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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Erlass des Tau-kwan.
schlugen sich besser als in der Campagne des vorhergehenden Win-
ters, verloren aber auch hier viele Leute durch das Schnellfeuer
der Engländer. 50) Diese übernachteten im feindlichen Zeltlager, 51)
marschirten am folgenden Morgen noch einige Meilen landeinwärts
und kehrten am 17. März nach Nin-po zurück.

Tau-kwan hatte allmälich einen Begriff von der Stärke des
Feindes bekommen; kein Ort, erklärte er offen, sei vor der unver-
schämten Dreistigkeit der räuberischen Barbaren sicher. -- Der
Kaiser-Canal, die Pulsader des Reiches war bedroht, durch welche
Pe-kin und die nördlichen Provinzen ihre Zufuhr erhalten. Die
Mündungen des Canals in den Yan-tse-kian bei Tsin-kian-fu
sollten jetzt befestigt, auch Nan-kin, Wu-son und Shang-hae in
Vertheidigungszustand gesetzt werden. -- Tau-kwan machte noch
einen letzten Versuch, zum Herzen seiner Unterthanen zu reden:
"Ich wünschte mein Volk von der furchtbaren Geissel des Opium
zu befreien und schickte deshalb Lin Tse-tsiu als hohen Bevoll-
mächtigten nach Kan-ton. Alle unterwarfen sich seinem Gebot
ausser den Engländern, welche die Verbrennung des Opium zum
Vorwande von Feindseligkeiten machten. Als sie am Pei-ho eine
Darlegung ihrer Klagen überreichten, entliess ich Lin wegen un-
gehöriger Amtsführung und beauftragte Ki-sen mit Untersuchung
der Beschwerden; als sie Tsu-san herausgaben, schenkte ich ihren
Gefangenen das Leben und liess sie heimkehren. Dann betrugen sie
sich in Kan-ton mit maassloser Gewaltsamkeit und Frechheit; aber
auch da noch bequemte Yi-san sich ihren Forderungen. Die den
Kaufleuten geschuldeten Summen wurden bezahlt, und man erlaubte
ihnen den sehnlichst begehrten Handel. Und doch waren sie wieder
auf Schaden bedacht. Sie eilten nach dem Norden, besetzten aber-
mals Tsu-san und wurden der Schrecken meines Volkes. Was habt
ihr nur gethan, dass solche Leiden über euch ergehen mussten?
Wenn ihr euch zusammenschaaret, um dieser Invasion Widerstand
zu leisten, so will ich meinen Officieren befehlen, das Vaterland

50) Es waren lauter neue Truppen. In den Taschen aller hier und beim An-
griff auf Nin-po gefallenen Soldaten fand sich noch das Handgeld von sechs Dollars.
Die in das englische Hospital gebrachten Verwundeten starben meist an dem zu
Befeuerung ihres Muthes reichlich genossenen Opium.
51) Einige im Lager erbeutete Geschütze waren genaue Nachbildungen der eng-
lischen Dreipfünder. Die Chinesen müssen also in Nin-po geschickte Spione gehabt
haben, welche ihnen die Modelle lieferten.

Erlass des Tau-kwaṅ.
schlugen sich besser als in der Campagne des vorhergehenden Win-
ters, verloren aber auch hier viele Leute durch das Schnellfeuer
der Engländer. 50) Diese übernachteten im feindlichen Zeltlager, 51)
marschirten am folgenden Morgen noch einige Meilen landeinwärts
und kehrten am 17. März nach Niṅ-po zurück.

Tau-kwaṅ hatte allmälich einen Begriff von der Stärke des
Feindes bekommen; kein Ort, erklärte er offen, sei vor der unver-
schämten Dreistigkeit der räuberischen Barbaren sicher. — Der
Kaiser-Canal, die Pulsader des Reiches war bedroht, durch welche
Pe-kiṅ und die nördlichen Provinzen ihre Zufuhr erhalten. Die
Mündungen des Canals in den Yaṅ-tse-kiaṅ bei Tšiṅ-kiaṅ-fu
sollten jetzt befestigt, auch Nan-kiṅ, Wu-soṅ und Shang-hae in
Vertheidigungszustand gesetzt werden. — Tau-kwaṅ machte noch
einen letzten Versuch, zum Herzen seiner Unterthanen zu reden:
»Ich wünschte mein Volk von der furchtbaren Geissel des Opium
zu befreien und schickte deshalb Lin Tse-tsiu als hohen Bevoll-
mächtigten nach Kan-ton. Alle unterwarfen sich seinem Gebot
ausser den Engländern, welche die Verbrennung des Opium zum
Vorwande von Feindseligkeiten machten. Als sie am Pei-ho eine
Darlegung ihrer Klagen überreichten, entliess ich Lin wegen un-
gehöriger Amtsführung und beauftragte Ki-šen mit Untersuchung
der Beschwerden; als sie Tšu-san herausgaben, schenkte ich ihren
Gefangenen das Leben und liess sie heimkehren. Dann betrugen sie
sich in Kan-ton mit maassloser Gewaltsamkeit und Frechheit; aber
auch da noch bequemte Yi-šan sich ihren Forderungen. Die den
Kaufleuten geschuldeten Summen wurden bezahlt, und man erlaubte
ihnen den sehnlichst begehrten Handel. Und doch waren sie wieder
auf Schaden bedacht. Sie eilten nach dem Norden, besetzten aber-
mals Tšu-san und wurden der Schrecken meines Volkes. Was habt
ihr nur gethan, dass solche Leiden über euch ergehen mussten?
Wenn ihr euch zusammenschaaret, um dieser Invasion Widerstand
zu leisten, so will ich meinen Officieren befehlen, das Vaterland

50) Es waren lauter neue Truppen. In den Taschen aller hier und beim An-
griff auf Niṅ-po gefallenen Soldaten fand sich noch das Handgeld von sechs Dollars.
Die in das englische Hospital gebrachten Verwundeten starben meist an dem zu
Befeuerung ihres Muthes reichlich genossenen Opium.
51) Einige im Lager erbeutete Geschütze waren genaue Nachbildungen der eng-
lischen Dreipfünder. Die Chinesen müssen also in Niṅ-po geschickte Spione gehabt
haben, welche ihnen die Modelle lieferten.
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[117/0139] Erlass des Tau-kwaṅ. schlugen sich besser als in der Campagne des vorhergehenden Win- ters, verloren aber auch hier viele Leute durch das Schnellfeuer der Engländer. 50) Diese übernachteten im feindlichen Zeltlager, 51) marschirten am folgenden Morgen noch einige Meilen landeinwärts und kehrten am 17. März nach Niṅ-po zurück. Tau-kwaṅ hatte allmälich einen Begriff von der Stärke des Feindes bekommen; kein Ort, erklärte er offen, sei vor der unver- schämten Dreistigkeit der räuberischen Barbaren sicher. — Der Kaiser-Canal, die Pulsader des Reiches war bedroht, durch welche Pe-kiṅ und die nördlichen Provinzen ihre Zufuhr erhalten. Die Mündungen des Canals in den Yaṅ-tse-kiaṅ bei Tšiṅ-kiaṅ-fu sollten jetzt befestigt, auch Nan-kiṅ, Wu-soṅ und Shang-hae in Vertheidigungszustand gesetzt werden. — Tau-kwaṅ machte noch einen letzten Versuch, zum Herzen seiner Unterthanen zu reden: »Ich wünschte mein Volk von der furchtbaren Geissel des Opium zu befreien und schickte deshalb Lin Tse-tsiu als hohen Bevoll- mächtigten nach Kan-ton. Alle unterwarfen sich seinem Gebot ausser den Engländern, welche die Verbrennung des Opium zum Vorwande von Feindseligkeiten machten. Als sie am Pei-ho eine Darlegung ihrer Klagen überreichten, entliess ich Lin wegen un- gehöriger Amtsführung und beauftragte Ki-šen mit Untersuchung der Beschwerden; als sie Tšu-san herausgaben, schenkte ich ihren Gefangenen das Leben und liess sie heimkehren. Dann betrugen sie sich in Kan-ton mit maassloser Gewaltsamkeit und Frechheit; aber auch da noch bequemte Yi-šan sich ihren Forderungen. Die den Kaufleuten geschuldeten Summen wurden bezahlt, und man erlaubte ihnen den sehnlichst begehrten Handel. Und doch waren sie wieder auf Schaden bedacht. Sie eilten nach dem Norden, besetzten aber- mals Tšu-san und wurden der Schrecken meines Volkes. Was habt ihr nur gethan, dass solche Leiden über euch ergehen mussten? Wenn ihr euch zusammenschaaret, um dieser Invasion Widerstand zu leisten, so will ich meinen Officieren befehlen, das Vaterland 50) Es waren lauter neue Truppen. In den Taschen aller hier und beim An- griff auf Niṅ-po gefallenen Soldaten fand sich noch das Handgeld von sechs Dollars. Die in das englische Hospital gebrachten Verwundeten starben meist an dem zu Befeuerung ihres Muthes reichlich genossenen Opium. 51) Einige im Lager erbeutete Geschütze waren genaue Nachbildungen der eng- lischen Dreipfünder. Die Chinesen müssen also in Niṅ-po geschickte Spione gehabt haben, welche ihnen die Modelle lieferten.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/139>, abgerufen am 04.12.2024.