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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Chinesische Kriegsrüstungen.
Küste heimsuchen. Ich habe deshalb mit dem Commandeur der
Truppen Maassregeln zu ihrer Vertreibung verabredet. Das Land
dieser Barbaren ist über 10,000 Li von hier entfernt. Da ihr
Handel mit Opium in Kan-ton und Macao, überhaupt ihr ganzer
Handelsverkehr abgeschnitten wurde, so kamen sie nach Fu-kian,
wo man sie ebenfalls verjagte, und nun haben sie den Wind be-
nutzt, um diese nördlichen Küsten zu besuchen..... Ich sehe
diese Feinde als schwache Binsen an, da ich von Jugend auf mili-
tärische Schriften las und den Schrecken meines Namens in Tur-
kestan
über Myriaden von Meilen verbreitete. Seitdem der Handel
in Kan-ton geschlossen ist, traf ich Vorsichtsmaassregeln; und wenn
sie wagen an unsere Küsten zu kommen, so werden sie sein wie
die Motte in der Kerze, oder der Fisch im Netz u. s. w." -- Einige
Kriegsschiffe recognoscirten die Küsten des mittel-chinesischen
Festlandes und die Mündung des Yan-tse-kian; überall waren
die Anstalten zur Abwehr kindisch und lächerlich. Schon bei
Vertheidigung von Tin-hae thaten die chinesischen Geschütze der
Bedienungsmannschaft mehr Schaden als dem Feinde; viele Stücke
zersprangen, andere fielen von den Laffetten. Die Brander, auf
welche die Chinesen in diesem und den folgenden Kriegen Millio-
nen verschwendeten, erwiesen sich durchgängig unwirksam; die
englischen Boote pflegten sie in aller Ruhe an das Ufer zu bug-
siren. Die Schanzen und Festungswerke boten unnahbare Fronten,
waren aber niemals im Rücken und in den Flanken gedeckt und
konnten von da mit Leichtigkeit genommen werden. Das verschrieen
freilich die Chinesen als Feigheit und falsches Spiel und konnten
überhaupt nicht begreifen, warum sie nicht an ihren stärksten
Punkten angegriffen wurden. Wie die Kinder glaubten sie durch
Lärm und Grosssprecherei den Feind nicht nur schrecken, sondern
auch schlagen zu können. Der Kaiser wurde durch die lügenhaften
Rodomontaden seiner Statthalter lange getäuscht; er glaubte nicht
nur in Pe-kin vollkommen sicher, sondern auch in kürzester Zeit
von dem lästigen Geschmeiss befreit zu sein.

Die Chinesen erwarteten zunächst einen Angriff auf die
reiche Handelsstadt Han-tsau, welche durch unbezwingliche Fluth-
strömungen gegen jeden Flotten-Angriff gesichert ist. Statt dessen
fuhren die englischen Bevollmächtigten mit dem grössten Theil des
Geschwaders nach dem Norden und erschienen am 28. Juli vor der
Pei-ho-Mündung. Das war sehr unverhofft; an Rüstungen hatte

Chinesische Kriegsrüstungen.
Küste heimsuchen. Ich habe deshalb mit dem Commandeur der
Truppen Maassregeln zu ihrer Vertreibung verabredet. Das Land
dieser Barbaren ist über 10,000 Li von hier entfernt. Da ihr
Handel mit Opium in Kan-ton und Macao, überhaupt ihr ganzer
Handelsverkehr abgeschnitten wurde, so kamen sie nach Fu-kian,
wo man sie ebenfalls verjagte, und nun haben sie den Wind be-
nutzt, um diese nördlichen Küsten zu besuchen..... Ich sehe
diese Feinde als schwache Binsen an, da ich von Jugend auf mili-
tärische Schriften las und den Schrecken meines Namens in Tur-
kestan
über Myriaden von Meilen verbreitete. Seitdem der Handel
in Kan-ton geschlossen ist, traf ich Vorsichtsmaassregeln; und wenn
sie wagen an unsere Küsten zu kommen, so werden sie sein wie
die Motte in der Kerze, oder der Fisch im Netz u. s. w.« — Einige
Kriegsschiffe recognoscirten die Küsten des mittel-chinesischen
Festlandes und die Mündung des Yaṅ-tse-kiaṅ; überall waren
die Anstalten zur Abwehr kindisch und lächerlich. Schon bei
Vertheidigung von Tiṅ-hae thaten die chinesischen Geschütze der
Bedienungsmannschaft mehr Schaden als dem Feinde; viele Stücke
zersprangen, andere fielen von den Laffetten. Die Brander, auf
welche die Chinesen in diesem und den folgenden Kriegen Millio-
nen verschwendeten, erwiesen sich durchgängig unwirksam; die
englischen Boote pflegten sie in aller Ruhe an das Ufer zu bug-
siren. Die Schanzen und Festungswerke boten unnahbare Fronten,
waren aber niemals im Rücken und in den Flanken gedeckt und
konnten von da mit Leichtigkeit genommen werden. Das verschrieen
freilich die Chinesen als Feigheit und falsches Spiel und konnten
überhaupt nicht begreifen, warum sie nicht an ihren stärksten
Punkten angegriffen wurden. Wie die Kinder glaubten sie durch
Lärm und Grosssprecherei den Feind nicht nur schrecken, sondern
auch schlagen zu können. Der Kaiser wurde durch die lügenhaften
Rodomontaden seiner Statthalter lange getäuscht; er glaubte nicht
nur in Pe-kiṅ vollkommen sicher, sondern auch in kürzester Zeit
von dem lästigen Geschmeiss befreit zu sein.

Die Chinesen erwarteten zunächst einen Angriff auf die
reiche Handelsstadt Haṅ-tšau, welche durch unbezwingliche Fluth-
strömungen gegen jeden Flotten-Angriff gesichert ist. Statt dessen
fuhren die englischen Bevollmächtigten mit dem grössten Theil des
Geschwaders nach dem Norden und erschienen am 28. Juli vor der
Pei-ho-Mündung. Das war sehr unverhofft; an Rüstungen hatte

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[78/0100] Chinesische Kriegsrüstungen. Küste heimsuchen. Ich habe deshalb mit dem Commandeur der Truppen Maassregeln zu ihrer Vertreibung verabredet. Das Land dieser Barbaren ist über 10,000 Li von hier entfernt. Da ihr Handel mit Opium in Kan-ton und Macao, überhaupt ihr ganzer Handelsverkehr abgeschnitten wurde, so kamen sie nach Fu-kian, wo man sie ebenfalls verjagte, und nun haben sie den Wind be- nutzt, um diese nördlichen Küsten zu besuchen..... Ich sehe diese Feinde als schwache Binsen an, da ich von Jugend auf mili- tärische Schriften las und den Schrecken meines Namens in Tur- kestan über Myriaden von Meilen verbreitete. Seitdem der Handel in Kan-ton geschlossen ist, traf ich Vorsichtsmaassregeln; und wenn sie wagen an unsere Küsten zu kommen, so werden sie sein wie die Motte in der Kerze, oder der Fisch im Netz u. s. w.« — Einige Kriegsschiffe recognoscirten die Küsten des mittel-chinesischen Festlandes und die Mündung des Yaṅ-tse-kiaṅ; überall waren die Anstalten zur Abwehr kindisch und lächerlich. Schon bei Vertheidigung von Tiṅ-hae thaten die chinesischen Geschütze der Bedienungsmannschaft mehr Schaden als dem Feinde; viele Stücke zersprangen, andere fielen von den Laffetten. Die Brander, auf welche die Chinesen in diesem und den folgenden Kriegen Millio- nen verschwendeten, erwiesen sich durchgängig unwirksam; die englischen Boote pflegten sie in aller Ruhe an das Ufer zu bug- siren. Die Schanzen und Festungswerke boten unnahbare Fronten, waren aber niemals im Rücken und in den Flanken gedeckt und konnten von da mit Leichtigkeit genommen werden. Das verschrieen freilich die Chinesen als Feigheit und falsches Spiel und konnten überhaupt nicht begreifen, warum sie nicht an ihren stärksten Punkten angegriffen wurden. Wie die Kinder glaubten sie durch Lärm und Grosssprecherei den Feind nicht nur schrecken, sondern auch schlagen zu können. Der Kaiser wurde durch die lügenhaften Rodomontaden seiner Statthalter lange getäuscht; er glaubte nicht nur in Pe-kiṅ vollkommen sicher, sondern auch in kürzester Zeit von dem lästigen Geschmeiss befreit zu sein. Die Chinesen erwarteten zunächst einen Angriff auf die reiche Handelsstadt Haṅ-tšau, welche durch unbezwingliche Fluth- strömungen gegen jeden Flotten-Angriff gesichert ist. Statt dessen fuhren die englischen Bevollmächtigten mit dem grössten Theil des Geschwaders nach dem Norden und erschienen am 28. Juli vor der Pei-ho-Mündung. Das war sehr unverhofft; an Rüstungen hatte

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/100>, abgerufen am 28.11.2024.