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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Sir George Bonham vor Nan-kin.
mit ihren Schiffen unterstützen würden. Diese Nachricht, verbun-
den mit der Anwesenheit fremdgetakelter Schiffe im Strom, konnte
die Tae-pin gegen die Ausländer reizen. Um nun Jenen die Neu-
tralität der Briten anzuzeigen und Kenntniss vom Stande der Dinge
zu gewinnen, beschloss Sir George Bonham auf dem Hermes nach
Nan-kin hinaufzugehen.

Die Fahrt war glücklich. Am 26. April 1853 ankerte der
Hermes bei der "Silberinsel" unterhalb Tsin-kian. Als er darauf
bei dem durch die americanischen Schiffe verstärkten Geschwader
vorbeifuhr, folgten ihm diese und griffen die Werke der Rebellen
an, welche deshalb auch auf den Hermes schossen. Ohne zu ant-
worten dampfte die Corvette weiter und ankerte am Morgen des
27. April vor der nördlichen Ecke von Nan-kin. Die Ufer-Batte-
rieen feuerten mehrere Schüsse, schwiegen aber sobald die Eng-
länder durch unterwegs aufgegriffene Chinesen den Tae-pin ihre
Friedfertigkeit schriftlich meldeten. Einige Officiere brachten die
Antwort, worauf Sir George Bonham den Secretär Herrn Mea-
dows
nach dem Ufer sandte. Lieutenant Spratt begleitete den-
selben. Am Landungsplatz liefen viele Soldaten zusammen.
Meadows fragte nach dem höchsten Beamten, zu welchem Zutritt
zu erlangen sei, und wurde nach einem Hause der nördlichen Vor-
stadt geleitet. Aus der Thür traten zwei Männer in gelbseidenen
Gewändern. Die Spalier bildenden Soldaten schrieen den Englän-
dern zu, sich niederzuwerfen; Meadows aber grüsste europäisch
und sagte den Beiden seinen Auftrag, eine Zusammenkunft des eng-
lischen Bevollmächtigten mit dem höchsten Würdenträger in Nan-
kin
zu verabreden. Die Gelbgekleideten traten aber schweigend
in das Haus zurück, wohin Meadows und Spratt ohne Umstände
folgten. -- Draussen gab es Tumult: Der den Engländern als Führer
gedient hatte, bekam von den Anderen Schläge. -- Die Gelben
waren, wie sich später zeigte, der König des Nordens und der
Hülfskönig. Ersterer fragte, nachdem sie sich niedergelassen, Herrn
Meadows, ob er Gott den himmlischen Vater anbete. Auf die Ant-
wort, dass die Engländer das seit achthundert Jahren thäten,
wechselten die Beiden zufriedene Blicke und liessen Stühle bringen.
Nun entspann sich zwischen Meadows und dem Nordkönig ein Ge-
spräch: Jener forschte nach dem Rang und der Stellung der Tae-
pin
-Häupter, meldete den Wunsch der englischen Regierung, beim
Kampfe derselben mit den Mandschu vollkommen neutral zu bleiben

Sir George Bonham vor Nan-kiṅ.
mit ihren Schiffen unterstützen würden. Diese Nachricht, verbun-
den mit der Anwesenheit fremdgetakelter Schiffe im Strom, konnte
die Tae-piṅ gegen die Ausländer reizen. Um nun Jenen die Neu-
tralität der Briten anzuzeigen und Kenntniss vom Stande der Dinge
zu gewinnen, beschloss Sir George Bonham auf dem Hermes nach
Nan-kiṅ hinaufzugehen.

Die Fahrt war glücklich. Am 26. April 1853 ankerte der
Hermes bei der »Silberinsel« unterhalb Tšiṅ-kiaṅ. Als er darauf
bei dem durch die americanischen Schiffe verstärkten Geschwader
vorbeifuhr, folgten ihm diese und griffen die Werke der Rebellen
an, welche deshalb auch auf den Hermes schossen. Ohne zu ant-
worten dampfte die Corvette weiter und ankerte am Morgen des
27. April vor der nördlichen Ecke von Nan-kiṅ. Die Ufer-Batte-
rieen feuerten mehrere Schüsse, schwiegen aber sobald die Eng-
länder durch unterwegs aufgegriffene Chinesen den Tae-piṅ ihre
Friedfertigkeit schriftlich meldeten. Einige Officiere brachten die
Antwort, worauf Sir George Bonham den Secretär Herrn Mea-
dows
nach dem Ufer sandte. Lieutenant Spratt begleitete den-
selben. Am Landungsplatz liefen viele Soldaten zusammen.
Meadows fragte nach dem höchsten Beamten, zu welchem Zutritt
zu erlangen sei, und wurde nach einem Hause der nördlichen Vor-
stadt geleitet. Aus der Thür traten zwei Männer in gelbseidenen
Gewändern. Die Spalier bildenden Soldaten schrieen den Englän-
dern zu, sich niederzuwerfen; Meadows aber grüsste europäisch
und sagte den Beiden seinen Auftrag, eine Zusammenkunft des eng-
lischen Bevollmächtigten mit dem höchsten Würdenträger in Nan-
kiṅ
zu verabreden. Die Gelbgekleideten traten aber schweigend
in das Haus zurück, wohin Meadows und Spratt ohne Umstände
folgten. — Draussen gab es Tumult: Der den Engländern als Führer
gedient hatte, bekam von den Anderen Schläge. — Die Gelben
waren, wie sich später zeigte, der König des Nordens und der
Hülfskönig. Ersterer fragte, nachdem sie sich niedergelassen, Herrn
Meadows, ob er Gott den himmlischen Vater anbete. Auf die Ant-
wort, dass die Engländer das seit achthundert Jahren thäten,
wechselten die Beiden zufriedene Blicke und liessen Stühle bringen.
Nun entspann sich zwischen Meadows und dem Nordkönig ein Ge-
spräch: Jener forschte nach dem Rang und der Stellung der Tae-
piṅ
-Häupter, meldete den Wunsch der englischen Regierung, beim
Kampfe derselben mit den Mandschu vollkommen neutral zu bleiben

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[185/0207] Sir George Bonham vor Nan-kiṅ. mit ihren Schiffen unterstützen würden. Diese Nachricht, verbun- den mit der Anwesenheit fremdgetakelter Schiffe im Strom, konnte die Tae-piṅ gegen die Ausländer reizen. Um nun Jenen die Neu- tralität der Briten anzuzeigen und Kenntniss vom Stande der Dinge zu gewinnen, beschloss Sir George Bonham auf dem Hermes nach Nan-kiṅ hinaufzugehen. Die Fahrt war glücklich. Am 26. April 1853 ankerte der Hermes bei der »Silberinsel« unterhalb Tšiṅ-kiaṅ. Als er darauf bei dem durch die americanischen Schiffe verstärkten Geschwader vorbeifuhr, folgten ihm diese und griffen die Werke der Rebellen an, welche deshalb auch auf den Hermes schossen. Ohne zu ant- worten dampfte die Corvette weiter und ankerte am Morgen des 27. April vor der nördlichen Ecke von Nan-kiṅ. Die Ufer-Batte- rieen feuerten mehrere Schüsse, schwiegen aber sobald die Eng- länder durch unterwegs aufgegriffene Chinesen den Tae-piṅ ihre Friedfertigkeit schriftlich meldeten. Einige Officiere brachten die Antwort, worauf Sir George Bonham den Secretär Herrn Mea- dows nach dem Ufer sandte. Lieutenant Spratt begleitete den- selben. Am Landungsplatz liefen viele Soldaten zusammen. Meadows fragte nach dem höchsten Beamten, zu welchem Zutritt zu erlangen sei, und wurde nach einem Hause der nördlichen Vor- stadt geleitet. Aus der Thür traten zwei Männer in gelbseidenen Gewändern. Die Spalier bildenden Soldaten schrieen den Englän- dern zu, sich niederzuwerfen; Meadows aber grüsste europäisch und sagte den Beiden seinen Auftrag, eine Zusammenkunft des eng- lischen Bevollmächtigten mit dem höchsten Würdenträger in Nan- kiṅ zu verabreden. Die Gelbgekleideten traten aber schweigend in das Haus zurück, wohin Meadows und Spratt ohne Umstände folgten. — Draussen gab es Tumult: Der den Engländern als Führer gedient hatte, bekam von den Anderen Schläge. — Die Gelben waren, wie sich später zeigte, der König des Nordens und der Hülfskönig. Ersterer fragte, nachdem sie sich niedergelassen, Herrn Meadows, ob er Gott den himmlischen Vater anbete. Auf die Ant- wort, dass die Engländer das seit achthundert Jahren thäten, wechselten die Beiden zufriedene Blicke und liessen Stühle bringen. Nun entspann sich zwischen Meadows und dem Nordkönig ein Ge- spräch: Jener forschte nach dem Rang und der Stellung der Tae- piṅ-Häupter, meldete den Wunsch der englischen Regierung, beim Kampfe derselben mit den Mandschu vollkommen neutral zu bleiben

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/207>, abgerufen am 22.11.2024.