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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Neue Sicherheitsmaassregeln. X.

Am 20. Januar wurde der erste deutsche Gottesdienst in
Yeddo gefeiert; das Boot welches den Prediger Kreiher von der
Arkona überführte, hatte fünf Stunden lang mit Wind und Wellen
zu kämpfen bis es den Strand erreichte.

Wir mussten nach den traurigen Ereignissen der letzten Tage
wohl an den Ernst der Lage glauben. Capitän Jachmann liess noch
zehn Seesoldaten von der Thetis in Akabane, das jetzt einem Waffen-
platze glich. Die Japaner mahnten beständig zur Vorsicht; sie hatten
sowohl bei uns als auf den anderen Legationen ihre Wachen durch
Abtheilungen von der Leibgarde des Taikun verstärkt; einer der
Vertragsbevollmächtigten stellte sich jeden Abend in Akabane ein
um die Nacht dort zuzubringen; ihre Maassregeln flössten aber kein
Vertrauen mehr ein. Herr Alcock liess sich von dem englischen
Kriegsschiff Encounter eine Abtheilung Seesoldaten kommen, und
nach Sakaidzi, dem Sitze der französischen Gesandtschaft, comman-
dirte Capitän Sundewall zum Schutze des Herrn von Bellecourt und
seiner Archive eine Abtheilung preussischer Seesoldaten. Nur Herr
Harris wohnte ganz allein in seinem Tempel und hielt sich voll-
kommen sicher unter den Japanern. Die Bunyo's nannten es eine
Schande für Japan, dass die anderen Gesandten dem Schutze der
kaiserlichen Regierung nicht vertrauten, gaben aber zu, dass das
Benehmen der Yakunine bei Heuskens Ermordung ihre Maassregeln
rechtfertige. Wir verliessen uns denn auch nicht mehr auf deren
Schutz, sondern begaben uns meist nur zu Mehreren und bewaffnet
auf die Strasse. Das Wetter war nicht lockend, es schneite und
regnete fast beständig, wir hatten zudem mit den Abschriften des
Vertrages und den Vorbereitungen zur Abreise vollauf zu thun.

Graf Eulenburg war nach der Conferenz vom 24. December
mit den Ministern -- seit Anfang Januar fungirte neben Ando Tsus-
sima
wieder ein zweiter, Kudse Yamatto-no-kami -- nochmals
wegen Ueberreichung seiner Creditive in Correspondenz getreten
und hatte die alte Antwort erhalten, man wünsche diese Feierlichkeit

auf Ando Tsus-sima wenige Tage später und Heuskens Tod am 19. Januar er-
folgen. -- Alle diese Daten sind falsch. Hori starb in der zweiten Hälfte des De-
cember 1860, Heusken am 15. Januar 1861; der Angriff auf Ando Tsus-sima erfolgte
im Januar 1862, also ein ganzes Jahr später. Der Umstand, dass die zuerst
in der Revue des deux mondes abgedruckte Darstellung des Herrn Lindau, der
Heusken ebenfalls durch Hori's Trabanten ermorden lässt, vielfache Verbreitung
gefunden hat, veranlasste den Verfasser zu der obigen weitläufigen Auseinander-
setzung, deren Richtigkeit die oben eingegangenen Nachrichten bestätigen.
Neue Sicherheitsmaassregeln. X.

Am 20. Januar wurde der erste deutsche Gottesdienst in
Yeddo gefeiert; das Boot welches den Prediger Kreiher von der
Arkona überführte, hatte fünf Stunden lang mit Wind und Wellen
zu kämpfen bis es den Strand erreichte.

Wir mussten nach den traurigen Ereignissen der letzten Tage
wohl an den Ernst der Lage glauben. Capitän Jachmann liess noch
zehn Seesoldaten von der Thetis in Akabane, das jetzt einem Waffen-
platze glich. Die Japaner mahnten beständig zur Vorsicht; sie hatten
sowohl bei uns als auf den anderen Legationen ihre Wachen durch
Abtheilungen von der Leibgarde des Taïkūn verstärkt; einer der
Vertragsbevollmächtigten stellte sich jeden Abend in Akabane ein
um die Nacht dort zuzubringen; ihre Maassregeln flössten aber kein
Vertrauen mehr ein. Herr Alcock liess sich von dem englischen
Kriegsschiff Encounter eine Abtheilung Seesoldaten kommen, und
nach Sakaïdži, dem Sitze der französischen Gesandtschaft, comman-
dirte Capitän Sundewall zum Schutze des Herrn von Bellecourt und
seiner Archive eine Abtheilung preussischer Seesoldaten. Nur Herr
Harris wohnte ganz allein in seinem Tempel und hielt sich voll-
kommen sicher unter den Japanern. Die Bunyo’s nannten es eine
Schande für Japan, dass die anderen Gesandten dem Schutze der
kaiserlichen Regierung nicht vertrauten, gaben aber zu, dass das
Benehmen der Yakunine bei Heuskens Ermordung ihre Maassregeln
rechtfertige. Wir verliessen uns denn auch nicht mehr auf deren
Schutz, sondern begaben uns meist nur zu Mehreren und bewaffnet
auf die Strasse. Das Wetter war nicht lockend, es schneite und
regnete fast beständig, wir hatten zudem mit den Abschriften des
Vertrages und den Vorbereitungen zur Abreise vollauf zu thun.

Graf Eulenburg war nach der Conferenz vom 24. December
mit den Ministern — seit Anfang Januar fungirte neben Ando Tsus-
sima
wieder ein zweiter, Kudse Yamatto-no-kami — nochmals
wegen Ueberreichung seiner Creditive in Correspondenz getreten
und hatte die alte Antwort erhalten, man wünsche diese Feierlichkeit

auf Ando Tsus-sima wenige Tage später und Heuskens Tod am 19. Januar er-
folgen. — Alle diese Daten sind falsch. Hori starb in der zweiten Hälfte des De-
cember 1860, Heusken am 15. Januar 1861; der Angriff auf Ando Tsus-sima erfolgte
im Januar 1862, also ein ganzes Jahr später. Der Umstand, dass die zuerst
in der Revue des deux mondes abgedruckte Darstellung des Herrn Lindau, der
Heusken ebenfalls durch Hori’s Trabanten ermorden lässt, vielfache Verbreitung
gefunden hat, veranlasste den Verfasser zu der obigen weitläufigen Auseinander-
setzung, deren Richtigkeit die oben eingegangenen Nachrichten bestätigen.
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[160/0180] Neue Sicherheitsmaassregeln. X. Am 20. Januar wurde der erste deutsche Gottesdienst in Yeddo gefeiert; das Boot welches den Prediger Kreiher von der Arkona überführte, hatte fünf Stunden lang mit Wind und Wellen zu kämpfen bis es den Strand erreichte. Wir mussten nach den traurigen Ereignissen der letzten Tage wohl an den Ernst der Lage glauben. Capitän Jachmann liess noch zehn Seesoldaten von der Thetis in Akabane, das jetzt einem Waffen- platze glich. Die Japaner mahnten beständig zur Vorsicht; sie hatten sowohl bei uns als auf den anderen Legationen ihre Wachen durch Abtheilungen von der Leibgarde des Taïkūn verstärkt; einer der Vertragsbevollmächtigten stellte sich jeden Abend in Akabane ein um die Nacht dort zuzubringen; ihre Maassregeln flössten aber kein Vertrauen mehr ein. Herr Alcock liess sich von dem englischen Kriegsschiff Encounter eine Abtheilung Seesoldaten kommen, und nach Sakaïdži, dem Sitze der französischen Gesandtschaft, comman- dirte Capitän Sundewall zum Schutze des Herrn von Bellecourt und seiner Archive eine Abtheilung preussischer Seesoldaten. Nur Herr Harris wohnte ganz allein in seinem Tempel und hielt sich voll- kommen sicher unter den Japanern. Die Bunyo’s nannten es eine Schande für Japan, dass die anderen Gesandten dem Schutze der kaiserlichen Regierung nicht vertrauten, gaben aber zu, dass das Benehmen der Yakunine bei Heuskens Ermordung ihre Maassregeln rechtfertige. Wir verliessen uns denn auch nicht mehr auf deren Schutz, sondern begaben uns meist nur zu Mehreren und bewaffnet auf die Strasse. Das Wetter war nicht lockend, es schneite und regnete fast beständig, wir hatten zudem mit den Abschriften des Vertrages und den Vorbereitungen zur Abreise vollauf zu thun. Graf Eulenburg war nach der Conferenz vom 24. December mit den Ministern — seit Anfang Januar fungirte neben Ando Tsus- sima wieder ein zweiter, Kudse Yamatto-no-kami — nochmals wegen Ueberreichung seiner Creditive in Correspondenz getreten und hatte die alte Antwort erhalten, man wünsche diese Feierlichkeit 2) 2) auf Ando Tsus-sima wenige Tage später und Heuskens Tod am 19. Januar er- folgen. — Alle diese Daten sind falsch. Hori starb in der zweiten Hälfte des De- cember 1860, Heusken am 15. Januar 1861; der Angriff auf Ando Tsus-sima erfolgte im Januar 1862, also ein ganzes Jahr später. Der Umstand, dass die zuerst in der Revue des deux mondes abgedruckte Darstellung des Herrn Lindau, der Heusken ebenfalls durch Hori’s Trabanten ermorden lässt, vielfache Verbreitung gefunden hat, veranlasste den Verfasser zu der obigen weitläufigen Auseinander- setzung, deren Richtigkeit die oben eingegangenen Nachrichten bestätigen.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/180>, abgerufen am 24.11.2024.