Bolzen an die Schiffswand befestigt, welche, da Eisen in Berührung mit Kupfer sich rasch verzehrt, keine Sicherheit gewähren. Von zwölf Bolzen waren zehn gänzlich verschwunden, die beiden letzten hielten, einen Viertelzoll stark, die Röhre nur noch nothdürftig. Brachen auch diese auf See, so musste das Schiff sich unfehlbar mit Wasser füllen und sinken. Die Ausbesserung ging schnell von statten; schon nach vierzehn Tagen war die Corvette wieder seefertig.
Am 27. November erlebten wir grosse Freude durch die Ankunft unserer Briefpackete aus der Heimath; sie hatten endlich, nachdem wir seit Singapore, also fast vier Monate lang ohne directe Nachrichten geblieben waren, ihren Weg nach Nangasaki gefunden, und wurden von dort auf Ersuchen des Gesandten durch einen Boten nach Yeddo befördert. Der Jubel war allgemein; man hatte einander Tage lang alles Mögliche zu erzählen und Zeitungen voll- auf. -- Ein anderes Freudenfest wurde am 1. December in Akabane begangen, das fünfundzwanzigjährige Dienstjubiläum unseres ver- ehrten Gesandten. Wir hatten ihm eine kleine Ueberraschung dazu vorbereitet, auch die Commandanten der Arkona und Thetis kamen nach Yeddo, und man verlebte den Tag in der heitersten Stimmung. Graf Eulenburg glaubte sich durchaus nicht entdeckt und war von den warmen Glückwünschen seiner Verehrer sehr überrascht; wir blieben bis spät in die Nacht bei ihm zusammen.
Für unsere Beziehungen zu den japanischen Behörden war es wenig förderlich, dass Sakai Oki-no-kami Anfang November von seinem Posten in der Abtheilung des Auswärtigen abberufen und im Departement der Finanzen angestellt wurde; seine joviale Unbefan- genheit machte ihn dem Gesandten immer zu einem angenehmen Gast und erleichterte wesentlich die Geschäfte. Man sah seine Versetzung, obgleich sie nach dem japanischen Schematismus eine Beförderung war, doch als einen milden Act der Ungnade an, denn die Stellung der Bunyo's des Auswärtigen gilt für die ehrenvollste. Vielleicht hatten Sakai's Vorgesetzte, denen natürlich alle bei den Zusammenkünften in Akabane geführten Reden Wort für Wort hinterbracht wurden, sein expansives Wesen und den vertraulichen Verkehr mit den Fremden übel empfunden, und entfernten ihn des- halb vom preussischen Gesandten. Schon am 2. November wurde seine Versetzung amtlich angezeigt; sein Nachfolger Misogutsi Sanuki-no-kami, der früher als Gouverneur von Uraga und auch in
VII. Jubiläum. Die Bunyo’s.
Bolzen an die Schiffswand befestigt, welche, da Eisen in Berührung mit Kupfer sich rasch verzehrt, keine Sicherheit gewähren. Von zwölf Bolzen waren zehn gänzlich verschwunden, die beiden letzten hielten, einen Viertelzoll stark, die Röhre nur noch nothdürftig. Brachen auch diese auf See, so musste das Schiff sich unfehlbar mit Wasser füllen und sinken. Die Ausbesserung ging schnell von statten; schon nach vierzehn Tagen war die Corvette wieder seefertig.
Am 27. November erlebten wir grosse Freude durch die Ankunft unserer Briefpackete aus der Heimath; sie hatten endlich, nachdem wir seit Singapore, also fast vier Monate lang ohne directe Nachrichten geblieben waren, ihren Weg nach Naṅgasaki gefunden, und wurden von dort auf Ersuchen des Gesandten durch einen Boten nach Yeddo befördert. Der Jubel war allgemein; man hatte einander Tage lang alles Mögliche zu erzählen und Zeitungen voll- auf. — Ein anderes Freudenfest wurde am 1. December in Akabane begangen, das fünfundzwanzigjährige Dienstjubiläum unseres ver- ehrten Gesandten. Wir hatten ihm eine kleine Ueberraschung dazu vorbereitet, auch die Commandanten der Arkona und Thetis kamen nach Yeddo, und man verlebte den Tag in der heitersten Stimmung. Graf Eulenburg glaubte sich durchaus nicht entdeckt und war von den warmen Glückwünschen seiner Verehrer sehr überrascht; wir blieben bis spät in die Nacht bei ihm zusammen.
Für unsere Beziehungen zu den japanischen Behörden war es wenig förderlich, dass Sakaï Oki-no-kami Anfang November von seinem Posten in der Abtheilung des Auswärtigen abberufen und im Departement der Finanzen angestellt wurde; seine joviale Unbefan- genheit machte ihn dem Gesandten immer zu einem angenehmen Gast und erleichterte wesentlich die Geschäfte. Man sah seine Versetzung, obgleich sie nach dem japanischen Schematismus eine Beförderung war, doch als einen milden Act der Ungnade an, denn die Stellung der Bunyo’s des Auswärtigen gilt für die ehrenvollste. Vielleicht hatten Sakaï’s Vorgesetzte, denen natürlich alle bei den Zusammenkünften in Akabane geführten Reden Wort für Wort hinterbracht wurden, sein expansives Wesen und den vertraulichen Verkehr mit den Fremden übel empfunden, und entfernten ihn des- halb vom preussischen Gesandten. Schon am 2. November wurde seine Versetzung amtlich angezeigt; sein Nachfolger Misogutši Sanuki-no-kami, der früher als Gouverneur von Uraga und auch in
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VII. Jubiläum. Die Bunyo’s.
Bolzen an die Schiffswand befestigt, welche, da Eisen in Berührung
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zwölf Bolzen waren zehn gänzlich verschwunden, die beiden letzten
hielten, einen Viertelzoll stark, die Röhre nur noch nothdürftig.
Brachen auch diese auf See, so musste das Schiff sich unfehlbar
mit Wasser füllen und sinken. Die Ausbesserung ging schnell von
statten; schon nach vierzehn Tagen war die Corvette wieder
seefertig.
Am 27. November erlebten wir grosse Freude durch die
Ankunft unserer Briefpackete aus der Heimath; sie hatten endlich,
nachdem wir seit Singapore, also fast vier Monate lang ohne directe
Nachrichten geblieben waren, ihren Weg nach Naṅgasaki gefunden,
und wurden von dort auf Ersuchen des Gesandten durch einen
Boten nach Yeddo befördert. Der Jubel war allgemein; man hatte
einander Tage lang alles Mögliche zu erzählen und Zeitungen voll-
auf. — Ein anderes Freudenfest wurde am 1. December in Akabane
begangen, das fünfundzwanzigjährige Dienstjubiläum unseres ver-
ehrten Gesandten. Wir hatten ihm eine kleine Ueberraschung
dazu vorbereitet, auch die Commandanten der Arkona und Thetis
kamen nach Yeddo, und man verlebte den Tag in der heitersten
Stimmung. Graf Eulenburg glaubte sich durchaus nicht entdeckt
und war von den warmen Glückwünschen seiner Verehrer sehr
überrascht; wir blieben bis spät in die Nacht bei ihm zusammen.
Für unsere Beziehungen zu den japanischen Behörden war
es wenig förderlich, dass Sakaï Oki-no-kami Anfang November von
seinem Posten in der Abtheilung des Auswärtigen abberufen und im
Departement der Finanzen angestellt wurde; seine joviale Unbefan-
genheit machte ihn dem Gesandten immer zu einem angenehmen
Gast und erleichterte wesentlich die Geschäfte. Man sah seine
Versetzung, obgleich sie nach dem japanischen Schematismus eine
Beförderung war, doch als einen milden Act der Ungnade an, denn
die Stellung der Bunyo’s des Auswärtigen gilt für die ehrenvollste.
Vielleicht hatten Sakaï’s Vorgesetzte, denen natürlich alle bei den
Zusammenkünften in Akabane geführten Reden Wort für Wort
hinterbracht wurden, sein expansives Wesen und den vertraulichen
Verkehr mit den Fremden übel empfunden, und entfernten ihn des-
halb vom preussischen Gesandten. Schon am 2. November wurde
seine Versetzung amtlich angezeigt; sein Nachfolger Misogutši
Sanuki-no-kami, der früher als Gouverneur von Uraga und auch in
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/121>, abgerufen am 16.02.2025.
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