollendeten
Palast des Tien-wan schildert Herr Muirhead als imposanten Bau.
Ueber dem Aussenthor standen die Worte: "Das geheiligte Him-

ders, dass in der Hauptstadt nicht gepredigt werde. — Bei späteren
Besuchen sprach er offener: sein königlicher Herr wolle das Land
evangelisiren, dieses Ziel aber auf seine Art durch einheimische
Lehrer verfolgen. Jährlich sollten in Gegenwart aller Beamten
Prüfungen stattfinden, bei denen der Bibeltext zur Grundlage diente;
nach ihrer Kenntniss der heiligen Schriften sollten die Candidaten
beurtheilt und angestellt werden. Die Beamten würden dann das
Volk unterrichten. Auf alle Einwendungen der Missionare ant-
wortete Huṅ-džin: Jenes sei des Tien-waṅ Willen, den er für
vollkommen achte; man wolle sich nicht auf fremden Beistand
stützen; das Volk verschmähe, das Evangelium von Fremden an-
zunehmen; durch Chinesen müsse es bekehrt werden. Gern möchte
er Freundschaft halten mit den Missionaren, aber ihre Ansichten
seien so verschieden, deshalb wolle er seinen eigenen Weg gehen.
Einstweilen wenigstens möchten keine Missionare nach Nan-kiṅ
kommen, die Stadt sei jetzt nur ein Lager; und wenn er auch seine
besonderen Freunde gern zuweilen bei sich sähe, so könne er dem
Plane, die Hauptstadt zum Mittelpunct des Bekehrungswerkes zu
machen, durchaus keinen Vorschub leisten.

So sprach Huṅ-džin, auf welchen die Missionare ihre gröss-
ten Hoffnungen setzten. Unter den älteren Tae-piṅ aus Kuaṅ-si
fanden sie noch Männer von ernster Gesinnung, die freilich eben
so fest an des Tien-waṅ Offenbarungen als an die Lehren der
Bibel glaubten, die Entartung und Barbarei des Heeres aber tief
beklagten. Der Kan-waṅ, welcher in Hong-kong Jahre lang pre-
digte und die christliche Lehre genau kannte, mochte sich des
Tien-waṅ angemaasster Göttlichkeit vor den Missionaren schämen;
dieser Glauben, meinte er entschuldigend, müsse zur Förderung
der grossen Sache noch eine Weile fortbestehen; der Tien-waṅ
sei ein Mann von höchster Geisteskraft, ohne welchen Alles aus-
einanderfiele; ihm müsse man folgen. Huṅ-džin gestand, ihm auch
im Puncte der Vielweiberei schon gehorcht zu haben; jetzt wolle
der Himmelsfürst ihm noch zwei Frauen aufdringen, die er beharr-
lich zurückweise; übrigens habe er seine vier Gemalinnen und
seine Officiere nach gründlichem Unterricht getauft und bete mit
ihnen früh und spät.

Den dem alten kaiserlichen nachgeahmten unvollendeten
Palast des Tien-waṅ schildert Herr Muirhead als imposanten Bau.
Ueber dem Aussenthor standen die Worte: »Das geheiligte Him-

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[408/0430] Huṅ-džin, der Kan-waṅ. XIII. ders, dass in der Hauptstadt nicht gepredigt werde. — Bei späteren Besuchen sprach er offener: sein königlicher Herr wolle das Land evangelisiren, dieses Ziel aber auf seine Art durch einheimische Lehrer verfolgen. Jährlich sollten in Gegenwart aller Beamten Prüfungen stattfinden, bei denen der Bibeltext zur Grundlage diente; nach ihrer Kenntniss der heiligen Schriften sollten die Candidaten beurtheilt und angestellt werden. Die Beamten würden dann das Volk unterrichten. Auf alle Einwendungen der Missionare ant- wortete Huṅ-džin: Jenes sei des Tien-waṅ Willen, den er für vollkommen achte; man wolle sich nicht auf fremden Beistand stützen; das Volk verschmähe, das Evangelium von Fremden an- zunehmen; durch Chinesen müsse es bekehrt werden. Gern möchte er Freundschaft halten mit den Missionaren, aber ihre Ansichten seien so verschieden, deshalb wolle er seinen eigenen Weg gehen. Einstweilen wenigstens möchten keine Missionare nach Nan-kiṅ kommen, die Stadt sei jetzt nur ein Lager; und wenn er auch seine besonderen Freunde gern zuweilen bei sich sähe, so könne er dem Plane, die Hauptstadt zum Mittelpunct des Bekehrungswerkes zu machen, durchaus keinen Vorschub leisten. So sprach Huṅ-džin, auf welchen die Missionare ihre gröss- ten Hoffnungen setzten. Unter den älteren Tae-piṅ aus Kuaṅ-si fanden sie noch Männer von ernster Gesinnung, die freilich eben so fest an des Tien-waṅ Offenbarungen als an die Lehren der Bibel glaubten, die Entartung und Barbarei des Heeres aber tief beklagten. Der Kan-waṅ, welcher in Hong-kong Jahre lang pre- digte und die christliche Lehre genau kannte, mochte sich des Tien-waṅ angemaasster Göttlichkeit vor den Missionaren schämen; dieser Glauben, meinte er entschuldigend, müsse zur Förderung der grossen Sache noch eine Weile fortbestehen; der Tien-waṅ sei ein Mann von höchster Geisteskraft, ohne welchen Alles aus- einanderfiele; ihm müsse man folgen. Huṅ-džin gestand, ihm auch im Puncte der Vielweiberei schon gehorcht zu haben; jetzt wolle der Himmelsfürst ihm noch zwei Frauen aufdringen, die er beharr- lich zurückweise; übrigens habe er seine vier Gemalinnen und seine Officiere nach gründlichem Unterricht getauft und bete mit ihnen früh und spät. Den dem alten kaiserlichen nachgeahmten unvollendeten Palast des Tien-waṅ schildert Herr Muirhead als imposanten Bau. Ueber dem Aussenthor standen die Worte: »Das geheiligte Him-

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/430>, abgerufen am 25.11.2024.