[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.X. Versprechen des Ministers. Uebersetzung des japan. Staatskalenders. von 250 Kobangs (500 Thlr.) auf Entdeckung der Mörder, dochglaubte schon damals niemand an deren Verhaftung. Der Minister des Auswärtigen, Ando Tsus-sima-no-kami, soll in einer Zusam- menkunft, zu welcher er Herrn Harris durch eine Escorte von achtzig Leibgardisten des Taikun abholen liess, sehr bewegt gewesen sein, die strengste Nachforschung verheissen und die Ueberzeugung aus- gesprochen haben, dass man einst die Mörder ergreifen werde: die Polizei und Justiz seien aber in Japan sehr langsam, es könnten Wochen, Monate, vielleicht auch Jahre vergehen; es wäre der Regierung ein Leichtes einige verurtheilte Verbrecher, unter dem Vorgeben, dass es die Mörder seien, zur Genugthuung der Fremden hinrichten zu lassen; sie ziehe aber vor, ehrlich die Wahrheit zu sagen. -- Herr Harris forderte später für Heuskens Verwandten eine Entschädigung von zehntausend Dollars, welche die Regierung ohne Sträuben zahlte. Am Morgen des 16. ordnete der Attache von Brandt auf 1) Dieses Werk ist seitdem mehrfach übersetzt worden und findet sich im Aus-
zuge in Alcock's "Capital of the Tycoon", im "Chinese and Japanese repository" No. 23. Mai 1865 und in Brennwald's "Rapport general sur la partie commerciale de la mission Suisse au Japon." Caron publicirte schon im 17. Jahrhundert einen japanischen Staatskalender, der mit dem heutigen eine bemerkenswerthe Ueberein- stimmung zeigt. S. Francois Caron. Wahrhaftige Beschreibung dreier mächtigen Königreiche. Nürnberg 1663. X. Versprechen des Ministers. Uebersetzung des japan. Staatskalenders. von 250 Kobaṅgs (500 Thlr.) auf Entdeckung der Mörder, dochglaubte schon damals niemand an deren Verhaftung. Der Minister des Auswärtigen, Ando Tsus-sima-no-kami, soll in einer Zusam- menkunft, zu welcher er Herrn Harris durch eine Escorte von achtzig Leibgardisten des Taïkūn abholen liess, sehr bewegt gewesen sein, die strengste Nachforschung verheissen und die Ueberzeugung aus- gesprochen haben, dass man einst die Mörder ergreifen werde: die Polizei und Justiz seien aber in Japan sehr langsam, es könnten Wochen, Monate, vielleicht auch Jahre vergehen; es wäre der Regierung ein Leichtes einige verurtheilte Verbrecher, unter dem Vorgeben, dass es die Mörder seien, zur Genugthuung der Fremden hinrichten zu lassen; sie ziehe aber vor, ehrlich die Wahrheit zu sagen. — Herr Harris forderte später für Heuskens Verwandten eine Entschädigung von zehntausend Dollars, welche die Regierung ohne Sträuben zahlte. Am Morgen des 16. ordnete der Attaché von Brandt auf 1) Dieses Werk ist seitdem mehrfach übersetzt worden und findet sich im Aus-
zuge in Alcock’s »Capital of the Tycoon«, im »Chinese and Japanese repository« No. 23. Mai 1865 und in Brennwald’s »Rapport géneral sur la partie commerciale de la mission Suisse au Japon.« Caron publicirte schon im 17. Jahrhundert einen japanischen Staatskalender, der mit dem heutigen eine bemerkenswerthe Ueberein- stimmung zeigt. S. François Caron. Wahrhaftige Beschreibung dreier mächtigen Königreiche. Nürnberg 1663. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0173" n="153"/><fw place="top" type="header">X. Versprechen des Ministers. Uebersetzung des japan. Staatskalenders.</fw><lb/> von 250 <hi rendition="#k">Kobaṅgs</hi> (500 Thlr.) auf Entdeckung der Mörder, doch<lb/> glaubte schon damals niemand an deren Verhaftung. Der Minister<lb/> des Auswärtigen, <hi rendition="#k"><persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n84194579">Ando Tsus-sima-no-kami</persName></hi>, soll in einer Zusam-<lb/> menkunft, zu welcher er Herrn <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119082039">Harris</persName> durch eine Escorte von achtzig<lb/> Leibgardisten des <hi rendition="#k">Taïkūn</hi> abholen liess, sehr bewegt gewesen sein,<lb/> die strengste Nachforschung verheissen und die Ueberzeugung aus-<lb/> gesprochen haben, dass man einst die Mörder ergreifen werde: die<lb/> Polizei und Justiz seien aber in <placeName>Japan</placeName> sehr langsam, es könnten<lb/> Wochen, Monate, vielleicht auch Jahre vergehen; es wäre der<lb/> Regierung ein Leichtes einige verurtheilte Verbrecher, unter dem<lb/> Vorgeben, dass es die Mörder seien, zur Genugthuung der Fremden<lb/> hinrichten zu lassen; sie ziehe aber vor, ehrlich die Wahrheit zu<lb/> sagen. — Herr <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119082039">Harris</persName> forderte später für <persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n85253625">Heuskens</persName> Verwandten<lb/> eine Entschädigung von zehntausend Dollars, welche die Regierung<lb/> ohne Sträuben zahlte.</p><lb/> <p>Am Morgen des 16. ordnete der Attaché <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118934759">von Brandt</persName> auf<lb/> Ersuchen des amerikanischen Minister-Residenten vorläufig den<lb/> Nachlass und brachte die Werthsachen in Sicherheit; noch densel-<lb/> ben Tag kam <persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n85253625">Heuskens</persName> naher Freund, Herr <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11896240X">de Graeff van Polsbroek</persName><lb/> aus <hi rendition="#k"><placeName>Kanagava</placeName></hi>, wohin die Trauerkunde schnell gedrungen war, und<lb/> übernahm die weitere Sorge dafür; der Verstorbene war trotz seinem<lb/> Verhältniss zur amerikanischen Gesandtschaft immer holländischer<lb/> Unterthan geblieben. Consul <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11896240X">Polsbroek</persName> fand unter seinen Papieren die<lb/> handschriftliche Uebersetzung des japanischen Staatskalenders, oder,<lb/> wie der Titel wörtlich lautet, »Spiegels der Tapferkeit«, welcher die<lb/> Aemter und Würden, die Wappen und Feldzeichen und, wie es<lb/> scheint, auch die Genealogie der höheren Adelsfamilien enthält. Die<lb/> japanischen Behörden thun mit diesem Buche, das für Inländer in<lb/> vielen Buchläden zu haben ist, gegen Fremde sehr geheimnissvoll,<lb/> und man kann es sich nur auf Umwegen verschaffen<note place="foot" n="1)">Dieses Werk ist seitdem mehrfach übersetzt worden und findet sich im Aus-<lb/> zuge in <persName ref="http://d-nb.info/gnd/12472907X">Alcock’s</persName> »Capital of the Tycoon«, im »Chinese and Japanese repository«<lb/> No. 23. Mai 1865 und in <persName ref="http://d-nb.info/gnd/140857982">Brennwald’s</persName> »Rapport géneral sur la partie commerciale<lb/> de la mission <placeName>Suisse</placeName> au <placeName>Japon</placeName>.« <persName ref="http://d-nb.info/gnd/122503791">Caron</persName> publicirte schon im 17. Jahrhundert einen<lb/> japanischen Staatskalender, der mit dem heutigen eine bemerkenswerthe Ueberein-<lb/> stimmung zeigt. S. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/122503791">François Caron</persName>. Wahrhaftige Beschreibung dreier mächtigen<lb/> Königreiche. <placeName>Nürnberg</placeName> 1663.</note>. Bei Aufnahme<lb/> des Inventars legte Herr <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11896240X">Polsbroek</persName> das Manuscript mit anderen<lb/> Papieren in ein Buch und dieses mit mehreren Werthsachen in<lb/> einen Kasten, der unter Escorte von drei <hi rendition="#k">Yakunin</hi>en nach seiner<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0173]
X. Versprechen des Ministers. Uebersetzung des japan. Staatskalenders.
von 250 Kobaṅgs (500 Thlr.) auf Entdeckung der Mörder, doch
glaubte schon damals niemand an deren Verhaftung. Der Minister
des Auswärtigen, Ando Tsus-sima-no-kami, soll in einer Zusam-
menkunft, zu welcher er Herrn Harris durch eine Escorte von achtzig
Leibgardisten des Taïkūn abholen liess, sehr bewegt gewesen sein,
die strengste Nachforschung verheissen und die Ueberzeugung aus-
gesprochen haben, dass man einst die Mörder ergreifen werde: die
Polizei und Justiz seien aber in Japan sehr langsam, es könnten
Wochen, Monate, vielleicht auch Jahre vergehen; es wäre der
Regierung ein Leichtes einige verurtheilte Verbrecher, unter dem
Vorgeben, dass es die Mörder seien, zur Genugthuung der Fremden
hinrichten zu lassen; sie ziehe aber vor, ehrlich die Wahrheit zu
sagen. — Herr Harris forderte später für Heuskens Verwandten
eine Entschädigung von zehntausend Dollars, welche die Regierung
ohne Sträuben zahlte.
Am Morgen des 16. ordnete der Attaché von Brandt auf
Ersuchen des amerikanischen Minister-Residenten vorläufig den
Nachlass und brachte die Werthsachen in Sicherheit; noch densel-
ben Tag kam Heuskens naher Freund, Herr de Graeff van Polsbroek
aus Kanagava, wohin die Trauerkunde schnell gedrungen war, und
übernahm die weitere Sorge dafür; der Verstorbene war trotz seinem
Verhältniss zur amerikanischen Gesandtschaft immer holländischer
Unterthan geblieben. Consul Polsbroek fand unter seinen Papieren die
handschriftliche Uebersetzung des japanischen Staatskalenders, oder,
wie der Titel wörtlich lautet, »Spiegels der Tapferkeit«, welcher die
Aemter und Würden, die Wappen und Feldzeichen und, wie es
scheint, auch die Genealogie der höheren Adelsfamilien enthält. Die
japanischen Behörden thun mit diesem Buche, das für Inländer in
vielen Buchläden zu haben ist, gegen Fremde sehr geheimnissvoll,
und man kann es sich nur auf Umwegen verschaffen 1). Bei Aufnahme
des Inventars legte Herr Polsbroek das Manuscript mit anderen
Papieren in ein Buch und dieses mit mehreren Werthsachen in
einen Kasten, der unter Escorte von drei Yakuninen nach seiner
1) Dieses Werk ist seitdem mehrfach übersetzt worden und findet sich im Aus-
zuge in Alcock’s »Capital of the Tycoon«, im »Chinese and Japanese repository«
No. 23. Mai 1865 und in Brennwald’s »Rapport géneral sur la partie commerciale
de la mission Suisse au Japon.« Caron publicirte schon im 17. Jahrhundert einen
japanischen Staatskalender, der mit dem heutigen eine bemerkenswerthe Ueberein-
stimmung zeigt. S. François Caron. Wahrhaftige Beschreibung dreier mächtigen
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