führenden Treppen, und schienen dem Kampf mit grosser Spannung zuzusehen. Der Admiral hatte eine Proclamation über seine fried- lichen Absichten gegen die Bevölkerung und die Veranlassung seiner Fehde mit dem Fürsten von Nangato erlassen, welche der an Bord befindliche Dolmetscher der französischen Gesandtschaft, Abbe Girard, übersetzte und im Laufe des Vormittags unter militärischer Escorte nach der Stadt brachte. Er wurde durch dichte Volks- haufen, unter denen sich kein Ton des Missfallens hören liess, zum Ortsvorsteher geleitet, der ihn sehr freundlich und ehrenvoll empfing, und die Proclamation sofort durch einen reitenden Boten an den Landesfürsten sandte.
Um Mittag wurden die Boote armirt, und eine Compagnie Marine-Füsiliere nebst den aus Yokuhama mitgenommenen Chasseurs d'Afrique, zusammen etwa zweihundertfunfzig Mann, unter Befehl des Linienschiff-Capitäns Le Couriault du Quilio eingeschifft. Sie kamen, mit dem starken Strome kämpfend, nur langsam vorwärts, richteten einige Schüsse auf das Ufergebüsch und landeten dann unbelästigt. Die Chasseurs d'Afrique erklimmen, den im Gebüsche ver- steckten Feind zurückwerfend, die Strandhöhen und avanciren gegen die Dörfer; die Japaner feuern ihre Gewehre ab und laufen davon. Die Marine-Füsiliere rücken ohne Belästigung seitwärts in die ver- lassene Schanze, eine Abtheilung Matrosen zieht nach dem castell- artigen Gebäude hinauf. Hin und wieder fallen unsichere Schüsse aus dem Gebüsch, sonst kein Widerstand. Von den Schiffen aus bemerkt man aber, dass auf der Strasse von Simonoseki her, welche hier ungedeckt am Strande hinläuft, starke Truppenkörper sich gegen die Batterie bewegen. Ein Hagel von Granaten zersprengt die Colonne, die sich, am Vordringen gehindert, in einer gedeckten Stellung weiter rückwärts wieder sammelt und ein unwirksames Ge- wehrfeuer auf die Franzosen in der Schanze richtet. Diese haben dort fünf Geschütze vernagelt, deren Laffetten in Brand gesteckt und die vorräthige Munition in das Wasser geworfen. Leichen und blutige Kleiderfetzen lagen umher. -- Die Chasseurs d'Afrique zünden in den Dörfern die Baracken der japanischen Soldaten an, er- beuten dort allerlei Waffenstücke und holländische Werke über Tactik, deren eines grade an der Stelle "Vom Angriff einer Batterie auf Schiffe die mit starker Strömung kämpfen" aufgeschlagen ist. -- Das castellartige Gebäude enthält neben ansehnlichen Wohnräumen grosse Magazine mit Pulver und Munition; die Matrosen legen Feuer
Operationen gegen Simonoseki. Anh. II.
führenden Treppen, und schienen dem Kampf mit grosser Spannung zuzusehen. Der Admiral hatte eine Proclamation über seine fried- lichen Absichten gegen die Bevölkerung und die Veranlassung seiner Fehde mit dem Fürsten von Naṅgato erlassen, welche der an Bord befindliche Dolmetscher der französischen Gesandtschaft, Abbé Girard, übersetzte und im Laufe des Vormittags unter militärischer Escorte nach der Stadt brachte. Er wurde durch dichte Volks- haufen, unter denen sich kein Ton des Missfallens hören liess, zum Ortsvorsteher geleitet, der ihn sehr freundlich und ehrenvoll empfing, und die Proclamation sofort durch einen reitenden Boten an den Landesfürsten sandte.
Um Mittag wurden die Boote armirt, und eine Compagnie Marine-Füsiliere nebst den aus Yokuhama mitgenommenen Chasseurs d’Afrique, zusammen etwa zweihundertfunfzig Mann, unter Befehl des Linienschiff-Capitäns Le Couriault du Quilio eingeschifft. Sie kamen, mit dem starken Strome kämpfend, nur langsam vorwärts, richteten einige Schüsse auf das Ufergebüsch und landeten dann unbelästigt. Die Chasseurs d’Afrique erklimmen, den im Gebüsche ver- steckten Feind zurückwerfend, die Strandhöhen und avanciren gegen die Dörfer; die Japaner feuern ihre Gewehre ab und laufen davon. Die Marine-Füsiliere rücken ohne Belästigung seitwärts in die ver- lassene Schanze, eine Abtheilung Matrosen zieht nach dem castell- artigen Gebäude hinauf. Hin und wieder fallen unsichere Schüsse aus dem Gebüsch, sonst kein Widerstand. Von den Schiffen aus bemerkt man aber, dass auf der Strasse von Simonoseki her, welche hier ungedeckt am Strande hinläuft, starke Truppenkörper sich gegen die Batterie bewegen. Ein Hagel von Granaten zersprengt die Colonne, die sich, am Vordringen gehindert, in einer gedeckten Stellung weiter rückwärts wieder sammelt und ein unwirksames Ge- wehrfeuer auf die Franzosen in der Schanze richtet. Diese haben dort fünf Geschütze vernagelt, deren Laffetten in Brand gesteckt und die vorräthige Munition in das Wasser geworfen. Leichen und blutige Kleiderfetzen lagen umher. — Die Chasseurs d’Afrique zünden in den Dörfern die Baracken der japanischen Soldaten an, er- beuten dort allerlei Waffenstücke und holländische Werke über Tactik, deren eines grade an der Stelle »Vom Angriff einer Batterie auf Schiffe die mit starker Strömung kämpfen« aufgeschlagen ist. — Das castellartige Gebäude enthält neben ansehnlichen Wohnräumen grosse Magazine mit Pulver und Munition; die Matrosen legen Feuer
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Operationen gegen Simonoseki. Anh. II.
führenden Treppen, und schienen dem Kampf mit grosser Spannung
zuzusehen. Der Admiral hatte eine Proclamation über seine fried-
lichen Absichten gegen die Bevölkerung und die Veranlassung seiner
Fehde mit dem Fürsten von Naṅgato erlassen, welche der an Bord
befindliche Dolmetscher der französischen Gesandtschaft, Abbé
Girard, übersetzte und im Laufe des Vormittags unter militärischer
Escorte nach der Stadt brachte. Er wurde durch dichte Volks-
haufen, unter denen sich kein Ton des Missfallens hören liess,
zum Ortsvorsteher geleitet, der ihn sehr freundlich und ehrenvoll
empfing, und die Proclamation sofort durch einen reitenden Boten
an den Landesfürsten sandte.
Um Mittag wurden die Boote armirt, und eine Compagnie
Marine-Füsiliere nebst den aus Yokuhama mitgenommenen Chasseurs
d’Afrique, zusammen etwa zweihundertfunfzig Mann, unter Befehl
des Linienschiff-Capitäns Le Couriault du Quilio eingeschifft. Sie
kamen, mit dem starken Strome kämpfend, nur langsam vorwärts,
richteten einige Schüsse auf das Ufergebüsch und landeten dann
unbelästigt. Die Chasseurs d’Afrique erklimmen, den im Gebüsche ver-
steckten Feind zurückwerfend, die Strandhöhen und avanciren gegen
die Dörfer; die Japaner feuern ihre Gewehre ab und laufen davon.
Die Marine-Füsiliere rücken ohne Belästigung seitwärts in die ver-
lassene Schanze, eine Abtheilung Matrosen zieht nach dem castell-
artigen Gebäude hinauf. Hin und wieder fallen unsichere Schüsse
aus dem Gebüsch, sonst kein Widerstand. Von den Schiffen
aus bemerkt man aber, dass auf der Strasse von Simonoseki her,
welche hier ungedeckt am Strande hinläuft, starke Truppenkörper
sich gegen die Batterie bewegen. Ein Hagel von Granaten zersprengt
die Colonne, die sich, am Vordringen gehindert, in einer gedeckten
Stellung weiter rückwärts wieder sammelt und ein unwirksames Ge-
wehrfeuer auf die Franzosen in der Schanze richtet. Diese haben dort
fünf Geschütze vernagelt, deren Laffetten in Brand gesteckt und die
vorräthige Munition in das Wasser geworfen. Leichen und blutige
Kleiderfetzen lagen umher. — Die Chasseurs d’Afrique zünden
in den Dörfern die Baracken der japanischen Soldaten an, er-
beuten dort allerlei Waffenstücke und holländische Werke über
Tactik, deren eines grade an der Stelle »Vom Angriff einer Batterie
auf Schiffe die mit starker Strömung kämpfen« aufgeschlagen ist. —
Das castellartige Gebäude enthält neben ansehnlichen Wohnräumen
grosse Magazine mit Pulver und Munition; die Matrosen legen Feuer
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/312>, abgerufen am 16.02.2025.
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