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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Der 15. October. Der 18. October. VI.
Die Corvette hatte geflaggt und alle im Hafen liegenden Schiffe
folgten ihrem Beispiel, sobald ihre Befehlshaber die Veranlassung
erfuhren. In ähnlicher Weise begingen die Officiere und Mannschaften
der Thetis die Feier auf der Rhede von Yeddo; die Matrosen hatten
sich aus eigener Tasche eine grosse Zahl der schönsten geblümten
Papierlaternen angeschafft, mit welchen sie das ganze Zwischendeck
am Abend festlich erleuchteten. Zur Nachfeier begab sich am fol-
genden Tage Graf Eulenburg mit Herrn Heusken, dem Legations-
secretär Pieschel und den drei Gesandtschafts-Attache's auf Einladung
des Capitän Jachmann zum Diner an Bord der Fregatte.

18. Octbr.Der 18. October sollte durch eine Landparthie verherrlicht
werden, zu welcher die Herren der englischen und der amerikanischen
Legation eingeladen waren, doch musste der Ausflug wegen
schlechten Wetters unterbleiben. Die Gäste stellten sich zum solennen
Festmal in Akabane ein, wo die Gesundheit des kronprinzlichen
Paares mit lautem Jubel, aus vollen Herzen und Gläsern getrunken
wurde. Vier Unterofficiere der Thetis, welche auf der ganzen Reise
täglich Quartettgesang geübt und darin grosse Vollkommenheit er-
langt hatten, waren auf Graf Eulenburg's Wunsch zu dem Feste
herübergekommen und erfreuten die Tischgesellschaft durch ihre
Vorträge. Hatte man bei früheren Gelegenheiten das Musikcorps
der Arkona bewundert, so übten doch die schönen Männerstimmen
und unsere köstlichen deutschen Lieder noch einen weit stärkeren
Zauber; sie machten auf die mit solcher Musik wenig vertrauten
Gäste den angenehmsten Eindruck und erhöhten wesentlich die
festliche Stimmung.

20. Octbr.Den 20. unternahmen wir einen Spazierritt nach den nördlichen
Stadttheilen; der Weg ging zunächst durch das Siro, an den Palästen
des Fürsten Oki und des ermordeten Regenten vorbei. Die Strasse,
wo die That geschah, war noch immer gesperrt 2). Vom Schloss-
hügel in die nächste Gasse hinabreitend wurde unsere Cavalcade
einmal wieder mit dem Rufe "Todzin-bakka", Toller Fremder, be-
grüsst, unter hellem Kinderjubel, ohne jede Feindseligkeit. Man
passirte lange einförmige Strassen, dann einen freien Platz 3), auf
den die Fortsetzung des Tokaido über Nippon-basi hinaus mündet;
links zieht sich ein breiter Mauerwall, das Soto-Siro und die centralen

2) S. Bd. I. S. 285.
3) Dieser Platz ist dargestellt auf dem 11. Blatt der "Ansichten aus Japan,
China und Siam".

Der 15. October. Der 18. October. VI.
Die Corvette hatte geflaggt und alle im Hafen liegenden Schiffe
folgten ihrem Beispiel, sobald ihre Befehlshaber die Veranlassung
erfuhren. In ähnlicher Weise begingen die Officiere und Mannschaften
der Thetis die Feier auf der Rhede von Yeddo; die Matrosen hatten
sich aus eigener Tasche eine grosse Zahl der schönsten geblümten
Papierlaternen angeschafft, mit welchen sie das ganze Zwischendeck
am Abend festlich erleuchteten. Zur Nachfeier begab sich am fol-
genden Tage Graf Eulenburg mit Herrn Heusken, dem Legations-
secretär Pieschel und den drei Gesandtschafts-Attaché’s auf Einladung
des Capitän Jachmann zum Diner an Bord der Fregatte.

18. Octbr.Der 18. October sollte durch eine Landparthie verherrlicht
werden, zu welcher die Herren der englischen und der amerikanischen
Legation eingeladen waren, doch musste der Ausflug wegen
schlechten Wetters unterbleiben. Die Gäste stellten sich zum solennen
Festmal in Akabane ein, wo die Gesundheit des kronprinzlichen
Paares mit lautem Jubel, aus vollen Herzen und Gläsern getrunken
wurde. Vier Unterofficiere der Thetis, welche auf der ganzen Reise
täglich Quartettgesang geübt und darin grosse Vollkommenheit er-
langt hatten, waren auf Graf Eulenburg’s Wunsch zu dem Feste
herübergekommen und erfreuten die Tischgesellschaft durch ihre
Vorträge. Hatte man bei früheren Gelegenheiten das Musikcorps
der Arkona bewundert, so übten doch die schönen Männerstimmen
und unsere köstlichen deutschen Lieder noch einen weit stärkeren
Zauber; sie machten auf die mit solcher Musik wenig vertrauten
Gäste den angenehmsten Eindruck und erhöhten wesentlich die
festliche Stimmung.

20. Octbr.Den 20. unternahmen wir einen Spazierritt nach den nördlichen
Stadttheilen; der Weg ging zunächst durch das Siro, an den Palästen
des Fürsten Oki und des ermordeten Regenten vorbei. Die Strasse,
wo die That geschah, war noch immer gesperrt 2). Vom Schloss-
hügel in die nächste Gasse hinabreitend wurde unsere Cavalcade
einmal wieder mit dem Rufe »Todžin-bakka«, Toller Fremder, be-
grüsst, unter hellem Kinderjubel, ohne jede Feindseligkeit. Man
passirte lange einförmige Strassen, dann einen freien Platz 3), auf
den die Fortsetzung des Tokaïdo über Nippon-basi hinaus mündet;
links zieht sich ein breiter Mauerwall, das Soto-Siro und die centralen

2) S. Bd. I. S. 285.
3) Dieser Platz ist dargestellt auf dem 11. Blatt der »Ansichten aus Japan,
China und Siam«.
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[14/0034] Der 15. October. Der 18. October. VI. Die Corvette hatte geflaggt und alle im Hafen liegenden Schiffe folgten ihrem Beispiel, sobald ihre Befehlshaber die Veranlassung erfuhren. In ähnlicher Weise begingen die Officiere und Mannschaften der Thetis die Feier auf der Rhede von Yeddo; die Matrosen hatten sich aus eigener Tasche eine grosse Zahl der schönsten geblümten Papierlaternen angeschafft, mit welchen sie das ganze Zwischendeck am Abend festlich erleuchteten. Zur Nachfeier begab sich am fol- genden Tage Graf Eulenburg mit Herrn Heusken, dem Legations- secretär Pieschel und den drei Gesandtschafts-Attaché’s auf Einladung des Capitän Jachmann zum Diner an Bord der Fregatte. Der 18. October sollte durch eine Landparthie verherrlicht werden, zu welcher die Herren der englischen und der amerikanischen Legation eingeladen waren, doch musste der Ausflug wegen schlechten Wetters unterbleiben. Die Gäste stellten sich zum solennen Festmal in Akabane ein, wo die Gesundheit des kronprinzlichen Paares mit lautem Jubel, aus vollen Herzen und Gläsern getrunken wurde. Vier Unterofficiere der Thetis, welche auf der ganzen Reise täglich Quartettgesang geübt und darin grosse Vollkommenheit er- langt hatten, waren auf Graf Eulenburg’s Wunsch zu dem Feste herübergekommen und erfreuten die Tischgesellschaft durch ihre Vorträge. Hatte man bei früheren Gelegenheiten das Musikcorps der Arkona bewundert, so übten doch die schönen Männerstimmen und unsere köstlichen deutschen Lieder noch einen weit stärkeren Zauber; sie machten auf die mit solcher Musik wenig vertrauten Gäste den angenehmsten Eindruck und erhöhten wesentlich die festliche Stimmung. 18. Octbr. Den 20. unternahmen wir einen Spazierritt nach den nördlichen Stadttheilen; der Weg ging zunächst durch das Siro, an den Palästen des Fürsten Oki und des ermordeten Regenten vorbei. Die Strasse, wo die That geschah, war noch immer gesperrt 2). Vom Schloss- hügel in die nächste Gasse hinabreitend wurde unsere Cavalcade einmal wieder mit dem Rufe »Todžin-bakka«, Toller Fremder, be- grüsst, unter hellem Kinderjubel, ohne jede Feindseligkeit. Man passirte lange einförmige Strassen, dann einen freien Platz 3), auf den die Fortsetzung des Tokaïdo über Nippon-basi hinaus mündet; links zieht sich ein breiter Mauerwall, das Soto-Siro und die centralen 20. Octbr. 2) S. Bd. I. S. 285. 3) Dieser Platz ist dargestellt auf dem 11. Blatt der »Ansichten aus Japan, China und Siam«.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/34>, abgerufen am 21.11.2024.