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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Mr. Ward in Pe-kin.
wurde bedeutet, dass er die Reise bis zu einem zwei Meilen ober-
halb Tien-tsin am Pei-ho gelegenen Dorfe in den landesüblichen
Karren machen müsse. -- Chinesen von Stande reisen immer in
Sänften; in solchen wurden auch Lord Macartney, Lord Amherst
und ihr Gefolge befördert; nur ihre Dienerschaft reiste in Karren.
-- Herr Ward bequemte sich dieser Demüthigung und hatte von
Staub, Hitze und den holprigen Wegen furchtbar zu leiden. Vom
Dorfe Pei-tsan fuhr man den Pei-ho hinauf in Booten bis Tun-tsau,
von da jedoch wieder in Maulthierkarren. Herr Ward konnte das
Rütteln auf den ausgefahrenen Granitplatten nicht ertragen und
ging in der glühendsten Sonne zu Fuss, bis ein mitleidiger Man-
darin ihm sein Pferd gab; vor Pe-kin musste er aber wieder in
den Karren; sein Einzug war kläglich.

Man wies den Americanern ein geräumiges Haus an, dessen
Zugänge von Soldaten bewacht wurden; Herr Ward wurde zurück-
gewiesen, als er auf die Strasse hinaustreten wollte, und nur auf
seine Drohung, jeden amtlichen Verkehr abzubrechen, gestattete
man seinen Begleitern auszugehen, gab ihnen aber weder Pferde
noch Wegweiser, so dass die Erlaubniss illusorisch wurde. Mit-
glieder der seit mehreren Wochen in Pe-kin weilenden russischen
Gesandtschaft wurden von den Wachen abgewiesen, als sie Herrn
Ward besuchen wollten, und ein Schreiben derselben gelangte erst
nach sechs Tagen in seine Hände. Man versprach den Ameri-
canern etwas mehr Freiheit, sobald die Geschäfte erledigt wären.
Es galt, sie durch Einschüchterung zu vermögen, bei der feier-
lichen Audienz, welche der Kaiser zu wünschen schien, das Ko-to
zu vollziehen. Dem fügte Herr Ward sich aber nicht, und nun
fragte ihn Kwei-lian in einem groben Brief, warum er eigentlich
nach Pe-kin gekommen sei, wenn er so hartnäckig auf seinem Sinne
beharren wolle. In seiner Antwort berief Herr Ward sich auf die
kaiserliche Einladung zur Auswechselung der Ratificationen und
Ueberreichung seines Beglaubigungsschreibens. Die chinesische
Regierung benutzte darauf, ihrem Grundsatze getreu, alle Beziehungen
zu fremden Völkern als rein commercielle anzusehen, welche mit
dem dafür ernannten Commissar verhandelt werden müssen, die
Erwähnung jenes Schreibens, um dessen Ueberreichung zum ein-
zigen Zweck von Herrn Wards Sendung zu stempeln, weigerte sich
aber dasselbe anzunehmen, wenn der Gesandte nicht schriftlich
erkläre, dass das Ko-to nicht aus Mangel an Achtung vor dem

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Mr. Ward in Pe-kiṅ.
wurde bedeutet, dass er die Reise bis zu einem zwei Meilen ober-
halb Tien-tsin am Pei-ho gelegenen Dorfe in den landesüblichen
Karren machen müsse. — Chinesen von Stande reisen immer in
Sänften; in solchen wurden auch Lord Macartney, Lord Amherst
und ihr Gefolge befördert; nur ihre Dienerschaft reiste in Karren.
— Herr Ward bequemte sich dieser Demüthigung und hatte von
Staub, Hitze und den holprigen Wegen furchtbar zu leiden. Vom
Dorfe Pei-tsaṅ fuhr man den Pei-ho hinauf in Booten bis Tuṅ-tšau,
von da jedoch wieder in Maulthierkarren. Herr Ward konnte das
Rütteln auf den ausgefahrenen Granitplatten nicht ertragen und
ging in der glühendsten Sonne zu Fuss, bis ein mitleidiger Man-
darin ihm sein Pferd gab; vor Pe-kiṅ musste er aber wieder in
den Karren; sein Einzug war kläglich.

Man wies den Americanern ein geräumiges Haus an, dessen
Zugänge von Soldaten bewacht wurden; Herr Ward wurde zurück-
gewiesen, als er auf die Strasse hinaustreten wollte, und nur auf
seine Drohung, jeden amtlichen Verkehr abzubrechen, gestattete
man seinen Begleitern auszugehen, gab ihnen aber weder Pferde
noch Wegweiser, so dass die Erlaubniss illusorisch wurde. Mit-
glieder der seit mehreren Wochen in Pe-kiṅ weilenden russischen
Gesandtschaft wurden von den Wachen abgewiesen, als sie Herrn
Ward besuchen wollten, und ein Schreiben derselben gelangte erst
nach sechs Tagen in seine Hände. Man versprach den Ameri-
canern etwas mehr Freiheit, sobald die Geschäfte erledigt wären.
Es galt, sie durch Einschüchterung zu vermögen, bei der feier-
lichen Audienz, welche der Kaiser zu wünschen schien, das Ko-to
zu vollziehen. Dem fügte Herr Ward sich aber nicht, und nun
fragte ihn Kwei-liaṅ in einem groben Brief, warum er eigentlich
nach Pe-kiṅ gekommen sei, wenn er so hartnäckig auf seinem Sinne
beharren wolle. In seiner Antwort berief Herr Ward sich auf die
kaiserliche Einladung zur Auswechselung der Ratificationen und
Ueberreichung seines Beglaubigungsschreibens. Die chinesische
Regierung benutzte darauf, ihrem Grundsatze getreu, alle Beziehungen
zu fremden Völkern als rein commercielle anzusehen, welche mit
dem dafür ernannten Commissar verhandelt werden müssen, die
Erwähnung jenes Schreibens, um dessen Ueberreichung zum ein-
zigen Zweck von Herrn Wards Sendung zu stempeln, weigerte sich
aber dasselbe anzunehmen, wenn der Gesandte nicht schriftlich
erkläre, dass das Ko-to nicht aus Mangel an Achtung vor dem

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[291/0313] Mr. Ward in Pe-kiṅ. wurde bedeutet, dass er die Reise bis zu einem zwei Meilen ober- halb Tien-tsin am Pei-ho gelegenen Dorfe in den landesüblichen Karren machen müsse. — Chinesen von Stande reisen immer in Sänften; in solchen wurden auch Lord Macartney, Lord Amherst und ihr Gefolge befördert; nur ihre Dienerschaft reiste in Karren. — Herr Ward bequemte sich dieser Demüthigung und hatte von Staub, Hitze und den holprigen Wegen furchtbar zu leiden. Vom Dorfe Pei-tsaṅ fuhr man den Pei-ho hinauf in Booten bis Tuṅ-tšau, von da jedoch wieder in Maulthierkarren. Herr Ward konnte das Rütteln auf den ausgefahrenen Granitplatten nicht ertragen und ging in der glühendsten Sonne zu Fuss, bis ein mitleidiger Man- darin ihm sein Pferd gab; vor Pe-kiṅ musste er aber wieder in den Karren; sein Einzug war kläglich. Man wies den Americanern ein geräumiges Haus an, dessen Zugänge von Soldaten bewacht wurden; Herr Ward wurde zurück- gewiesen, als er auf die Strasse hinaustreten wollte, und nur auf seine Drohung, jeden amtlichen Verkehr abzubrechen, gestattete man seinen Begleitern auszugehen, gab ihnen aber weder Pferde noch Wegweiser, so dass die Erlaubniss illusorisch wurde. Mit- glieder der seit mehreren Wochen in Pe-kiṅ weilenden russischen Gesandtschaft wurden von den Wachen abgewiesen, als sie Herrn Ward besuchen wollten, und ein Schreiben derselben gelangte erst nach sechs Tagen in seine Hände. Man versprach den Ameri- canern etwas mehr Freiheit, sobald die Geschäfte erledigt wären. Es galt, sie durch Einschüchterung zu vermögen, bei der feier- lichen Audienz, welche der Kaiser zu wünschen schien, das Ko-to zu vollziehen. Dem fügte Herr Ward sich aber nicht, und nun fragte ihn Kwei-liaṅ in einem groben Brief, warum er eigentlich nach Pe-kiṅ gekommen sei, wenn er so hartnäckig auf seinem Sinne beharren wolle. In seiner Antwort berief Herr Ward sich auf die kaiserliche Einladung zur Auswechselung der Ratificationen und Ueberreichung seines Beglaubigungsschreibens. Die chinesische Regierung benutzte darauf, ihrem Grundsatze getreu, alle Beziehungen zu fremden Völkern als rein commercielle anzusehen, welche mit dem dafür ernannten Commissar verhandelt werden müssen, die Erwähnung jenes Schreibens, um dessen Ueberreichung zum ein- zigen Zweck von Herrn Wards Sendung zu stempeln, weigerte sich aber dasselbe anzunehmen, wenn der Gesandte nicht schriftlich erkläre, dass das Ko-to nicht aus Mangel an Achtung vor dem 19*

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/313>, abgerufen am 22.11.2024.