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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Ausflug. Abende in Akabane. IX.
Fluth übergossen. Er verschwand natürlich aus dem Gefolge, stellte
sich aber bald, rein gewaschen und in der besten Laune, in Akabane
wieder ein, und war nicht wenig erfreut als der Gesandte, der sich
als intellectuellen Urheber des Missgeschickes ansah, den Schaden
an seinen Staatsgewändern gut machte. Lächerlicher Weise begegnete
ein gleiches Unglück an einer anderen Stelle der Strasse dem Photo-
graphen der Expedition, einem ungeübten Reiter, dessen Pferd auf
dem Heimwege mit ihm durchging. -- Nach Akabane zurückgekehrt
hatten wir die unverhoffte Freude Briefe aus der Heimath vorzufinden,
nachdem uns den Tag vorher das Eintreffen eines nur Zeitungen ent-
haltenden Packetes bitter getäuscht. Beide Sendungen kamen mit
dem englischen Kriegsschiff Pioneer an. -- Es war ein froher,
festlicher Tag, trotz dem übelen Geruch in den er sich setzte.

Wir waren in Akabane den ganzen Monat durch in der heiter-
sten, oft in ausgelassener Stimmung. Die allseitige Verehrung für
unseren Chef, die, im Stillen wachsend, sich bei dem frohen Feste
des 1. December Luft gemacht hatte, seine eigene heitere Laune
und eingehende Theilnahme an der Person und den Bestrebungen
aller seiner Begleiter, die guten Aussichten auf diplomatischen Erfolg,
für Manche, die in Yeddo nicht hinreichend beschäftigt waren oder
Heimweh hatten, die Aussicht der Abreise, die ja ein Schritt zur
Heimkehr war, die vielen Briefe aus der Heimath, -- wir erhielten
am Weihnachtstage und abermals am 27. und am 30. December
Posten, -- das frohe erinnerungsreiche Fest und die stärkende Win-
terluft wirkten belebend auf alle Gemüther. Die langen Abende
beschwerten uns wenig; man versammelte sich nach Tisch in den
Empfangsräumen des Gesandten, wo auch Heusken selten fehlte;
häufig wurde der grosse Plan von Yeddo vorgeholt, der so genau
und ausführlich ist, dass wir unsere Wege Strasse für Strasse
darauf verfolgen konnten; man machte Pläne zu neuen Ausflügen
um die ungeheure Stadt nach allen Richtungen kennen zu lernen,
theilte sich die Erlebnisse des Tages mit, oder zeigte einander und
verglich die Einkäufe, welche bei der Mannichfaltigkeit der Landes-
producte bis zuletzt grosses Interesse behielten. Namentlich kamen
immer schönere Stücke kunstreicher Metallarbeit zum Vorschein,
nach denen Einige mit zunehmender Localkenntniss die entferntesten
Kaufläden fast leidenschaftlich durchsuchten. -- Unsere Politiker
bewegten lebhaft die Ereignisse in Italien und die wachsende Span-
nung der amerikanischen Staaten, bedeutsame Neuigkeiten, die wir

Ausflug. Abende in Akabane. IX.
Fluth übergossen. Er verschwand natürlich aus dem Gefolge, stellte
sich aber bald, rein gewaschen und in der besten Laune, in Akabane
wieder ein, und war nicht wenig erfreut als der Gesandte, der sich
als intellectuellen Urheber des Missgeschickes ansah, den Schaden
an seinen Staatsgewändern gut machte. Lächerlicher Weise begegnete
ein gleiches Unglück an einer anderen Stelle der Strasse dem Photo-
graphen der Expedition, einem ungeübten Reiter, dessen Pferd auf
dem Heimwege mit ihm durchging. — Nach Akabane zurückgekehrt
hatten wir die unverhoffte Freude Briefe aus der Heimath vorzufinden,
nachdem uns den Tag vorher das Eintreffen eines nur Zeitungen ent-
haltenden Packetes bitter getäuscht. Beide Sendungen kamen mit
dem englischen Kriegsschiff Pioneer an. — Es war ein froher,
festlicher Tag, trotz dem übelen Geruch in den er sich setzte.

Wir waren in Akabane den ganzen Monat durch in der heiter-
sten, oft in ausgelassener Stimmung. Die allseitige Verehrung für
unseren Chef, die, im Stillen wachsend, sich bei dem frohen Feste
des 1. December Luft gemacht hatte, seine eigene heitere Laune
und eingehende Theilnahme an der Person und den Bestrebungen
aller seiner Begleiter, die guten Aussichten auf diplomatischen Erfolg,
für Manche, die in Yeddo nicht hinreichend beschäftigt waren oder
Heimweh hatten, die Aussicht der Abreise, die ja ein Schritt zur
Heimkehr war, die vielen Briefe aus der Heimath, — wir erhielten
am Weihnachtstage und abermals am 27. und am 30. December
Posten, — das frohe erinnerungsreiche Fest und die stärkende Win-
terluft wirkten belebend auf alle Gemüther. Die langen Abende
beschwerten uns wenig; man versammelte sich nach Tisch in den
Empfangsräumen des Gesandten, wo auch Heusken selten fehlte;
häufig wurde der grosse Plan von Yeddo vorgeholt, der so genau
und ausführlich ist, dass wir unsere Wege Strasse für Strasse
darauf verfolgen konnten; man machte Pläne zu neuen Ausflügen
um die ungeheure Stadt nach allen Richtungen kennen zu lernen,
theilte sich die Erlebnisse des Tages mit, oder zeigte einander und
verglich die Einkäufe, welche bei der Mannichfaltigkeit der Landes-
producte bis zuletzt grosses Interesse behielten. Namentlich kamen
immer schönere Stücke kunstreicher Metallarbeit zum Vorschein,
nach denen Einige mit zunehmender Localkenntniss die entferntesten
Kaufläden fast leidenschaftlich durchsuchten. — Unsere Politiker
bewegten lebhaft die Ereignisse in Italien und die wachsende Span-
nung der amerikanischen Staaten, bedeutsame Neuigkeiten, die wir

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[118/0138] Ausflug. Abende in Akabane. IX. Fluth übergossen. Er verschwand natürlich aus dem Gefolge, stellte sich aber bald, rein gewaschen und in der besten Laune, in Akabane wieder ein, und war nicht wenig erfreut als der Gesandte, der sich als intellectuellen Urheber des Missgeschickes ansah, den Schaden an seinen Staatsgewändern gut machte. Lächerlicher Weise begegnete ein gleiches Unglück an einer anderen Stelle der Strasse dem Photo- graphen der Expedition, einem ungeübten Reiter, dessen Pferd auf dem Heimwege mit ihm durchging. — Nach Akabane zurückgekehrt hatten wir die unverhoffte Freude Briefe aus der Heimath vorzufinden, nachdem uns den Tag vorher das Eintreffen eines nur Zeitungen ent- haltenden Packetes bitter getäuscht. Beide Sendungen kamen mit dem englischen Kriegsschiff Pioneer an. — Es war ein froher, festlicher Tag, trotz dem übelen Geruch in den er sich setzte. Wir waren in Akabane den ganzen Monat durch in der heiter- sten, oft in ausgelassener Stimmung. Die allseitige Verehrung für unseren Chef, die, im Stillen wachsend, sich bei dem frohen Feste des 1. December Luft gemacht hatte, seine eigene heitere Laune und eingehende Theilnahme an der Person und den Bestrebungen aller seiner Begleiter, die guten Aussichten auf diplomatischen Erfolg, für Manche, die in Yeddo nicht hinreichend beschäftigt waren oder Heimweh hatten, die Aussicht der Abreise, die ja ein Schritt zur Heimkehr war, die vielen Briefe aus der Heimath, — wir erhielten am Weihnachtstage und abermals am 27. und am 30. December Posten, — das frohe erinnerungsreiche Fest und die stärkende Win- terluft wirkten belebend auf alle Gemüther. Die langen Abende beschwerten uns wenig; man versammelte sich nach Tisch in den Empfangsräumen des Gesandten, wo auch Heusken selten fehlte; häufig wurde der grosse Plan von Yeddo vorgeholt, der so genau und ausführlich ist, dass wir unsere Wege Strasse für Strasse darauf verfolgen konnten; man machte Pläne zu neuen Ausflügen um die ungeheure Stadt nach allen Richtungen kennen zu lernen, theilte sich die Erlebnisse des Tages mit, oder zeigte einander und verglich die Einkäufe, welche bei der Mannichfaltigkeit der Landes- producte bis zuletzt grosses Interesse behielten. Namentlich kamen immer schönere Stücke kunstreicher Metallarbeit zum Vorschein, nach denen Einige mit zunehmender Localkenntniss die entferntesten Kaufläden fast leidenschaftlich durchsuchten. — Unsere Politiker bewegten lebhaft die Ereignisse in Italien und die wachsende Span- nung der amerikanischen Staaten, bedeutsame Neuigkeiten, die wir

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/138>, abgerufen am 24.11.2024.