Consul Parkes gab angemessene Antworten, hielt Han-ki die Doppelzüngigkeit der chinesischen Staatslenker vor und ver- wies ihn auf Lord Elgin's Forderungen. Han-ki gestand, dass ein Notenwechsel zwischen dem Prinzen und dem Botschafter im Gange sei, wollte aber weiter nichts sagen und kam immer wieder auf die Nothwendigkeit, dass Herr Parkes an Lord Elgin schreiben und Alles in Gang bringen müsse. Dieser weigerte sich standhaft jeder Einmischung und verlangte, mit Herrn Loch und chinesischen Com- missaren, die friedfertige Eröffnungen machen könnten, nach dem englischen Hauptquartier gesandt zu werden. Han-ki drohte zu- letzt ziemlich offen, und schied, wie er sagte, mit dem Bewusstsein, dass er dem Prinzen nichts Befriedigendes mitzutheilen habe.
Am 28. September erschien Han-ki mit einem Officier des Prinzen von Kun: Letzterer habe von seinen Privat-Unterredungen mit Herrn Parkes gehört und ihn holen lassen; er missbillige die Behandlung der Gefangenen und schiebe die Schuld auf San-ko-lin- sin. Der Prinz verfolge trotz der herbsten Kritik in Leitung der auswärtigen Angelegenheiten ganz andere Wege als seine Vor- gänger. Er werde, was immer geschehen möge, gegen die Fremden die Gesetze der Billigkeit und Courtoisie beobachten. Parkes solle unverzüglich gute Wohnung und alle Bequemlichkeit erhalten; da- für müsse er aber die Verbündeten überreden, sich gleich dem Prinzen von edlen Grundsätzen leiten zu lassen. -- Parkes erwie- derte, dass Rechtsgefühl und Courtoisie seine Landsleute nach wie vor leiten würden, und dass Verleugnung derselben seitens der chinesischen Regierung den Krieg veranlasst habe. Mit Gerechtig- keit und Courtoisie auf ihrer Seite sei gewiss ein Ausgleich her- beizuführen. "Hört", sagte Han-ki, "er betheuert, dass sein Volk gerecht handeln wird! Nehmt ihm die Ketten ab!" -- Nun er- zählte er vom ungewissen Ausgang der Unterhandlungen; Herr Parkes müsse zum Dank für die bewiesene Milde den Prinzen da- bei unterstützen. Jener bat, das ablehnen zu dürfen, damit die Chinesen sich im Falle des Misslingens nicht an ihm rächten, hielt dem Mandarin die ganze Schändlichkeit des geübten Frevels vor und verwies ihn auf den Brauch der civilisirten Völker. Nach langem Reden schied Han-ki mit der Eröffnung, dass Consul Parkes am folgenden Tage abgeholt werden solle; Dieser weigerte sich aber, den Kerker ohne Herrn Loch zu verlassen. Das hiesse neue Schwierigkeiten machen, erwiederte Han-ki; er müsse dann erst
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Verhandlungen mit Haṅ-ki.
Consul Parkes gab angemessene Antworten, hielt Haṅ-ki die Doppelzüngigkeit der chinesischen Staatslenker vor und ver- wies ihn auf Lord Elgin’s Forderungen. Haṅ-ki gestand, dass ein Notenwechsel zwischen dem Prinzen und dem Botschafter im Gange sei, wollte aber weiter nichts sagen und kam immer wieder auf die Nothwendigkeit, dass Herr Parkes an Lord Elgin schreiben und Alles in Gang bringen müsse. Dieser weigerte sich standhaft jeder Einmischung und verlangte, mit Herrn Loch und chinesischen Com- missaren, die friedfertige Eröffnungen machen könnten, nach dem englischen Hauptquartier gesandt zu werden. Haṅ-ki drohte zu- letzt ziemlich offen, und schied, wie er sagte, mit dem Bewusstsein, dass er dem Prinzen nichts Befriedigendes mitzutheilen habe.
Am 28. September erschien Haṅ-ki mit einem Officier des Prinzen von Kuṅ: Letzterer habe von seinen Privat-Unterredungen mit Herrn Parkes gehört und ihn holen lassen; er missbillige die Behandlung der Gefangenen und schiebe die Schuld auf Saṅ-ko-lin- sin. Der Prinz verfolge trotz der herbsten Kritik in Leitung der auswärtigen Angelegenheiten ganz andere Wege als seine Vor- gänger. Er werde, was immer geschehen möge, gegen die Fremden die Gesetze der Billigkeit und Courtoisie beobachten. Parkes solle unverzüglich gute Wohnung und alle Bequemlichkeit erhalten; da- für müsse er aber die Verbündeten überreden, sich gleich dem Prinzen von edlen Grundsätzen leiten zu lassen. — Parkes erwie- derte, dass Rechtsgefühl und Courtoisie seine Landsleute nach wie vor leiten würden, und dass Verleugnung derselben seitens der chinesischen Regierung den Krieg veranlasst habe. Mit Gerechtig- keit und Courtoisie auf ihrer Seite sei gewiss ein Ausgleich her- beizuführen. »Hört«, sagte Haṅ-ki, »er betheuert, dass sein Volk gerecht handeln wird! Nehmt ihm die Ketten ab!« — Nun er- zählte er vom ungewissen Ausgang der Unterhandlungen; Herr Parkes müsse zum Dank für die bewiesene Milde den Prinzen da- bei unterstützen. Jener bat, das ablehnen zu dürfen, damit die Chinesen sich im Falle des Misslingens nicht an ihm rächten, hielt dem Mandarin die ganze Schändlichkeit des geübten Frevels vor und verwies ihn auf den Brauch der civilisirten Völker. Nach langem Reden schied Haṅ-ki mit der Eröffnung, dass Consul Parkes am folgenden Tage abgeholt werden solle; Dieser weigerte sich aber, den Kerker ohne Herrn Loch zu verlassen. Das hiesse neue Schwierigkeiten machen, erwiederte Haṅ-ki; er müsse dann erst
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Verhandlungen mit Haṅ-ki.
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wies ihn auf Lord Elgin’s Forderungen. Haṅ-ki gestand, dass ein
Notenwechsel zwischen dem Prinzen und dem Botschafter im Gange
sei, wollte aber weiter nichts sagen und kam immer wieder auf die
Nothwendigkeit, dass Herr Parkes an Lord Elgin schreiben und
Alles in Gang bringen müsse. Dieser weigerte sich standhaft jeder
Einmischung und verlangte, mit Herrn Loch und chinesischen Com-
missaren, die friedfertige Eröffnungen machen könnten, nach dem
englischen Hauptquartier gesandt zu werden. Haṅ-ki drohte zu-
letzt ziemlich offen, und schied, wie er sagte, mit dem Bewusstsein,
dass er dem Prinzen nichts Befriedigendes mitzutheilen habe.
Am 28. September erschien Haṅ-ki mit einem Officier des
Prinzen von Kuṅ: Letzterer habe von seinen Privat-Unterredungen
mit Herrn Parkes gehört und ihn holen lassen; er missbillige die
Behandlung der Gefangenen und schiebe die Schuld auf Saṅ-ko-lin-
sin. Der Prinz verfolge trotz der herbsten Kritik in Leitung der
auswärtigen Angelegenheiten ganz andere Wege als seine Vor-
gänger. Er werde, was immer geschehen möge, gegen die Fremden
die Gesetze der Billigkeit und Courtoisie beobachten. Parkes solle
unverzüglich gute Wohnung und alle Bequemlichkeit erhalten; da-
für müsse er aber die Verbündeten überreden, sich gleich dem
Prinzen von edlen Grundsätzen leiten zu lassen. — Parkes erwie-
derte, dass Rechtsgefühl und Courtoisie seine Landsleute nach wie
vor leiten würden, und dass Verleugnung derselben seitens der
chinesischen Regierung den Krieg veranlasst habe. Mit Gerechtig-
keit und Courtoisie auf ihrer Seite sei gewiss ein Ausgleich her-
beizuführen. »Hört«, sagte Haṅ-ki, »er betheuert, dass sein Volk
gerecht handeln wird! Nehmt ihm die Ketten ab!« — Nun er-
zählte er vom ungewissen Ausgang der Unterhandlungen; Herr
Parkes müsse zum Dank für die bewiesene Milde den Prinzen da-
bei unterstützen. Jener bat, das ablehnen zu dürfen, damit die
Chinesen sich im Falle des Misslingens nicht an ihm rächten, hielt
dem Mandarin die ganze Schändlichkeit des geübten Frevels vor
und verwies ihn auf den Brauch der civilisirten Völker. Nach
langem Reden schied Haṅ-ki mit der Eröffnung, dass Consul Parkes
am folgenden Tage abgeholt werden solle; Dieser weigerte sich
aber, den Kerker ohne Herrn Loch zu verlassen. Das hiesse neue
Schwierigkeiten machen, erwiederte Haṅ-ki; er müsse dann erst
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/377>, abgerufen am 25.11.2024.
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