[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.Die Engländer vor Tsin-hae. den fielen unter dem chinesischen Feuer u. s. w. Sechs Tagedauerte der blutige Kampf, bis die chinesischen Truppen der Uebermacht weichen mussten. "Als ich das hörte, stand mir das Haar zu Berge über die Frechheit dieser Schufte; ich berieth mich sofort mit Yu-yu-pun über die Sicherung von Tsin-hae, ohne auch nur einen Zollbreit zu weichen. Für jetzt werde ich ver- kleidete Soldaten nach Tsu-san schicken u. s. w." -- In seiner Antwort mahnt der Kaiser Yu-kien, sich seiner Abstammung würdig zu zeigen, und ermächtigt ihn so viel Truppen aufzustellen, als zur Vernichtung des Feindes nothwendig seien, "sobald derselbe nah genug käme". -- Yu-kien rief nun wieder das Volk an, in Masse aufzustehen, und verhiess reiche Belohnung. Mit 130,000 Mann drohte er auf Tsu-san zu landen und die Barbaren vom An- gesichte der Erde wegzufegen; nicht einem soll das Leben ge- schenkt werden. Seiner Umgebung befahl er in fieberhaftem Wahnwitz unablässig, den Feind zu morden, zu ersäufen, in Stücke zu hauen, das Land von dieser Geissel zu erlösen. Am Morgen des 10. October erschien die englische Flotte Unterdess überschütteten die Schiffe die Festung mit einem Die Engländer vor Tšin-hae. den fielen unter dem chinesischen Feuer u. s. w. Sechs Tagedauerte der blutige Kampf, bis die chinesischen Truppen der Uebermacht weichen mussten. »Als ich das hörte, stand mir das Haar zu Berge über die Frechheit dieser Schufte; ich berieth mich sofort mit Yu-yu-pun über die Sicherung von Tšin-hae, ohne auch nur einen Zollbreit zu weichen. Für jetzt werde ich ver- kleidete Soldaten nach Tšu-san schicken u. s. w.« — In seiner Antwort mahnt der Kaiser Yu-kien, sich seiner Abstammung würdig zu zeigen, und ermächtigt ihn so viel Truppen aufzustellen, als zur Vernichtung des Feindes nothwendig seien, »sobald derselbe nah genug käme«. — Yu-kien rief nun wieder das Volk an, in Masse aufzustehen, und verhiess reiche Belohnung. Mit 130,000 Mann drohte er auf Tšu-san zu landen und die Barbaren vom An- gesichte der Erde wegzufegen; nicht einem soll das Leben ge- schenkt werden. Seiner Umgebung befahl er in fieberhaftem Wahnwitz unablässig, den Feind zu morden, zu ersäufen, in Stücke zu hauen, das Land von dieser Geissel zu erlösen. Am Morgen des 10. October erschien die englische Flotte Unterdess überschütteten die Schiffe die Festung mit einem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0134" n="112"/><fw place="top" type="header">Die Engländer vor <hi rendition="#k"><placeName>Tšin-hae</placeName></hi>.</fw><lb/> den fielen unter dem chinesischen Feuer u. s. w. Sechs Tage<lb/> dauerte der blutige Kampf, bis die chinesischen Truppen der<lb/> Uebermacht weichen mussten. »Als ich das hörte, stand mir das<lb/> Haar zu Berge über die Frechheit dieser Schufte; ich berieth mich<lb/> sofort mit <hi rendition="#k"><persName ref="nognd">Yu-yu-pun</persName></hi> über die Sicherung von <hi rendition="#k"><placeName>Tšin-hae</placeName></hi>, ohne<lb/> auch nur einen Zollbreit zu weichen. Für jetzt werde ich ver-<lb/> kleidete Soldaten nach <hi rendition="#k"><placeName>Tšu-san</placeName></hi> schicken u. s. w.« — In seiner<lb/> Antwort mahnt der Kaiser <hi rendition="#k"><persName ref="nognd">Yu-kien</persName></hi>, sich seiner Abstammung<lb/> würdig zu zeigen, und ermächtigt ihn so viel Truppen aufzustellen,<lb/> als zur Vernichtung des Feindes nothwendig seien, »sobald derselbe<lb/> nah genug käme«. — <hi rendition="#k"><persName ref="nognd">Yu-kien</persName></hi> rief nun wieder das Volk an, in<lb/> Masse aufzustehen, und verhiess reiche Belohnung. Mit 130,000<lb/> Mann drohte er auf <hi rendition="#k"><placeName>Tšu-san</placeName></hi> zu landen und die Barbaren vom An-<lb/> gesichte der Erde wegzufegen; nicht einem soll das Leben ge-<lb/> schenkt werden. Seiner Umgebung befahl er in fieberhaftem Wahnwitz<lb/> unablässig, den Feind zu morden, zu ersäufen, in Stücke zu hauen,<lb/> das Land von dieser Geissel zu erlösen.</p><lb/> <p>Am Morgen des 10. October erschien die englische Flotte<lb/> vor <hi rendition="#k"><placeName>Tšin-hae</placeName></hi>, dem uneinnehmbaren »Bollwerk am Meere«, das auf<lb/> einer Landzunge an der Mündung des Flusses von <hi rendition="#k"><placeName>Niṅ-po</placeName></hi> liegt.<lb/> Die Luft war heiter und ruhig, das Wasser spiegelglatt; die eng-<lb/> lischen Linienschiffe lagen, an ihren Ankerplatz bugsirt, so still<lb/> wie Land-Batterieen; flachgehende Dampfer schifften ohne Störung<lb/> die Truppen aus. Die am linken Ufer gelegene Stadt und Festung<lb/> wurde den Schiffen überlassen; am rechten Ufer stand in befestig-<lb/> tem Lager die chinesische Streitmacht, gegen welche die gelandeten<lb/> Truppen, 2200 Mann, in drei Colonnen marschirten. Der über fünf-<lb/> tausend Mann starke chinesische Heerkörper rückte der Mittelcolonne<lb/> muthig entgegen, formirte sich in guter Ordnung und brachte seine<lb/> Artillerie in Thätigkeit. Die englische Mittelcolonne gab nun auch<lb/> Feuer, während zu ihren Seiten die beiden anderen Colonnen de-<lb/> ployirten. Die chinesische Schlachtordnung stutzte, wankte und<lb/> zerriss; viele Todte blieben auf dem Platze. Die Mehrzahl der<lb/> Chinesen rannte in das Wasser; wenige gaben sich gefangen, denn<lb/> der Chinese kennt die Sitte des Pardongebens nicht. Die Englän-<lb/> der hatten acht Todte und sechszehn Verwundete; der Verlust<lb/> der Chinesen soll gegen funfzehnhundert betragen haben.</p><lb/> <p>Unterdess überschütteten die Schiffe die Festung mit einem<lb/> Hagel von Geschossen. Die Pulverkammern, welche die Chinesen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0134]
Die Engländer vor Tšin-hae.
den fielen unter dem chinesischen Feuer u. s. w. Sechs Tage
dauerte der blutige Kampf, bis die chinesischen Truppen der
Uebermacht weichen mussten. »Als ich das hörte, stand mir das
Haar zu Berge über die Frechheit dieser Schufte; ich berieth mich
sofort mit Yu-yu-pun über die Sicherung von Tšin-hae, ohne
auch nur einen Zollbreit zu weichen. Für jetzt werde ich ver-
kleidete Soldaten nach Tšu-san schicken u. s. w.« — In seiner
Antwort mahnt der Kaiser Yu-kien, sich seiner Abstammung
würdig zu zeigen, und ermächtigt ihn so viel Truppen aufzustellen,
als zur Vernichtung des Feindes nothwendig seien, »sobald derselbe
nah genug käme«. — Yu-kien rief nun wieder das Volk an, in
Masse aufzustehen, und verhiess reiche Belohnung. Mit 130,000
Mann drohte er auf Tšu-san zu landen und die Barbaren vom An-
gesichte der Erde wegzufegen; nicht einem soll das Leben ge-
schenkt werden. Seiner Umgebung befahl er in fieberhaftem Wahnwitz
unablässig, den Feind zu morden, zu ersäufen, in Stücke zu hauen,
das Land von dieser Geissel zu erlösen.
Am Morgen des 10. October erschien die englische Flotte
vor Tšin-hae, dem uneinnehmbaren »Bollwerk am Meere«, das auf
einer Landzunge an der Mündung des Flusses von Niṅ-po liegt.
Die Luft war heiter und ruhig, das Wasser spiegelglatt; die eng-
lischen Linienschiffe lagen, an ihren Ankerplatz bugsirt, so still
wie Land-Batterieen; flachgehende Dampfer schifften ohne Störung
die Truppen aus. Die am linken Ufer gelegene Stadt und Festung
wurde den Schiffen überlassen; am rechten Ufer stand in befestig-
tem Lager die chinesische Streitmacht, gegen welche die gelandeten
Truppen, 2200 Mann, in drei Colonnen marschirten. Der über fünf-
tausend Mann starke chinesische Heerkörper rückte der Mittelcolonne
muthig entgegen, formirte sich in guter Ordnung und brachte seine
Artillerie in Thätigkeit. Die englische Mittelcolonne gab nun auch
Feuer, während zu ihren Seiten die beiden anderen Colonnen de-
ployirten. Die chinesische Schlachtordnung stutzte, wankte und
zerriss; viele Todte blieben auf dem Platze. Die Mehrzahl der
Chinesen rannte in das Wasser; wenige gaben sich gefangen, denn
der Chinese kennt die Sitte des Pardongebens nicht. Die Englän-
der hatten acht Todte und sechszehn Verwundete; der Verlust
der Chinesen soll gegen funfzehnhundert betragen haben.
Unterdess überschütteten die Schiffe die Festung mit einem
Hagel von Geschossen. Die Pulverkammern, welche die Chinesen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |