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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Consul Parkes in Tun-tsau.
chinesischen Officieren nach dem designirten Lagerplatz ritten,
fanden sie, wie gesagt, jenseit Tsan-kia-van an der Landstrasse
maskirte Batterieen und Truppenmassen, die, mit vorgeschobenen
Reitervedetten, eben in Schlachtordnung aufgestellt wurden. Von
den Officieren erhielt Herr Parkes ungenügende Auskunft, und ritt
nun mit einem Königsdragoner von der Bedeckung nach Tun-tsau
zurück, um die Commissare zur Rede zu stellen und seine Gefähr-
ten zu holen. Herr Loch setzte seinen Weg fort. Colonel Walker
blieb mit vier Reitern in den feindlichen Linien.

Die Franzosen, welchen Herr Parkes begegnete, trieb er zur
grössten Eile an. In Tun-tsau musste er sich fast mit Gewalt in
die Gegenwart der Commissare drängen, deren Haltung durchaus
verwandelt war. Er fragte nach dem Zweck der um den Lagerplatz
der Verbündeten aufgestellten Truppen; die folgende Unterredung
schrieb er gleich darauf nieder.

Prinz Tsae. Wir sind nicht Militärbehörden und haben über
die Truppen keine Verfügung.

Herr Parkes. Aber Euere Excellenzen haben als kaiserliche
Commissare gewiss die Macht, ihre Generale zu Vermeidung von
Feindseligkeiten anzuweisen; und ein Zusammenstoss droht jetzt zu
erfolgen zwischen den Truppen, von denen ich eben sprach, und
der Colonne der Verbündeten, welche in kurzem denselben Platz
erreichen muss. Wollen Sie deshalb das schleunige Zurückziehen
der Truppen anordnen?

Prinz Tsae. Nur wenn der Frieden hergestellt ist, können
wir unsere Truppen anweisen, sich zurückzuziehen.

Herr Parkes. Ich glaubte, dass der Frieden von Ihnen
selbst und den Alliirten beschlossen sei. Sind nicht alle Prä-
liminarien in unseren Zusammenkünften erörtert und festgestellt
worden?

Prinz Tsae. Das finden wir nicht. Du hast einen wesent-
lichen Punct unentschieden gelassen: den der Audienz.

Herr Parkes. Ich erklärte Eueren Excellenzen, dass ich in
diesem Puncte ohne Instruction sei, versicherte aber auch, dass er
ein anderes Mal entschieden werden könne; und die Thatsache, dass
ich dafür nicht instruirt war, beweist, dass von dieser Frage nicht
Krieg und Frieden abhing.

Prinz Tsae. Wir sehen die Sache anders an und bleiben
dabei, dass kein Frieden sein kann, bis dieser Punct endgültig ent-

Consul Parkes in Tuṅ-tšau.
chinesischen Officieren nach dem designirten Lagerplatz ritten,
fanden sie, wie gesagt, jenseit Tšaṅ-kia-van an der Landstrasse
maskirte Batterieen und Truppenmassen, die, mit vorgeschobenen
Reitervedetten, eben in Schlachtordnung aufgestellt wurden. Von
den Officieren erhielt Herr Parkes ungenügende Auskunft, und ritt
nun mit einem Königsdragoner von der Bedeckung nach Tuṅ-tšau
zurück, um die Commissare zur Rede zu stellen und seine Gefähr-
ten zu holen. Herr Loch setzte seinen Weg fort. Colonel Walker
blieb mit vier Reitern in den feindlichen Linien.

Die Franzosen, welchen Herr Parkes begegnete, trieb er zur
grössten Eile an. In Tuṅ-tšau musste er sich fast mit Gewalt in
die Gegenwart der Commissare drängen, deren Haltung durchaus
verwandelt war. Er fragte nach dem Zweck der um den Lagerplatz
der Verbündeten aufgestellten Truppen; die folgende Unterredung
schrieb er gleich darauf nieder.

Prinz Tsae. Wir sind nicht Militärbehörden und haben über
die Truppen keine Verfügung.

Herr Parkes. Aber Euere Excellenzen haben als kaiserliche
Commissare gewiss die Macht, ihre Generale zu Vermeidung von
Feindseligkeiten anzuweisen; und ein Zusammenstoss droht jetzt zu
erfolgen zwischen den Truppen, von denen ich eben sprach, und
der Colonne der Verbündeten, welche in kurzem denselben Platz
erreichen muss. Wollen Sie deshalb das schleunige Zurückziehen
der Truppen anordnen?

Prinz Tsae. Nur wenn der Frieden hergestellt ist, können
wir unsere Truppen anweisen, sich zurückzuziehen.

Herr Parkes. Ich glaubte, dass der Frieden von Ihnen
selbst und den Alliirten beschlossen sei. Sind nicht alle Prä-
liminarien in unseren Zusammenkünften erörtert und festgestellt
worden?

Prinz Tsae. Das finden wir nicht. Du hast einen wesent-
lichen Punct unentschieden gelassen: den der Audienz.

Herr Parkes. Ich erklärte Eueren Excellenzen, dass ich in
diesem Puncte ohne Instruction sei, versicherte aber auch, dass er
ein anderes Mal entschieden werden könne; und die Thatsache, dass
ich dafür nicht instruirt war, beweist, dass von dieser Frage nicht
Krieg und Frieden abhing.

Prinz Tsae. Wir sehen die Sache anders an und bleiben
dabei, dass kein Frieden sein kann, bis dieser Punct endgültig ent-

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[349/0371] Consul Parkes in Tuṅ-tšau. chinesischen Officieren nach dem designirten Lagerplatz ritten, fanden sie, wie gesagt, jenseit Tšaṅ-kia-van an der Landstrasse maskirte Batterieen und Truppenmassen, die, mit vorgeschobenen Reitervedetten, eben in Schlachtordnung aufgestellt wurden. Von den Officieren erhielt Herr Parkes ungenügende Auskunft, und ritt nun mit einem Königsdragoner von der Bedeckung nach Tuṅ-tšau zurück, um die Commissare zur Rede zu stellen und seine Gefähr- ten zu holen. Herr Loch setzte seinen Weg fort. Colonel Walker blieb mit vier Reitern in den feindlichen Linien. Die Franzosen, welchen Herr Parkes begegnete, trieb er zur grössten Eile an. In Tuṅ-tšau musste er sich fast mit Gewalt in die Gegenwart der Commissare drängen, deren Haltung durchaus verwandelt war. Er fragte nach dem Zweck der um den Lagerplatz der Verbündeten aufgestellten Truppen; die folgende Unterredung schrieb er gleich darauf nieder. Prinz Tsae. Wir sind nicht Militärbehörden und haben über die Truppen keine Verfügung. Herr Parkes. Aber Euere Excellenzen haben als kaiserliche Commissare gewiss die Macht, ihre Generale zu Vermeidung von Feindseligkeiten anzuweisen; und ein Zusammenstoss droht jetzt zu erfolgen zwischen den Truppen, von denen ich eben sprach, und der Colonne der Verbündeten, welche in kurzem denselben Platz erreichen muss. Wollen Sie deshalb das schleunige Zurückziehen der Truppen anordnen? Prinz Tsae. Nur wenn der Frieden hergestellt ist, können wir unsere Truppen anweisen, sich zurückzuziehen. Herr Parkes. Ich glaubte, dass der Frieden von Ihnen selbst und den Alliirten beschlossen sei. Sind nicht alle Prä- liminarien in unseren Zusammenkünften erörtert und festgestellt worden? Prinz Tsae. Das finden wir nicht. Du hast einen wesent- lichen Punct unentschieden gelassen: den der Audienz. Herr Parkes. Ich erklärte Eueren Excellenzen, dass ich in diesem Puncte ohne Instruction sei, versicherte aber auch, dass er ein anderes Mal entschieden werden könne; und die Thatsache, dass ich dafür nicht instruirt war, beweist, dass von dieser Frage nicht Krieg und Frieden abhing. Prinz Tsae. Wir sehen die Sache anders an und bleiben dabei, dass kein Frieden sein kann, bis dieser Punct endgültig ent-

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/371>, abgerufen am 24.11.2024.