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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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XI. Sturm.
Landmarke, eine breite düstere Masse, um deren Gipfel hin und
wieder ein röthlicher Feuerschein zu zucken schien; aber ihre
Umrisse verschwammen mehr und mehr im Dunkel der Nacht, und
das Licht des Mondes war, auch wenn es auf Augenblicke durch
die Wolken brach, zu dämmerig, um die gefahrdrohenden Küsten
von Ava deutlich zu zeigen. Der Sturm raste die ganze Nacht mit
ungeschwächter Heftigkeit. Auf der Arkona brach der Stock vom
Klüverbaum; Thetis kam schon bei Einbruch der Nacht ausser
Sicht, jedes Schiff suchte seinen eigenen Weg.

Bei Tagesanbruch lagen wir vom Lande frei, der Wind aber
nahm bedeutend zu; das Grossmarssegel, Vormarssegel und der
Sturmfock der Arkona zerrissen in tausend Fetzen und mussten
unter grossen Anstrengungen der Mannschaft durch neue ersetzt
werden. Dann brach die Vorbramsaling und der darauf stehende
Matrose wurde hinabgeschleudert, aber zum Glück vom Takelwerk
aufgefangen ohne sich zu verletzen. -- Im Laufe des Morgens
erschien Thetis am fernsten Horizont; als sie näher kam, konnten
wir von der Arkona aus durch die Fernröhre bemerken, dass sie
zwei Boote verloren hatte. Beide Schiffe gingen, in beträchtlichem
Abstande von einander, unter dicht gerefften Marssegeln so hart
als möglich an den Wind, wurden aber trotzdem fortwährend nach
Ost-Süd-Osten in den Stillen Ocean hinausgejagt, während der
beabsichtigte Cours südwestlich lag. So währte es drei volle Tage
und Nächte lang; nur auf kurze Fristen liess der Sturm zuweilen
etwas nach, um dann mit erneuter Heftigkeit wieder loszubrechen.
Die Windstärke wurde von den Seeleuten meist als Nummer elf ver-
zeichnet, wir konnten nur dichtgereffte Marssegel führen; zwölf ist
die höchste Nummer und bedeutet orkanartige Heftigkeit, bei
welcher ein Schiff gar kein Segel mehr tragen kann. -- Am 2. Fe-2. Febr.
bruar wurde am Horizont eine Insel, wahrscheinlich Fatsisio, sichtbar.
Den 3. Nachmittags endlich liess der Wind merklich nach. Capitän3. Febr.
Sundewall wollte auf der Arkona ausser den Sturmsegeln noch den
Sturmbesan aufbringen, der aber gleich zerriss. Wir befanden uns
an diesem Tage um Mittag auf 141° 3' östlicher Länge und 32° 18'
nördlicher Breite; die Schiffe lagen noch immer mit den Nasen
nach Amerika, statt nach Asien zu.

Unsere Existenz war in diesen drei Tagen nicht die ange-
nehmste und liess an Comfort Manches zu wünschen übrig. Sämmt-
liche Stückpforten der Batterie mussten zugeschraubt bleiben; das

XI. Sturm.
Landmarke, eine breite düstere Masse, um deren Gipfel hin und
wieder ein röthlicher Feuerschein zu zucken schien; aber ihre
Umrisse verschwammen mehr und mehr im Dunkel der Nacht, und
das Licht des Mondes war, auch wenn es auf Augenblicke durch
die Wolken brach, zu dämmerig, um die gefahrdrohenden Küsten
von Ava deutlich zu zeigen. Der Sturm raste die ganze Nacht mit
ungeschwächter Heftigkeit. Auf der Arkona brach der Stock vom
Klüverbaum; Thetis kam schon bei Einbruch der Nacht ausser
Sicht, jedes Schiff suchte seinen eigenen Weg.

Bei Tagesanbruch lagen wir vom Lande frei, der Wind aber
nahm bedeutend zu; das Grossmarssegel, Vormarssegel und der
Sturmfock der Arkona zerrissen in tausend Fetzen und mussten
unter grossen Anstrengungen der Mannschaft durch neue ersetzt
werden. Dann brach die Vorbramsaling und der darauf stehende
Matrose wurde hinabgeschleudert, aber zum Glück vom Takelwerk
aufgefangen ohne sich zu verletzen. — Im Laufe des Morgens
erschien Thetis am fernsten Horizont; als sie näher kam, konnten
wir von der Arkona aus durch die Fernröhre bemerken, dass sie
zwei Boote verloren hatte. Beide Schiffe gingen, in beträchtlichem
Abstande von einander, unter dicht gerefften Marssegeln so hart
als möglich an den Wind, wurden aber trotzdem fortwährend nach
Ost-Süd-Osten in den Stillen Ocean hinausgejagt, während der
beabsichtigte Cours südwestlich lag. So währte es drei volle Tage
und Nächte lang; nur auf kurze Fristen liess der Sturm zuweilen
etwas nach, um dann mit erneuter Heftigkeit wieder loszubrechen.
Die Windstärke wurde von den Seeleuten meist als Nummer elf ver-
zeichnet, wir konnten nur dichtgereffte Marssegel führen; zwölf ist
die höchste Nummer und bedeutet orkanartige Heftigkeit, bei
welcher ein Schiff gar kein Segel mehr tragen kann. — Am 2. Fe-2. Febr.
bruar wurde am Horizont eine Insel, wahrscheinlich Fatsisio, sichtbar.
Den 3. Nachmittags endlich liess der Wind merklich nach. Capitän3. Febr.
Sundewall wollte auf der Arkona ausser den Sturmsegeln noch den
Sturmbesan aufbringen, der aber gleich zerriss. Wir befanden uns
an diesem Tage um Mittag auf 141° 3′ östlicher Länge und 32° 18′
nördlicher Breite; die Schiffe lagen noch immer mit den Nasen
nach Amerika, statt nach Asien zu.

Unsere Existenz war in diesen drei Tagen nicht die ange-
nehmste und liess an Comfort Manches zu wünschen übrig. Sämmt-
liche Stückpforten der Batterie mussten zugeschraubt bleiben; das

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[181/0201] XI. Sturm. Landmarke, eine breite düstere Masse, um deren Gipfel hin und wieder ein röthlicher Feuerschein zu zucken schien; aber ihre Umrisse verschwammen mehr und mehr im Dunkel der Nacht, und das Licht des Mondes war, auch wenn es auf Augenblicke durch die Wolken brach, zu dämmerig, um die gefahrdrohenden Küsten von Ava deutlich zu zeigen. Der Sturm raste die ganze Nacht mit ungeschwächter Heftigkeit. Auf der Arkona brach der Stock vom Klüverbaum; Thetis kam schon bei Einbruch der Nacht ausser Sicht, jedes Schiff suchte seinen eigenen Weg. Bei Tagesanbruch lagen wir vom Lande frei, der Wind aber nahm bedeutend zu; das Grossmarssegel, Vormarssegel und der Sturmfock der Arkona zerrissen in tausend Fetzen und mussten unter grossen Anstrengungen der Mannschaft durch neue ersetzt werden. Dann brach die Vorbramsaling und der darauf stehende Matrose wurde hinabgeschleudert, aber zum Glück vom Takelwerk aufgefangen ohne sich zu verletzen. — Im Laufe des Morgens erschien Thetis am fernsten Horizont; als sie näher kam, konnten wir von der Arkona aus durch die Fernröhre bemerken, dass sie zwei Boote verloren hatte. Beide Schiffe gingen, in beträchtlichem Abstande von einander, unter dicht gerefften Marssegeln so hart als möglich an den Wind, wurden aber trotzdem fortwährend nach Ost-Süd-Osten in den Stillen Ocean hinausgejagt, während der beabsichtigte Cours südwestlich lag. So währte es drei volle Tage und Nächte lang; nur auf kurze Fristen liess der Sturm zuweilen etwas nach, um dann mit erneuter Heftigkeit wieder loszubrechen. Die Windstärke wurde von den Seeleuten meist als Nummer elf ver- zeichnet, wir konnten nur dichtgereffte Marssegel führen; zwölf ist die höchste Nummer und bedeutet orkanartige Heftigkeit, bei welcher ein Schiff gar kein Segel mehr tragen kann. — Am 2. Fe- bruar wurde am Horizont eine Insel, wahrscheinlich Fatsisio, sichtbar. Den 3. Nachmittags endlich liess der Wind merklich nach. Capitän Sundewall wollte auf der Arkona ausser den Sturmsegeln noch den Sturmbesan aufbringen, der aber gleich zerriss. Wir befanden uns an diesem Tage um Mittag auf 141° 3′ östlicher Länge und 32° 18′ nördlicher Breite; die Schiffe lagen noch immer mit den Nasen nach Amerika, statt nach Asien zu. 2. Febr. 3. Febr. Unsere Existenz war in diesen drei Tagen nicht die ange- nehmste und liess an Comfort Manches zu wünschen übrig. Sämmt- liche Stückpforten der Batterie mussten zugeschraubt bleiben; das

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/201>, abgerufen am 25.11.2024.