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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Einstellung der Feindseligkeiten. Anh. II.
Südküste vorbei bis zur Mündung der Strasse in das offene Meer,
entdeckten aber auf der ganzen Strecke keine Befestigung. -- Bald
nachdem sie auf den alten Ankerplatz und an Bord ihrer Flaggschiffe
zurückgekehrt waren, fielen auf den Tancrede, der sich der Vor-
stadt von Simonoseki auf dreihundert Schritt genähert hatte, aus
den dortigen Tempeln noch einige Gewehrschüsse, die mit Kartätsch-
feuer beantwortet wurden; gegen Mittag aber kam ein Parlamentär
an Bord des Euryalus, wohin sich sogleich auch Admiral Jaures
begab. Es war einer der Karo's oder Minister des Fürsten, den
sein englisch redender Dolmetscher mit den Worten einführte: "The
prince has had enough; his soldiers are very tired and he wishes
to make a peace with you". Der Parlamentär prosternirte sich nach
japanischer Sitte vor den Admirälen, stellte die ganze Sache als
Folge eines Missverständnisses dar und sprach im Namen seines
Herrn den Wunsch aus, dem Kampf ein Ende zu machen. Die
Admiräle stellten als Bedingung des Waffenstillstandes die sofortige
Herausgabe aller noch übrigen Geschütze und dictirten den Entwurf
einer Convention, nach welcher die Meerenge in Zukunft dem Ver-
kehr aller Schiffe offen stehen, die Befestigungen eingehen und allen
Kriegs- und Handelsfahrzeugen die Verproviantirung in Simonoseki
erlaubt werden sollte; eine bedeutende Geldbusse, deren Höhe die
Vertreter der an der Expedition betheiligten Mächte normiren wür-
den, sollte als Kriegsentschädigung und Lösegeld der bisher ge-
schonten Stadt Simonoseki gezahlt werden. -- Da das Residenz-
schloss Angi des Fürsten von Nangato eine Tagereise von Simonoseki
liegt, so konnte die Antwort erst in einigen Tagen erwartet werden.
Folgendes Schreiben 23), welches der Parlamentär überreicht haben
soll, wurde gleich nach Rückkehr des Geschwaders in einer Zeitung
von Yokuhama veröffentlicht.

Eine ehrfurchtsvolle Vorstellung an den Admiral der
vereinigten Staaten.

23) Das Original dieses Schreibens will die Zeitung von dem amerikanischen
Minister-Residenten erhalten haben. Wahrscheinlich wurde es in gleichlautenden
Exemplaren an die Ober-Commandanten der vier verbündeten Mächte überreicht.
Der Fürst von Nangato kann sich nicht wohl an den Vertreter der amerikanischen
Marine, einen Flotten-Lieutenant von der Segelcorvette Jamestown, welcher den
gemietheten Dampfer Takiang commandirte, allein schriftlich gewendet haben, worauf
der Ausdruck "an den Admiral der Vereinigten Staaten" allerdings schliessen lässt.
Entweder die Anglo-Japaner oder der amerikanische Uebersetzer haben wahrscheinlich
"United States" für "alliirte Mächte" gesetzt, welche das japanische Original ohne
Zweifel meint.

Einstellung der Feindseligkeiten. Anh. II.
Südküste vorbei bis zur Mündung der Strasse in das offene Meer,
entdeckten aber auf der ganzen Strecke keine Befestigung. — Bald
nachdem sie auf den alten Ankerplatz und an Bord ihrer Flaggschiffe
zurückgekehrt waren, fielen auf den Tancrède, der sich der Vor-
stadt von Simonoseki auf dreihundert Schritt genähert hatte, aus
den dortigen Tempeln noch einige Gewehrschüsse, die mit Kartätsch-
feuer beantwortet wurden; gegen Mittag aber kam ein Parlamentär
an Bord des Euryalus, wohin sich sogleich auch Admiral Jaurès
begab. Es war einer der Karo’s oder Minister des Fürsten, den
sein englisch redender Dolmetscher mit den Worten einführte: »The
prince has had enough; his soldiers are very tired and he wishes
to make a peace with you«. Der Parlamentär prosternirte sich nach
japanischer Sitte vor den Admirälen, stellte die ganze Sache als
Folge eines Missverständnisses dar und sprach im Namen seines
Herrn den Wunsch aus, dem Kampf ein Ende zu machen. Die
Admiräle stellten als Bedingung des Waffenstillstandes die sofortige
Herausgabe aller noch übrigen Geschütze und dictirten den Entwurf
einer Convention, nach welcher die Meerenge in Zukunft dem Ver-
kehr aller Schiffe offen stehen, die Befestigungen eingehen und allen
Kriegs- und Handelsfahrzeugen die Verproviantirung in Simonoseki
erlaubt werden sollte; eine bedeutende Geldbusse, deren Höhe die
Vertreter der an der Expedition betheiligten Mächte normiren wür-
den, sollte als Kriegsentschädigung und Lösegeld der bisher ge-
schonten Stadt Simonoseki gezahlt werden. — Da das Residenz-
schloss Aṅgi des Fürsten von Naṅgato eine Tagereise von Simonoseki
liegt, so konnte die Antwort erst in einigen Tagen erwartet werden.
Folgendes Schreiben 23), welches der Parlamentär überreicht haben
soll, wurde gleich nach Rückkehr des Geschwaders in einer Zeitung
von Yokuhama veröffentlicht.

Eine ehrfurchtsvolle Vorstellung an den Admiral der
vereinigten Staaten.

23) Das Original dieses Schreibens will die Zeitung von dem amerikanischen
Minister-Residenten erhalten haben. Wahrscheinlich wurde es in gleichlautenden
Exemplaren an die Ober-Commandanten der vier verbündeten Mächte überreicht.
Der Fürst von Naṅgato kann sich nicht wohl an den Vertreter der amerikanischen
Marine, einen Flotten-Lieutenant von der Segelcorvette Jamestown, welcher den
gemietheten Dampfer Takiang commandirte, allein schriftlich gewendet haben, worauf
der Ausdruck »an den Admiral der Vereinigten Staaten« allerdings schliessen lässt.
Entweder die Anglo-Japaner oder der amerikanische Uebersetzer haben wahrscheinlich
»United States« für »alliirte Mächte« gesetzt, welche das japanische Original ohne
Zweifel meint.
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[342/0362] Einstellung der Feindseligkeiten. Anh. II. Südküste vorbei bis zur Mündung der Strasse in das offene Meer, entdeckten aber auf der ganzen Strecke keine Befestigung. — Bald nachdem sie auf den alten Ankerplatz und an Bord ihrer Flaggschiffe zurückgekehrt waren, fielen auf den Tancrède, der sich der Vor- stadt von Simonoseki auf dreihundert Schritt genähert hatte, aus den dortigen Tempeln noch einige Gewehrschüsse, die mit Kartätsch- feuer beantwortet wurden; gegen Mittag aber kam ein Parlamentär an Bord des Euryalus, wohin sich sogleich auch Admiral Jaurès begab. Es war einer der Karo’s oder Minister des Fürsten, den sein englisch redender Dolmetscher mit den Worten einführte: »The prince has had enough; his soldiers are very tired and he wishes to make a peace with you«. Der Parlamentär prosternirte sich nach japanischer Sitte vor den Admirälen, stellte die ganze Sache als Folge eines Missverständnisses dar und sprach im Namen seines Herrn den Wunsch aus, dem Kampf ein Ende zu machen. Die Admiräle stellten als Bedingung des Waffenstillstandes die sofortige Herausgabe aller noch übrigen Geschütze und dictirten den Entwurf einer Convention, nach welcher die Meerenge in Zukunft dem Ver- kehr aller Schiffe offen stehen, die Befestigungen eingehen und allen Kriegs- und Handelsfahrzeugen die Verproviantirung in Simonoseki erlaubt werden sollte; eine bedeutende Geldbusse, deren Höhe die Vertreter der an der Expedition betheiligten Mächte normiren wür- den, sollte als Kriegsentschädigung und Lösegeld der bisher ge- schonten Stadt Simonoseki gezahlt werden. — Da das Residenz- schloss Aṅgi des Fürsten von Naṅgato eine Tagereise von Simonoseki liegt, so konnte die Antwort erst in einigen Tagen erwartet werden. Folgendes Schreiben 23), welches der Parlamentär überreicht haben soll, wurde gleich nach Rückkehr des Geschwaders in einer Zeitung von Yokuhama veröffentlicht. Eine ehrfurchtsvolle Vorstellung an den Admiral der vereinigten Staaten. 23) Das Original dieses Schreibens will die Zeitung von dem amerikanischen Minister-Residenten erhalten haben. Wahrscheinlich wurde es in gleichlautenden Exemplaren an die Ober-Commandanten der vier verbündeten Mächte überreicht. Der Fürst von Naṅgato kann sich nicht wohl an den Vertreter der amerikanischen Marine, einen Flotten-Lieutenant von der Segelcorvette Jamestown, welcher den gemietheten Dampfer Takiang commandirte, allein schriftlich gewendet haben, worauf der Ausdruck »an den Admiral der Vereinigten Staaten« allerdings schliessen lässt. Entweder die Anglo-Japaner oder der amerikanische Uebersetzer haben wahrscheinlich »United States« für »alliirte Mächte« gesetzt, welche das japanische Original ohne Zweifel meint.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/362>, abgerufen am 24.11.2024.