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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Feuer, Sturm, Erdbeben. IX.

Beim Abschied der Bunyo's fragte Graf Eulenburg nach dem
Befinden des Hori Oribe-no-kami und erbot sich ihm einen Arzt zu
schicken. Muragaki dankte sehr verbindlich: sein College sei ge-
fährlich krank und habe wenig Aussicht auf Genesung; sollte noch
Rettung möglich sein, so werde man den ärztlichen Beistand gern
annehmen. Hori Oribe war damals längst begraben.

Wir sollten das alte Jahr noch ächt japanisch beschliessen,
mit Feuer, Sturm und Erdbeben. Den 30. Abends gegen zehn erhob
sich in Akabane plötzlich ein grosser Tumult; draussen schlug man
Feuerlärm. Die Köche hatten die Bratöfen zu stark geheizt; dadurch
gerieth die aus Mörtel, Stroh und Bambus gebaute Hinterwand der
Küche in Brand, und die Gluth der Esse brachte auch die Dach-
balken zum Glimmen. Das ganze Haus war voll Rauch, man packte
schnell die wichtigsten Papiere zusammen und ging dann an das
Löschen. Einige Spritzen waren gleich zur Hand, unsere Leute
und die Japaner schon in voller Thätigkeit. Das Küchendach sass
dicht voll Menschen welche einander die Eimer zureichten um die
Essen von oben zu kühlen, und dabei selbst von den unten aufge-
stellten Spritzen mit reichlichen Strahlen überfluthet wurden. Das
Feuer war bald ausgegossen und die Löschenden stiegen nicht an-
gesengt, aber pudelnass und triefend herunter. Wir kamen mit dem
Schreck und einer kleinen Erpressung davon; denn kaum war der
Brand gelöscht, so erschien auch der japanische Haus-Dolmetscher
bei dem Legationssecretär mit der Anzeige, dass etwa dreissig Ja-
paner, -- Hausdiener, Betto's, Arbeiter -- Hülfe geleistet und
"sehr viel Noth gelitten hätten". Der englische Gesandte habe nach
dem Feuer in To-dzen-dzi jedem Japaner einen Itsibu geschenkt
und das Gesinde von Akabane würde sehr dankbar sein, wenn Graf
Eulenburg ein Gleiches thäte, "only if you like it", wie er höflich
hinzusetzte. -- Sie wären natürlich auch ohne Mahnung für ihren
Eifer belohnt worden. -- Der Schaden am Küchendache war nur
gering; die beiden Bratöfen und die Wand dahinter mussten neu
aufgebaut werden.

Den 31. December um vier Uhr wurde das Haus über unseren
Köpfen gerüttelt dass alle Balken krachten und wir schleunigst hin-
aussprangen. -- Eine Stunde später schrie wieder Jemand, es brenne;
das ganze Haus wurde tumultuarisch durchsucht; -- niemand wusste
wer zuerst gerufen und den blinden Lärm veranlasst hatte. Es
war als sollten unsere Nerven auf die Anspannung der nächsten

Feuer, Sturm, Erdbeben. IX.

Beim Abschied der Bunyo’s fragte Graf Eulenburg nach dem
Befinden des Hori Oribe-no-kami und erbot sich ihm einen Arzt zu
schicken. Muragaki dankte sehr verbindlich: sein College sei ge-
fährlich krank und habe wenig Aussicht auf Genesung; sollte noch
Rettung möglich sein, so werde man den ärztlichen Beistand gern
annehmen. Hori Oribe war damals längst begraben.

Wir sollten das alte Jahr noch ächt japanisch beschliessen,
mit Feuer, Sturm und Erdbeben. Den 30. Abends gegen zehn erhob
sich in Akabane plötzlich ein grosser Tumult; draussen schlug man
Feuerlärm. Die Köche hatten die Bratöfen zu stark geheizt; dadurch
gerieth die aus Mörtel, Stroh und Bambus gebaute Hinterwand der
Küche in Brand, und die Gluth der Esse brachte auch die Dach-
balken zum Glimmen. Das ganze Haus war voll Rauch, man packte
schnell die wichtigsten Papiere zusammen und ging dann an das
Löschen. Einige Spritzen waren gleich zur Hand, unsere Leute
und die Japaner schon in voller Thätigkeit. Das Küchendach sass
dicht voll Menschen welche einander die Eimer zureichten um die
Essen von oben zu kühlen, und dabei selbst von den unten aufge-
stellten Spritzen mit reichlichen Strahlen überfluthet wurden. Das
Feuer war bald ausgegossen und die Löschenden stiegen nicht an-
gesengt, aber pudelnass und triefend herunter. Wir kamen mit dem
Schreck und einer kleinen Erpressung davon; denn kaum war der
Brand gelöscht, so erschien auch der japanische Haus-Dolmetscher
bei dem Legationssecretär mit der Anzeige, dass etwa dreissig Ja-
paner, — Hausdiener, Betto’s, Arbeiter — Hülfe geleistet und
»sehr viel Noth gelitten hätten«. Der englische Gesandte habe nach
dem Feuer in To-džen-dži jedem Japaner einen Itsibu geschenkt
und das Gesinde von Akabane würde sehr dankbar sein, wenn Graf
Eulenburg ein Gleiches thäte, »only if you like it«, wie er höflich
hinzusetzte. — Sie wären natürlich auch ohne Mahnung für ihren
Eifer belohnt worden. — Der Schaden am Küchendache war nur
gering; die beiden Bratöfen und die Wand dahinter mussten neu
aufgebaut werden.

Den 31. December um vier Uhr wurde das Haus über unseren
Köpfen gerüttelt dass alle Balken krachten und wir schleunigst hin-
aussprangen. — Eine Stunde später schrie wieder Jemand, es brenne;
das ganze Haus wurde tumultuarisch durchsucht; — niemand wusste
wer zuerst gerufen und den blinden Lärm veranlasst hatte. Es
war als sollten unsere Nerven auf die Anspannung der nächsten

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[136/0156] Feuer, Sturm, Erdbeben. IX. Beim Abschied der Bunyo’s fragte Graf Eulenburg nach dem Befinden des Hori Oribe-no-kami und erbot sich ihm einen Arzt zu schicken. Muragaki dankte sehr verbindlich: sein College sei ge- fährlich krank und habe wenig Aussicht auf Genesung; sollte noch Rettung möglich sein, so werde man den ärztlichen Beistand gern annehmen. Hori Oribe war damals längst begraben. Wir sollten das alte Jahr noch ächt japanisch beschliessen, mit Feuer, Sturm und Erdbeben. Den 30. Abends gegen zehn erhob sich in Akabane plötzlich ein grosser Tumult; draussen schlug man Feuerlärm. Die Köche hatten die Bratöfen zu stark geheizt; dadurch gerieth die aus Mörtel, Stroh und Bambus gebaute Hinterwand der Küche in Brand, und die Gluth der Esse brachte auch die Dach- balken zum Glimmen. Das ganze Haus war voll Rauch, man packte schnell die wichtigsten Papiere zusammen und ging dann an das Löschen. Einige Spritzen waren gleich zur Hand, unsere Leute und die Japaner schon in voller Thätigkeit. Das Küchendach sass dicht voll Menschen welche einander die Eimer zureichten um die Essen von oben zu kühlen, und dabei selbst von den unten aufge- stellten Spritzen mit reichlichen Strahlen überfluthet wurden. Das Feuer war bald ausgegossen und die Löschenden stiegen nicht an- gesengt, aber pudelnass und triefend herunter. Wir kamen mit dem Schreck und einer kleinen Erpressung davon; denn kaum war der Brand gelöscht, so erschien auch der japanische Haus-Dolmetscher bei dem Legationssecretär mit der Anzeige, dass etwa dreissig Ja- paner, — Hausdiener, Betto’s, Arbeiter — Hülfe geleistet und »sehr viel Noth gelitten hätten«. Der englische Gesandte habe nach dem Feuer in To-džen-dži jedem Japaner einen Itsibu geschenkt und das Gesinde von Akabane würde sehr dankbar sein, wenn Graf Eulenburg ein Gleiches thäte, »only if you like it«, wie er höflich hinzusetzte. — Sie wären natürlich auch ohne Mahnung für ihren Eifer belohnt worden. — Der Schaden am Küchendache war nur gering; die beiden Bratöfen und die Wand dahinter mussten neu aufgebaut werden. Den 31. December um vier Uhr wurde das Haus über unseren Köpfen gerüttelt dass alle Balken krachten und wir schleunigst hin- aussprangen. — Eine Stunde später schrie wieder Jemand, es brenne; das ganze Haus wurde tumultuarisch durchsucht; — niemand wusste wer zuerst gerufen und den blinden Lärm veranlasst hatte. Es war als sollten unsere Nerven auf die Anspannung der nächsten

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/156>, abgerufen am 23.11.2024.