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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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VII. Rückkehr der Japaner aus Amerika.
practischen Wissbegierde; selbst die Zeitungen bewunderten ihr
gleichmässiges würdiges Benehmen und äusserten grosse Genugthuung,
als man endlich anfing sie als "Gentlemen", nicht wie wilde Thiere
zu behandeln, und vor den Zudringlichkeiten des Pöbels zu schützen.
Sie müssen bei dieser ersten Berührung aber sonderbare Begriffe
von der westlichen Civilisation bekommen haben; so erzählten die
Officiere des Niagara, dass bei dem von der Stadt New-York zu
Ehren der Japaner gegebenen Balle viele für die Municipalbeamten
reservirten Billets von diesen zu colossalen Preisen verkauft worden
seien; dadurch erhielten Damen von sehr zweifelhaftem Rufe Einlass
und die Gesandten wurden Zeugen der unanständigsten Auftritte.
Sie äusserten bei ihrer Rückkehr die grösste Bewunderung für den
Reichthum, die Betriebsamkeit und Erfindungen der Amerikaner,
meinten aber, deren Sitten und Anschauungen seien von ihren
eigenen so grundverschieden, dass an näheren Verkehr beider
Nationen gar nicht zu denken wäre. Die republicanische Staats-
verfassung war ihnen durchaus unbegreiflich, -- kein Wunder, da
seit Jahrhunderten alle historischen und politischen Werke des
Westens in Japan auf das strengste verpönt sind; sie redeten den
Präsidenten hartnäckig als kaiserliche Majestät an und konnten sich
in den Mangel an Etiquette und fürstlichem Pomp garnicht finden. --

Die amerikanische Regierung sowohl als viele Kaufleute und
Fabrikanten, welche ihrer Waare im Reiche der aufgehenden Sonne
Eingang zu verschaffen wünschten, hatten die Gesandten gradezu
mit werthvollen Gaben überschüttet; man rechnete an Bord des
Niagara die ihnen geschenkten Sachen auf dreihundert Tonnen
Gewicht, darunter ein kostbares Billard und viele andere Luxus-
Gegenstände. Für den Taikun kamen gezogene Geschütze, Maschinen
zur Fabrikation von Kugeln, Zündhütchen und Raketen, und der-
gleichen nützliche Dinge. Die Regierung hatte auch einen Officier
mitgeschickt, der als Lehrmeister im Gebrauche der Maschinen und
Geschütze dienen sollte, aber mit Höflichkeit und dem Bemerken
zurückgewiesen wurde, dass man sehr wohl damit umzugehen wisse.
Ebenso lehnte der Taikun die Einladung des Schiffscommandanten
ab, den Niagara zu besichtigen; -- es soll das grösste Kriegsschiff
der Welt sein. "Einem solchen Besuche", hiess es, "ständen zur
Zeit noch viele Schwierigkeiten" -- natürlich des Ceremoniels --
"im Wege; der Kaiser wolle aber gern anerkennen, dass der
Niagara ein grosses und schönes Schiff sei." Auch ein Ball, den

VII. Rückkehr der Japaner aus Amerika.
practischen Wissbegierde; selbst die Zeitungen bewunderten ihr
gleichmässiges würdiges Benehmen und äusserten grosse Genugthuung,
als man endlich anfing sie als »Gentlemen«, nicht wie wilde Thiere
zu behandeln, und vor den Zudringlichkeiten des Pöbels zu schützen.
Sie müssen bei dieser ersten Berührung aber sonderbare Begriffe
von der westlichen Civilisation bekommen haben; so erzählten die
Officiere des Niagara, dass bei dem von der Stadt New-York zu
Ehren der Japaner gegebenen Balle viele für die Municipalbeamten
reservirten Billets von diesen zu colossalen Preisen verkauft worden
seien; dadurch erhielten Damen von sehr zweifelhaftem Rufe Einlass
und die Gesandten wurden Zeugen der unanständigsten Auftritte.
Sie äusserten bei ihrer Rückkehr die grösste Bewunderung für den
Reichthum, die Betriebsamkeit und Erfindungen der Amerikaner,
meinten aber, deren Sitten und Anschauungen seien von ihren
eigenen so grundverschieden, dass an näheren Verkehr beider
Nationen gar nicht zu denken wäre. Die republicanische Staats-
verfassung war ihnen durchaus unbegreiflich, — kein Wunder, da
seit Jahrhunderten alle historischen und politischen Werke des
Westens in Japan auf das strengste verpönt sind; sie redeten den
Präsidenten hartnäckig als kaiserliche Majestät an und konnten sich
in den Mangel an Etiquette und fürstlichem Pomp garnicht finden. —

Die amerikanische Regierung sowohl als viele Kaufleute und
Fabrikanten, welche ihrer Waare im Reiche der aufgehenden Sonne
Eingang zu verschaffen wünschten, hatten die Gesandten gradezu
mit werthvollen Gaben überschüttet; man rechnete an Bord des
Niagara die ihnen geschenkten Sachen auf dreihundert Tonnen
Gewicht, darunter ein kostbares Billard und viele andere Luxus-
Gegenstände. Für den Taïkūn kamen gezogene Geschütze, Maschinen
zur Fabrikation von Kugeln, Zündhütchen und Raketen, und der-
gleichen nützliche Dinge. Die Regierung hatte auch einen Officier
mitgeschickt, der als Lehrmeister im Gebrauche der Maschinen und
Geschütze dienen sollte, aber mit Höflichkeit und dem Bemerken
zurückgewiesen wurde, dass man sehr wohl damit umzugehen wisse.
Ebenso lehnte der Taïkūn die Einladung des Schiffscommandanten
ab, den Niagara zu besichtigen; — es soll das grösste Kriegsschiff
der Welt sein. »Einem solchen Besuche«, hiess es, »ständen zur
Zeit noch viele Schwierigkeiten« — natürlich des Ceremoniels —
»im Wege; der Kaiser wolle aber gern anerkennen, dass der
Niagara ein grosses und schönes Schiff sei.« Auch ein Ball, den

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[89/0109] VII. Rückkehr der Japaner aus Amerika. practischen Wissbegierde; selbst die Zeitungen bewunderten ihr gleichmässiges würdiges Benehmen und äusserten grosse Genugthuung, als man endlich anfing sie als »Gentlemen«, nicht wie wilde Thiere zu behandeln, und vor den Zudringlichkeiten des Pöbels zu schützen. Sie müssen bei dieser ersten Berührung aber sonderbare Begriffe von der westlichen Civilisation bekommen haben; so erzählten die Officiere des Niagara, dass bei dem von der Stadt New-York zu Ehren der Japaner gegebenen Balle viele für die Municipalbeamten reservirten Billets von diesen zu colossalen Preisen verkauft worden seien; dadurch erhielten Damen von sehr zweifelhaftem Rufe Einlass und die Gesandten wurden Zeugen der unanständigsten Auftritte. Sie äusserten bei ihrer Rückkehr die grösste Bewunderung für den Reichthum, die Betriebsamkeit und Erfindungen der Amerikaner, meinten aber, deren Sitten und Anschauungen seien von ihren eigenen so grundverschieden, dass an näheren Verkehr beider Nationen gar nicht zu denken wäre. Die republicanische Staats- verfassung war ihnen durchaus unbegreiflich, — kein Wunder, da seit Jahrhunderten alle historischen und politischen Werke des Westens in Japan auf das strengste verpönt sind; sie redeten den Präsidenten hartnäckig als kaiserliche Majestät an und konnten sich in den Mangel an Etiquette und fürstlichem Pomp garnicht finden. — Die amerikanische Regierung sowohl als viele Kaufleute und Fabrikanten, welche ihrer Waare im Reiche der aufgehenden Sonne Eingang zu verschaffen wünschten, hatten die Gesandten gradezu mit werthvollen Gaben überschüttet; man rechnete an Bord des Niagara die ihnen geschenkten Sachen auf dreihundert Tonnen Gewicht, darunter ein kostbares Billard und viele andere Luxus- Gegenstände. Für den Taïkūn kamen gezogene Geschütze, Maschinen zur Fabrikation von Kugeln, Zündhütchen und Raketen, und der- gleichen nützliche Dinge. Die Regierung hatte auch einen Officier mitgeschickt, der als Lehrmeister im Gebrauche der Maschinen und Geschütze dienen sollte, aber mit Höflichkeit und dem Bemerken zurückgewiesen wurde, dass man sehr wohl damit umzugehen wisse. Ebenso lehnte der Taïkūn die Einladung des Schiffscommandanten ab, den Niagara zu besichtigen; — es soll das grösste Kriegsschiff der Welt sein. »Einem solchen Besuche«, hiess es, »ständen zur Zeit noch viele Schwierigkeiten« — natürlich des Ceremoniels — »im Wege; der Kaiser wolle aber gern anerkennen, dass der Niagara ein grosses und schönes Schiff sei.« Auch ein Ball, den

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/109>, abgerufen am 22.11.2024.