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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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IX. Besuche. -- Hydrographische Arbeiten.
nicht wie zu Hause Schluck für Schluck, sondern fassweise auf-
gestapelt in mehrwöchentlichen Zeitungsstössen erhielten; -- und das
wichtige Stück ostasiatischer Geschichte, das sich eben in unserer
Nähe abgewickelt hatte, ward zur verkörperten Anschauung durch
die anziehende Berührung mit Persönlichkeiten, welche in diesem
Drama die ersten Rollen spielten. -- Es gab die Fülle europäischer
Besuche. Zu Anfang des Monats war Herr Harkort, damals Chef
eines der ersten deutschen Handlungshäuser in Shanghai, welcher
viel Bemerkenswerthes über China mitzutheilen wusste, einige Tage
lang Gast des Gesandten in Akabane. Den 14. traf der niederlän-
dische General-Consul Herr De Witt mit der Kriegsbrigg Cachelot
von Nangasaki ein. Den 18. kam der Oberbefehlshaber der eng-
lischen Armee in China, Sir Hope Grant mit Lady Grant und seinem
Stabe, den 23. die französischen Kriegsschiffe Renommee und Monge
mit dem Vice-Admiral Page, der in Kanagava Herrn von Bellecourt
aufgenommen hatte und mit ihm in Yeddo sehr feierlich landete.
Einhundertfunfzig bewaffnete Matrosen geleiteten die Herren vom
Landungsplatze nach Sakaidzi, dem Sitze der Gesandtschaft. -- Dann
endlich langte Rear-Admiral Jones mit einem Theile des englischen
Geschwaders an, so dass eine ganze Flotte preussischer, englischer,
französischer und holländischer Kriegsschiffe im Golfe von Yeddo
versammelt war.

Von den preussischen Schiffen lag gewöhnlich das eine vor
der Hauptstadt, das andere vor Yokuhama. Die Unzulänglichkeit
der Karten dieser Gewässer veranlasste den Chef des preussischen
Geschwaders zu Anordnung ausgedehnter hydrographischer Arbeiten,
welche unter Leitung der Marine-Officiere Herren von Schleinitz
und Butterlin mehrere Monate hindurch mit grossem Eifer betrieben
wurden. Genaue astronomische Ortsbestimmungen an der Küste
bildeten den Ausgangspunct der Aufnahmen, die sich auf den ganzen
inneren Golf und die Einfahrt in denselben bis südlich von Cap
Kamisaki
erstreckten. Viele hunderte von Peilungen und Lothungen,
welche zum Theil unter grossen Beschwerden von Wind und Wetter
ausgeführt wurden, setzten Lieutenant Butterlin in Stand, die Küsten-
linie und die Meerestiefe aller Theile dieser Gewässer mit grosser
Genauigkeit niederzulegen und eine Seekarte davon zu entwerfen,
welche nach Rückkehr des Geschwaders von der königlichen Admi-
ralität publicirt worden ist. Um auch den östlichsten Yeddo gegen-
überliegenden Winkel des Golfes in den Bereich dieser Aufnahmen

IX. Besuche. — Hydrographische Arbeiten.
nicht wie zu Hause Schluck für Schluck, sondern fassweise auf-
gestapelt in mehrwöchentlichen Zeitungsstössen erhielten; — und das
wichtige Stück ostasiatischer Geschichte, das sich eben in unserer
Nähe abgewickelt hatte, ward zur verkörperten Anschauung durch
die anziehende Berührung mit Persönlichkeiten, welche in diesem
Drama die ersten Rollen spielten. — Es gab die Fülle europäischer
Besuche. Zu Anfang des Monats war Herr Harkort, damals Chef
eines der ersten deutschen Handlungshäuser in Shanghaï, welcher
viel Bemerkenswerthes über China mitzutheilen wusste, einige Tage
lang Gast des Gesandten in Akabane. Den 14. traf der niederlän-
dische General-Consul Herr De Witt mit der Kriegsbrigg Cachelot
von Naṅgasaki ein. Den 18. kam der Oberbefehlshaber der eng-
lischen Armee in China, Sir Hope Grant mit Lady Grant und seinem
Stabe, den 23. die französischen Kriegsschiffe Renommée und Monge
mit dem Vice-Admiral Page, der in Kanagava Herrn von Bellecourt
aufgenommen hatte und mit ihm in Yeddo sehr feierlich landete.
Einhundertfunfzig bewaffnete Matrosen geleiteten die Herren vom
Landungsplatze nach Sakaidži, dem Sitze der Gesandtschaft. — Dann
endlich langte Rear-Admiral Jones mit einem Theile des englischen
Geschwaders an, so dass eine ganze Flotte preussischer, englischer,
französischer und holländischer Kriegsschiffe im Golfe von Yeddo
versammelt war.

Von den preussischen Schiffen lag gewöhnlich das eine vor
der Hauptstadt, das andere vor Yokuhama. Die Unzulänglichkeit
der Karten dieser Gewässer veranlasste den Chef des preussischen
Geschwaders zu Anordnung ausgedehnter hydrographischer Arbeiten,
welche unter Leitung der Marine-Officiere Herren von Schleinitz
und Butterlin mehrere Monate hindurch mit grossem Eifer betrieben
wurden. Genaue astronomische Ortsbestimmungen an der Küste
bildeten den Ausgangspunct der Aufnahmen, die sich auf den ganzen
inneren Golf und die Einfahrt in denselben bis südlich von Cap
Kamisaki
erstreckten. Viele hunderte von Peilungen und Lothungen,
welche zum Theil unter grossen Beschwerden von Wind und Wetter
ausgeführt wurden, setzten Lieutenant Butterlin in Stand, die Küsten-
linie und die Meerestiefe aller Theile dieser Gewässer mit grosser
Genauigkeit niederzulegen und eine Seekarte davon zu entwerfen,
welche nach Rückkehr des Geschwaders von der königlichen Admi-
ralität publicirt worden ist. Um auch den östlichsten Yeddo gegen-
überliegenden Winkel des Golfes in den Bereich dieser Aufnahmen

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[119/0139] IX. Besuche. — Hydrographische Arbeiten. nicht wie zu Hause Schluck für Schluck, sondern fassweise auf- gestapelt in mehrwöchentlichen Zeitungsstössen erhielten; — und das wichtige Stück ostasiatischer Geschichte, das sich eben in unserer Nähe abgewickelt hatte, ward zur verkörperten Anschauung durch die anziehende Berührung mit Persönlichkeiten, welche in diesem Drama die ersten Rollen spielten. — Es gab die Fülle europäischer Besuche. Zu Anfang des Monats war Herr Harkort, damals Chef eines der ersten deutschen Handlungshäuser in Shanghaï, welcher viel Bemerkenswerthes über China mitzutheilen wusste, einige Tage lang Gast des Gesandten in Akabane. Den 14. traf der niederlän- dische General-Consul Herr De Witt mit der Kriegsbrigg Cachelot von Naṅgasaki ein. Den 18. kam der Oberbefehlshaber der eng- lischen Armee in China, Sir Hope Grant mit Lady Grant und seinem Stabe, den 23. die französischen Kriegsschiffe Renommée und Monge mit dem Vice-Admiral Page, der in Kanagava Herrn von Bellecourt aufgenommen hatte und mit ihm in Yeddo sehr feierlich landete. Einhundertfunfzig bewaffnete Matrosen geleiteten die Herren vom Landungsplatze nach Sakaidži, dem Sitze der Gesandtschaft. — Dann endlich langte Rear-Admiral Jones mit einem Theile des englischen Geschwaders an, so dass eine ganze Flotte preussischer, englischer, französischer und holländischer Kriegsschiffe im Golfe von Yeddo versammelt war. Von den preussischen Schiffen lag gewöhnlich das eine vor der Hauptstadt, das andere vor Yokuhama. Die Unzulänglichkeit der Karten dieser Gewässer veranlasste den Chef des preussischen Geschwaders zu Anordnung ausgedehnter hydrographischer Arbeiten, welche unter Leitung der Marine-Officiere Herren von Schleinitz und Butterlin mehrere Monate hindurch mit grossem Eifer betrieben wurden. Genaue astronomische Ortsbestimmungen an der Küste bildeten den Ausgangspunct der Aufnahmen, die sich auf den ganzen inneren Golf und die Einfahrt in denselben bis südlich von Cap Kamisaki erstreckten. Viele hunderte von Peilungen und Lothungen, welche zum Theil unter grossen Beschwerden von Wind und Wetter ausgeführt wurden, setzten Lieutenant Butterlin in Stand, die Küsten- linie und die Meerestiefe aller Theile dieser Gewässer mit grosser Genauigkeit niederzulegen und eine Seekarte davon zu entwerfen, welche nach Rückkehr des Geschwaders von der königlichen Admi- ralität publicirt worden ist. Um auch den östlichsten Yeddo gegen- überliegenden Winkel des Golfes in den Bereich dieser Aufnahmen

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/139>, abgerufen am 24.11.2024.