[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.Taira-no-Nobu-nanga. -- Die Portugiesen. zu erringen. Bald hat die eine Familie die Oberhand, bald dieandere; das Land wird von allen Seiten gebrandschatzt, Morde und massenhafte Selbstentleibungen sind an der Tagesordnung. Im Jahre 1568 warf sich Yosi-aki, der vierzehnte Siogun Im Jahre 154351), also zur Zeit da das Ansehn der Central- 50) Seine Hauptstadt war Asutsia; dort häufte Nobu-nanga grosse Reichthümer an, baute, nach der Aussage der Jesuiten, sich selbst einen prächtigen Tempel und forderte göttliche Verehrung. 51) Man hat keinen Grund, dieses in den japanischen Quellen genannte Datum anzuzweifeln; es ist die einzige urkundliche Zeitbestimmung, die wir von diesem Ereigniss haben. Auch Siebold nimmt sie als richtig an, -- sagt aber freilich an einer anderen Stelle seines Werkes, offenbar auch auf japanische Quellen fussend, das erste "schwarze", d. h. europäische Schiff sei, geschichtlich erwiesen, im Jahre 1530 an die Küste von Bungo gekommen. Wahrscheinlich hatte dieser Besuch keine weiteren Folgen. 52) Die Namen der Abentheurer werden verschieden angegeben. Maffeus, dem
die meisten späteren Schriftsteller gefolgt sind, nennt sie Antonio Mota und Francisco Zeimoto, und lässt sie in einem portugiesischen Schiffe an die Küste der Landschaft Bungo (auf Kiusiu) verschlagen werden. In neuerer Zeit hat der Bericht des Fernan Mendez Pinto vielfach Glauben gefunden, der mit zwei Gefährten auf einer chinesi- schen Seeräuberdschunke nach der Insel Tanegasima getrieben zu sein vorgiebt; von da gelangt er nach Bungo. Man könnte glauben, dass beide Landungen unabhängig Taïra-no-Nobu-naṅga. — Die Portugiesen. zu erringen. Bald hat die eine Familie die Oberhand, bald dieandere; das Land wird von allen Seiten gebrandschatzt, Morde und massenhafte Selbstentleibungen sind an der Tagesordnung. Im Jahre 1568 warf sich Yosi-aki, der vierzehnte Siogun Im Jahre 154351), also zur Zeit da das Ansehn der Central- 50) Seine Hauptstadt war Asutsia; dort häufte Nobu-naṅga grosse Reichthümer an, baute, nach der Aussage der Jesuiten, sich selbst einen prächtigen Tempel und forderte göttliche Verehrung. 51) Man hat keinen Grund, dieses in den japanischen Quellen genannte Datum anzuzweifeln; es ist die einzige urkundliche Zeitbestimmung, die wir von diesem Ereigniss haben. Auch Siebold nimmt sie als richtig an, — sagt aber freilich an einer anderen Stelle seines Werkes, offenbar auch auf japanische Quellen fussend, das erste »schwarze«, d. h. europäische Schiff sei, geschichtlich erwiesen, im Jahre 1530 an die Küste von Buṅgo gekommen. Wahrscheinlich hatte dieser Besuch keine weiteren Folgen. 52) Die Namen der Abentheurer werden verschieden angegeben. Maffeus, dem
die meisten späteren Schriftsteller gefolgt sind, nennt sie Antonio Mota und Francisco Zeimoto, und lässt sie in einem portugiesischen Schiffe an die Küste der Landschaft Buṅgo (auf Kiusiu) verschlagen werden. In neuerer Zeit hat der Bericht des Fernan Mendez Pinto vielfach Glauben gefunden, der mit zwei Gefährten auf einer chinesi- schen Seeräuberdschunke nach der Insel Tanegasima getrieben zu sein vorgiebt; von da gelangt er nach Buṅgo. Man könnte glauben, dass beide Landungen unabhängig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0076" n="46"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/11894469X">Taïra-no-Nobu-naṅga</persName></hi>. — Die Portugiesen.</fw><lb/> zu erringen. 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Taïra-no-Nobu-naṅga. — Die Portugiesen.
zu erringen. Bald hat die eine Familie die Oberhand, bald die
andere; das Land wird von allen Seiten gebrandschatzt, Morde
und massenhafte Selbstentleibungen sind an der Tagesordnung.
Im Jahre 1568 warf sich Yosi-aki, der vierzehnte Siogun
aus dem Hause des Taka-udsi, dem Oda-no-Nobu-naṅga, einem
Sprössling der alten berühmten Familie Taïra, dem mächtigsten unter
den kämpfenden Häuptlingen, in die Arme. Dieser bezwang, unter-
stützt von Minamoto-no-Jyeyas, Fürsten von Mikawa, dem Stamm-
vater der jetzt regierenden Siogun-Dynastie, den grössten Theil des
Reiches. Er brach die Macht der übermüthigen Priester, die er,
ihre Tempel verwüstend, zu Tausenden abschlachten liess, und trat
überall mit durchschlagender Gewalt auf. Im Jahre 1574 entsetzt
er den gegen ihn conspirirenden Yosi-aki seiner Würde, lässt ihn
zum Priester scheeren und usurpirt die oberste Macht. — Dass
Nobu-naṅga selbst zum Siogun ernannt sei ist nirgend gesagt, doch
wird er in den Annalen zuweilen so bezeichnet. Seine Herrschaft
sollte von kurzer Dauer sein 50).
1574.
Im Jahre 1543 51), also zur Zeit da das Ansehn der Central-
Regierung am tiefsten gesunken war und der Krieg unter den Lehns-
fürsten am ärgsten wüthete, kamen die ersten Europäer nach Japan —
portugiesische Abentheurer, welche der Sturm nach Kiusiu verschlug.
Ueber ihre Namen 52) und die Art der ersten Berührung sind die
50) Seine Hauptstadt war Asutsia; dort häufte Nobu-naṅga grosse Reichthümer
an, baute, nach der Aussage der Jesuiten, sich selbst einen prächtigen Tempel und
forderte göttliche Verehrung.
51) Man hat keinen Grund, dieses in den japanischen Quellen genannte Datum
anzuzweifeln; es ist die einzige urkundliche Zeitbestimmung, die wir von diesem
Ereigniss haben. Auch Siebold nimmt sie als richtig an, — sagt aber freilich an
einer anderen Stelle seines Werkes, offenbar auch auf japanische Quellen fussend,
das erste »schwarze«, d. h. europäische Schiff sei, geschichtlich erwiesen, im Jahre
1530 an die Küste von Buṅgo gekommen. Wahrscheinlich hatte dieser Besuch keine
weiteren Folgen.
52) Die Namen der Abentheurer werden verschieden angegeben. Maffeus, dem
die meisten späteren Schriftsteller gefolgt sind, nennt sie Antonio Mota und Francisco
Zeimoto, und lässt sie in einem portugiesischen Schiffe an die Küste der Landschaft
Buṅgo (auf Kiusiu) verschlagen werden. In neuerer Zeit hat der Bericht des Fernan
Mendez Pinto vielfach Glauben gefunden, der mit zwei Gefährten auf einer chinesi-
schen Seeräuberdschunke nach der Insel Tanegasima getrieben zu sein vorgiebt; von
da gelangt er nach Buṅgo. Man könnte glauben, dass beide Landungen unabhängig
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