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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Anh. II. Conferenz in Yokuhama.
an und es fliegt unter furchtbarem Knall in die Luft. Darauf gab
der Admiral das Signal zur Rückkehr. Die Mannschaften sammelten
sich in der Batterie und wurden dabei ebensowenig als bei der Ein-
schiffung belästigt; sie trafen schon um drei Uhr wieder an Bord
ein und brachten drei Leicht- und einen Schwerverwundeten mit,
die einzigen Opfer des ganzen Unternehmens. Die Japaner haben
ihren Verlust nachträglich auf hundertfunfzig Mann angegeben, doch
fanden die Franzosen nur wenige Todte.

Am 24. Juli traf die Semiramis wieder vor Yokuhama ein;
am 25. versammelten sich dort die Admiräle und die Vertreter von
England, Frankreich und Niederland zu einer Verabredung der ferner
gegen den Fürsten von Nangato zu treffenden Maassregeln. Die
der französischen und der amerikanischen Flagge zugefügten Be-
schimpfungen waren zwar gerächt, die Meerenge aber keineswegs
dem Verkehr der Kauffahrer geöffnet, für den sie, als die kürzeste
und sicherste Strasse nach Nangasaki und dem nördlichen China,
von der äussersten Wichtigkeit ist. Man stellte einerseits die An-
sicht auf, dass die in den japanischen Gewässern befindlichen Ge-
schwader unter einfacher Anzeige an die Landesregierung gemein-
schaftlich gegen den Fürsten von Nangato operiren und dessen
Batterieen zerstören müssten, fand aber andererseits solches Vor-
gehen nicht vollkommen gerechtfertigt. Als Herr von Bellecourt
nach der Abreise der Semiramis dem Gorodzio die Veranlassung
und den Zweck von deren Sendung notificirte, -- auf die frühere
Erklärung hindeutend, dass die Centralregierung die Daimio's nicht
zu zwingen vermöge, -- hatte er die Antwort erhalten, dass diese
Aeusserung auf einem Missverständniss beruhen müsse und der
wahren Sachlage durchaus widerspreche. Nun waren besonders
die Admiräle der Ansicht, dass zunächst die Centralbehörde zur
Züchtigung des Fürsten aufzufordern sei, ehe man zu weiterer
Selbsthülfe schritte. Da überdies Admiral Kuper in der nächsten
Zeit mit seinem Geschwader nach der Küste von Satsuma zu gehen
beabsichtigte, so wurden die Operationen gegen Simonoseki für jetzt
aufgegeben; man beschränkte sich auf eine gemeinsame Aufforderung
an den Reichsrath, die Verträge zu erfüllen und den Verkehr durch
die Meerenge vor Gewaltsamkeiten zu sichern.

Der Eindruck, welchen die Erfolge der Franzosen auf die
Japaner machten, war überraschend: die Behörden von Yokuhama
und Nangasaki wünschten den Fremden ganz offen dazu Glück und

Anh. II. Conferenz in Yokuhama.
an und es fliegt unter furchtbarem Knall in die Luft. Darauf gab
der Admiral das Signal zur Rückkehr. Die Mannschaften sammelten
sich in der Batterie und wurden dabei ebensowenig als bei der Ein-
schiffung belästigt; sie trafen schon um drei Uhr wieder an Bord
ein und brachten drei Leicht- und einen Schwerverwundeten mit,
die einzigen Opfer des ganzen Unternehmens. Die Japaner haben
ihren Verlust nachträglich auf hundertfunfzig Mann angegeben, doch
fanden die Franzosen nur wenige Todte.

Am 24. Juli traf die Semiramis wieder vor Yokuhama ein;
am 25. versammelten sich dort die Admiräle und die Vertreter von
England, Frankreich und Niederland zu einer Verabredung der ferner
gegen den Fürsten von Naṅgato zu treffenden Maassregeln. Die
der französischen und der amerikanischen Flagge zugefügten Be-
schimpfungen waren zwar gerächt, die Meerenge aber keineswegs
dem Verkehr der Kauffahrer geöffnet, für den sie, als die kürzeste
und sicherste Strasse nach Naṅgasaki und dem nördlichen China,
von der äussersten Wichtigkeit ist. Man stellte einerseits die An-
sicht auf, dass die in den japanischen Gewässern befindlichen Ge-
schwader unter einfacher Anzeige an die Landesregierung gemein-
schaftlich gegen den Fürsten von Naṅgato operiren und dessen
Batterieen zerstören müssten, fand aber andererseits solches Vor-
gehen nicht vollkommen gerechtfertigt. Als Herr von Bellecourt
nach der Abreise der Semiramis dem Gorodžio die Veranlassung
und den Zweck von deren Sendung notificirte, — auf die frühere
Erklärung hindeutend, dass die Centralregierung die Daïmio’s nicht
zu zwingen vermöge, — hatte er die Antwort erhalten, dass diese
Aeusserung auf einem Missverständniss beruhen müsse und der
wahren Sachlage durchaus widerspreche. Nun waren besonders
die Admiräle der Ansicht, dass zunächst die Centralbehörde zur
Züchtigung des Fürsten aufzufordern sei, ehe man zu weiterer
Selbsthülfe schritte. Da überdies Admiral Kuper in der nächsten
Zeit mit seinem Geschwader nach der Küste von Satsuma zu gehen
beabsichtigte, so wurden die Operationen gegen Simonoseki für jetzt
aufgegeben; man beschränkte sich auf eine gemeinsame Aufforderung
an den Reichsrath, die Verträge zu erfüllen und den Verkehr durch
die Meerenge vor Gewaltsamkeiten zu sichern.

Der Eindruck, welchen die Erfolge der Franzosen auf die
Japaner machten, war überraschend: die Behörden von Yokuhama
und Naṅgasaki wünschten den Fremden ganz offen dazu Glück und

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[293/0313] Anh. II. Conferenz in Yokuhama. an und es fliegt unter furchtbarem Knall in die Luft. Darauf gab der Admiral das Signal zur Rückkehr. Die Mannschaften sammelten sich in der Batterie und wurden dabei ebensowenig als bei der Ein- schiffung belästigt; sie trafen schon um drei Uhr wieder an Bord ein und brachten drei Leicht- und einen Schwerverwundeten mit, die einzigen Opfer des ganzen Unternehmens. Die Japaner haben ihren Verlust nachträglich auf hundertfunfzig Mann angegeben, doch fanden die Franzosen nur wenige Todte. Am 24. Juli traf die Semiramis wieder vor Yokuhama ein; am 25. versammelten sich dort die Admiräle und die Vertreter von England, Frankreich und Niederland zu einer Verabredung der ferner gegen den Fürsten von Naṅgato zu treffenden Maassregeln. Die der französischen und der amerikanischen Flagge zugefügten Be- schimpfungen waren zwar gerächt, die Meerenge aber keineswegs dem Verkehr der Kauffahrer geöffnet, für den sie, als die kürzeste und sicherste Strasse nach Naṅgasaki und dem nördlichen China, von der äussersten Wichtigkeit ist. Man stellte einerseits die An- sicht auf, dass die in den japanischen Gewässern befindlichen Ge- schwader unter einfacher Anzeige an die Landesregierung gemein- schaftlich gegen den Fürsten von Naṅgato operiren und dessen Batterieen zerstören müssten, fand aber andererseits solches Vor- gehen nicht vollkommen gerechtfertigt. Als Herr von Bellecourt nach der Abreise der Semiramis dem Gorodžio die Veranlassung und den Zweck von deren Sendung notificirte, — auf die frühere Erklärung hindeutend, dass die Centralregierung die Daïmio’s nicht zu zwingen vermöge, — hatte er die Antwort erhalten, dass diese Aeusserung auf einem Missverständniss beruhen müsse und der wahren Sachlage durchaus widerspreche. Nun waren besonders die Admiräle der Ansicht, dass zunächst die Centralbehörde zur Züchtigung des Fürsten aufzufordern sei, ehe man zu weiterer Selbsthülfe schritte. Da überdies Admiral Kuper in der nächsten Zeit mit seinem Geschwader nach der Küste von Satsuma zu gehen beabsichtigte, so wurden die Operationen gegen Simonoseki für jetzt aufgegeben; man beschränkte sich auf eine gemeinsame Aufforderung an den Reichsrath, die Verträge zu erfüllen und den Verkehr durch die Meerenge vor Gewaltsamkeiten zu sichern. Der Eindruck, welchen die Erfolge der Franzosen auf die Japaner machten, war überraschend: die Behörden von Yokuhama und Naṅgasaki wünschten den Fremden ganz offen dazu Glück und

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/313>, abgerufen am 25.11.2024.