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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Räumung von Tsu-san.
er sie angreifen. Er hat sich aber von den Barbaren bestricken
lassen und nicht einmal seine Amtsgenossen zu Rathe gezogen.
Den Engländern Hong-kong abtreten, damit sie es zum Waffenplatz
machen und dort Festungswerke bauen, und ihnen die Fortsetzung
des Handels in Kan-ton erlauben, geht über alle Grenzen der
Vernunft hinaus. Warum liess er sie von der Insel Besitz ergrei-
fen? Gehört nicht jeder Zollbreit Landes und jeder einzelne Unter-
than dem Staat? Und doch wagt er, solche Gnaden für die Bar-
baren zu erflehen und verbreitet sich obendrein über den erbärm-
lichen Zustand von Kan-ton, um unsere Zustimmung zu erlangen.
Wie gross ist Ki-sen's Anmaassung und Schamlosigkeit! Er soll
degradirt, in Ketten gelegt und unter Bedeckung nach Pe-kin
geführt, alle seine Besitzthümer sollen sofort eingezogen wer-
den." Noch an demselben Tage wurde mit der Confiscirung be-
gonnen. Man schätzte Ki-sen's in den höchsten Aemtern ange-
häuftes Vermögen auf acht Millionen Pfund Sterling, fand aber bei
der Einziehung weit mehr. Das Alles verschwand auf den Wink
des Monarchen. Als dessen alter Günstling mit Ketten beladen nach
Pe-kin kam, konnte er kaum hundert Kupferpfennige auftreiben, um
sich Nahrung für den Kerker zu kaufen; seine Frauen und Ge-
nossinnen wurden öffentlich versteigert.

Tsu-san räumten die britischen Truppen auf Elliot's vor-
eilige Weisung am 24. Februar, nachdem im Süden die Convention
schon den Tag zuvor gebrochen war. Der Kaiser erliess,
durch lügenhafte Berichte gereizt, ein donnerndes Decret, worin
die Engländer der Gewalt gegen Frauen und der gemeinen
Räuberei beschuldigt wurden; sie hätten sich ferner herausgenom-
men, auf der Insel Befestigungen anzulegen, einen Canal zu graben
und durch einen vorgeblichen Mandarin Steuern erheben zu lassen.
"Nach ihren Gewaltthaten an der Flussmündung bleibt nichts
übrig, als sie zu vernichten. Da Götter und Menschen gleich ent-
rüstet sind über so ruchlose Geschöpfe, so kann ihre Vertilgung
nicht fern sein." Von Frieden durfte Niemand reden; Tau-kwan
betheuerte, ein Volk wie die Engländer dürfe nicht leben.

Der Pöbel in Kan-ton forderte nach dem ersten Schrecken
in wilder Verblendung die Fortsetzung der Feindseligkeiten und
verfluchte offen die Anknüpfung von Verhandlungen. Als nach
dem Bruch der Convention bekannt wurde, dass die Engländer die
Werke an der Bocca angreifen wollten, brach das Volk in lauten

Räumung von Tšu-san.
er sie angreifen. Er hat sich aber von den Barbaren bestricken
lassen und nicht einmal seine Amtsgenossen zu Rathe gezogen.
Den Engländern Hong-kong abtreten, damit sie es zum Waffenplatz
machen und dort Festungswerke bauen, und ihnen die Fortsetzung
des Handels in Kan-ton erlauben, geht über alle Grenzen der
Vernunft hinaus. Warum liess er sie von der Insel Besitz ergrei-
fen? Gehört nicht jeder Zollbreit Landes und jeder einzelne Unter-
than dem Staat? Und doch wagt er, solche Gnaden für die Bar-
baren zu erflehen und verbreitet sich obendrein über den erbärm-
lichen Zustand von Kan-ton, um unsere Zustimmung zu erlangen.
Wie gross ist Ki-šen’s Anmaassung und Schamlosigkeit! Er soll
degradirt, in Ketten gelegt und unter Bedeckung nach Pe-kiṅ
geführt, alle seine Besitzthümer sollen sofort eingezogen wer-
den.« Noch an demselben Tage wurde mit der Confiscirung be-
gonnen. Man schätzte Ki-šen’s in den höchsten Aemtern ange-
häuftes Vermögen auf acht Millionen Pfund Sterling, fand aber bei
der Einziehung weit mehr. Das Alles verschwand auf den Wink
des Monarchen. Als dessen alter Günstling mit Ketten beladen nach
Pe-kiṅ kam, konnte er kaum hundert Kupferpfennige auftreiben, um
sich Nahrung für den Kerker zu kaufen; seine Frauen und Ge-
nossinnen wurden öffentlich versteigert.

Tšu-san räumten die britischen Truppen auf Elliot’s vor-
eilige Weisung am 24. Februar, nachdem im Süden die Convention
schon den Tag zuvor gebrochen war. Der Kaiser erliess,
durch lügenhafte Berichte gereizt, ein donnerndes Decret, worin
die Engländer der Gewalt gegen Frauen und der gemeinen
Räuberei beschuldigt wurden; sie hätten sich ferner herausgenom-
men, auf der Insel Befestigungen anzulegen, einen Canal zu graben
und durch einen vorgeblichen Mandarin Steuern erheben zu lassen.
»Nach ihren Gewaltthaten an der Flussmündung bleibt nichts
übrig, als sie zu vernichten. Da Götter und Menschen gleich ent-
rüstet sind über so ruchlose Geschöpfe, so kann ihre Vertilgung
nicht fern sein.« Von Frieden durfte Niemand reden; Tau-kwaṅ
betheuerte, ein Volk wie die Engländer dürfe nicht leben.

Der Pöbel in Kan-ton forderte nach dem ersten Schrecken
in wilder Verblendung die Fortsetzung der Feindseligkeiten und
verfluchte offen die Anknüpfung von Verhandlungen. Als nach
dem Bruch der Convention bekannt wurde, dass die Engländer die
Werke an der Bocca angreifen wollten, brach das Volk in lauten

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[84/0106] Räumung von Tšu-san. er sie angreifen. Er hat sich aber von den Barbaren bestricken lassen und nicht einmal seine Amtsgenossen zu Rathe gezogen. Den Engländern Hong-kong abtreten, damit sie es zum Waffenplatz machen und dort Festungswerke bauen, und ihnen die Fortsetzung des Handels in Kan-ton erlauben, geht über alle Grenzen der Vernunft hinaus. Warum liess er sie von der Insel Besitz ergrei- fen? Gehört nicht jeder Zollbreit Landes und jeder einzelne Unter- than dem Staat? Und doch wagt er, solche Gnaden für die Bar- baren zu erflehen und verbreitet sich obendrein über den erbärm- lichen Zustand von Kan-ton, um unsere Zustimmung zu erlangen. Wie gross ist Ki-šen’s Anmaassung und Schamlosigkeit! Er soll degradirt, in Ketten gelegt und unter Bedeckung nach Pe-kiṅ geführt, alle seine Besitzthümer sollen sofort eingezogen wer- den.« Noch an demselben Tage wurde mit der Confiscirung be- gonnen. Man schätzte Ki-šen’s in den höchsten Aemtern ange- häuftes Vermögen auf acht Millionen Pfund Sterling, fand aber bei der Einziehung weit mehr. Das Alles verschwand auf den Wink des Monarchen. Als dessen alter Günstling mit Ketten beladen nach Pe-kiṅ kam, konnte er kaum hundert Kupferpfennige auftreiben, um sich Nahrung für den Kerker zu kaufen; seine Frauen und Ge- nossinnen wurden öffentlich versteigert. Tšu-san räumten die britischen Truppen auf Elliot’s vor- eilige Weisung am 24. Februar, nachdem im Süden die Convention schon den Tag zuvor gebrochen war. Der Kaiser erliess, durch lügenhafte Berichte gereizt, ein donnerndes Decret, worin die Engländer der Gewalt gegen Frauen und der gemeinen Räuberei beschuldigt wurden; sie hätten sich ferner herausgenom- men, auf der Insel Befestigungen anzulegen, einen Canal zu graben und durch einen vorgeblichen Mandarin Steuern erheben zu lassen. »Nach ihren Gewaltthaten an der Flussmündung bleibt nichts übrig, als sie zu vernichten. Da Götter und Menschen gleich ent- rüstet sind über so ruchlose Geschöpfe, so kann ihre Vertilgung nicht fern sein.« Von Frieden durfte Niemand reden; Tau-kwaṅ betheuerte, ein Volk wie die Engländer dürfe nicht leben. Der Pöbel in Kan-ton forderte nach dem ersten Schrecken in wilder Verblendung die Fortsetzung der Feindseligkeiten und verfluchte offen die Anknüpfung von Verhandlungen. Als nach dem Bruch der Convention bekannt wurde, dass die Engländer die Werke an der Bocca angreifen wollten, brach das Volk in lauten

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/106>, abgerufen am 28.11.2024.