[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.XIII. Chinesische Wiedergabe fremder Worte. Krug, eine Krankheit, Ruhe und Pfannkuchen; die feinen Unter-schiede der Aussprache nach der verschiedenen Bedeutung sind bei vielen Worten kaum hörbar. Lord Elgin, dem in Pe-kin die mon- golischen Kartoffeln schmeckten, bat einen der Dolmetscher, 200 Katti davon zu bestellen, die er mitnehmen wollte. Zum Unglück bedeutet dasselbe Wort "Aal", und der Botschafter erhielt 200 Katti lebender Aale. -- Da wenige chinesische Silben gleich deutschen lau- ten, so giebt es oft komische Klänge: den Namen Eulenburg drückten die Zeichen Gnai, Lin, Pu aus. Gnai heisst die Blume Artemisia, auch Anmuth, Lieblichkeit; Lin heisst Wald; Pu Meereswelle oder leuchtend, schimmernd. -- Im Ausdruck des Ranges auf den offi- ciellen Karten mussten die Worte Ta-kuo, Reich, und Tsin, kaiser- lich, der eigenartigen Sprache der Chinesen entlehnt werden; nach chinesischer Anschauung gebühren sie nur dem Reich der blumigen Mitte und seinem himmlischen Herrscher; alle anderen Ausdrücke bezeichnen aber abhängige Staaten und wären deshalb unan- gemessen. Das chinesische Ceremoniel fordert auch, dass man in Sänften Gegen zwei Uhr Nachmittags bestiegen wir die Sänften; es XIII. Chinesische Wiedergabe fremder Worte. Krug, eine Krankheit, Ruhe und Pfannkuchen; die feinen Unter-schiede der Aussprache nach der verschiedenen Bedeutung sind bei vielen Worten kaum hörbar. Lord Elgin, dem in Pe-kiṅ die mon- golischen Kartoffeln schmeckten, bat einen der Dolmetscher, 200 Katti davon zu bestellen, die er mitnehmen wollte. Zum Unglück bedeutet dasselbe Wort »Aal«, und der Botschafter erhielt 200 Katti lebender Aale. — Da wenige chinesische Silben gleich deutschen lau- ten, so giebt es oft komische Klänge: den Namen Eulenburg drückten die Zeichen Gnai, Lin, Pu aus. Gnai heisst die Blume Artemisia, auch Anmuth, Lieblichkeit; Lin heisst Wald; Pu Meereswelle oder leuchtend, schimmernd. — Im Ausdruck des Ranges auf den offi- ciellen Karten mussten die Worte Ta-kuo, Reich, und Tšin, kaiser- lich, der eigenartigen Sprache der Chinesen entlehnt werden; nach chinesischer Anschauung gebühren sie nur dem Reich der blumigen Mitte und seinem himmlischen Herrscher; alle anderen Ausdrücke bezeichnen aber abhängige Staaten und wären deshalb unan- gemessen. Das chinesische Ceremoniel fordert auch, dass man in Sänften Gegen zwei Uhr Nachmittags bestiegen wir die Sänften; es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0413" n="391"/><fw place="top" type="header">XIII. 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Von je zwei Trägern einer Sänfte<lb/> hat jeder die beiden Tragstangen auf den Schultern, von je vier<lb/> jeder eine Tragstange; bei acht Trägern hängt das Ende<lb/> jeder Stange mittelst Strickes an einem Tragholz für zwei<lb/> Männer.</p><lb/> <p>Gegen zwei Uhr Nachmittags bestiegen wir die Sänften; es<lb/> ging durch die Fremdenstadt, dann mit Hindernissen durch die<lb/> engen Gassen der Chinesenstadt; oft mussten die Träger über Ge-<lb/> räthe setzen, die im Wege lagen. Eimer mit Fischen, Gemüsekörbe<lb/> und alte Leute, die sich nicht schnell genug an die Wände drückten,<lb/> wurden ohne Besinnen umgerannt; entgegenkommende Sänften<lb/> mussten oft in die offenen Kaufläden geschoben werden. Dabei<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [391/0413]
XIII. Chinesische Wiedergabe fremder Worte.
Krug, eine Krankheit, Ruhe und Pfannkuchen; die feinen Unter-
schiede der Aussprache nach der verschiedenen Bedeutung sind bei
vielen Worten kaum hörbar. Lord Elgin, dem in Pe-kiṅ die mon-
golischen Kartoffeln schmeckten, bat einen der Dolmetscher, 200
Katti davon zu bestellen, die er mitnehmen wollte. Zum Unglück
bedeutet dasselbe Wort »Aal«, und der Botschafter erhielt 200 Katti
lebender Aale. — Da wenige chinesische Silben gleich deutschen lau-
ten, so giebt es oft komische Klänge: den Namen Eulenburg drückten
die Zeichen Gnai, Lin, Pu aus. Gnai heisst die Blume Artemisia,
auch Anmuth, Lieblichkeit; Lin heisst Wald; Pu Meereswelle oder
leuchtend, schimmernd. — Im Ausdruck des Ranges auf den offi-
ciellen Karten mussten die Worte Ta-kuo, Reich, und Tšin, kaiser-
lich, der eigenartigen Sprache der Chinesen entlehnt werden; nach
chinesischer Anschauung gebühren sie nur dem Reich der blumigen
Mitte und seinem himmlischen Herrscher; alle anderen Ausdrücke
bezeichnen aber abhängige Staaten und wären deshalb unan-
gemessen.
Das chinesische Ceremoniel fordert auch, dass man in Sänften
»vorfährt«; dabei sind die Farbe, die Zahl der Träger u. s. w. für
jeden Rang genau vorgeschrieben. Herr Probst hatte für den Ge-
sandten eine schöne geräumige Sänfte besorgt, die mit grünem
Zeug beschlagen und mit Frangen garnirt war; acht Träger, die
seinem Range gebührten, erhielten kleidsame grüne Costüme mit
rothen Borten. Die für seine Begleiter gemietheten Sänften zu vier
Trägern waren eng und gebrechlich, aber bequemer als der japa-
nische Norimon; man sass wenigstens aufrecht. Die Bewegung
ist unangenehm; die langen Tragstangen aus Bambus federn,
und es geht im Laufschritt. Von je zwei Trägern einer Sänfte
hat jeder die beiden Tragstangen auf den Schultern, von je vier
jeder eine Tragstange; bei acht Trägern hängt das Ende
jeder Stange mittelst Strickes an einem Tragholz für zwei
Männer.
Gegen zwei Uhr Nachmittags bestiegen wir die Sänften; es
ging durch die Fremdenstadt, dann mit Hindernissen durch die
engen Gassen der Chinesenstadt; oft mussten die Träger über Ge-
räthe setzen, die im Wege lagen. Eimer mit Fischen, Gemüsekörbe
und alte Leute, die sich nicht schnell genug an die Wände drückten,
wurden ohne Besinnen umgerannt; entgegenkommende Sänften
mussten oft in die offenen Kaufläden geschoben werden. Dabei
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