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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Zahlung der Geldbusse. Anh. II.
Verwüstungen angerichtet. Der Geldpunct steht den Japanern nie-
mals in erster Linie: der Fürst von Satsuma leistete einige Monate
später freiwillig die Geldentschädigung, zu der er sich schon vor
dem Bombardement unter Vorbehalt der Uebereinstimmung mit der
Regierung von Yeddo bereit gezeigt hatte, und konnte es, ohne
sich für besiegt zu erklären. Er liess zugleich ein schriftliches Ver-
sprechen ausstellen, dass die Mörder verfolgt und bestraft werden
sollten, genau wie in dem vor Kagosima übergebenen Antwort-
schreiben ausgedrückt ist. Die Engländer erreichten durch das
Bombardement nicht einen Buchstaben mehr, als vorher zugestanden
war. Wenn die Regierung sich nachträglich mit der Zahlung ein-
verstanden erklärte und die Gesandten von Satsuma nach Yokuhama
liess 14), so geschah das wohl nur in der Besorgniss, dass bei einem
zweiten Besuche des Admirals der Fürst sich lieber ohne Rücksicht
auf das Verbot des Gorodzio mit ihm verständigen, als einiger
Uebelthäter wegen noch einmal seine Stadt zusammenschiessen, seine
Schiffe verbrennen lassen möchte. Die Bande des Lehnsgehorsams
lockerten sich immer mehr, und die Regierung des Taikun fürchtete
nichts so sehr, als den directen Verkehr der Fremden mit den
Daimio's. Damals waren die Fesseln noch nicht abgestreift -- wie
schon ein Jahr nachher. Der Fürst von Satsuma konnte ohne
Verletzung seiner Lehnspflicht keine weiteren Zugeständnisse machen,
als er in dem Antwortschreiben that, erklärte aber wahrscheinlich
nachher dem Reichsrath offen, dass er sich bei Wiederholung des
Besuches nicht an seine Befehle kehren würde. Deshalb erlaubte

14) Die Gesandten des Fürsten von Satsuma trafen Anfang November in Yoku-
hama
ein und wurden durch einen Bevollmächtigten des Gorodzio bei dem englischen
Geschäftsträger eingeführt. Im Volk hiess es damals, die Regierung in Yeddo
wünsche ein Bündniss mit Satsuma und willfahre deshalb seinem Begehren, mit den
Engländern in Verkehr zu treten. Die Gesandten eröffneten die erste Zusammen-
kunft, am 9. November, mit der Erklärung, dass die Engländer die Feindseligkeiten
durch Wegnahme der Dampfer eröffnet hätten, und deshalb eigentlich der Fürst Ent-
schädigung für diese und die eingeäscherte Stadt beanspruchen sollte. Sie stellten
dann bei der zweiten Besprechung, am 15. November, die Zahlung der 25,000 Pfund
Sterling in Aussicht, und gaben den Wunsch ihres Herrn zu erkennen, ein Kriegs-
schiff in England bauen und dreissig junge Leute dort ausbilden zu lassen. -- Die
Zahlung wurde am 11. December mit 100,000 Dollars geleistet, wogegen der englische
Geschäftsträger ein schriftliches Versprechen ausstellte, "die Ertheilung der Erlaubniss
zum Bau eines Kriegsschiffes bei seiner Regierung zu befürworten, sofern dadurch
nicht die freundschaftlichen Beziehungen zur Regierung des Taikun oder anderen
Mächten verletzt würden." Die dreissig Satsumaner befinden sich, soviel dem Ver-
fasser bekannt, noch jetzt in England.

Zahlung der Geldbusse. Anh. II.
Verwüstungen angerichtet. Der Geldpunct steht den Japanern nie-
mals in erster Linie: der Fürst von Satsuma leistete einige Monate
später freiwillig die Geldentschädigung, zu der er sich schon vor
dem Bombardement unter Vorbehalt der Uebereinstimmung mit der
Regierung von Yeddo bereit gezeigt hatte, und konnte es, ohne
sich für besiegt zu erklären. Er liess zugleich ein schriftliches Ver-
sprechen ausstellen, dass die Mörder verfolgt und bestraft werden
sollten, genau wie in dem vor Kagosima übergebenen Antwort-
schreiben ausgedrückt ist. Die Engländer erreichten durch das
Bombardement nicht einen Buchstaben mehr, als vorher zugestanden
war. Wenn die Regierung sich nachträglich mit der Zahlung ein-
verstanden erklärte und die Gesandten von Satsuma nach Yokuhama
liess 14), so geschah das wohl nur in der Besorgniss, dass bei einem
zweiten Besuche des Admirals der Fürst sich lieber ohne Rücksicht
auf das Verbot des Gorodžio mit ihm verständigen, als einiger
Uebelthäter wegen noch einmal seine Stadt zusammenschiessen, seine
Schiffe verbrennen lassen möchte. Die Bande des Lehnsgehorsams
lockerten sich immer mehr, und die Regierung des Taïkūn fürchtete
nichts so sehr, als den directen Verkehr der Fremden mit den
Daïmio’s. Damals waren die Fesseln noch nicht abgestreift — wie
schon ein Jahr nachher. Der Fürst von Satsuma konnte ohne
Verletzung seiner Lehnspflicht keine weiteren Zugeständnisse machen,
als er in dem Antwortschreiben that, erklärte aber wahrscheinlich
nachher dem Reichsrath offen, dass er sich bei Wiederholung des
Besuches nicht an seine Befehle kehren würde. Deshalb erlaubte

14) Die Gesandten des Fürsten von Satsuma trafen Anfang November in Yoku-
hama
ein und wurden durch einen Bevollmächtigten des Gorodžio bei dem englischen
Geschäftsträger eingeführt. Im Volk hiess es damals, die Regierung in Yeddo
wünsche ein Bündniss mit Satsuma und willfahre deshalb seinem Begehren, mit den
Engländern in Verkehr zu treten. Die Gesandten eröffneten die erste Zusammen-
kunft, am 9. November, mit der Erklärung, dass die Engländer die Feindseligkeiten
durch Wegnahme der Dampfer eröffnet hätten, und deshalb eigentlich der Fürst Ent-
schädigung für diese und die eingeäscherte Stadt beanspruchen sollte. Sie stellten
dann bei der zweiten Besprechung, am 15. November, die Zahlung der 25,000 Pfund
Sterling in Aussicht, und gaben den Wunsch ihres Herrn zu erkennen, ein Kriegs-
schiff in England bauen und dreissig junge Leute dort ausbilden zu lassen. — Die
Zahlung wurde am 11. December mit 100,000 Dollars geleistet, wogegen der englische
Geschäftsträger ein schriftliches Versprechen ausstellte, »die Ertheilung der Erlaubniss
zum Bau eines Kriegsschiffes bei seiner Regierung zu befürworten, sofern dadurch
nicht die freundschaftlichen Beziehungen zur Regierung des Taïkūn oder anderen
Mächten verletzt würden.« Die dreissig Satsumaner befinden sich, soviel dem Ver-
fasser bekannt, noch jetzt in England.
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[302/0322] Zahlung der Geldbusse. Anh. II. Verwüstungen angerichtet. Der Geldpunct steht den Japanern nie- mals in erster Linie: der Fürst von Satsuma leistete einige Monate später freiwillig die Geldentschädigung, zu der er sich schon vor dem Bombardement unter Vorbehalt der Uebereinstimmung mit der Regierung von Yeddo bereit gezeigt hatte, und konnte es, ohne sich für besiegt zu erklären. Er liess zugleich ein schriftliches Ver- sprechen ausstellen, dass die Mörder verfolgt und bestraft werden sollten, genau wie in dem vor Kagosima übergebenen Antwort- schreiben ausgedrückt ist. Die Engländer erreichten durch das Bombardement nicht einen Buchstaben mehr, als vorher zugestanden war. Wenn die Regierung sich nachträglich mit der Zahlung ein- verstanden erklärte und die Gesandten von Satsuma nach Yokuhama liess 14), so geschah das wohl nur in der Besorgniss, dass bei einem zweiten Besuche des Admirals der Fürst sich lieber ohne Rücksicht auf das Verbot des Gorodžio mit ihm verständigen, als einiger Uebelthäter wegen noch einmal seine Stadt zusammenschiessen, seine Schiffe verbrennen lassen möchte. Die Bande des Lehnsgehorsams lockerten sich immer mehr, und die Regierung des Taïkūn fürchtete nichts so sehr, als den directen Verkehr der Fremden mit den Daïmio’s. Damals waren die Fesseln noch nicht abgestreift — wie schon ein Jahr nachher. Der Fürst von Satsuma konnte ohne Verletzung seiner Lehnspflicht keine weiteren Zugeständnisse machen, als er in dem Antwortschreiben that, erklärte aber wahrscheinlich nachher dem Reichsrath offen, dass er sich bei Wiederholung des Besuches nicht an seine Befehle kehren würde. Deshalb erlaubte 14) Die Gesandten des Fürsten von Satsuma trafen Anfang November in Yoku- hama ein und wurden durch einen Bevollmächtigten des Gorodžio bei dem englischen Geschäftsträger eingeführt. Im Volk hiess es damals, die Regierung in Yeddo wünsche ein Bündniss mit Satsuma und willfahre deshalb seinem Begehren, mit den Engländern in Verkehr zu treten. Die Gesandten eröffneten die erste Zusammen- kunft, am 9. November, mit der Erklärung, dass die Engländer die Feindseligkeiten durch Wegnahme der Dampfer eröffnet hätten, und deshalb eigentlich der Fürst Ent- schädigung für diese und die eingeäscherte Stadt beanspruchen sollte. Sie stellten dann bei der zweiten Besprechung, am 15. November, die Zahlung der 25,000 Pfund Sterling in Aussicht, und gaben den Wunsch ihres Herrn zu erkennen, ein Kriegs- schiff in England bauen und dreissig junge Leute dort ausbilden zu lassen. — Die Zahlung wurde am 11. December mit 100,000 Dollars geleistet, wogegen der englische Geschäftsträger ein schriftliches Versprechen ausstellte, »die Ertheilung der Erlaubniss zum Bau eines Kriegsschiffes bei seiner Regierung zu befürworten, sofern dadurch nicht die freundschaftlichen Beziehungen zur Regierung des Taïkūn oder anderen Mächten verletzt würden.« Die dreissig Satsumaner befinden sich, soviel dem Ver- fasser bekannt, noch jetzt in England.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/322>, abgerufen am 22.11.2024.