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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Begünstigung und Fortschritte des Christenthumes.
niemals förmlich verliehen worden zu sein, Taiko-sama aber war von
niederer Geburt und deshalb, nach japanischen Begriffen, keiner
Titel fähig, denn die Adoption ist nur unter Ebenbürtigen statthaft.
Ein Mitglied der Familie Fudsiwara verstand sich dennoch dazu,
ihm seinen Namen zu geben, und nun musste der Mikado den
Kuanbak absetzen und Taiko-Sama diesen Titel verleihen 70). Die
Annalen berichten dieses als etwas Unerhörtes, Schmachvolles,
allem Brauch und Herkommen Widerstrebendes: "man hatte nie
etwas Aehnliches erlebt, denn alle Kuanbak's vor ihm waren Fudsi-
wara
". Der Mikado verlieh Taiko-sama später den Familiennamen
Toyo-tomi und alle hohen Titel und Auszeichnungen seines Hofes,
wahrscheinlich auf Befehl, denn er hielt die Erbkaiser in gleicher
Abhängigkeit wie früher die Siogun's und die Regenten von Kama-
kura
pflegten.

Die Christen bildeten um 1582 schon eine starke Parthei im
Lande und Taiko-sama bewarb sich im Beginne seiner Herrschaft
eifrig um ihre Gunst. Sein früherer Mitfeldherr Taka-yama-Ukon
und andere angesehene Kriegshauptleute waren Christen: sie hul-
digten ihm jetzt mit den Fürsten von Bungo, Arima und Omura,
deren Beistand Taiko-sama zur schnellen Unterwerfung der übrigen
Landschaften von Kiusiu verhalf. Später nahm er dem Fürsten von
Omura das aufblühende Nangasaki fort und setzte seine Statthalter
dahin, um den einträglichen Einfuhrhandel der Portugiesen in seine
Hand zu bekommen. Er begünstigte den Fremdenverkehr auf jede
Weise und verlieh den Jesuiten Freibriefe im ganzen Lande zu
predigen, Freiheit für ihre Häuser von Einquartierung, der die
Klöster der Bonzen unterworfen waren, und Steuerfreiheit den
Lehnsfürsten gegenüber.

Unter so günstigen Verhältnissen hatte die Bekehrung einige
Zeit lang guten Fortgang, doch scheint der wachsende Einfluss der
Missionare den Herrscher beunruhigt zu haben. Er bedurfte, sobald
seine Macht befestigt war, der Christen nicht mehr, welche ihm jetzt
politisch gefährlich zu werden drohten. Im Jahre 1587 -- man zählte1587.
damals 200,000 Christen in Japan -- erschien plötzlich und den
Vätern sehr unerwartet ein Edict, das nach ihren eigenen Berichten
so lautete:


70) Seit Taiko-sama den Kuanbak-Titel trug, scheint er nicht wieder an die
Fudsi-wara gekommen zu sein; Kämpfer wenigstens sagt: Dieser Titel wird von dem
weltlichen Monarchen angenommen und dessen muthmaasslichem Reichserben ertheilt.

Begünstigung und Fortschritte des Christenthumes.
niemals förmlich verliehen worden zu sein, Taïko-sama aber war von
niederer Geburt und deshalb, nach japanischen Begriffen, keiner
Titel fähig, denn die Adoption ist nur unter Ebenbürtigen statthaft.
Ein Mitglied der Familie Fudsiwara verstand sich dennoch dazu,
ihm seinen Namen zu geben, und nun musste der Mikado den
Kuanbak absetzen und Taïko-Sama diesen Titel verleihen 70). Die
Annalen berichten dieses als etwas Unerhörtes, Schmachvolles,
allem Brauch und Herkommen Widerstrebendes: »man hatte nie
etwas Aehnliches erlebt, denn alle Kuanbak’s vor ihm waren Fudsi-
wara
«. Der Mikado verlieh Taïko-sama später den Familiennamen
Toyo-tomi und alle hohen Titel und Auszeichnungen seines Hofes,
wahrscheinlich auf Befehl, denn er hielt die Erbkaiser in gleicher
Abhängigkeit wie früher die Siogun’s und die Regenten von Kama-
kura
pflegten.

Die Christen bildeten um 1582 schon eine starke Parthei im
Lande und Taïko-sama bewarb sich im Beginne seiner Herrschaft
eifrig um ihre Gunst. Sein früherer Mitfeldherr Taka-yama-Ukon
und andere angesehene Kriegshauptleute waren Christen: sie hul-
digten ihm jetzt mit den Fürsten von Buṅgo, Arima und Omŭra,
deren Beistand Taïko-sama zur schnellen Unterwerfung der übrigen
Landschaften von Kiusiu verhalf. Später nahm er dem Fürsten von
Omŭra das aufblühende Naṅgasaki fort und setzte seine Statthalter
dahin, um den einträglichen Einfuhrhandel der Portugiesen in seine
Hand zu bekommen. Er begünstigte den Fremdenverkehr auf jede
Weise und verlieh den Jesuiten Freibriefe im ganzen Lande zu
predigen, Freiheit für ihre Häuser von Einquartierung, der die
Klöster der Bonzen unterworfen waren, und Steuerfreiheit den
Lehnsfürsten gegenüber.

Unter so günstigen Verhältnissen hatte die Bekehrung einige
Zeit lang guten Fortgang, doch scheint der wachsende Einfluss der
Missionare den Herrscher beunruhigt zu haben. Er bedurfte, sobald
seine Macht befestigt war, der Christen nicht mehr, welche ihm jetzt
politisch gefährlich zu werden drohten. Im Jahre 1587 — man zählte1587.
damals 200,000 Christen in Japan — erschien plötzlich und den
Vätern sehr unerwartet ein Edict, das nach ihren eigenen Berichten
so lautete:


70) Seit Taïko-sama den Kuanbak-Titel trug, scheint er nicht wieder an die
Fudsi-wara gekommen zu sein; Kämpfer wenigstens sagt: Dieser Titel wird von dem
weltlichen Monarchen angenommen und dessen muthmaasslichem Reichserben ertheilt.
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[61/0091] Begünstigung und Fortschritte des Christenthumes. niemals förmlich verliehen worden zu sein, Taïko-sama aber war von niederer Geburt und deshalb, nach japanischen Begriffen, keiner Titel fähig, denn die Adoption ist nur unter Ebenbürtigen statthaft. Ein Mitglied der Familie Fudsiwara verstand sich dennoch dazu, ihm seinen Namen zu geben, und nun musste der Mikado den Kuanbak absetzen und Taïko-Sama diesen Titel verleihen 70). Die Annalen berichten dieses als etwas Unerhörtes, Schmachvolles, allem Brauch und Herkommen Widerstrebendes: »man hatte nie etwas Aehnliches erlebt, denn alle Kuanbak’s vor ihm waren Fudsi- wara«. Der Mikado verlieh Taïko-sama später den Familiennamen Toyo-tomi und alle hohen Titel und Auszeichnungen seines Hofes, wahrscheinlich auf Befehl, denn er hielt die Erbkaiser in gleicher Abhängigkeit wie früher die Siogun’s und die Regenten von Kama- kura pflegten. Die Christen bildeten um 1582 schon eine starke Parthei im Lande und Taïko-sama bewarb sich im Beginne seiner Herrschaft eifrig um ihre Gunst. Sein früherer Mitfeldherr Taka-yama-Ukon und andere angesehene Kriegshauptleute waren Christen: sie hul- digten ihm jetzt mit den Fürsten von Buṅgo, Arima und Omŭra, deren Beistand Taïko-sama zur schnellen Unterwerfung der übrigen Landschaften von Kiusiu verhalf. Später nahm er dem Fürsten von Omŭra das aufblühende Naṅgasaki fort und setzte seine Statthalter dahin, um den einträglichen Einfuhrhandel der Portugiesen in seine Hand zu bekommen. Er begünstigte den Fremdenverkehr auf jede Weise und verlieh den Jesuiten Freibriefe im ganzen Lande zu predigen, Freiheit für ihre Häuser von Einquartierung, der die Klöster der Bonzen unterworfen waren, und Steuerfreiheit den Lehnsfürsten gegenüber. Unter so günstigen Verhältnissen hatte die Bekehrung einige Zeit lang guten Fortgang, doch scheint der wachsende Einfluss der Missionare den Herrscher beunruhigt zu haben. Er bedurfte, sobald seine Macht befestigt war, der Christen nicht mehr, welche ihm jetzt politisch gefährlich zu werden drohten. Im Jahre 1587 — man zählte damals 200,000 Christen in Japan — erschien plötzlich und den Vätern sehr unerwartet ein Edict, das nach ihren eigenen Berichten so lautete: 1587. 70) Seit Taïko-sama den Kuanbak-Titel trug, scheint er nicht wieder an die Fudsi-wara gekommen zu sein; Kämpfer wenigstens sagt: Dieser Titel wird von dem weltlichen Monarchen angenommen und dessen muthmaasslichem Reichserben ertheilt.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/91>, abgerufen am 27.11.2024.