cordialen Trunk fordere", dass "Alles im Ueberfluss vorhanden und ess- und trinkbare Dinge Allen gemein sein müssen", dass "sich die Nachbarn der Reihe nach herumtractiren", und dass es "die grösste Aehnlichkeit mit den Bachanalien der Römer habe". Es war also Alles ganz in der Ordnung.
Nach Siebold ist das Goldblumenfest chinesischen Ursprungs; es gehört zu den fünf grossen Volksfesten, von denen das Neujahrs- fest am ersten Tage des ersten Monats, das Pfirsichblüth- oder Puppenfest am dritten des dritten Monats, das Flaggenfest am fünften des fünften Monats, das Abendfest am siebenten des siebenten Monats gefeiert wird. Diese Tage gelten, wie der neunte des neunten Monats, wegen des Zusammentreffens der gleichen ungraden Zahl, den Japanern für besonders unheilbringend und sollen vorzüglich zur Abwendung des Götterzornes so heiter und festlich begangen werden. Das Neujahrsfest ist ein allgemeiner Gratulationstag, die ganze Bevölkerung erscheint im Feierkleide, man beschenkt und bewirthet sich gegenseitig drei Tage lang. Wo Bekannte einander auf der Strasse begegnen, sagen sie sich unter feierlicher Verbeugung einen kurzen Glückwunsch. Gastmäler und gesellige Festlichkeiten sind den ganzen Monat im Schwange wie bei uns im Carneval, mit dem es auch in der Jahreszeit zusammenfällt. Das japanische Neujahr fiel 1861 auf den 10. Februar; nur der Regierungsrath Wichura feierte es in Nangasaki, während alle übrigen Mitglieder der Expedition auf stürmischem Meere umhertrieben. Einige seiner Bemerkungen darüber mögen hier Platz finden. Alle Läden wurden geschlossen, Geschäfte und Arbeit ruhten gänzlich. An jedem Hause war ein Seil aus Reisstroh die ganze Facade entlang gezogen; daran hingen in fusslangen Zwischenräumen regelmässig mit einander ab- wechselnd ein kleines Strohbündel und der gabelförmig getheilte Wedel eines Farrenkrautes (Gleichenia), über der Thür aber ein dickgedrehter, wohl auch in einen Knoten verschlungener Zopf aus Reisstroh, an dem eine Orange, ein Stück Holzkohle, einige ge- trocknete Kaki, ein Stück essbaren Seetangs, einige Tütchen voll Reis und einige voll Salz mit einem in der Mitte angebrachten roth- gesottenen Seekrebs zu einer Gruppe vereinigt waren. Das zusammen- gekrümmte Schwanzende des Krebses wird mit der gebückten Stellung des Alters verglichen und bedeutet langes Leben; Kohle versinnlicht die behagliche Wärme des häuslichen Heerdes, Seetang Fröhlichkeit, und so hat jedes der Embleme seine glückbringende Bedeutung.
Japanische Volksfeste. VI.
cordialen Trunk fordere«, dass »Alles im Ueberfluss vorhanden und ess- und trinkbare Dinge Allen gemein sein müssen«, dass »sich die Nachbarn der Reihe nach herumtractiren«, und dass es »die grösste Aehnlichkeit mit den Bachanalien der Römer habe«. Es war also Alles ganz in der Ordnung.
Nach Siebold ist das Goldblumenfest chinesischen Ursprungs; es gehört zu den fünf grossen Volksfesten, von denen das Neujahrs- fest am ersten Tage des ersten Monats, das Pfirsichblüth- oder Puppenfest am dritten des dritten Monats, das Flaggenfest am fünften des fünften Monats, das Abendfest am siebenten des siebenten Monats gefeiert wird. Diese Tage gelten, wie der neunte des neunten Monats, wegen des Zusammentreffens der gleichen ungraden Zahl, den Japanern für besonders unheilbringend und sollen vorzüglich zur Abwendung des Götterzornes so heiter und festlich begangen werden. Das Neujahrsfest ist ein allgemeiner Gratulationstag, die ganze Bevölkerung erscheint im Feierkleide, man beschenkt und bewirthet sich gegenseitig drei Tage lang. Wo Bekannte einander auf der Strasse begegnen, sagen sie sich unter feierlicher Verbeugung einen kurzen Glückwunsch. Gastmäler und gesellige Festlichkeiten sind den ganzen Monat im Schwange wie bei uns im Carneval, mit dem es auch in der Jahreszeit zusammenfällt. Das japanische Neujahr fiel 1861 auf den 10. Februar; nur der Regierungsrath Wichura feierte es in Naṅgasaki, während alle übrigen Mitglieder der Expedition auf stürmischem Meere umhertrieben. Einige seiner Bemerkungen darüber mögen hier Platz finden. Alle Läden wurden geschlossen, Geschäfte und Arbeit ruhten gänzlich. An jedem Hause war ein Seil aus Reisstroh die ganze Façade entlang gezogen; daran hingen in fusslangen Zwischenräumen regelmässig mit einander ab- wechselnd ein kleines Strohbündel und der gabelförmig getheilte Wedel eines Farrenkrautes (Gleichenia), über der Thür aber ein dickgedrehter, wohl auch in einen Knoten verschlungener Zopf aus Reisstroh, an dem eine Orange, ein Stück Holzkohle, einige ge- trocknete Kaki, ein Stück essbaren Seetangs, einige Tütchen voll Reis und einige voll Salz mit einem in der Mitte angebrachten roth- gesottenen Seekrebs zu einer Gruppe vereinigt waren. Das zusammen- gekrümmte Schwanzende des Krebses wird mit der gebückten Stellung des Alters verglichen und bedeutet langes Leben; Kohle versinnlicht die behagliche Wärme des häuslichen Heerdes, Seetang Fröhlichkeit, und so hat jedes der Embleme seine glückbringende Bedeutung.
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Japanische Volksfeste. VI.
cordialen Trunk fordere«, dass »Alles im Ueberfluss vorhanden und
ess- und trinkbare Dinge Allen gemein sein müssen«, dass »sich die
Nachbarn der Reihe nach herumtractiren«, und dass es »die grösste
Aehnlichkeit mit den Bachanalien der Römer habe«. Es war also
Alles ganz in der Ordnung.
Nach Siebold ist das Goldblumenfest chinesischen Ursprungs;
es gehört zu den fünf grossen Volksfesten, von denen das Neujahrs-
fest am ersten Tage des ersten Monats, das Pfirsichblüth- oder
Puppenfest am dritten des dritten Monats, das Flaggenfest am fünften
des fünften Monats, das Abendfest am siebenten des siebenten
Monats gefeiert wird. Diese Tage gelten, wie der neunte des neunten
Monats, wegen des Zusammentreffens der gleichen ungraden Zahl,
den Japanern für besonders unheilbringend und sollen vorzüglich
zur Abwendung des Götterzornes so heiter und festlich begangen
werden. Das Neujahrsfest ist ein allgemeiner Gratulationstag, die
ganze Bevölkerung erscheint im Feierkleide, man beschenkt und
bewirthet sich gegenseitig drei Tage lang. Wo Bekannte einander
auf der Strasse begegnen, sagen sie sich unter feierlicher Verbeugung
einen kurzen Glückwunsch. Gastmäler und gesellige Festlichkeiten
sind den ganzen Monat im Schwange wie bei uns im Carneval, mit
dem es auch in der Jahreszeit zusammenfällt. Das japanische Neujahr
fiel 1861 auf den 10. Februar; nur der Regierungsrath Wichura feierte
es in Naṅgasaki, während alle übrigen Mitglieder der Expedition
auf stürmischem Meere umhertrieben. Einige seiner Bemerkungen
darüber mögen hier Platz finden. Alle Läden wurden geschlossen,
Geschäfte und Arbeit ruhten gänzlich. An jedem Hause war
ein Seil aus Reisstroh die ganze Façade entlang gezogen; daran
hingen in fusslangen Zwischenräumen regelmässig mit einander ab-
wechselnd ein kleines Strohbündel und der gabelförmig getheilte
Wedel eines Farrenkrautes (Gleichenia), über der Thür aber ein
dickgedrehter, wohl auch in einen Knoten verschlungener Zopf aus
Reisstroh, an dem eine Orange, ein Stück Holzkohle, einige ge-
trocknete Kaki, ein Stück essbaren Seetangs, einige Tütchen voll
Reis und einige voll Salz mit einem in der Mitte angebrachten roth-
gesottenen Seekrebs zu einer Gruppe vereinigt waren. Das zusammen-
gekrümmte Schwanzende des Krebses wird mit der gebückten Stellung
des Alters verglichen und bedeutet langes Leben; Kohle versinnlicht
die behagliche Wärme des häuslichen Heerdes, Seetang Fröhlichkeit,
und so hat jedes der Embleme seine glückbringende Bedeutung.
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/38>, abgerufen am 21.11.2024.
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