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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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und Maassregeln getroffen werden, welche die Befriedigung ihrer rebel-
lischen Gelüste vereitelt hätten. Vermehrten sie in diesem Jahre ihre
Streitkräfte wirklich, um Rache zu üben, so hätten sie niemals zugelassen,
dass sich in Shang-hae das leiseste Gerücht von ihrer Absicht ver-
breite. ... Diese unverhohlene Kundgebung von Muth, diese rückhalt-
lose Oeffentlichkeit wäre nicht das Spiel der ausgemachtesten Dummköpfe
gewesen, und sie sind nicht die ausgemachtesten Dummköpfe. ...
Wenn man auf tausend Li den Feind bewachen will, so sollte jeder
Mund geknebelt, jede Trommel gedämpft sein. ... Wer wollte ihn
benachrichtigen, damit er sich rüste? Das beweist, dass sie um Frie-
den werben möchten; sie wollen aber nicht die ersten sein, davon zu
reden. Das ist der zweite Punct, in welchem ihre Politik vollkom-
men klar ist.

3. Welches ist der Unterschied zwischen Barbaren-Häuptlingen
und Barbaren-Kaufleuten? Nicht leicht ist es, eines Menschen Wünsche
zu errathen, bis die Worte aus seinem Munde gingen. Nun erriethen
die Barbaren-Kaufleute den Wunsch des Bruce, dass China das erste
Wort sage. Er möchte die Feindseligkeiten einstellen, zu einer be-
stimmten Zeit nach Tien-tsin kommen, dann in die Hauptstadt ein-
ziehen; von beiden Seiten soll keine Entschädigung beansprucht werden;
er, der Häuptling, möchte mit allen Ehren behandelt werden. Unter
diesen Bedingungen wird sich eine Ausgleichung herbeiführen lassen.
Das heisst, dass der Häuptling Bruce bereit ist, sich unserer Versöh-
nung zu unterwerfen, und dass er den Barbaren-Kaufleuten das zu
verstehen giebt. Aber er erhebt in störrischer Haltung Schwierigkeiten
und stellt eine Anzahl unerfüllbarer Forderungen, damit wir die ersten
Schritte thun. Das ist der dritte Punct, in welchem ihre Politik ganz
deutlich ist.

In den Erörterungen zwischen dem Tau-tae und seinem Col-
legen und den Barbaren-Kaufleuten in Shang-hae nahmen Jene weder
einen zu hohen noch einen zu tiefen Ton an und hatten guten Erfolg.
Ihr ganzes Auftreten war den Umständen angemessen. Aber in ihrem
Verfahren bei dem jetzigen Anlass, in der Annahme der von den Bar-
baren an den Staatssecretär gerichteten Schreiben, in ihrem Ver-
sprechen, den General-Gouverneur für sie um dessen Beförderung zu
ersuchen, scheinen sie sich etwas vergeben zu haben. Es ist gleich-
gültig, in was für unverschämten und respectwidrigen Ausdrücken die
Barbaren ihre Forderungen stellen; die Hauptsache ist, dass, nachdem
eine Mittheilung von ihnen zuerst ausgegangen ist, wir uns in die
Finger stechen in den Gründen, welche wir anführen müssen. Beinah
ein Jahr waren diese Häuptlinge in Shang-hae, polternd und

Erbeutete Documente.
und Maassregeln getroffen werden, welche die Befriedigung ihrer rebel-
lischen Gelüste vereitelt hätten. Vermehrten sie in diesem Jahre ihre
Streitkräfte wirklich, um Rache zu üben, so hätten sie niemals zugelassen,
dass sich in Shang-hae das leiseste Gerücht von ihrer Absicht ver-
breite. … Diese unverhohlene Kundgebung von Muth, diese rückhalt-
lose Oeffentlichkeit wäre nicht das Spiel der ausgemachtesten Dummköpfe
gewesen, und sie sind nicht die ausgemachtesten Dummköpfe. …
Wenn man auf tausend Li den Feind bewachen will, so sollte jeder
Mund geknebelt, jede Trommel gedämpft sein. … Wer wollte ihn
benachrichtigen, damit er sich rüste? Das beweist, dass sie um Frie-
den werben möchten; sie wollen aber nicht die ersten sein, davon zu
reden. Das ist der zweite Punct, in welchem ihre Politik vollkom-
men klar ist.

3. Welches ist der Unterschied zwischen Barbaren-Häuptlingen
und Barbaren-Kaufleuten? Nicht leicht ist es, eines Menschen Wünsche
zu errathen, bis die Worte aus seinem Munde gingen. Nun erriethen
die Barbaren-Kaufleute den Wunsch des Bruce, dass China das erste
Wort sage. Er möchte die Feindseligkeiten einstellen, zu einer be-
stimmten Zeit nach Tien-tsin kommen, dann in die Hauptstadt ein-
ziehen; von beiden Seiten soll keine Entschädigung beansprucht werden;
er, der Häuptling, möchte mit allen Ehren behandelt werden. Unter
diesen Bedingungen wird sich eine Ausgleichung herbeiführen lassen.
Das heisst, dass der Häuptling Bruce bereit ist, sich unserer Versöh-
nung zu unterwerfen, und dass er den Barbaren-Kaufleuten das zu
verstehen giebt. Aber er erhebt in störrischer Haltung Schwierigkeiten
und stellt eine Anzahl unerfüllbarer Forderungen, damit wir die ersten
Schritte thun. Das ist der dritte Punct, in welchem ihre Politik ganz
deutlich ist.

In den Erörterungen zwischen dem Tau-tae und seinem Col-
legen und den Barbaren-Kaufleuten in Shang-hae nahmen Jene weder
einen zu hohen noch einen zu tiefen Ton an und hatten guten Erfolg.
Ihr ganzes Auftreten war den Umständen angemessen. Aber in ihrem
Verfahren bei dem jetzigen Anlass, in der Annahme der von den Bar-
baren an den Staatssecretär gerichteten Schreiben, in ihrem Ver-
sprechen, den General-Gouverneur für sie um dessen Beförderung zu
ersuchen, scheinen sie sich etwas vergeben zu haben. Es ist gleich-
gültig, in was für unverschämten und respectwidrigen Ausdrücken die
Barbaren ihre Forderungen stellen; die Hauptsache ist, dass, nachdem
eine Mittheilung von ihnen zuerst ausgegangen ist, wir uns in die
Finger stechen in den Gründen, welche wir anführen müssen. Beinah
ein Jahr waren diese Häuptlinge in Shang-hae, polternd und

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[315/0337] Erbeutete Documente. und Maassregeln getroffen werden, welche die Befriedigung ihrer rebel- lischen Gelüste vereitelt hätten. Vermehrten sie in diesem Jahre ihre Streitkräfte wirklich, um Rache zu üben, so hätten sie niemals zugelassen, dass sich in Shang-hae das leiseste Gerücht von ihrer Absicht ver- breite. … Diese unverhohlene Kundgebung von Muth, diese rückhalt- lose Oeffentlichkeit wäre nicht das Spiel der ausgemachtesten Dummköpfe gewesen, und sie sind nicht die ausgemachtesten Dummköpfe. … Wenn man auf tausend Li den Feind bewachen will, so sollte jeder Mund geknebelt, jede Trommel gedämpft sein. … Wer wollte ihn benachrichtigen, damit er sich rüste? Das beweist, dass sie um Frie- den werben möchten; sie wollen aber nicht die ersten sein, davon zu reden. Das ist der zweite Punct, in welchem ihre Politik vollkom- men klar ist. 3. Welches ist der Unterschied zwischen Barbaren-Häuptlingen und Barbaren-Kaufleuten? Nicht leicht ist es, eines Menschen Wünsche zu errathen, bis die Worte aus seinem Munde gingen. Nun erriethen die Barbaren-Kaufleute den Wunsch des Bruce, dass China das erste Wort sage. Er möchte die Feindseligkeiten einstellen, zu einer be- stimmten Zeit nach Tien-tsin kommen, dann in die Hauptstadt ein- ziehen; von beiden Seiten soll keine Entschädigung beansprucht werden; er, der Häuptling, möchte mit allen Ehren behandelt werden. Unter diesen Bedingungen wird sich eine Ausgleichung herbeiführen lassen. Das heisst, dass der Häuptling Bruce bereit ist, sich unserer Versöh- nung zu unterwerfen, und dass er den Barbaren-Kaufleuten das zu verstehen giebt. Aber er erhebt in störrischer Haltung Schwierigkeiten und stellt eine Anzahl unerfüllbarer Forderungen, damit wir die ersten Schritte thun. Das ist der dritte Punct, in welchem ihre Politik ganz deutlich ist. In den Erörterungen zwischen dem Tau-tae und seinem Col- legen und den Barbaren-Kaufleuten in Shang-hae nahmen Jene weder einen zu hohen noch einen zu tiefen Ton an und hatten guten Erfolg. Ihr ganzes Auftreten war den Umständen angemessen. Aber in ihrem Verfahren bei dem jetzigen Anlass, in der Annahme der von den Bar- baren an den Staatssecretär gerichteten Schreiben, in ihrem Ver- sprechen, den General-Gouverneur für sie um dessen Beförderung zu ersuchen, scheinen sie sich etwas vergeben zu haben. Es ist gleich- gültig, in was für unverschämten und respectwidrigen Ausdrücken die Barbaren ihre Forderungen stellen; die Hauptsache ist, dass, nachdem eine Mittheilung von ihnen zuerst ausgegangen ist, wir uns in die Finger stechen in den Gründen, welche wir anführen müssen. Beinah ein Jahr waren diese Häuptlinge in Shang-hae, polternd und

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/337>, abgerufen am 25.11.2024.