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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Erlass des Tien-
wan
. XIII.
keit, indem sie stehend sangen. Ein gebratenes Schwein und der
Körper einer Ziege lagen mit anderen Sachen auf Tischen in den
äusseren Höfen, und Feuer brannte auf einem Altar in dem Raum
zwischen dem Thron und dem Ende des Gemaches. Der Tien-
wan
war nicht erschienen und kam auch nicht, obwohl nach Been-
digung der Feierlichkeit Alle eine Weile auf ihn warteten." -- Seine
Zurückhaltung war sicher durch die Weigerung des Missionars
veranlasst, ihn göttlich zu verehren, und die ganze Ceremonie darauf
berechnet, demselben zu imponiren. Herr Holmes hatte nachher
Unterredungen mit dem Tsan-wan, dem "Vollendeten König", der
ihm mit kindlichem Vergnügen eine Musikdose, ein Fernglas und
andere europäische Sachen zeigte, aber zu keinem ernsten Gespräch
zu vermögen war. Er declamirte immer wieder die alte Redensart,
dass alle Menschen Brüder seien, und gab wie beiläufig zu, dass
die Offenbarungen des Tien-wan nicht zu denen der Bibel stimmten,
meinte aber, sie hätten, als die späteren, höhere Geltung.

Herr Holmes war nach einem Besuch in Su-tsau mit gün-
stigen Meinungen nach Nan-kin gegangen: "Ich hoffte, dass ihre
Lehren, wenn auch roh und irrig, doch einige Elemente des Christen-
thumes enthielten. Zu meinem Kummer fand ich vom Christen-
thume nichts, als seine Namen falsch angewendet, angewendet auf
ein System des empörendsten Götzendienstes." -- Vor seiner Ab-
reise aus Nan-kin erschien noch folgender Erlass des Himmels-
fürsten:

"Ich Tien-wan erlasse ein Edict zu Belehrung solcher Solda-
tenführer, als sich unter den äusseren Stämmen befinden mögen. --
Die zehntausend Völker sollten sich dem himmlischen Vater, dem
Herrn in der Höhe, dem höchsten Vater beugen. Die zehntausend
Völker sollten sich dem Weltheiland, dem grossen Bruder Christus
beugen. Himmel, Erde und Menschen, Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft sind dann alle in Frieden. Früher trug der ältere Bruder die
Sünden der Menschheit, indem er nach dem Messer rief, die bösen
Geister zu erschlagen. Der ältere Bruder hatte früher gesagt: "Das
Himmelreich naht und wird sicherlich kommen." Der Vater und der
ältere Bruder sind herabgestiegen und haben das himmlische Reich ge-
gründet, und haben mich und den jüngeren Herrn (seinen Sohn) ein-
gesetzt, die Angelegenheiten dieser Welt zu ordnen. Vater, Sohn und
königlicher Enkel sind zusammen Herren des neuen Himmels und der
Erde. Der Heiland und der jüngere Herr sind Söhne des himm-
lischen Vaters; auch des grossen Bruders Christus Sohn und mein

Erlass des Tien-
waṅ
. XIII.
keit, indem sie stehend sangen. Ein gebratenes Schwein und der
Körper einer Ziege lagen mit anderen Sachen auf Tischen in den
äusseren Höfen, und Feuer brannte auf einem Altar in dem Raum
zwischen dem Thron und dem Ende des Gemaches. Der Tien-
waṅ
war nicht erschienen und kam auch nicht, obwohl nach Been-
digung der Feierlichkeit Alle eine Weile auf ihn warteten.« — Seine
Zurückhaltung war sicher durch die Weigerung des Missionars
veranlasst, ihn göttlich zu verehren, und die ganze Ceremonie darauf
berechnet, demselben zu imponiren. Herr Holmes hatte nachher
Unterredungen mit dem Tšan-waṅ, dem »Vollendeten König«, der
ihm mit kindlichem Vergnügen eine Musikdose, ein Fernglas und
andere europäische Sachen zeigte, aber zu keinem ernsten Gespräch
zu vermögen war. Er declamirte immer wieder die alte Redensart,
dass alle Menschen Brüder seien, und gab wie beiläufig zu, dass
die Offenbarungen des Tien-waṅ nicht zu denen der Bibel stimmten,
meinte aber, sie hätten, als die späteren, höhere Geltung.

Herr Holmes war nach einem Besuch in Su-tšau mit gün-
stigen Meinungen nach Nan-kiṅ gegangen: »Ich hoffte, dass ihre
Lehren, wenn auch roh und irrig, doch einige Elemente des Christen-
thumes enthielten. Zu meinem Kummer fand ich vom Christen-
thume nichts, als seine Namen falsch angewendet, angewendet auf
ein System des empörendsten Götzendienstes.« — Vor seiner Ab-
reise aus Nan-kiṅ erschien noch folgender Erlass des Himmels-
fürsten:

»Ich Tien-waṅ erlasse ein Edict zu Belehrung solcher Solda-
tenführer, als sich unter den äusseren Stämmen befinden mögen. —
Die zehntausend Völker sollten sich dem himmlischen Vater, dem
Herrn in der Höhe, dem höchsten Vater beugen. Die zehntausend
Völker sollten sich dem Weltheiland, dem grossen Bruder Christus
beugen. Himmel, Erde und Menschen, Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft sind dann alle in Frieden. Früher trug der ältere Bruder die
Sünden der Menschheit, indem er nach dem Messer rief, die bösen
Geister zu erschlagen. Der ältere Bruder hatte früher gesagt: »Das
Himmelreich naht und wird sicherlich kommen.« Der Vater und der
ältere Bruder sind herabgestiegen und haben das himmlische Reich ge-
gründet, und haben mich und den jüngeren Herrn (seinen Sohn) ein-
gesetzt, die Angelegenheiten dieser Welt zu ordnen. Vater, Sohn und
königlicher Enkel sind zusammen Herren des neuen Himmels und der
Erde. Der Heiland und der jüngere Herr sind Söhne des himm-
lischen Vaters; auch des grossen Bruders Christus Sohn und mein

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[402/0424] Erlass des Tien- waṅ. XIII. keit, indem sie stehend sangen. Ein gebratenes Schwein und der Körper einer Ziege lagen mit anderen Sachen auf Tischen in den äusseren Höfen, und Feuer brannte auf einem Altar in dem Raum zwischen dem Thron und dem Ende des Gemaches. Der Tien- waṅ war nicht erschienen und kam auch nicht, obwohl nach Been- digung der Feierlichkeit Alle eine Weile auf ihn warteten.« — Seine Zurückhaltung war sicher durch die Weigerung des Missionars veranlasst, ihn göttlich zu verehren, und die ganze Ceremonie darauf berechnet, demselben zu imponiren. Herr Holmes hatte nachher Unterredungen mit dem Tšan-waṅ, dem »Vollendeten König«, der ihm mit kindlichem Vergnügen eine Musikdose, ein Fernglas und andere europäische Sachen zeigte, aber zu keinem ernsten Gespräch zu vermögen war. Er declamirte immer wieder die alte Redensart, dass alle Menschen Brüder seien, und gab wie beiläufig zu, dass die Offenbarungen des Tien-waṅ nicht zu denen der Bibel stimmten, meinte aber, sie hätten, als die späteren, höhere Geltung. Herr Holmes war nach einem Besuch in Su-tšau mit gün- stigen Meinungen nach Nan-kiṅ gegangen: »Ich hoffte, dass ihre Lehren, wenn auch roh und irrig, doch einige Elemente des Christen- thumes enthielten. Zu meinem Kummer fand ich vom Christen- thume nichts, als seine Namen falsch angewendet, angewendet auf ein System des empörendsten Götzendienstes.« — Vor seiner Ab- reise aus Nan-kiṅ erschien noch folgender Erlass des Himmels- fürsten: »Ich Tien-waṅ erlasse ein Edict zu Belehrung solcher Solda- tenführer, als sich unter den äusseren Stämmen befinden mögen. — Die zehntausend Völker sollten sich dem himmlischen Vater, dem Herrn in der Höhe, dem höchsten Vater beugen. Die zehntausend Völker sollten sich dem Weltheiland, dem grossen Bruder Christus beugen. Himmel, Erde und Menschen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind dann alle in Frieden. Früher trug der ältere Bruder die Sünden der Menschheit, indem er nach dem Messer rief, die bösen Geister zu erschlagen. Der ältere Bruder hatte früher gesagt: »Das Himmelreich naht und wird sicherlich kommen.« Der Vater und der ältere Bruder sind herabgestiegen und haben das himmlische Reich ge- gründet, und haben mich und den jüngeren Herrn (seinen Sohn) ein- gesetzt, die Angelegenheiten dieser Welt zu ordnen. Vater, Sohn und königlicher Enkel sind zusammen Herren des neuen Himmels und der Erde. Der Heiland und der jüngere Herr sind Söhne des himm- lischen Vaters; auch des grossen Bruders Christus Sohn und mein

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/424>, abgerufen am 25.11.2024.