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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Neue Noten an Yu.
am 14. April vor der Barre erschienen. -- Am 16. April lief das
Kanonenboot Slaney zu Recognoscirung der Werke nach der Fluss-
mündung und nahm eine Anzahl Dschunken fort, die zum Trans-
port von Truppen und Munition dienen sollten. In den nächsten
Tagen trafen der americanische Kriegsdampfer Mississippi mit Herrn
Reed an Bord und das englische Kanonenboot Nimrod auf der
Rhede ein. Baron Gros kam auf dem Primauguet erst am
21. April.

Von den vor dem Pei-ho versammelten Schiffen konnte
nur das Kanonenboot Slaney die Barre bei gewöhnlichem Wasser-
stande passiren, für Cormorant und Nimrod war das nur bei höch-
ster Springfluth möglich und dann noch bedenklich. In sicherer
Erwartung, dass in den nächsten Tagen mehrere innerhalb der
Barre verwendbare Fahrzeuge eintreffen würden, richteten nun die
vier Bevollmächtigten gleich nach Ankunft des Baron Gros Noten
an den Minister Yu. Lord Elgin meldet ihm unter Beziehung auf
sein Schreiben vom 1. April aus Shang-hae, dass er nach der
Pei-ho-Mündung gekommen sei, um in näheren Verkehr mit den
Würdenträgern der kaiserlichen Regierung in Pe-kin zu treten,
dass er bereit sei, in Ta-ku oder an Bord seines Schiffes einen
gehörig bevollmächtigten Vertreter des Kaisers von China zu
treffen, mit welchem die in seinem Schreiben vom 11. Februar be-
rührten Differenzen im Wege der Verhandlung ausgeglichen werden
könnten. Sei nach Verlauf von sechs Tagen kein in passender Form
beglaubigter Staatsbeamter in Ta-ku erschienen, so werde Lord Elgin
seine friedfertigen Eröffnungen als zurükgewiesen erachten und sich
befugt glauben, solche ferneren Maassregeln zu Erzwingung
der gerechten Forderungen seiner Regierung gegen China zu treffen,
als er angemessen finde.

Am 24. April ruderten die Boote der vier Mächte nach der
Pei-ho-Mündung. Lord Elgins dolmetschender Secretär Mr. Wade
übergab dessen Note einem Mandarinen mit durchsichtig blauem
Knopfe, welcher viele Entschuldigungen machte, dass die Engländer
und Franzosen nicht landen dürften, während der russische und
der americanische Officier in einem Zelt am Ufer empfangen wurden.

In den folgenden Tagen kamen das englische Flaggschiff
Calcutta und das französische Geschwader unter Admiral Rigault
de Genouilly
an. Mit der nächsten Springfluth am 28. und 29. April
gelang es drei französische Kanonenboote, ferner den Nimrod, Cor-

Neue Noten an Yu.
am 14. April vor der Barre erschienen. — Am 16. April lief das
Kanonenboot Slaney zu Recognoscirung der Werke nach der Fluss-
mündung und nahm eine Anzahl Dschunken fort, die zum Trans-
port von Truppen und Munition dienen sollten. In den nächsten
Tagen trafen der americanische Kriegsdampfer Mississippi mit Herrn
Reed an Bord und das englische Kanonenboot Nimrod auf der
Rhede ein. Baron Gros kam auf dem Primauguet erst am
21. April.

Von den vor dem Pei-ho versammelten Schiffen konnte
nur das Kanonenboot Slaney die Barre bei gewöhnlichem Wasser-
stande passiren, für Cormorant und Nimrod war das nur bei höch-
ster Springfluth möglich und dann noch bedenklich. In sicherer
Erwartung, dass in den nächsten Tagen mehrere innerhalb der
Barre verwendbare Fahrzeuge eintreffen würden, richteten nun die
vier Bevollmächtigten gleich nach Ankunft des Baron Gros Noten
an den Minister Yu. Lord Elgin meldet ihm unter Beziehung auf
sein Schreiben vom 1. April aus Shang-hae, dass er nach der
Pei-ho-Mündung gekommen sei, um in näheren Verkehr mit den
Würdenträgern der kaiserlichen Regierung in Pe-kiṅ zu treten,
dass er bereit sei, in Ta-ku oder an Bord seines Schiffes einen
gehörig bevollmächtigten Vertreter des Kaisers von China zu
treffen, mit welchem die in seinem Schreiben vom 11. Februar be-
rührten Differenzen im Wege der Verhandlung ausgeglichen werden
könnten. Sei nach Verlauf von sechs Tagen kein in passender Form
beglaubigter Staatsbeamter in Ta-ku erschienen, so werde Lord Elgin
seine friedfertigen Eröffnungen als zurükgewiesen erachten und sich
befugt glauben, solche ferneren Maassregeln zu Erzwingung
der gerechten Forderungen seiner Regierung gegen China zu treffen,
als er angemessen finde.

Am 24. April ruderten die Boote der vier Mächte nach der
Pei-ho-Mündung. Lord Elgins dolmetschender Secretär Mr. Wade
übergab dessen Note einem Mandarinen mit durchsichtig blauem
Knopfe, welcher viele Entschuldigungen machte, dass die Engländer
und Franzosen nicht landen dürften, während der russische und
der americanische Officier in einem Zelt am Ufer empfangen wurden.

In den folgenden Tagen kamen das englische Flaggschiff
Calcutta und das französische Geschwader unter Admiral Rigault
de Génouilly
an. Mit der nächsten Springfluth am 28. und 29. April
gelang es drei französische Kanonenboote, ferner den Nimrod, Cor-

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[239/0261] Neue Noten an Yu. am 14. April vor der Barre erschienen. — Am 16. April lief das Kanonenboot Slaney zu Recognoscirung der Werke nach der Fluss- mündung und nahm eine Anzahl Dschunken fort, die zum Trans- port von Truppen und Munition dienen sollten. In den nächsten Tagen trafen der americanische Kriegsdampfer Mississippi mit Herrn Reed an Bord und das englische Kanonenboot Nimrod auf der Rhede ein. Baron Gros kam auf dem Primauguet erst am 21. April. Von den vor dem Pei-ho versammelten Schiffen konnte nur das Kanonenboot Slaney die Barre bei gewöhnlichem Wasser- stande passiren, für Cormorant und Nimrod war das nur bei höch- ster Springfluth möglich und dann noch bedenklich. In sicherer Erwartung, dass in den nächsten Tagen mehrere innerhalb der Barre verwendbare Fahrzeuge eintreffen würden, richteten nun die vier Bevollmächtigten gleich nach Ankunft des Baron Gros Noten an den Minister Yu. Lord Elgin meldet ihm unter Beziehung auf sein Schreiben vom 1. April aus Shang-hae, dass er nach der Pei-ho-Mündung gekommen sei, um in näheren Verkehr mit den Würdenträgern der kaiserlichen Regierung in Pe-kiṅ zu treten, dass er bereit sei, in Ta-ku oder an Bord seines Schiffes einen gehörig bevollmächtigten Vertreter des Kaisers von China zu treffen, mit welchem die in seinem Schreiben vom 11. Februar be- rührten Differenzen im Wege der Verhandlung ausgeglichen werden könnten. Sei nach Verlauf von sechs Tagen kein in passender Form beglaubigter Staatsbeamter in Ta-ku erschienen, so werde Lord Elgin seine friedfertigen Eröffnungen als zurükgewiesen erachten und sich befugt glauben, solche ferneren Maassregeln zu Erzwingung der gerechten Forderungen seiner Regierung gegen China zu treffen, als er angemessen finde. Am 24. April ruderten die Boote der vier Mächte nach der Pei-ho-Mündung. Lord Elgins dolmetschender Secretär Mr. Wade übergab dessen Note einem Mandarinen mit durchsichtig blauem Knopfe, welcher viele Entschuldigungen machte, dass die Engländer und Franzosen nicht landen dürften, während der russische und der americanische Officier in einem Zelt am Ufer empfangen wurden. In den folgenden Tagen kamen das englische Flaggschiff Calcutta und das französische Geschwader unter Admiral Rigault de Génouilly an. Mit der nächsten Springfluth am 28. und 29. April gelang es drei französische Kanonenboote, ferner den Nimrod, Cor-

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/261>, abgerufen am 22.11.2024.