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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Schreiben vom Prinzen von Kun.
tartarischer Reiter beobachtend vor und neben den Truppen; man
wusste aber auf dem coupirten, mit Gärten, Tempelhainen und
Friedhöfen bedeckten Terrain keineswegs, ob die feindliche Armee
in der Nähe oder sonstwo stehe. Erst von der Höhe des alten
Walles sahen die Engländer, dass der Exercierplatz vom Feinde
geräumt sei. Nun schrieb Sir Hope Grant dem General Montau-
ban
, der weiter links marschirte, er denke nach dem nordwestlich
von Pe-kin gelegenen Sommerpalast Yuan-min-yuan zu rücken.
Gleich darauf zeigten sich stärkere Tartarenhaufen, welche die
englische Infanterie in den Dörfern eine Weile aufhielten und Sir
Hope Grant veranlassten, bei mehreren eine Viertelstunde vor dem
Nord-Ost-Thore gelegenen Lama-Tempeln Halt zu machen. Ge-
neral Montauban marschirte unterdessen im Einklang mit jener Mel-
dung nach Yuan-min-yuan, wohin die englische Cavallerie, welche
ihn zufällig traf, ebenfalls vorrückte. Sir Hope Grant liess am fol-
genden Morgen einen Salut von 21 Schüssen feuern, um seine ver-
schwundene Cavallerie und die Franzosen aufzuspüren.

An demselben Morgen des 7. October scheint Lord Elgin
nach dem englischen Hauptquartier gekommen zu sein. Er empfing
an diesem Tage ein Schreiben des Prinzen von Kun: Der Bot-
schafter hat seine Note vom 6. October -- welche ihn verfehlte --
nicht beantwortet und die englischen Truppen rücken vor: "Was
bedeutet das? Nach Frieden sieht es nicht aus. Ein Brief des
Consul Parkes folgt beiliegend. Sind des Gesandten Absichten
wahrhaft friedlich, so hofft der Prinz, dass Derselbe die britischen
Truppen sofort einige Li zurückzieht, damit am 24. des Mondes
(8. October) ein Beamter zur Conferenz hinauskommen könne; bei
diesem Anlass sollen die jetzt in der Hauptstadt weilenden briti-
schen Unterthanen mit gebührenden Ehren zurückgeschickt wer-
den. Gehen die Truppen nicht rückwärts und hören die Feind-
seligkeiten nicht auf, so kann nicht wahre Freundschaft zwischen
den beiden Ländern bestehen. Wie wäre unter solchen Umständen
der Abschluss des Vertrages und die Auslieferung der britischen
Unterthanen zu bewirken? Das zu erwägen ist Sache Seiner
Excellenz."

Der Brief des Consul Parkes war chinesisch, an Herrn Wade
gerichtet und vom 6. October drei Uhr Nachmittags aus dem Kao-
miao
-Tempel datirt. Die Mandarinen haben ihm gesagt, dass am
8. October die Gefangenen mit allen Ehren ausgeliefert werden

Schreiben vom Prinzen von Kuṅ.
tartarischer Reiter beobachtend vor und neben den Truppen; man
wusste aber auf dem coupirten, mit Gärten, Tempelhainen und
Friedhöfen bedeckten Terrain keineswegs, ob die feindliche Armee
in der Nähe oder sonstwo stehe. Erst von der Höhe des alten
Walles sahen die Engländer, dass der Exercierplatz vom Feinde
geräumt sei. Nun schrieb Sir Hope Grant dem General Montau-
ban
, der weiter links marschirte, er denke nach dem nordwestlich
von Pe-kiṅ gelegenen Sommerpalast Yuaṅ-miṅ-yuaṅ zu rücken.
Gleich darauf zeigten sich stärkere Tartarenhaufen, welche die
englische Infanterie in den Dörfern eine Weile aufhielten und Sir
Hope Grant veranlassten, bei mehreren eine Viertelstunde vor dem
Nord-Ost-Thore gelegenen Lama-Tempeln Halt zu machen. Ge-
neral Montauban marschirte unterdessen im Einklang mit jener Mel-
dung nach Yuaṅ-miṅ-yuaṅ, wohin die englische Cavallerie, welche
ihn zufällig traf, ebenfalls vorrückte. Sir Hope Grant liess am fol-
genden Morgen einen Salut von 21 Schüssen feuern, um seine ver-
schwundene Cavallerie und die Franzosen aufzuspüren.

An demselben Morgen des 7. October scheint Lord Elgin
nach dem englischen Hauptquartier gekommen zu sein. Er empfing
an diesem Tage ein Schreiben des Prinzen von Kuṅ: Der Bot-
schafter hat seine Note vom 6. October — welche ihn verfehlte —
nicht beantwortet und die englischen Truppen rücken vor: »Was
bedeutet das? Nach Frieden sieht es nicht aus. Ein Brief des
Consul Parkes folgt beiliegend. Sind des Gesandten Absichten
wahrhaft friedlich, so hofft der Prinz, dass Derselbe die britischen
Truppen sofort einige Li zurückzieht, damit am 24. des Mondes
(8. October) ein Beamter zur Conferenz hinauskommen könne; bei
diesem Anlass sollen die jetzt in der Hauptstadt weilenden briti-
schen Unterthanen mit gebührenden Ehren zurückgeschickt wer-
den. Gehen die Truppen nicht rückwärts und hören die Feind-
seligkeiten nicht auf, so kann nicht wahre Freundschaft zwischen
den beiden Ländern bestehen. Wie wäre unter solchen Umständen
der Abschluss des Vertrages und die Auslieferung der britischen
Unterthanen zu bewirken? Das zu erwägen ist Sache Seiner
Excellenz.«

Der Brief des Consul Parkes war chinesisch, an Herrn Wade
gerichtet und vom 6. October drei Uhr Nachmittags aus dem Kao-
miao
-Tempel datirt. Die Mandarinen haben ihm gesagt, dass am
8. October die Gefangenen mit allen Ehren ausgeliefert werden

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[343/0365] Schreiben vom Prinzen von Kuṅ. tartarischer Reiter beobachtend vor und neben den Truppen; man wusste aber auf dem coupirten, mit Gärten, Tempelhainen und Friedhöfen bedeckten Terrain keineswegs, ob die feindliche Armee in der Nähe oder sonstwo stehe. Erst von der Höhe des alten Walles sahen die Engländer, dass der Exercierplatz vom Feinde geräumt sei. Nun schrieb Sir Hope Grant dem General Montau- ban, der weiter links marschirte, er denke nach dem nordwestlich von Pe-kiṅ gelegenen Sommerpalast Yuaṅ-miṅ-yuaṅ zu rücken. Gleich darauf zeigten sich stärkere Tartarenhaufen, welche die englische Infanterie in den Dörfern eine Weile aufhielten und Sir Hope Grant veranlassten, bei mehreren eine Viertelstunde vor dem Nord-Ost-Thore gelegenen Lama-Tempeln Halt zu machen. Ge- neral Montauban marschirte unterdessen im Einklang mit jener Mel- dung nach Yuaṅ-miṅ-yuaṅ, wohin die englische Cavallerie, welche ihn zufällig traf, ebenfalls vorrückte. Sir Hope Grant liess am fol- genden Morgen einen Salut von 21 Schüssen feuern, um seine ver- schwundene Cavallerie und die Franzosen aufzuspüren. An demselben Morgen des 7. October scheint Lord Elgin nach dem englischen Hauptquartier gekommen zu sein. Er empfing an diesem Tage ein Schreiben des Prinzen von Kuṅ: Der Bot- schafter hat seine Note vom 6. October — welche ihn verfehlte — nicht beantwortet und die englischen Truppen rücken vor: »Was bedeutet das? Nach Frieden sieht es nicht aus. Ein Brief des Consul Parkes folgt beiliegend. Sind des Gesandten Absichten wahrhaft friedlich, so hofft der Prinz, dass Derselbe die britischen Truppen sofort einige Li zurückzieht, damit am 24. des Mondes (8. October) ein Beamter zur Conferenz hinauskommen könne; bei diesem Anlass sollen die jetzt in der Hauptstadt weilenden briti- schen Unterthanen mit gebührenden Ehren zurückgeschickt wer- den. Gehen die Truppen nicht rückwärts und hören die Feind- seligkeiten nicht auf, so kann nicht wahre Freundschaft zwischen den beiden Ländern bestehen. Wie wäre unter solchen Umständen der Abschluss des Vertrages und die Auslieferung der britischen Unterthanen zu bewirken? Das zu erwägen ist Sache Seiner Excellenz.« Der Brief des Consul Parkes war chinesisch, an Herrn Wade gerichtet und vom 6. October drei Uhr Nachmittags aus dem Kao- miao-Tempel datirt. Die Mandarinen haben ihm gesagt, dass am 8. October die Gefangenen mit allen Ehren ausgeliefert werden

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/365>, abgerufen am 24.11.2024.