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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Anh. II. Sicherheitsmaassregeln.
landete; dieser wollte die Gefahren seines Amtsgenossen theilen
und brachte eine Wache französischer Marine-Füsiliere 9) von dem
Transportschiff Dordogne mit. Später liess sich der englische Ge-
sandte noch eine Abtheilung berittener Sikhs von dem damals in
Tientsin stationirten Regimente "Fane's horse" kommen. Der Befehls-
haber des mit Küstenaufnahmen bei Nangasaki beschäftigten Ge-
schwaders begab sich mit dem Actaeon und drei Kanonenbooten
auf die Nachricht des Geschehenen auch sogleich nach Yeddo;
nicht lange nachher kam Admiral Sir James Hope mit seinen Schiffen
herbei; -- die Japaner müssen erstaunt gewesen sein über die
ansehnlichen Streitkräfte, welche der Vertreter Grossbritanniens
in so kurzen Wochen heraufbeschwören konnte. Die Minister ver-
sprachen ihr Möglichstes zu seinem Schutze zu thun, erklärten sich
aber nachdrücklich gegen jede Besetzung der Gesandtschaft durch
fremde Soldaten, welche zumal bei nächtlichem Kampfe den
Freund vom Feinde nicht unterscheiden und mit ihren Schuss-
waffen die Action der Japaner nur lähmen würden. Sie beschworen
den Gesandten wieder eine Abtheilung ihrer Soldaten in das
Wohnhaus aufzunehmen, was dieser um so mehr ablehnen zu
müssen glaubte, als sie auch so keine Bürgschaft für seine Sicher-
heit leisten wollten. Sie erklärten wie gewöhnlich, das Volk sei
theils durch die Vertheuerung aller Bedürfnisse, theils aus National-
stolz und Anhänglichkeit an die alten Ueberlieferungen gegen die
Verträge erbittert; die Theuerung und daraus fliessende Verarmung
mehre täglich die Anzahl der Lonine, welche in zahlreichen
Banden die Hauptstadt umschwärmten und nicht nur die Fremden,
sondern sie selbst, die Minister bedrohten; die Wachen hätten sich
tapfer geschlagen, und doch wäre der Anschlag bei einem Haare
gelungen; es stehe nicht in ihrer Macht die Sicherheit der Fremden
zu verbürgen, und sie könnten dafür keine anderen Maassregeln
treffen als für ihre eigene. Sie versprachen die Banditen zu verfolgen,
machten aber zugleich den Gesandten darauf aufmerksam, dass von
den Mördern des Regenten, die man sämmtlich kenne, bis dahin, also
nach Jahresfrist erst ein einziger ergriffen worden sei. -- Die Re-
gierung liess jetzt das Grundstück von To-dzen-dzi mit festen

9) "Fusiliers marins." Die französische Marine hat keine eigentlichen Seesoldaten,
wie die preussische und die englische. Die militärisch ausgebildeten Matrosen-
Abtheilungen heissen Fusiliers marins, sobald sie mit Gewehr bewaffnet sind; diese
Truppe ist zum Landdienst förmlich organisirt.
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Anh. II. Sicherheitsmaassregeln.
landete; dieser wollte die Gefahren seines Amtsgenossen theilen
und brachte eine Wache französischer Marine-Füsiliere 9) von dem
Transportschiff Dordogne mit. Später liess sich der englische Ge-
sandte noch eine Abtheilung berittener Sikhs von dem damals in
Tientsin stationirten Regimente »Fane’s horse« kommen. Der Befehls-
haber des mit Küstenaufnahmen bei Naṅgasaki beschäftigten Ge-
schwaders begab sich mit dem Actaeon und drei Kanonenbooten
auf die Nachricht des Geschehenen auch sogleich nach Yeddo;
nicht lange nachher kam Admiral Sir James Hope mit seinen Schiffen
herbei; — die Japaner müssen erstaunt gewesen sein über die
ansehnlichen Streitkräfte, welche der Vertreter Grossbritanniens
in so kurzen Wochen heraufbeschwören konnte. Die Minister ver-
sprachen ihr Möglichstes zu seinem Schutze zu thun, erklärten sich
aber nachdrücklich gegen jede Besetzung der Gesandtschaft durch
fremde Soldaten, welche zumal bei nächtlichem Kampfe den
Freund vom Feinde nicht unterscheiden und mit ihren Schuss-
waffen die Action der Japaner nur lähmen würden. Sie beschworen
den Gesandten wieder eine Abtheilung ihrer Soldaten in das
Wohnhaus aufzunehmen, was dieser um so mehr ablehnen zu
müssen glaubte, als sie auch so keine Bürgschaft für seine Sicher-
heit leisten wollten. Sie erklärten wie gewöhnlich, das Volk sei
theils durch die Vertheuerung aller Bedürfnisse, theils aus National-
stolz und Anhänglichkeit an die alten Ueberlieferungen gegen die
Verträge erbittert; die Theuerung und daraus fliessende Verarmung
mehre täglich die Anzahl der Lonine, welche in zahlreichen
Banden die Hauptstadt umschwärmten und nicht nur die Fremden,
sondern sie selbst, die Minister bedrohten; die Wachen hätten sich
tapfer geschlagen, und doch wäre der Anschlag bei einem Haare
gelungen; es stehe nicht in ihrer Macht die Sicherheit der Fremden
zu verbürgen, und sie könnten dafür keine anderen Maassregeln
treffen als für ihre eigene. Sie versprachen die Banditen zu verfolgen,
machten aber zugleich den Gesandten darauf aufmerksam, dass von
den Mördern des Regenten, die man sämmtlich kenne, bis dahin, also
nach Jahresfrist erst ein einziger ergriffen worden sei. — Die Re-
gierung liess jetzt das Grundstück von To-džen-dži mit festen

9) »Fusiliers marins.« Die französische Marine hat keine eigentlichen Seesoldaten,
wie die preussische und die englische. Die militärisch ausgebildeten Matrosen-
Abtheilungen heissen Fusiliers marins, sobald sie mit Gewehr bewaffnet sind; diese
Truppe ist zum Landdienst förmlich organisirt.
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[259/0279] Anh. II. Sicherheitsmaassregeln. landete; dieser wollte die Gefahren seines Amtsgenossen theilen und brachte eine Wache französischer Marine-Füsiliere 9) von dem Transportschiff Dordogne mit. Später liess sich der englische Ge- sandte noch eine Abtheilung berittener Sikhs von dem damals in Tientsin stationirten Regimente »Fane’s horse« kommen. Der Befehls- haber des mit Küstenaufnahmen bei Naṅgasaki beschäftigten Ge- schwaders begab sich mit dem Actaeon und drei Kanonenbooten auf die Nachricht des Geschehenen auch sogleich nach Yeddo; nicht lange nachher kam Admiral Sir James Hope mit seinen Schiffen herbei; — die Japaner müssen erstaunt gewesen sein über die ansehnlichen Streitkräfte, welche der Vertreter Grossbritanniens in so kurzen Wochen heraufbeschwören konnte. Die Minister ver- sprachen ihr Möglichstes zu seinem Schutze zu thun, erklärten sich aber nachdrücklich gegen jede Besetzung der Gesandtschaft durch fremde Soldaten, welche zumal bei nächtlichem Kampfe den Freund vom Feinde nicht unterscheiden und mit ihren Schuss- waffen die Action der Japaner nur lähmen würden. Sie beschworen den Gesandten wieder eine Abtheilung ihrer Soldaten in das Wohnhaus aufzunehmen, was dieser um so mehr ablehnen zu müssen glaubte, als sie auch so keine Bürgschaft für seine Sicher- heit leisten wollten. Sie erklärten wie gewöhnlich, das Volk sei theils durch die Vertheuerung aller Bedürfnisse, theils aus National- stolz und Anhänglichkeit an die alten Ueberlieferungen gegen die Verträge erbittert; die Theuerung und daraus fliessende Verarmung mehre täglich die Anzahl der Lonine, welche in zahlreichen Banden die Hauptstadt umschwärmten und nicht nur die Fremden, sondern sie selbst, die Minister bedrohten; die Wachen hätten sich tapfer geschlagen, und doch wäre der Anschlag bei einem Haare gelungen; es stehe nicht in ihrer Macht die Sicherheit der Fremden zu verbürgen, und sie könnten dafür keine anderen Maassregeln treffen als für ihre eigene. Sie versprachen die Banditen zu verfolgen, machten aber zugleich den Gesandten darauf aufmerksam, dass von den Mördern des Regenten, die man sämmtlich kenne, bis dahin, also nach Jahresfrist erst ein einziger ergriffen worden sei. — Die Re- gierung liess jetzt das Grundstück von To-džen-dži mit festen 9) »Fusiliers marins.« Die französische Marine hat keine eigentlichen Seesoldaten, wie die preussische und die englische. Die militärisch ausgebildeten Matrosen- Abtheilungen heissen Fusiliers marins, sobald sie mit Gewehr bewaffnet sind; diese Truppe ist zum Landdienst förmlich organisirt. 17*

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/279>, abgerufen am 25.11.2024.