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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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X. Berathungen der Diplomaten.
eigenen Regierungen gegenüber nicht die Verantwortung eines
längeren Aufenthaltes in der Hauptstadt und der aus ferneren Mord-
versuchen mit grosser Wahrscheinlichkeit zu erwartenden Compli-
cationen übernehmen zu können, und kamen überein, sich auf
einige Zeit nach Yokuhama zurückzuziehen. Von da könnten sie
unter dem Schutz ihrer Kriegsschiffe, ohne gradezu einen Bruch
mit der japanischen Regierung herbeizuführen, volle Genugthuung
für die erlittenen Unbilden und wirksame Maassregeln zur Abstellung
ihrer Beschwerden fordern. Die gemeinsame Uebersiedelung sollte
eine energische Demonstration sein, um die japanische Obrigkeit
aus ihrer Schlaffheit aufzurütteln, die fremdenfeindliche Parthei,
an deren Spitze ohne Zweifel eine Anzahl mächtiger Daimio's stände,
zur Besinnung und ernsten Erwägung der traurigen Folgen eines
Krieges mit dem Auslande für ihr Vaterland zu bringen, und be-
friedigende Zustände für die Zukunft herbeizuführen. Alle Be-
mühungen, Herrn Harris von der Richtigkeit dieser Ansicht zu
überzeugen und zur Theilnahme an dem beabsichtigten Schritt
zu bewegen, waren fruchtlos; er sah die Uebersiedelung nach
Yokuhama als einen vollständigen Bruch mit der japanischen
Regierung an, der zum Kriege führen müsse, und gab seinen festen
Willen kund in Yeddo auszuharren, um seinem Vaterlande und
Japan den unheilvollen Kampf zu ersparen. Denn der Versuch,
welchen der grossbritannische Gesandte zu beabsichtigen scheine,
irgend einen Landestheil mit fremden Truppen zu besetzen, werde
eine solche Besorgniss hervorrufen und den Nationalstolz dermaassen
verletzen, dass Zusammenstoss und Krieg unvermeidlich wären. Die
Regierung sei nach seiner Ansicht nicht im Stande die verlangte
Genugthuung und Garantie der Sicherheit zu leisten, und man könne
dann niemals mit Ehren nach Yeddo zurückkehren, das man freiwillig
verlassen habe. -- Der preussische Gesandte fand den Beschluss der
Vertreter von England, Frankreich und den Niederlanden durch die
Umstände gerechtfertigt und sprach sich dahin aus, dass er wahr-
scheinlich ihrem Beispiele folgen würde, wenn sein Vertrag schon
unterzeichnet wäre und er selbst einen längeren Aufenthalt im Lande
beabsichtigte; wie die Sachen ständen, würde er in Yeddo aus-
harren und sich nach Beendigung seiner Geschäfte nach China ein-
schiffen. Er stellte jedoch die Ansicht auf, dass die Verhältnisse
ein gemeinschaftliches Handeln der Vertreter nicht unbedingt for-
derten, dass die Stellung des Herrn Harris zur japanischen Regierung

X. Berathungen der Diplomaten.
eigenen Regierungen gegenüber nicht die Verantwortung eines
längeren Aufenthaltes in der Hauptstadt und der aus ferneren Mord-
versuchen mit grosser Wahrscheinlichkeit zu erwartenden Compli-
cationen übernehmen zu können, und kamen überein, sich auf
einige Zeit nach Yokuhama zurückzuziehen. Von da könnten sie
unter dem Schutz ihrer Kriegsschiffe, ohne gradezu einen Bruch
mit der japanischen Regierung herbeizuführen, volle Genugthuung
für die erlittenen Unbilden und wirksame Maassregeln zur Abstellung
ihrer Beschwerden fordern. Die gemeinsame Uebersiedelung sollte
eine energische Demonstration sein, um die japanische Obrigkeit
aus ihrer Schlaffheit aufzurütteln, die fremdenfeindliche Parthei,
an deren Spitze ohne Zweifel eine Anzahl mächtiger Daïmio’s stände,
zur Besinnung und ernsten Erwägung der traurigen Folgen eines
Krieges mit dem Auslande für ihr Vaterland zu bringen, und be-
friedigende Zustände für die Zukunft herbeizuführen. Alle Be-
mühungen, Herrn Harris von der Richtigkeit dieser Ansicht zu
überzeugen und zur Theilnahme an dem beabsichtigten Schritt
zu bewegen, waren fruchtlos; er sah die Uebersiedelung nach
Yokuhama als einen vollständigen Bruch mit der japanischen
Regierung an, der zum Kriege führen müsse, und gab seinen festen
Willen kund in Yeddo auszuharren, um seinem Vaterlande und
Japan den unheilvollen Kampf zu ersparen. Denn der Versuch,
welchen der grossbritannische Gesandte zu beabsichtigen scheine,
irgend einen Landestheil mit fremden Truppen zu besetzen, werde
eine solche Besorgniss hervorrufen und den Nationalstolz dermaassen
verletzen, dass Zusammenstoss und Krieg unvermeidlich wären. Die
Regierung sei nach seiner Ansicht nicht im Stande die verlangte
Genugthuung und Garantie der Sicherheit zu leisten, und man könne
dann niemals mit Ehren nach Yeddo zurückkehren, das man freiwillig
verlassen habe. — Der preussische Gesandte fand den Beschluss der
Vertreter von England, Frankreich und den Niederlanden durch die
Umstände gerechtfertigt und sprach sich dahin aus, dass er wahr-
scheinlich ihrem Beispiele folgen würde, wenn sein Vertrag schon
unterzeichnet wäre und er selbst einen längeren Aufenthalt im Lande
beabsichtigte; wie die Sachen ständen, würde er in Yeddo aus-
harren und sich nach Beendigung seiner Geschäfte nach China ein-
schiffen. Er stellte jedoch die Ansicht auf, dass die Verhältnisse
ein gemeinschaftliches Handeln der Vertreter nicht unbedingt for-
derten, dass die Stellung des Herrn Harris zur japanischen Regierung

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[169/0189] X. Berathungen der Diplomaten. eigenen Regierungen gegenüber nicht die Verantwortung eines längeren Aufenthaltes in der Hauptstadt und der aus ferneren Mord- versuchen mit grosser Wahrscheinlichkeit zu erwartenden Compli- cationen übernehmen zu können, und kamen überein, sich auf einige Zeit nach Yokuhama zurückzuziehen. Von da könnten sie unter dem Schutz ihrer Kriegsschiffe, ohne gradezu einen Bruch mit der japanischen Regierung herbeizuführen, volle Genugthuung für die erlittenen Unbilden und wirksame Maassregeln zur Abstellung ihrer Beschwerden fordern. Die gemeinsame Uebersiedelung sollte eine energische Demonstration sein, um die japanische Obrigkeit aus ihrer Schlaffheit aufzurütteln, die fremdenfeindliche Parthei, an deren Spitze ohne Zweifel eine Anzahl mächtiger Daïmio’s stände, zur Besinnung und ernsten Erwägung der traurigen Folgen eines Krieges mit dem Auslande für ihr Vaterland zu bringen, und be- friedigende Zustände für die Zukunft herbeizuführen. Alle Be- mühungen, Herrn Harris von der Richtigkeit dieser Ansicht zu überzeugen und zur Theilnahme an dem beabsichtigten Schritt zu bewegen, waren fruchtlos; er sah die Uebersiedelung nach Yokuhama als einen vollständigen Bruch mit der japanischen Regierung an, der zum Kriege führen müsse, und gab seinen festen Willen kund in Yeddo auszuharren, um seinem Vaterlande und Japan den unheilvollen Kampf zu ersparen. Denn der Versuch, welchen der grossbritannische Gesandte zu beabsichtigen scheine, irgend einen Landestheil mit fremden Truppen zu besetzen, werde eine solche Besorgniss hervorrufen und den Nationalstolz dermaassen verletzen, dass Zusammenstoss und Krieg unvermeidlich wären. Die Regierung sei nach seiner Ansicht nicht im Stande die verlangte Genugthuung und Garantie der Sicherheit zu leisten, und man könne dann niemals mit Ehren nach Yeddo zurückkehren, das man freiwillig verlassen habe. — Der preussische Gesandte fand den Beschluss der Vertreter von England, Frankreich und den Niederlanden durch die Umstände gerechtfertigt und sprach sich dahin aus, dass er wahr- scheinlich ihrem Beispiele folgen würde, wenn sein Vertrag schon unterzeichnet wäre und er selbst einen längeren Aufenthalt im Lande beabsichtigte; wie die Sachen ständen, würde er in Yeddo aus- harren und sich nach Beendigung seiner Geschäfte nach China ein- schiffen. Er stellte jedoch die Ansicht auf, dass die Verhältnisse ein gemeinschaftliches Handeln der Vertreter nicht unbedingt for- derten, dass die Stellung des Herrn Harris zur japanischen Regierung

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/189>, abgerufen am 23.11.2024.