Vorschlag, schrieb in diesem Sinne an Lord Elgin und fügte Privatbriefe bei, für den Fall, dass der Prinz sie befördern möge. Am 3. October meldete ihm Han-ki, dass sie nicht abgeschickt seien, weil Lord Elgin nach seiner Antwort die Verhandlungen "zwischen den beiden Heeren", nicht, wie beantragt wurde, "auf neutralem Gebiet" haben wollte. Es kostete viel Mühe, ihm den gleichen Sinn beider Ausdrücke begreiflich zu machen.
Von den Schliessern brachte Herr Parkes heraus, dass die Verbündeten bei Pali-kao standen; Han-ki suchte ihn im Dunkeln zu halten, zu überlisten. Statt der Originale zeigte er ihm Aus- züge von Lord Elgin's Noten und verlangte deren Auslegung: ob danach von der Audienz abgestanden, ob nichts Anderes verlangt würde, als Erfüllung des Vertrages von Tien-tsin, u. s. w. Erst am 3. October gab er Herrn Wade's Brief ab, der gleich nach Em- pfang der Karte aus dem Kerker mit der Bitte um Han-ki's Be- such eingeschickt worden war. Darin stand: "Unsere Granaten können mit Leichtigkeit die Stadt zerstören; und wenn Ihnen Lei- des geschieht, so wird Pe-kin von einem Ende zum anderen ver- brannt." Aus diesem Briefe erfuhr Herr Parkes auch zuerst, dass seine Gefährten, die er bei Tsan-kia-van verliess, gefangen seien. Han-ki wollte nichts von ihnen wissen; er habe nur zufällig von einigen Fremden im Lager San-ko-lin-sin's gehört. -- Parkes ant- wortete am 3. October und erhielt am 4. die Versicherung, dass nun auch alle seine früheren Briefe befördert seien. Am 5. gab Han-ki nach heftigem Sträuben einen Brief von Herrn Wade vom 4. October heraus; er kannte den Inhalt dieses wie aller anderen aus der beigefügten Uebersetzung: vor Auslieferung der Parlamen- täre werde Lord Elgin nicht auf Verhandlungen eingehen; wollten die kaiserlichen Behörden sich nicht fügen, so nähmen die Feind- seligkeiten ihren Fortgang; geschähe den Gefangenen Leides, so würde Pe-kin bombardirt; dessen Zerstörung müsse den Sturz der Dynastie bewirken; im Süden machten die Tae-pin ungeheuere Fortschritte. Parkes las den Brief laut vor Han-ki und einem an- deren Grossen, welche umsonst nach Fassung rangen: man könne die Forderungen nicht bewilligen; die Dinge müssten ihren Lauf nehmen. Sie schieden, kehrten aber zweimal um: ob es denn gar keinen Ausweg gäbe! Befreit würden die Gefangenen zur Rache drängen. Der Prinz wünsche Parkes vor der Auslieferung zu sprechen; das könne erst in zwei bis drei Tagen geschehen.
Weitere Verhandlungen.
Vorschlag, schrieb in diesem Sinne an Lord Elgin und fügte Privatbriefe bei, für den Fall, dass der Prinz sie befördern möge. Am 3. October meldete ihm Haṅ-ki, dass sie nicht abgeschickt seien, weil Lord Elgin nach seiner Antwort die Verhandlungen »zwischen den beiden Heeren«, nicht, wie beantragt wurde, »auf neutralem Gebiet« haben wollte. Es kostete viel Mühe, ihm den gleichen Sinn beider Ausdrücke begreiflich zu machen.
Von den Schliessern brachte Herr Parkes heraus, dass die Verbündeten bei Pali-kao standen; Haṅ-ki suchte ihn im Dunkeln zu halten, zu überlisten. Statt der Originale zeigte er ihm Aus- züge von Lord Elgin’s Noten und verlangte deren Auslegung: ob danach von der Audienz abgestanden, ob nichts Anderes verlangt würde, als Erfüllung des Vertrages von Tien-tsin, u. s. w. Erst am 3. October gab er Herrn Wade’s Brief ab, der gleich nach Em- pfang der Karte aus dem Kerker mit der Bitte um Haṅ-ki’s Be- such eingeschickt worden war. Darin stand: »Unsere Granaten können mit Leichtigkeit die Stadt zerstören; und wenn Ihnen Lei- des geschieht, so wird Pe-kiṅ von einem Ende zum anderen ver- brannt.« Aus diesem Briefe erfuhr Herr Parkes auch zuerst, dass seine Gefährten, die er bei Tšan-kia-van verliess, gefangen seien. Haṅ-ki wollte nichts von ihnen wissen; er habe nur zufällig von einigen Fremden im Lager Saṅ-ko-lin-sin’s gehört. — Parkes ant- wortete am 3. October und erhielt am 4. die Versicherung, dass nun auch alle seine früheren Briefe befördert seien. Am 5. gab Haṅ-ki nach heftigem Sträuben einen Brief von Herrn Wade vom 4. October heraus; er kannte den Inhalt dieses wie aller anderen aus der beigefügten Uebersetzung: vor Auslieferung der Parlamen- täre werde Lord Elgin nicht auf Verhandlungen eingehen; wollten die kaiserlichen Behörden sich nicht fügen, so nähmen die Feind- seligkeiten ihren Fortgang; geschähe den Gefangenen Leides, so würde Pe-kiṅ bombardirt; dessen Zerstörung müsse den Sturz der Dynastie bewirken; im Süden machten die Tae-piṅ ungeheuere Fortschritte. Parkes las den Brief laut vor Haṅ-ki und einem an- deren Grossen, welche umsonst nach Fassung rangen: man könne die Forderungen nicht bewilligen; die Dinge müssten ihren Lauf nehmen. Sie schieden, kehrten aber zweimal um: ob es denn gar keinen Ausweg gäbe! Befreit würden die Gefangenen zur Rache drängen. Der Prinz wünsche Parkes vor der Auslieferung zu sprechen; das könne erst in zwei bis drei Tagen geschehen.
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Weitere Verhandlungen.
Vorschlag, schrieb in diesem Sinne an Lord Elgin und fügte
Privatbriefe bei, für den Fall, dass der Prinz sie befördern möge.
Am 3. October meldete ihm Haṅ-ki, dass sie nicht abgeschickt
seien, weil Lord Elgin nach seiner Antwort die Verhandlungen
»zwischen den beiden Heeren«, nicht, wie beantragt wurde, »auf
neutralem Gebiet« haben wollte. Es kostete viel Mühe, ihm den
gleichen Sinn beider Ausdrücke begreiflich zu machen.
Von den Schliessern brachte Herr Parkes heraus, dass die
Verbündeten bei Pali-kao standen; Haṅ-ki suchte ihn im Dunkeln
zu halten, zu überlisten. Statt der Originale zeigte er ihm Aus-
züge von Lord Elgin’s Noten und verlangte deren Auslegung: ob
danach von der Audienz abgestanden, ob nichts Anderes verlangt
würde, als Erfüllung des Vertrages von Tien-tsin, u. s. w. Erst
am 3. October gab er Herrn Wade’s Brief ab, der gleich nach Em-
pfang der Karte aus dem Kerker mit der Bitte um Haṅ-ki’s Be-
such eingeschickt worden war. Darin stand: »Unsere Granaten
können mit Leichtigkeit die Stadt zerstören; und wenn Ihnen Lei-
des geschieht, so wird Pe-kiṅ von einem Ende zum anderen ver-
brannt.« Aus diesem Briefe erfuhr Herr Parkes auch zuerst, dass
seine Gefährten, die er bei Tšan-kia-van verliess, gefangen seien.
Haṅ-ki wollte nichts von ihnen wissen; er habe nur zufällig von
einigen Fremden im Lager Saṅ-ko-lin-sin’s gehört. — Parkes ant-
wortete am 3. October und erhielt am 4. die Versicherung, dass
nun auch alle seine früheren Briefe befördert seien. Am 5. gab
Haṅ-ki nach heftigem Sträuben einen Brief von Herrn Wade vom
4. October heraus; er kannte den Inhalt dieses wie aller anderen
aus der beigefügten Uebersetzung: vor Auslieferung der Parlamen-
täre werde Lord Elgin nicht auf Verhandlungen eingehen; wollten
die kaiserlichen Behörden sich nicht fügen, so nähmen die Feind-
seligkeiten ihren Fortgang; geschähe den Gefangenen Leides, so
würde Pe-kiṅ bombardirt; dessen Zerstörung müsse den Sturz der
Dynastie bewirken; im Süden machten die Tae-piṅ ungeheuere
Fortschritte. Parkes las den Brief laut vor Haṅ-ki und einem an-
deren Grossen, welche umsonst nach Fassung rangen: man könne
die Forderungen nicht bewilligen; die Dinge müssten ihren Lauf
nehmen. Sie schieden, kehrten aber zweimal um: ob es denn gar
keinen Ausweg gäbe! Befreit würden die Gefangenen zur Rache
drängen. Der Prinz wünsche Parkes vor der Auslieferung zu
sprechen; das könne erst in zwei bis drei Tagen geschehen.
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/379>, abgerufen am 16.07.2024.
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