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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Die Werke an der Pei-ho-Mündung.
die chinesischen Commandeure anweisen, sich gleichfalls der Feind-
seligkeiten zu enthalten. Ein Beamter solle dem Botschafter auf-
warten, damit derselbe ihm gemeinschaftlich mit dem Vertreter
von Frankreich den Tag einer Zusammenkunft anberaume. Er,
Han, sei vom Kaiser mit Erledigung aller schwebenden Fragen be-
auftragt. -- Lord Elgin säumte nicht, das vorgebliche Missverständ-
niss aufzuklären und zu melden, dass die Feindseligkeiten bis zu
unbedingter Erfüllung der gestellten Forderungen fortgesetzt wer-
den müssten.

Die Pei-ho-Mündung war 1860 noch stärker befestigt als
das Jahr zuvor; den Fluss sperrte eine vierfache Verzäunung.
Auf dem rechten, südlichen Ufer lagen drei Forts, durch Dammwege
verbunden, welche ihre Batterieen bestrichen; ebenso zwei Forts auf
dem Nord-Ufer; sämmtlich Redouten mit Cavalieren, aus Lehm um
stark gezimmerte Balkengerüste aufgeführt. 1858 und 1859 waren
die Werke noch auf der dem Wasser abgewendeten Seite offen,
1860 aber ringsum geschlossen und mit Gräben umzogen, deren
Ränder spitzige Bambuspfähle schützten. Ringsum dehnt sich die
sumpfige Ebene aus, durchschnitten von Canälen und Dämmen,
welche die zerstreut liegenden Dörfer verbinden. In der Richtung
auf Pe-tan waren letztere an den zugänglichen Stellen der Ebene
durch Wälle verbunden, die mit den verschanzten Dörfern selbst
eine Vertheidigungslinie um die nördlichen Forts herum bis an den
Pei-ho bildeten. Zwischen dieser Umwallung und Pe-tan schützte
bei dem Dorfe Sin-ho noch ein verschanztes Lager den Zugang.
-- Oberhalb des inneren Nord-Forts vermittelte eine Schiffbrücke
den Verkehr mit dem Südufer.

Nach einigen Recognoscirungen an den vorhergehenden Ta-
gen rückten die Truppen der Alliirten am 12. August auf Sin-ho
vor. Das Terrain machte Schwierigkeiten; selbst auf den Dämmen
war der Boden von starken Regengüssen so aufgeweicht, dass Ge-
schütze und Munitionswagen stecken blieben. Die Verschanzungen
bei Sin-ho hielten, nur mit Wallbüchsen und einer Kanone armirt,
etwa eine halbe Stunde das Feuer der Alliirten aus und wurden
dann preisgegeben. Den folgenden Tag schlug man Brücken über
die Canäle und besserte die Wege aus. Am 14. August schob sich
der von englischen Truppen gebildete rechte Flügel bis an den
Pei-ho vor, wo die Schanzenlinie beim Dorfe Tan-ko auf dessen
Ufer stösst. Hier erhielten die Engländer Feuer von einigen

Die Werke an der Pei-ho-Mündung.
die chinesischen Commandeure anweisen, sich gleichfalls der Feind-
seligkeiten zu enthalten. Ein Beamter solle dem Botschafter auf-
warten, damit derselbe ihm gemeinschaftlich mit dem Vertreter
von Frankreich den Tag einer Zusammenkunft anberaume. Er,
Haṅ, sei vom Kaiser mit Erledigung aller schwebenden Fragen be-
auftragt. — Lord Elgin säumte nicht, das vorgebliche Missverständ-
niss aufzuklären und zu melden, dass die Feindseligkeiten bis zu
unbedingter Erfüllung der gestellten Forderungen fortgesetzt wer-
den müssten.

Die Pei-ho-Mündung war 1860 noch stärker befestigt als
das Jahr zuvor; den Fluss sperrte eine vierfache Verzäunung.
Auf dem rechten, südlichen Ufer lagen drei Forts, durch Dammwege
verbunden, welche ihre Batterieen bestrichen; ebenso zwei Forts auf
dem Nord-Ufer; sämmtlich Redouten mit Cavalieren, aus Lehm um
stark gezimmerte Balkengerüste aufgeführt. 1858 und 1859 waren
die Werke noch auf der dem Wasser abgewendeten Seite offen,
1860 aber ringsum geschlossen und mit Gräben umzogen, deren
Ränder spitzige Bambuspfähle schützten. Ringsum dehnt sich die
sumpfige Ebene aus, durchschnitten von Canälen und Dämmen,
welche die zerstreut liegenden Dörfer verbinden. In der Richtung
auf Pe-taṅ waren letztere an den zugänglichen Stellen der Ebene
durch Wälle verbunden, die mit den verschanzten Dörfern selbst
eine Vertheidigungslinie um die nördlichen Forts herum bis an den
Pei-ho bildeten. Zwischen dieser Umwallung und Pe-taṅ schützte
bei dem Dorfe Sin-ho noch ein verschanztes Lager den Zugang.
— Oberhalb des inneren Nord-Forts vermittelte eine Schiffbrücke
den Verkehr mit dem Südufer.

Nach einigen Recognoscirungen an den vorhergehenden Ta-
gen rückten die Truppen der Alliirten am 12. August auf Sin-ho
vor. Das Terrain machte Schwierigkeiten; selbst auf den Dämmen
war der Boden von starken Regengüssen so aufgeweicht, dass Ge-
schütze und Munitionswagen stecken blieben. Die Verschanzungen
bei Sin-ho hielten, nur mit Wallbüchsen und einer Kanone armirt,
etwa eine halbe Stunde das Feuer der Alliirten aus und wurden
dann preisgegeben. Den folgenden Tag schlug man Brücken über
die Canäle und besserte die Wege aus. Am 14. August schob sich
der von englischen Truppen gebildete rechte Flügel bis an den
Pei-ho vor, wo die Schanzenlinie beim Dorfe Taṅ-ko auf dessen
Ufer stösst. Hier erhielten die Engländer Feuer von einigen

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[311/0333] Die Werke an der Pei-ho-Mündung. die chinesischen Commandeure anweisen, sich gleichfalls der Feind- seligkeiten zu enthalten. Ein Beamter solle dem Botschafter auf- warten, damit derselbe ihm gemeinschaftlich mit dem Vertreter von Frankreich den Tag einer Zusammenkunft anberaume. Er, Haṅ, sei vom Kaiser mit Erledigung aller schwebenden Fragen be- auftragt. — Lord Elgin säumte nicht, das vorgebliche Missverständ- niss aufzuklären und zu melden, dass die Feindseligkeiten bis zu unbedingter Erfüllung der gestellten Forderungen fortgesetzt wer- den müssten. Die Pei-ho-Mündung war 1860 noch stärker befestigt als das Jahr zuvor; den Fluss sperrte eine vierfache Verzäunung. Auf dem rechten, südlichen Ufer lagen drei Forts, durch Dammwege verbunden, welche ihre Batterieen bestrichen; ebenso zwei Forts auf dem Nord-Ufer; sämmtlich Redouten mit Cavalieren, aus Lehm um stark gezimmerte Balkengerüste aufgeführt. 1858 und 1859 waren die Werke noch auf der dem Wasser abgewendeten Seite offen, 1860 aber ringsum geschlossen und mit Gräben umzogen, deren Ränder spitzige Bambuspfähle schützten. Ringsum dehnt sich die sumpfige Ebene aus, durchschnitten von Canälen und Dämmen, welche die zerstreut liegenden Dörfer verbinden. In der Richtung auf Pe-taṅ waren letztere an den zugänglichen Stellen der Ebene durch Wälle verbunden, die mit den verschanzten Dörfern selbst eine Vertheidigungslinie um die nördlichen Forts herum bis an den Pei-ho bildeten. Zwischen dieser Umwallung und Pe-taṅ schützte bei dem Dorfe Sin-ho noch ein verschanztes Lager den Zugang. — Oberhalb des inneren Nord-Forts vermittelte eine Schiffbrücke den Verkehr mit dem Südufer. Nach einigen Recognoscirungen an den vorhergehenden Ta- gen rückten die Truppen der Alliirten am 12. August auf Sin-ho vor. Das Terrain machte Schwierigkeiten; selbst auf den Dämmen war der Boden von starken Regengüssen so aufgeweicht, dass Ge- schütze und Munitionswagen stecken blieben. Die Verschanzungen bei Sin-ho hielten, nur mit Wallbüchsen und einer Kanone armirt, etwa eine halbe Stunde das Feuer der Alliirten aus und wurden dann preisgegeben. Den folgenden Tag schlug man Brücken über die Canäle und besserte die Wege aus. Am 14. August schob sich der von englischen Truppen gebildete rechte Flügel bis an den Pei-ho vor, wo die Schanzenlinie beim Dorfe Taṅ-ko auf dessen Ufer stösst. Hier erhielten die Engländer Feuer von einigen

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/333>, abgerufen am 25.11.2024.